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Kapitel 1

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Ich bin Penelope!


Hi, ich bin Penelope! Und von Anfang an habe ich nur Ärger gemacht. Sogar schon, als ich noch im Bauch meiner Mutter war. Wenn sie schlafen wollte, habe ich ordentlich herumgezappelt und später habe ich meinen kleinen Hintern immer feste gegen ihren Magen gedrückt, sodass ihr übel wurde. Zuerst hatte ich gar keine Lust, auf diese beschissene Welt zu kommen, weil ich spürte, dass meine Mutter mich nicht wollte, aber dann habe ich es mir anders überlegt. Ich war einfach zu neugierig auf das, was man da draußen wohl alles so erleben konnte.

Jedenfalls habe ich mir mit Absicht einen richtig scheußlichen Tag ausgesucht, um auf die Welt zu kommen. Seit dem Morgengrauen fegte ein gewaltiger Atlantiksturm über das kleine irische Dorf; rüttelte an Fenstern, Türen und Dächern und in der Nacht gesellte sich auch noch ein heftiger Regen dazu. Er peitschte über die Felder und weichte die Böden auf. Jede Kreatur, die bei diesem Wetter draußen war, konnte einem nur leidtun, aber schließlich konnte man nie früh genug damit beginnen, sich für dieses sogenannte Leben zu rüsten. Meine Mutter schaffte es nicht mehr zum nächsten Krankenhaus und so kam ich zu Hause zur Welt. Sie schrie wie am Spieß. Das konnte ich auch. Sehr gut sogar!

Ich wurde Penelope genannt. Mein Name stammt aus der griechischen Mythologie, die Frau des Odysseus und die Mutter des Telemachos. Penelope ist das Musterbeispiel einer treuen Ehefrau und so weiter. Na ja, das werden wir erst einmal abwarten. Viel lieber hätte ich den Namen Amelia getragen. Wie Amelia Mary Earhart, die erste Frau, die den Atlantik überquerte. Oder Elly, wie Elly Beinhorn, der als erster Pilotin im Soloflug, also ganz alleine, die Umrundung der Erde gelang. Aber egal, hieß ich eben Penelope, ich würde sowieso in die Geschichte eingehen, egal mit welchem Namen.

Ich war klein, na und? Jeder Besucher, der kam und seinen Dickschädel in meine Wiege steckte, sagte: „Oh, die ist aber klein. Und Haare hat sie auch keine.“

Da scheiß ich doch drauf. Ich werde schon noch wachsen und meine Haare ebenso. Vor acht Monaten war ich nicht mal so groß wie eine Erbse und jetzt? Ha! Sollten sie doch reden, was sie wollten. Ich würde mein Ding schon durchziehen.

Nach zwölf Monaten auf dieser Welt wurde mein erster Geburtstag gefeiert. Kann man mal sehen, wie doof die alle sind, denn zu diesem Zeitpunkt war ich ja schon ein Jahr und achteinhalb Monate alt. Im Alter von drei Jahren gab es meine Mutter auf, meine Haare bändigen zu wollen, und von da an standen mir unbezwingbare rote Locken wild vom Kopf ab. Meinen Vater, einen Russen, bekam ich übrigens nie zu Gesicht.

Mit fünf durfte ich selbst entscheiden, was ich anziehen wollte, weil ich mich sonst keinen Zentimeter aus meinem Zimmer bewegte. Sobald ich gut genug lesen konnte, verschlang ich Bücher über Familien, die ausgewandert waren. AMERIKA! Ja, ich musste nach Amerika. In das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nach New York! Eine Weltmetropole, eine pulsierende, lärmende, niemals ruhende Stadt. Das musste Freiheit sein! Das war mein Ziel. Ich wusste nicht, wo ich hingehörte, denn hier hatte ich mich nie zu Hause gefühlt.

Mit zehn hatte ich mir schon so ziemlich jeden Knochen gebrochen, den man sich nur vorstellen kann. Meine Mutter hörte zu dem Zeitpunkt damit auf, mich vor Gefahren zu warnen. Offensichtlich hatte sie endgültig kapiert, dass ich es dann gerade erst recht ausprobierte. So blieb mir später auch das peinliche Gerede über Jungs erspart. Jungs waren sowieso das Beste auf der Welt. Mit ihnen konnte man alles anstellen und ordentlich viel Spaß haben.

Ich war ein extrem schlaues Kind. Zwei Schulklassen hatte ich bereits übersprungen. Mit zwölf besorgte ich mir meinen ersten Job und sparte eisern jeden Euro. Da mich als Babysitter keiner einstellen wollte, keine Ahnung warum, führte ich Hunde aus und half im Pferdestall. Tiere waren sowieso die besseren Menschen, ich kam prächtig mit ihnen aus. Sie waren sehr zufrieden mit mir.

Mit dreizehn machte ich eine Erfahrung, die mich für den Rest meines Lebens prägen sollte. Ich liebte Musik und wollte unbedingt Mitglied des Schulorchesters werden. Da ich noch nie zuvor ein Instrument gespielt hatte, bekam ich als Erstes eine Querflöte. Es klappte, na ja, nicht sooo gut. Meine Finger waren irgendwie zu flink. Ich hielt die Löcher nicht lange genug zu und deshalb passte das mit den Tönen, die herauskamen, nicht.

Als Nächstes wurde mir eine Geige zugeteilt. Nun, was soll ich sagen, mein Geigenspiel war nicht wirklich virtuos, es war aber vortrefflich dazu geeignet, echte körperliche Schmerzen hervorzurufen. Ich übte fleißig, jeden Tag, für mehrere Stunden. Zu Hause!

Dann bekam ich eine Trompete. Wow, ich war mächtig stolz auf mich. Scheinbar durfte ich als einziges Kind alle Musikinstrumente ausprobieren. Trompete war echt cool! Schön laut, aber aus mir unerfindlichen Gründen wurde ich nach einigen Wochen an die Pauke versetzt. Ich war immer mit voller Konzentration bei der Sache, verpasste aber trotzdem ab und zu meine Einsätze. Und obwohl ich mit so viel Begeisterung meine Pömpel (Paukenschlägel) geschwungen hatte, erklärte mir unser Musiklehrer Mr. Murphy eines Tages: „Weißt du, Penelope, du bist ein überdurchschnittlich intelligentes, hochbegabtes Mädchen, was Sprachen, Mathematik und die Naturwissenschaften angeht, aber Musik gehört nicht unbedingt zu deinen Stärken. Sei deswegen nicht traurig, man kann nicht alles können.“

Auf diese überaus freundliche Art und Weise war ich aus dem Schulorchester entlassen worden. Ich war sehr enttäuscht, schon ein wenig traurig, aber ich weinte nicht, nein, Penelope Kolesnikow weinte nicht!

Mit siebzehn legte ich ein Abi mit einem Schnitt von 1,1 hin, als Klassenbeste, wohlgemerkt.

Nach meinem achtzehnten Geburtstag gab es kein Halten mehr, ich musste einfach weg von hier, alles in Dalkey erdrückte mich, schnürte mir die Luft zum Atmen ab.

Ich hatte fleißig gespart und konnte mir eine Zugfahrt nach Dublin leisten. Von dort aus ging es mit der Fähre weiter nach Liverpool. Jede Seemeile, die die Fähre zurücklegte, ließ mich freier werden. Endlich konnte ich wieder tief durchatmen und köstlicher Sauerstoff durchströmte nicht nur meine Lungen, sondern meinen ganzen Körper.

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Penelope! - Wirbelwind mit Herz

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