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Kapitel 2

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Route 66 – wenn Jugendträume Wirklichkeit werden


Leevi

Wir machten gerade Rast auf einem Highway-Parkplatz und ich war in Gedanken an Mona versunken. Sie arbeitete zu viel. Ich sah sie vor mir durch das Haus wirbeln und schüttelte lächelnd meinen Kopf. Sie war vollkommen strukturiert und alles bei ihr war durchgeplant. Bei ihr gab es keine „Leerläufe“. Wenn sie in den Keller ging, um beispielsweise eine Flasche Wasser zu holen, nahm sie gleich die Wäsche mit runter und auf dem Rückweg schaute sie noch schnell in den Briefkasten. Beim Zähneputzen lief sie auf und ab oder machte Kniebeugen. Während sie abends Geschirr abtrocknete, drückte sie mit ihrem Knie den Schalter für den elektrischen Rollladen. Sie konnte telefonieren und gleichzeitig E-Mails schreiben! Dadurch, dass sie meistens zwei Dinge gleichzeitig tat, trotzte sie einem einzigen Tag mindestens dreißig Stunden ab. Aber auf der anderen Seite konnte Mona stundenlang seelenruhig in meinen Armen liegen. Die gemeinsame Zeit mit ihr kam mir doppelt wertvoll vor. Sie war einfach unglaublich! Sie müsste jetzt hier sein.

„Sollen wir abbrechen?“, fragte Kimi plötzlich in die Stille hinein.

„Was?“

„In Gedanken bist du doch sowieso in Deutschland. Habe ich recht?“

„Hm.“

„Und, wirst du sie heiraten?“

„Was?“

„Ob – du – sie – heiraten – wirst, deine wunderbare Mona?“, wiederholte Kimi übertrieben laut und deutlich seine Frage.

„Du brauchst nicht so zu brüllen, ich bin ja nicht schwerhörig.“

„Wirst du?“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Na ja, du mietest die Band in ihr Haus ein?“

„Wir sind so oft in Deutschland, das rechnet sich. Kommt auf Dauer günstiger wie die Hotels und ist viel angenehmer für uns.“

„Logisch. Sie verbringt Weihnachten mit uns?“

„Mona hat keine Familie mehr, soll ich sie vielleicht über die Feiertage alleine lassen?“ Was wollte diese Nervensäge eigentlich?

„Sie ist zu Grannys Geburtstagsparty eingeladen. Granny hat noch nie irgendwelche Freundinnen von dir eingeladen.“

„Granny mochte sie auf Anhieb. Und stell dir vor, sie hat mir damals sogar geholfen Mona zu finden.“ War er jetzt zufrieden? Doch wie es schien, setzte sich die Fragestunde leider fort.

„Du tanzt mit ihr.“ Er deutete auf mich und lachte sich halb tot, „du tanzt.“

„Was machst du jetzt so ein Trara darum? Mir war in dem Moment halt danach.“ Mirja konnte auch nichts für sich behalten.

„Schon klar“, sagte er spöttisch. „Leevi, du tanzt normalerweise nie.“

„Du hast ja keine Ahnung“, winkte ich ab.

„Ja, vielleicht nackt in deinem Schlafzimmer, aber bisher nicht in der Öffentlichkeit.“

„Können wir das Thema wechseln?“

„Nein.“

„Nerv mich doch nicht.“ Langsam verlor ich wirklich die Geduld mit ihm.

„Doch, ich nerve dich. Weil ich es wissen will. Du bist vierzig Jahre alt und solltest langsam mal in die Pötte kommen.“

„Jetzt geht das wieder los.“ Ich raufte mir die Haare und stand auf. „Und um deine nächste Frage auch gleich zu beantworten: Nein, ich will keine Kinder haben.“

Warum um alles in der Welt wollte mir jeder Kinder aufschwatzen? Mom hatte mich damit schon bis zum Erbrechen gequält. Es passte ihr nicht. Sie vertrat die Meinung, ich würde einen Fehler machen und es später einmal bereuen. Bestimmt war auch deshalb ihr Verhältnis zu Mona nicht so herzlich. Ich spürte das immer wieder. Sie konnte mit ihren fünf Enkelkindern doch wirklich zufrieden sein. Mit Granny war das anders. Sie war auch der Meinung, dass ich mich absolut nicht zum Vatersein eignete. Granny hatte halt immer Recht!

„Du hast meine eigentliche Frage noch nicht beantwortet.“

Konnte er denn keine Ruhe geben? „Warum um alles in der Welt soll ich unbedingt heiraten?“, sagte ich genervt und deutlich lauter als zuvor.

„Dir scheint gar nicht klar zu sein, dass weder du noch Mona irgendwelche Handhabe habt, wenn einem von euch mal etwas passieren sollte. Wenn du im Krankenhaus liegst, wird sie keine Auskunft bekommen, weil sie keine Verwandte ist. Und auch sonst hat sie, rein rechtlich gesehen, keinerlei Ansprüche.“

Ich sah ihn entgeistert an. An so etwas hatte ich bisher noch gar nicht gedacht. „Mona braucht mich nicht, und mein Geld schon mal gar nicht. Sie hat ihr Leben lang für sich selbst gesorgt und das tut sie immer noch.“

„Aber du möchtest sie doch sicher gut versorgt wissen, falls dir wirklich mal etwas zustoßen sollte, was wir natürlich nicht hoffen“, sagte er ernst. „Ich meine das doch nicht böse, Leevi. Ich mag Mona sehr, wirklich.“

Ich stand auf und ging zu meinem Motorrad. Er ging mir tierisch auf die … Aber ich durfte mich nicht zu doll aufregen, sonst würde er noch merken, dass er ins Schwarze getroffen hatte. „Jetzt komm schon“, rief ich ihm zu, bevor ich meinen Helm aufzog. „Ich will endlich ins Motel, eine Dusche, was zu essen und ein Bett.“

Mona wollte nicht, dass wir jeden Tag telefonierten. Ich sollte mal ganz abschalten, hatte sie gesagt. Es fiel mir unglaublich schwer, mich daran zu halten, denn es beruhigte mich zu wissen, dass es ihr gut ging. Ich hoffte auf den August, den wir im Sommerhaus verbringen wollten. Da würde ich sie richtig verwöhnen, ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, sie auf Händen tragen. Ich würde Frühstück machen und sie ewig lange ausschlafen lassen. Aber Mittag- und Abendessen? Kochen konnte ich wirklich nicht und Mona … Na ja, sie konnte alles, aber Kochen war nicht unbedingt ihre größte Stärke. Hm, das Sommerhaus lag auch ziemlich weit draußen. Einen Lieferservice zu finden wäre eher schwierig, aber ich würde meine Putzperle Maria fragen, ob sie mit uns kommen und für uns kochen würde. Aber dann wären wir auch wieder nicht ungestört, das war blöde. Für das Problem müsste mir noch etwas einfallen und ein paar Überraschungen für Mona wären auch noch vorzubereiten. Mit diesen Gedanken würde ich mich heute Abend und die nächsten Tage beschäftigen.

Noch nicht einmal die Hälfte der Zeit war um. Wir hatten noch viel vor, wollten uns in Tulsa die Zwillingsbrücke ansehen, die Altstadt von Albuquerque und in Arizona wenigstens einen Blick auf den Grand Canyon werfen. Aber ich vermisste Mona jetzt schon wie verrückt. Sie einfach um mich zu haben, zu küssen und ihren herrlichen Körper zu spüren. Ich würde niemals genug davon bekommen ihre Kurven entlang zu streicheln. Wie sehr ich diese Vertrautheit genoss! Ich hatte immer gedacht, es würde irgendwann langweilig werden. Wurde es aber nicht, ganz im Gegenteil, ich fand sie mit jedem Tag großartiger, aufregender und geheimnisvoller. Ich hatte wirklich körperliche Entzugserscheinungen. Vielleicht würde ich sie tatsächlich gerne heiraten? Mit ihr an meiner Seite konnte ich einfach alles schaffen, das spürte ich damals schon, als Granny im Krankenhaus gelegen hatte, und dieses Gefühl wurde immer stärker.

* * *

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