Читать книгу Herzturbulenzen - Josie Kju - Страница 8

Kapitel 1

Оглавление

Business as usual


Am nächsten Morgen bekamen wir ein tolles Frühstück bei Ellen und Leevi fragte sie sofort, ob wir eine weitere Nacht im Hotel bleiben dürften, weil er unbedingt das Nonnenbett ausprobieren wollte. Natürlich durften wir, aber es wurde eine recht unbequeme Nacht für ihn, da das Bett für einen einsdreiundneunzig großen Mann nicht lang genug war. Er fluchte lautstark, weil er sich nicht ausstrecken konnte, ohne seinen Kopf oder seine Füße anzustoßen. Mein armer Schatz, aber schließlich hatte er es so gewollt.

„Nächste Monate“, sagte Leevi, „wir werden arbeiten müssen really, really hard, aber ich habe schon gesagt bei A-Records, keine Termine für August. August wir machen Urlaub in Sommerhaus. Nur du und ich.“

„Wow, das kann ich dir noch nicht versprechen. Ich muss erst mal die dreißig Adressen abarbeiten, die Ellen mir gegeben hat.“

„Ah, wird schon klappen, ich bin ganz sicher“, meinte er zuversichtlich. Ferien im Sommerhaus, das klang wirklich verlockend. Ich würde es möglich machen, irgendwie.

*

Donnerstagvormittag rief mich Ellen ganz aufgeregt an. „Mona, bist du im Geschäft?“

„Ja, bin ich.“

„Hast du das Wochenblatt schon gelesen?“

„Nein, irgendwie vergessen mich die Austräger häufig, ich bekomme es nicht jede Woche. Heute habe ich noch keins gesehen.“

„Es ist ein großer Bericht von unserer Hoteleröffnung drin, ich komm mal schnell zu dir.“

Wenig später stand sie, ganz außer Atem, in meinem Laden. Ich begrüßte sie herzlich und drückte sie.

„Du bist ja abgehetzt, komm, setz dich erst mal.“ Ich schob sie auf das kleine Sofa.

„Hier“, sie hielt mir die Zeitung hin und ich schaute mir zunächst nur die Bilder an. Zum Artikel gehörte ein Bild von der Außenansicht des Hotels, eins von den Seewalds, mir und der Handwerkercrew und ein Bild von den Feierlichkeiten. Man sah Mirja, Daniel, Leevi und mich mit den anderen Schreinern und ihren Frauen am Tisch sitzen. Um Leevis Kopf war ein Kringel abgedruckt und unter dem Bild stand: „Finnischer Rock-Musiker in Seligenstadt! Was hatte Leevi Tervo von OneWay bei der Hoteleröffnung zu suchen? Die Band hat dort nicht gespielt, so viel konnten wir in Erfahrung bringen.“

„Reg dich nicht auf“, sagte Ellen, die jetzt wieder ruhig atmen konnte. „Wir haben den Reportern keine Auskunft gegeben, obwohl wir heute schon mindestens fünfundzwanzig Anrufe hatten.“

„Ach du grüne Neune!“, rief ich und ließ mich neben sie auf das Sofa fallen.

„Manfred hat Gott sei Dank sofort geschaltet.“

Ich hatte ihr irgendwann einmal erzählt, dass die Band es so sehr liebte, sich unerkannt bewegen zu können, und dass sie mein Haus „ihr Geheimversteck“ nannten.

„Es tut mir leid, dass ihr deshalb belästigt werdet.“

„Das macht nichts, wirklich nicht“, sie drückte meinen Arm, „ich dachte nur, du solltest es wissen.“

„Ja, auf jeden Fall. Danke, dass du sofort gekommen bist. Leevi ist mit den Jungs in Köln, ich werde es ihm gleich heute Abend sagen.“

Später zeigte ich Leevi den Zeitungsausschnitt.

„Oh, dann wird ruhiges Leben bald vorbei sein. Wir müssen nur aufpassen, dass sie nicht herausfinden, wo wir wohnen. Was können wir essen heute Abend?“ Damit war die Sache für ihn erledigt.

*

Die nächsten fünf Monate arbeiteten wir wie die Wahnsinnigen. Das neue Album der Band erreichte Platz eins in den deutschen Album-Charts. Es gab etliche Zusatzkonzerte und Leevi war danach oft so erledigt, dass er nur noch auf das Sofa fiel und für die nächsten zehn Stunden nicht mehr aufwachte. Einmal musste ein Konzert wegen Unwetterwarnungen abgesagt werden und er rief mich abends vom Flughafen München aus an.

„Wir fliegen nach Hause“, sagte er und erklärte mir die Sachlage. „Wird aber spät, du musst nicht warten auf mich.“

Zuerst war ich mir unsicher, ob er mit nach Hause Finnland meinte, doch jetzt freute ich mich umso mehr. Ich lag zwar schon im Bett, als er eintraf, war aber noch wach.

„Ich bin so tired“, sagte er gähnend, ließ sich auf die Matratze neben mich sinken und küsste mich.

„Schön, dass du wieder da bist. Ich war mir zuerst nicht sicher, ob du mit nach Hause Finnland oder Deutschland meinst.“

„Meine home ist, wo du bist“, flüsterte er in mein Ohr und drückte mich an sich. „Ist scheiße, Mou, wenn du nicht bei mir bist.“

„Ja, ich weiß, Schatz“, konnte ich nur erwidern und streichelte seinen Arm, den er um mich gelegt hatte. Innerhalb der nächsten Minute war er eingeschlummert. Ich hingegen lag in dieser Nacht noch lange wach. Es war unglaublich, wie sehr ich es brauchte, dass er mich in seine Arme nahm. Und das machte mir Angst.

*

Die ersten zwanzig Adressen, die ich von Ellens Adressensammlung angerufen hatte, wollten nicht nur ein Möbelstück oder eine Vase kaufen, sondern gleich ganze Wohnungen oder Häuser eingerichtet haben. Ich wusste gar nicht, wo ich so schnell all die Sachen herbekommen sollte. Ich vertröstete meine Kunden und schaufelte mir den August frei, denn ich brauchte den Urlaub wirklich genauso dringend wie Leevi.

Er war bereits am fünfzehnten Juli zu seinem großen Bruder Kimi nach Amerika geflogen, denn die beiden wollten sich den lang gehegten Traum erfüllen, gemeinsam mit den Motorrädern die Route 66 entlangzufahren. Was für ein Abenteuer. Leevi hatte zunächst gezögert, „Ich will nicht lassen dich alleine“, waren seine Worte, aber ich konnte ihn überreden, diese Gelegenheit zu nutzen. Es passte jetzt gerade so gut in seine und Kimis Terminpläne. Sie waren in Illinois gestartet, wollten durch Missouri, Kansas, Oklahoma, Texas, New Mexiko und Arizona fahren und dann von Kalifornien aus zurückfliegen. Natürlich freute ich mich auf den Tag, an dem er wieder nach Hause kam, aber ich gönnte es ihnen so sehr und hoffte inständig, dass sie es genießen konnten, obwohl er am Telefon schon gejammert hatte, dass ihm sein Hintern und Rücken wehtun.

* * *

Herzturbulenzen

Подняться наверх