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Rio de Janeiro, 1934

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Der Dienst im diplomatischen Corps der britischen Regierung begann für Peter Duncan im Januar 1934. Vier Jahre zuvor, im November 1930, gelang es Brasiliens neuem Machthaber Getulio Vargas, einem geldgierigen Sprössling einer alteingesessenen Familie, die demokratische Regierung von Washington Luis zu stürzen. Von nun an strebte Vargas in Brasilien eine zentralistische Nationalisierungspolitik und die Wiedereinführung der Verfassung nach diktatorischem Vorbild an. Er besetzte alle wichtigen Posten mit Familienmitgliedern und anderen Günstlingen. Er betrachtete – wie alle Diktatoren – das Land als persönlichen Besitz und sorgte dafür, dass sich seine Konten im Ausland füllten. Vargas verehrte Hitler und war ein notorischer Judenhasser, der seine entschiedene Gegnerin, die linksgerichtete Jüdin Olga Benario, an Hitlerdeutschland auslieferte, wo sie 1942 in den Gaskammern des KZs Bernberg verstarb. Vargas hielt engste Beziehungen zu den Nazis, kooperierte mit der Gestapo, die seine politische Polizei ausbildete, und verbot Juden die Einreise nach Brasilien. Vargas förderte die Ausbreitung der NSDAP in Brasilien, ließ Nazi-Instrukteure ins Land, die an den wenigen deutschen Schulen des Landes indoktrinierten, und war ein glühender Bewunderer deutscher Waffentechnik, deren Vorreiter und Kenner er – im Gegensatz zu den Juden – gerne in sein Land ließ. Im Frühjahr 1934 entsandte Nazideutschland eine Delegation von hochrangigen Offizieren und exzellenten Segelfliegern nach Brasilien.

Der Spitzel, den die englische Vertretung in Brasilien angeworben hatte, Major Fontanelle, inoffizieller Berater des Flugplatzes Campos dos Affonsos, zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als er die zierliche junge Frau in der Fliegermontur auf sich zukommen sah. Fontanelle, ein kleiner rundlicher Weißer, dessen Urgroßeltern aus Spanien stammten, schwitzte Blut und Wasser in seiner marineblauen Uniform, obwohl er den obersten Knopf einen Tag zuvor, bei dem Versuch sich rasch Luft zu verschaffen, abgerissen hatte. Er sehnte sich nach einem kräftigen Schluck Rum, denn er war sich nicht sicher, ob er vor den Piloten und hochrangigen SS-Offizieren strammstehen und salutieren oder sie lieber mit Nichtachtung strafen sollte.

»Sind Sie hier der Oberkommandierende?«, fragte Hanna Reitsch im gebrochenen Portugiesisch, als sie vor ihm stand. Fontanelle nickte. Die Frau ging ihm knapp bis zur Schulter, aber sie strahlte eine unbändige Energie aus. Mit ihrem lockigen kastanienbraunen Haar, das kurz geschnitten war, und der schlanken drahtigen Figur, erinnerte sie den Major an einen dieser Chorknaben, die er sonntags in der Kapelle zur Heiligen Maria so gerne singen hörte. Das Gesicht hingegen, mit den langen Wimpern und den sinnlichen Lippen, war eindeutig das einer hübschen jungen Frau.

»Der bin ich, Madame. Darf ich mich vorstellen?«

Ohne die Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Major Jose Philipe Fontanelle, erster und einziger Chef des Flughafens Campos dos Affonsos, am Fuße des Zuckerhuts gelegen und mit der besten Thermik in ganz Brasilien gesegnet. Das ist es doch, was Sie wissen wollten?«, versuchte er zu scherzen. Das war zwar glatt gelogen, aber bisher war ihm niemand auf die Schliche gekommen und das kleine Zubrot, das er sich verdiente, indem er Gerätschaften oder leerstehende Schuppen vermietete, obwohl sie ihm nicht gehörten, konnte er bei seinen enormen Verpflichtungen, die er gegenüber seiner sechsköpfigen Familie hatte, gut gebrauchen.

»Kommen Sie uns bloß nicht komisch«, zischte Josef Kaltenbrunner auf Deutsch, der die Gestik und Mimik des Majors zu deuten suchte. Kaltenbrunner, groß, blond und mit einem massigen, aber teigig wirkenden Körper, baute sich vor Fontanelle auf und stieß ihm mit dem Finger auf die Brust.

»Wir brauchen einen Hangar für unsere Segelflugzeuge und eine motorbetriebene Seilwinde. Und das ein bisschen plötzlich.«

»Josef, nun reiß dich doch mal zusammen. Der Major versteht doch kein Wort von dem, was du von ihm willst«, mischte sich Hanna ein.

Die drei SS-Offiziere, alle in Reitstiefeln und schwarzer Uniform, betrachteten das Schauspiel mit der kalten Gelassenheit von Reptilien, die jeden Moment zuschnappen konnten.

Duncan hatte die Szene nur wenige Schritte entfernt beobachtet. Der Leiter des britischen diplomatischen Corps, Sir Reginald Donovan, hatte ihm aufgetragen, die deutsche Delegation im Auge zu behalten und in Erfahrung zu bringen, was diese Segelfliegercrew in Brasilien wollte. Duncan war der Sohn einer deutschen Lehrerin, die der Liebe wegen nach England gereist und dort geblieben war. Duncan sprach akzentfrei Deutsch. Der hagere junge Mann mit der hohen Stirn und den intelligenten blauen Augen galt bereits in der Universität als aussichtsreicher Kandidat für eine diplomatische Karriere. Er war fleißig, redegewandt und verfügte über eine schnelle Auffassungsgabe. Donovan ging davon aus, dass sich Kaltenbrunner mit ihm in Verbindung setzen würde. Donovan hatte ihm verraten, dass Kaltenbrunner Geld brauchte und dafür bereit war, Führer, Gott und Vaterland zu verraten. Aber niemand wusste genau, wann und wie das geschehen würde. Duncan war ratlos, als Mitarbeiter der Botschaft war er damit betraut, die britischen Wirtschaftsinteressen in Brasilien zu unterstützen. Das bedeutete in der Regel, dass er britische Unternehmer auf Empfänge begleitete, dort Kontakte mit einheimischen Investoren knüpfte, Rechtsgutachten erstellte und ansonsten in Cafés herumsaß und die Wirtschaftszeitungen las. Inzwischen waren deutsche Unternehmen recht erfolgreich damit, brasilianische Rohstoffe zu gewinnen und nach Deutschland zu exportieren. Kautschuk war sehr begehrt. Die Amerikaner und die Briten fürchteten sich davor, die wirtschaftliche Vormachtstellung in Lateinamerika zu verlieren. Einen offiziellen Termin mit den Nazis zu vereinbaren, wäre wohl auf einige Schwierigkeiten gestoßen. Es war sicherlich leichter, ein privates Treffen zu vereinbaren, schließlich hatte sich die politische Stimmung nach dem Wahlsieg von Vargas gedreht, die Polizei wurde nach deutschem Muster ausgebildet und die regierungstreue Presse lobte Nazideutschland über den grünen Klee. Vielleicht konnte er sich in einem Club mit den Deutschen ohne große Heimlichtuerei treffen, überlegte Duncan. Das würde beweisen, dass die Briten den Wink der Zeit erkannt hatten. Schließlich waren sie nur geduldet, der ehemals guten Handelsbeziehungen wegen.

»Gibt es Probleme? Kann ich helfen?«, fragte er, als er sich den Streithähnen näherte. Erst jetzt entdeckte Duncan, dass ein ziemlich hübsches Mädchen in der Fliegermontur steckte.

»Oh ja gerne, sprechen Sie außer Deutsch auch Portugiesisch?«

»Gelegentlich«, erwiderte er bescheiden.

»Können Sie Major Fontanelle bitten, dass er uns einen Hangar für unsere drei Segelflugzeuge und eine Motorwinde zur Verfügung stellt?«, fragte das Mädchen und lächelte ihn an.

»Warum nicht?«, sagte er und grinste verlegen zurück.

Nach einigem Hin und Her und nachdem ein paar brasilianische Real den Besitzer gewechselt hatten, war Major Fontanelle bereit, einen der leer stehenden Hangars am südlichen Rand des Flughafens für die deutsche Segelfliegercrew aus seinem Immobilienfundus herauszurücken, den er Kraft seines selbst geschaffenen Amtes verwaltete. Ein Gebäude, das von einer inzwischen bankrotten Fluglinie gebaut wurde, die Expeditionsflüge in den Busch angeboten hatte. Duncan erklärte dem Mädchen, dass man die Seilwinde stundenweise mieten konnte, was in der Regel einen Haufen Geld kostete. Er schlug ihr deshalb vor, das Gerät für den nächsten Morgen zu reservieren und sie dann gemeinsam zu nutzen, denn er wolle die angekündigte gute Thermik nutzen.

»Nennen Sie mich Hanna und Ihren Vorschlag nehme ich gerne an.«

»Peter Duncan«, stellte er sich vor. »Meine Mutter ist Deutsche, lebt aber schon seit Jahren in London«, erklärte er seine Sprachkenntnisse.

»Ich weiß, was Sie jetzt denken. Sie halten mich bestimmt für ein BDM-Mädel auf einem KdF-Ausflug, oder?«, erwiderte Hanna gereizt.

»Oh, nein, nein …«, murmelte er, bevor er sich schnell abwandte. Im Prinzip hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Botschaft hatte den »Völkischen Beobachter« abonniert, der über mehrere Stationen per Luftfracht durch die Condor, ein Tochterunternehmen der deutschen Lufthansa, mit Dornier-Wal-Flugbooten nach Rio de Janeiro gelangte. Er las gelegentlich eines der Exemplare und konnte deshalb die Begriffe zuordnen. Die Organisation von Jugendlichen in solchen Verbänden waren ihm zutiefst zuwider. Er selbst wäre als kleiner Junge nie auf die Idee gekommen, sich als Pimpf einem älteren Jugendlichen unterzuordnen. Eine Gruppenreise mit Arbeitskollegen an einen Ort, den die Firma für die Belegschaft reserviert hatte, war ebenfalls undenkbar für ihn. Er liebte seine Freiheit und die Vorstellung, dorthin reisen zu können, wo es ihm gefiel. Im Alter von zwölf Jahren war er mit seinen Kameraden auf die Gipfel der schottischen Berge geklettert und hatte dort die selbst gebauten Segelflugzeuge ausprobiert, wobei es keine Anführer gab, oder ältere Jugendliche, die bestimmten, was getan werden sollte.

»Nun gut, ich glaube Ihnen. Ich möchte mich sowieso nur auf das Segelfliegen konzentrieren. Ist das möglich?«, fragte sie leise, mit einem vernichtenden Seitenblick auf die SS-Männer, die die Köpfe zusammengesteckt hatten und wahrscheinlich beratschlagten, wie sie die Flugzeuge in den Hangar bugsieren konnten.

»Das wäre schön«, erwiderte er, von sich selbst überrascht. Die junge Frau begann ihn zu interessieren.

»Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«, fragte er sie nach einer Weile unsicher.

»Kommt darauf an«, lächelte sie.

»So gegen acht, Bar Tropical im gleichnamigen Hotel. Ich lade Sie zu einem Schlummertrunk ein und Sie erzählen mir, was eine junge Deutsche im fernen Brasilien macht«, erwiderte er schnell, bevor sie es sich anders überlegen konnte.

»Oh ja, gerne!«, antwortete Hanna erfreut.

»Also abgemacht, heute Abend um acht?«

Sie nickte unmerklich, bevor sie sich umdrehte und hastig zu ihrer Crew zurückkehrte.

»Gott steh Ihnen bei, mein Freund«, grinste Major Fontanelle, der das Gespräch belauscht hatte. »Die hat so viele Haare auf den Zähnen, wie mein Schätzchen zwischen den Beinen.« Zur Bekräftigung zog er an einem stinkenden Zigarrenstumpen und nahm einen Lungenzug, als gäbe es kein Morgen.

»Also ich weiß nicht … Ich glaube, wir sollten das Thema wechseln«, erwiderte Duncan schnell, denn er merkte, dass er rot wurde. »Also bei meiner Juanita bin ich mir sicher«, lachte Major Fontanelle, verschluckte sich an dem Rauch und begann zu husten. Er hustete so lange, bis nur noch das pfeifende Geräusch seiner Bronchien zu hören war.

Den Rest des Tages verbrachte Duncan damit, den lästigen Papierkram zu erledigen, der nötig war, damit einem die brasilianische Regierung erlaubte, über den Zuckerhut zu schweben. Duncan checkte sein Flugzeug, einen deutschen Kranich, den er sich von seinen ersten Gehältern gekauft hatte, und legte neben seinen Fallschirm eine Schwimmweste. Vorsicht war angebracht, denn als Segelflieger wusste man nie, ob einen die Thermik, die von den Granitfelsen aufstieg, die die Hafeneinfahrt säumten, nicht aufs offene Meer trieb. Der zweisitzige Segelflieger war erst vor wenigen Wochen per Schiff eingetroffen und Duncan hatte die Kaufentscheidung bisher nicht bereut. Die Krauts waren die besten Segelflugzeugkonstrukteure der Welt. Niemand ahnte, dass sich die Nazis damit einen entscheidenden Vorteil im Wettrüsten um die gefährlichsten Kriegsflugzeuge verschafften. Als Assistent des britischen Handelsattachés, Sir Reginald Donovan, hatte Duncan es sich in Rio de Janeiro bequem gemacht. Er galt bei seinen Vorgesetzten als unpolitisch, aber pflichtbewusst, schnell und effizient. Seine Freizeit verbrachte er in Begleitung eines britischen Offiziers der »Glasgow«, ein Zerstörer, der in Rio vor Anker lag und die Handelsflotte – gegen wen auch immer – schützen sollte. Duncan hatte in Cambridge Jura studiert und dort als Jahrgangsbester abgeschlossen. Während er darüber nachdachte, sich bei der angesehenen Londoner Anwaltskanzlei »Brooks, Barneby & Sons« zu bewerben, erhielt er von seinem Professor das Angebot, als Jurist in die Handelsabteilung des diplomatischen Dienstes nach Rio zu gehen. Professor Higgins war ein Duzfreund von Sir Reginald Donovan und hatte seinen Namen bei einer gemeinsamen Cocktailparty fallen gelassen. Donovan hatte ihn sich gemerkt und ihn zwei Tage später nach Rio eingeladen. Duncan war von seinem Angebot sofort begeistert und trat die Stelle umgehend an.

Dokumenteneinschub 1/ Auszug aus einem von der Gestapo beschlagnahmten Feldpostbrief von Heinrich Liebesam/ Funker der Brasilienexpedition/ Gestapokarte:

Mein lieber Schatz,

nun sind wir nach einer langen Schiffsreise endlich in Rio de Janeiro angekommen, aber meine Vorgesetzten machen mir das Leben zur Hölle.

Leutnant Kaltenbrunner ist der Schlimmste von allen. Er ist wie ein Reptil, das uns beobachtet, als wären wir ein willkommenes Festessen.

Nicht nur, dass er keine Gelegenheit auslässt, Hanna Reitsch anzufassen, nein, auch die Tatsache, dass er an allem etwas auszusetzen hat, lässt meine Laune auf den Nullpunkt sinken. Kaltenbrunner strahlt etwas Schweres, Dunkles aus, das mich lähmt und mich trotz der Hitze frieren lässt. Hinzu kommt, dass die drei SS-Offiziere, die man uns als Begleitschutz mitgegeben hat, jede unserer Äußerungen registrieren und uns nicht aus den Augen lassen. Mit meinen Kameraden, den beiden Flugzeugmechanikern, verstehe ich mich jedoch prächtig.

Professor Georgii, der wissenschaftliche Leiter der Expedition, scheint in seiner Aufgabe aufzugehen und hat sich bisher als kompetenter Fachmann erwiesen. Ohne die Kontrolle durch die SS und Leutnant Kaltenbrunner wäre die Expedition sicherlich noch viel interessanter. Hanna Reitsch ist vermutlich bewusst, dass sie als Aushängeschild der zukünftigen deutschen Luftwaffe gilt.

Jetzt ist Siesta, von mittags zwölf bis nachmittags um drei, vier Uhr. Wie gelber Honig tropft die Hitze durch die Risse und Löcher des Wellblechdaches der Flugzeughalle, in der wir untergebracht sind. Staubpartikel flirren in den Lichtstrahlen, die die Mittagssonne durch die beiden Fensteröffnungen schickt, die an der Seitenwand des Hangars angebracht sind. Kein Lüftchen regt sich. Es ist heiß wie in einem Backofen, deshalb mache ich auch kein Auge zu. Ich wünschte, ich wäre zuhause, Liebes, und könnte dich in die Arme schließen. Stattdessen wartet jede Menge harte Arbeit auf mich. Wir Soldaten haben die alten Ölfässer und die zerborstenen Motorblöcke beiseitegeräumt, um Platz für die vier silbernen Vögel zu schaffen, die wir hintereinander auf dem ölverschmierten Betonboden aufgereiht haben. Die Fafnir, ein Hochleistungssegler, der besonders für weite Strecken taugt, sieht mit ihren angewinkelten Flügeln wie ein Bussard aus. Sie steht vor der Moatzgotl, die den Namen eines aztekischen Gottes trägt, weil sie extra für die Südamerikareise konstruiert worden ist. Die etwas kleinere Condor, das nächste Flugzeug in der Reihe, ist kunstflugtauglich und soll von Hanna Reitsch geflogen werden. Ihre Überschläge und Fieseler Manöver sollen das brasilianische Publikum für die Delegation aus Nazideutschland begeistern. Das Grunau-Baby, die kleinste Maschine in der Flotte, ist als Schulungsmaschine für die jüngeren Zuschauer gedacht. Eine weitere Maßnahme, um die Sympathie der Brasilianer zu wecken. Auf jeder Tragfläche sind unten und oben blutrote Quadrate angebracht, in denen das schwarze Hakenkreuz prangt. Wenn die Menschen die silbernen Vögel mit den bedrohlichen Emblemen am Himmel schweben sehen, werden sie wissen, wer nicht nur die Lufthoheit für sich beansprucht. Kaltenbrunner hat die Arbeiten beaufsichtigt, während Hanna Reitsch mit mir die Wind- und Wetterverhältnisse über Funk abgefragt hat. Die drei Offiziere haben währenddessen außerhalb des Hangars im Schatten einer Mauer in ihrem Auto, einem gepanzerten Horch, gesessen, eine silberne Taschenflasche mit Cognac kreisen lassen und dabei Skat gespielt.

Professor Georgii ist bereits ins Hotel Imperial gefahren, um sich auszuruhen.

Vor Obersturmbannführer Mühsal habe ich Angst. Kaltenbrunner hat den Auftrag, Hanna Reitsch zu bespitzeln, er soll sie nicht aus den Augen lassen, während sie sich mit einem der Briten trifft, der für uns den Dolmetscher spielt. Alles in allem habe ich das Gefühl, jeder beobachtet jeden. Was als Segelflugexpedition begann, ist inzwischen Teil einer gewaltigen Propagandamaschinerie.

Gleichzeitig will man wohl die Briten aushorchen und beobachten, wie groß ihre militärische Stärke in Südamerika ist.

Kaltenbrunner wird alles tun, um der SS zu gefallen. Dazu wird er über Leichen gehen. Ich bin mal gespannt, was er als Nächstes tun wird, um an die Lorbeeren zu gelangen, die er braucht, um auf der Karriereleiter ein Stückchen höher zu klettern. Außerdem hat er ein Auge auf Hanna Reitsch geworfen. Bisher hat sie ihn ignoriert, aber ich weiß nicht, wie lange sie das noch schafft. Andererseits hätten wir Soldaten vermutlich unsere Ruhe, wenn Hanna mit Kaltenbrunner schäkern würde … Wie auch immer. Ich muss mich beeilen, Liebes, ich schreibe Dir bald wieder!

Gruß und Kuss, Dein Heinrich

Des Todes langer Schatten

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