Читать книгу Cardiff am Meer - Joyce Carol Oates - Страница 14
7.
Оглавление»Clare, Liebes? – Frühstück.«
»– Zeit fürs Frühstück, liebe Clare!«
Wacht auf von den Stimmen unten an der Treppe.
Freudig erregte Stimmen, leicht vorwurfsvoll: Clare hat verschlafen, es ist nach neun.
Starrt ungläubig auf ihre Uhr. Viertel nach neun! Normalerweise wacht Clare vor Tagesanbruch auf, ist vor sieben aus dem Bett. Wundert sich, dass sie wie apathisch zwölf Stunden in diesem Himmelbett im Gästezimmer ihrer Großtanten geschlafen hat. Noch immer ist ihr Kopf schwer, ihr Blick verschwommen, so als ob sie, anstatt tief und fest zu schlafen, die ganze Nacht hindurch versucht hat, dicht vor ihren Augen einen Text zu lesen.
An der Tür Stimmen, gewagt vertraulich, erregt.
»Bist du hungrig, Liebes?«
»Wir haben dir ein ganz besonderes Frühstück zubereitet, Liebes …«
Herausfordernd dreht sich der Türknopf. Aber – zum Glück! – die Tür wird nicht geöffnet.
Clare beobachtet, wie sich der Türknopf dreht. Die Haare in ihrem Nacken stellen sich auf wie bei einem erschreckten Kind.
Schnell ruft sie ihren Großtanten zu, dass sie so rasch wie möglich hinunterkommt. Es tut ihr so leid, dass sie verschlafen hat …
»Keine Eile! Keine Eile –«
»– unsere kleine Schlafmütze.«
Lachen wie schepperndes Glas. Clare schaudert.
Orientierungslos, schlaftrunken und noch wackelig auf den Beinen, versucht sie sich im Gästezimmerbad zu waschen. Dort ist alles viel zu hell: grellweiße Kacheln an der Wand, auf dem Boden. Von der Decke blendendweißes Licht. Über ihr, in einer Ecke, die Reste eines zerstörten Spinnennetzes, leichte Erregung, kaum wahrnehmbar …
Clare schaudert. Das macht sie dann später weg, das Spinnennetz.
In einem antiquierten Spiegel über einem antiquierten Waschbecken, ein blasses Gesicht, verfilztes Haar. Nackte Schultern, Brüste, beschämt und verletzlich – Brustwarzen so hart wie kleine Kerne, aufmerksam und vorsichtig.
Unterarme! Clare schrubbt sie mit einem Waschlappen ab, kräftig.
Keine Ahnung, wie man die antiquierte Dusche in der riesigen weißen Badewanne benutzt. Wasserhähne, die sich nur widerwillig drehen und die alten Rohre ächzen lassen. Duschkopf wie eine lepröse Sonnenblume.
Sie muss die Großtanten fragen, wie diese verdammte Dusche funktioniert. Keine Zeit mehr, um ein Bad zu nehmen – um die Wanne mit heißem Wasser zu füllen, hineinzusteigen, hineinzurutschen wie in einen römischen Sarkophag.
(Außerdem ist die Wanne nicht sehr sauber. Reste von Spinngewebe, Haare.)
Eine Nacht voller strapaziöser Träume! Schüttelt den Kopf, um sie loszuwerden.
Warum ist sie hierhergekommen? Wo ist sie eigentlich genau?
Zurück im Schlafzimmer, zieht sich an in kindlicher Eile. Man fürchtet sich davor, überrascht zu werden, wenn man noch nicht vollständig angezogen ist. Nackte Füße! Unmöglich, mit nackten Füßen herumzulaufen …
Clares Finger bewegen sich wie benommen. Es gibt eine merkwürdige Abkopplung zwischen ihrem Gehirn und ihren Fingern, ihren Gliedmaßen. Genauso hat sie sich gefühlt, als sie früher einmal eine Tablette zum Einschlafen genommen hat – kein schweres Barbiturat, nur Benadryl – doch die Nachwirkungen am folgenden Morgen waren sehr unangenehm. Natürlich – du weißt ja, dass man dir Gift gegeben hatte. Gestern Abend.
Sie atmet durch den Mund, versucht, nicht in Panik zu geraten. Aus ihrem Koffer (der aussieht, als sei er geschüttelt worden, sein Inhalt ist vollkommen durcheinandergewürfelt) kann sie saubere Unterwäsche, Kleidung herausziehen. Die Großtanten! Sie wollen mich aus dem Testament ihrer Schwester löschen, bevor es zum Nachlassgericht geht, sie wollen mein Erbe. Auf dem Weg nach Cardiff am Tag zuvor hatte Clare einen Pullover, Jeans und ihre normalen Laufschuhe getragen. Doch sie hat auch offiziellere Kleidung dabei für den Termin mit Lucius Fischer an diesem Morgen.
»Lucius. Er wird mein Freund sein.«
Clares Finger sind ganz betäubt; sie braucht viele Minuten, um sich ordentlich anzuziehen. Hat ihre Haare vergessen – starrt auf ihr Bild im Spiegel auf der Kommode – eine sprachlose Medusa.
Schande! – unter normalen Umständen hätte sie geduscht, ihre Haare gewaschen oder zumindest gut nassgemacht, um sie sorgfältig auszukämmen. Zu spät jetzt.
Haare wie wilde Kritzelei. Geweitete Augen, die große Verwirrung spiegeln.
Keine Fluchtmöglichkeit außer die Treppe hinunter. Von freundlich scheinenden Stimmen hinabgezogen. Clare betritt einen neuen Raum, den Frühstücksraum, schirmt ihre Augen gegen das aus einer riesigen Fensterfront hereinbrechende Sonnenlicht ab. Ihr Mund ist extrem trocken. Ihre Augen fühlen sich übergroß an, freigelegt. Die Großtanten wenden sich ihrem Gast zu, lächeln erwartungsvoll. Elspeths grotesk lodernde Haarpracht hebt sich grell von ihrem bleichgeschminkten Gesicht ab; Morags muskulöser hydrantengleicher Körper ist fest im Boden verwurzelt. Es scheint, als hätten sie gerade mit jemand anderem über Clare gesprochen, aber wer das ist, eine dritte Person am hinteren Ende des Frühstückstisches, das kann Clare nicht erkennen. In den Augen der betagten Schwestern ein glitzerndes Funkeln, das Clare unangenehm ist.
»Zum Frühstück gibt es Porridge –«
»– zubereitet in typisch schottischer Weise, mit Hafergrütze.«
»– einem Schuss Milch –«
»– braunem Zucker –«
»– Rosinen. Beeil dich!«
Clare soll vorne an dem langen, mit einer senfgelben Plastikdecke bedeckten Tisch Platz nehmen.
Porridge! Clare hat schon viele Jahre keinen Porridge mehr gegessen. Sie erinnert sich daran, dass sie diesen als Kind geliebt hat; danach dann nicht mehr so sehr. Die Großtanten haben einen ganz besonders dicken, zähen Haferbrei zubereitet, der an den Rändern von Clares Schüssel schon fest ist. Sie nimmt ihren Löffel in die Hand: es ist der leicht angelaufene silberne »Babylöffel« vom Abend zuvor.
Clare ist entschlossen, das Frühstück ihrer Großtanten anzunehmen, damit sie den alten Damen zeigen kann, wie dankbar sie für ihre Gastfreundschaft, für ihre Liebenswürdigkeit ist. Es ist nicht so, dass sie die beiden nicht mag, und sie hat auch keine Angst vor ihnen – das wäre ja absurd.
Doch dann bemerkt sie, wie sich die Rosinen in dem grauen, zähflüssigen Porridge in ihrer Schüssel hin und her bewegen.
»Sie mag deinen Porridge nicht, Morag!«, ruft die Großtante mit den orangefarbenen Haaren.
»Sie mag deinen Porridge nicht, Elspeth!«, ruft die Großtante mit der verbogenen Wirbelsäule.
Verwirrt verstärkt Clare den Griff um ihren Babylöffel. Natürlich bewegen sich die Rosinen in ihrer Schüssel nicht. Hafergrütze mit einem Schuss heißer Milch ist ihr Lieblingsfrühstück.
»Jetzt hast du unsere liebe Nichte in Verlegenheit gebracht – sie denkt, sie muss das essen.«
»Ah ja, natürlich muss sie essen. Sie ist ein junges Mädchen, das noch wächst – und junge Mädchen müssen essen.«
Während Clare sich bemüht, den angelaufenen silbernen Babylöffel zum Mund zu führen, zu kauen, einen zähen Brocken Porridge herunterzuschlucken und dabei die Rosinen zu vermeiden, schweben die Großtanten dicht über ihr, mit Geplapper und Geflatter. Steckt da irgendetwas Finsteres, Unheimliches dahinter oder sind sie einfach nur besorgt um Clare, fasziniert von ihr, so wie man (sehr wohl) von einem Fremden fasziniert ist, der in Gestalt eines Familienangehörigen plötzlich aufkreuzt? – ein direkter Erbe?
Clare hat sich eine entscheidende Frage überlegt, die sie den Großtanten stellen will: Warum wurde sie zur Adoption weggegeben, wenn doch die Familie Donegal so gut betucht ist? Hat keiner aus der Familie sie gewollt?
Nur – wie soll sie es wagen, solch eine Frage zu stellen? Ihre Stimme bricht, als sie beginnt. Im Hals ein dicker Kloß.
Dieser verdammte Porridge ist so zäh wie Karamellbonbons! Heiße Milch reinzuschütten macht die Sache kaum besser.
»Ist es zu heiß, Liebes? Oder –«
»Nicht heiß genug?«
Die Fürsorglichkeit der Schwestern scheint echt. Clare fragt sich, ob sie je zuvor in ihrem Leben einen Gast im Haus hatten.
Elspeth trägt einen graubraunen, seidenen Morgenmantel mit weiter Schärpe. Er erinnert an irgendeine antiquierte Art von Ballkleid oder Festtagstracht; das Oberteil des Mantels gleitet auf sonderliche Art und Weise auf, wenn sie sich gedankenlos bewegt und legt ein knochiges Dekolleté frei. Dazu hat Elspeth ihr Gesicht so großzügig gepudert, dass sie einem gespenstischen Clown gleicht; ihre bogenförmigen Augenbrauen, die auf Clare am Abend zuvor noch prachtvoll gewirkt hatten, sind heute Morgen zittrig korrigiert, genauso wie der rotorange Lippenstift mit zittriger Hand geführt wurde. Morag, mit Mopsgesicht und plump-gedrungenem Körper und zerzaustem, ungekämmtem Haar, trägt, wie es scheint, einen bequemen Flanellpyjama unter einem Morgenmantel aus grobem Stoff, so wie Jeansstoff. Ihre Augen ruhen vergnügt, etwas schadenfroh, auf Clare.
»Wir mögen unseren Porridge nicht«, sagt Morag verschmitzt. »Ist wohl nicht von der Qualität, wie man ihn im Ritz serviert bekommt.«
»Na ja, er würde unserem Gast besser schmecken, wenn er wenigstens heiß genug wäre. Irgendjemand hat ihn kalt werden lassen, sodass er jetzt fest ist …«
»Irgendjemand hat die Flamme am Herd ausgeschaltet.«
»Irgendjemand muss ja wachsam sein, sonst kommt die Feuerwehr hier die Straße hochgebraust – wieder einmal.«
Clare lächelt unsicher. Sie hat den Haferbrei aufgegeben, hält aber weiterhin den zierlichen Löffel in der Hand, damit ihre betagten Verwandten nicht argwöhnen, sie möge ihr aufwändig zubereitetes Essen nicht.
Jetzt hat sie Zeit, die vierte Person im Raum zu betrachten: ein Mann – von unbestimmbarem Alter –, weder alt noch jung, weder lächelnd noch missbilligend, sowohl Clare als auch den plappernden Großtanten gegenüber gleichmütig, desinteressiert, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und vornübergebeugt, einen Löffel in der linken Hand, während die rechte auf der Tischplatte ruht, Finger steif wie Klauen.
Verwunderlich. Diese Person, ein Fremder, kommt Clare irgendwie vertraut vor – seine Züge erinnern an ihre eigenen, indirekt: irgendetwas an der Stellung der Augen oder die Nase …
Er hat einen ausgeprägten spitzen Haaransatz, dunkles, mit grauen Strähnen durchsetztes Haar, ein scharfkantiges Gesicht. Nicht sehr freundlich. Doch beobachtet Clare durch seine halb geschlossenen Augen, heimlich. Neben seiner Porridge-Schüssel, eine längsgefaltete Zeitung.
Beunruhigend, denkt Clare, diese Person hat so viel Ähnlichkeit mit ihr, wie ein enger Verwandter, aber je länger sie ihn betrachtet, desto unsicherer wird sie, ob sie sich das nicht alles nur einbildet.
Er hat eine raue, narbige, gräuliche Haut. Sie hat eine sehr helle, sehr glatte Haut.
Er ist missmutig, kleinlich. Sie lächelt viel, schmeichelt gern.
Es scheint, als ob Essen für diesen Mann eine große Herausforderung darstellt, denn Clare hat bemerkt, dass er seinen Löffel sehr seltsam mit den Fingern der linken Hand hält, die Großtanten ihm allerdings, vor lauter Angst, ihn zu belästigen, gar keine Hilfe anbieten.
Nervenschäden, denkt Clare mit einem Anflug von Mitleid. Und vielleicht auch Gehirnschäden. Sie erkennt einen steinernen, ausdruckslosen Blick in seinen Augen.
»Gerard, mein Lieber! Dies ist eine Nichte von dir – Clare –«
»– eine Nichte, die du noch nicht kennst, mein Lieber. Die wir alle noch nicht kennen – eine große Überraschung …«
Gerard schaut Clare missbilligend an, ohne sie überhaupt richtig zur Kenntnis zu nehmen. Sie ist ein Eindringling, so scheint es; stört sein Frühstück und seine Zeitungslektüre. Er nickt ihr widerwillig zu, murmelt etwas, was Hallo heißen könnte. Oder auch nur ein dunkles Murren war – mh.
»Clare, Liebes, – das ist unser Neffe Gerard, der hier im Haus wohnt – mit uns zusammen –, seit seine Mutter verstorben ist –«
»Der jüngere Bruder deines Vaters, Clare –«
»Nein. Gerard war älter –«
»Nein, war er nicht. Er war jünger …«
»Jünger als Conor – zu jener Zeit. Aber jetzt ist Gerard älter.«
»Na ja, er ist älter geworden. Jedes Jahr, älter geworden.«
»Genau das habe ich doch gesagt! Jedes Jahr, älter.«
Gerard ist ein magerer Wolfshund, mit eingefallen Wangen, immer auf der Hut, jemand, dem unbehaglich wird, wenn man über ihn redet, als wäre er nicht anwesend. Sein Gesichtsausdruck erinnert an den in Kummer und Qual im siebzehnten Jahrhundert von Alessandro Casolani in Öl festgehaltenen Märtyrer St. Bartholomäus. Clare denkt sich, dass die betagten Großtanten mit ihrem Geplänkel – unter dem Vorwand, freundlich und beschützend sein zu wollen – absichtlich die Geduld ihres Neffen auf die Probe stellen wollen.
»– und trotzdem, du weißt es genauso gut wie ich – Gerard ist nicht alt. Gerard ist –«
»– für uns, immer noch ein Junge.«
Irgendetwas an Gerard scheint entstellt, denkt Clare. Sie ist irritiert davon, dass seine Augen so große Ähnlichkeit mit ihren eigenen haben, sie liegen aber tiefer in den Höhlen, von Schatten umrandet. An seinem Kinn sprießen dünne Haare, und seine Wangen zeigen winzige, matt glänzende Blutspuren, so als ob er sich in Eile oder sehr unvorsichtig rasiert hätte. Sein linkes Ohr sieht geschunden aus, beide Ohren sind gerötet. Er trägt zusammengewürfelte Kleidung, eine braune, lockere Tweedjacke, ein schwarzes T-Shirt, Cordhosen. Die Tweedjacke ist alt und an den Ellbogen durchgescheuert, doch ganz offensichtlich aus hochwertiger Wolle; das schwarze T-Shirt verleiht ihm ein salopp priesterliches Aussehen.
»Hallo! Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen – Gerard.«
Eigentlich viel zu vertraulich – Gerard. Clare überlegt sich, ob er von ihr die Anrede Onkel Gerard erwartet hätte.
Obwohl sie sich unwohl fühlt in ihrer Haut, schafft Clare es doch, Optimismus und Freude auszustrahlen. Im Zweifelsfall ist es für eine attraktive jüngere Frau einfach klug, die Naive zu spielen. Sie möchte gemocht werden! – unbedingt. Ist Clare denn nicht Gerards lang verloren geglaubte Verwandte, irrtümlicherweise als Waisenkind weggegeben? Sollte Gerard sie nicht eher anlächeln, mit einem Gesicht, das wundersames Erstaunen ausdrückt, ein herzliches Willkommen?
Sollte Gerard nicht von seinem Stuhl aufspringen, zu ihr hineilen, sie umarmen? – sodass seine starken Arme ihre Rippen zu zerquetschen drohen?
Sollte Gerard nicht ihre Wangen küssen, sie freudig anlachen, mit ihr lachen?
Doch der finstere Gerard bewegt nur leicht seine Schultern unter der Tweedjacke. Clare hört ihn etwas murmeln wie ja oder ah. Kein Zweifel, er ist verärgert, weil er beim Zeitunglesen gestört wird, die gefaltet neben seiner Porridgeschüssel liegt.
»Ich bin Clare. Ich glaube – deine Nichte? Ich meine – eine deiner Nichten …«
Wie absurd! Clare merkt, dass ihr Gesicht brennt, wie peinlich. Als Kind ist man Personen wie Gerard gegenüber leicht verletzlich, genauso wie gegenüber etwas älteren Kindern, die einen mit ihrem undurchschaubaren, scheinbar feindseligen Verhalten einschüchtern; man erkennt, dass sie einen verachten oder zumindest ablehnen, doch man hat keinen Schimmer, warum das so ist, weil man doch eigentlich nichts getan hat, was sie hätte verärgern können. Ohne zu wissen, warum, bemüht man sich unablässig weiter, lächelt bis das Gesicht schmerzt, in der Hoffnung, dem anderen wenigstens ein gleichgültiges Lächeln zu entlocken, wohlwissend, dass alle Bemühungen zum Scheitern verurteilt sind.
Doch Clare ist kein Kind mehr. Clare Seidel ist dreißig Jahre alt. Sie ist eine viel attraktivere Person als dieser wächserne Gerard Donegal, den sie unter anderen Umständen, in einer anderen Umgebung keines Blickes gewürdigt hätte. Clare sollte diesem tückischen Gelände längst entwachsen sein, von dem man doch nur als Kind seinen Peinigern nicht entkommen kann, weil das Klassenkameraden sind, mit denen einen die wohlmeinenden Erwachsenen zusammengestopft haben und mit denen man dann in einer Hölle feststeckt.
Die Großtanten werden jetzt ungeduldiger, tadeln provozierend: »Clare ist deine Nichte, Gerard. Wir haben dir gestern von ihr erzählt. Erinnerst du dich nicht? Sie ist die Tochter von –«
»– du erinnerst dich: Conor.«
Gerard blickt noch finsterer drein. Schüttelt den Kopf, nein.
Clare fragt sich, was sie davon halten soll. Gerard erinnert sich nicht an seinen verstorbenen Bruder Conor, oder möchte sich nicht erinnern? Oder er glaubt vielleicht nicht, dass die junge Frau, der er vorgestellt wurde und die ihn weiterhin hoffnungsvoll anlächelt, tatsächlich seine Nichte ist.
»Clare ist Conors jüngstes Kind, Gerard –«
»Du erinnerst dich – da bin ich mir sicher.«
Clare ist verwirrt, den Namen Conor so häufig zu hören, so beiläufig.
Zum ersten Mal hat sie »Conor« laut ausgesprochen gehört, denkt sie. Wenn nicht Lucius Fischer ihn am Telefon erwähnt hatte. – Sie kann sich nicht erinnern.
Eine unerklärliche Magie umgibt diesen Namen, der sie zum Weinen bringen möchte, doch ein Lächeln auf ihre Lippen zaubert. Mein Vater.
Genauso bei der Frau namens Kathryn, ihrer Mutter. Meine Mutter.
Überwältigend für Clare, dieses Rätsel, von dem sie nicht weiß, wie sie es lösen könnte, diese Erkenntnis, dass die drei Fremden in diesem Raum, hier direkt vor ihr, nicht nur Blutsverwandte sind, sondern dass sie ihren Vater gekannt haben, und dass sie, wann immer sie wollen, einfach so nebenbei über ihn sprechen können – Conor.
Seit sie denken kann, hat Clare ihre Situation akzeptiert – Waisenkind. Keine Verwandten. Und jetzt …
Clare hat die Geburtsurkunde, die ihre Mutter Hannah ihr per Eilpost geschickt hat, sorgfältig gelesen. Ein offizielles Dokument, das Clare sicher früher schon einmal gesehen, doch wegen geringen Interesses auch wieder vergessen hatte.
Warum sollte es mich kümmern, wer ich einmal gewesen bin? Sie haben mich weggegeben, sie haben sich einen Dreck um mich geschert.
Die Namen ihrer (leiblichen) Eltern schienen für Clare nichts mit realen Personen zu tun zu haben, so wie man die Namen weit entfernter Orte auch nicht mit realen Orten verknüpft. Sie hatte sich an den Gedanken gewöhnt, dass diese Fremden ab ihrer Geburt nicht mehr existierten, als ob ihre Geburt deren Tod herbeigeführt hatte; obwohl es doch gar keinen Grund für solch einen bizarren Gedanken gab. Sie hat immer gewusst, oder hätte wissen müssen, dass sie erst zur Adoption freigegeben wurde, als sie schon zwei Jahre alt war, fast drei. Nicht als Neugeborenes.
»Clare ist unser Gast, Gerard! Auch dein Gast.«
»Clare ist hierhergekommen, um Mr. Fischer zu treffen, Gerard – unseren Anwalt.«
»Auch deinen Anwalt!«
»Sie ist den ganzen Weg von Philadelphia hierhergefahren, ist das nicht beeindruckend? Ganz allein mit dem Auto.«
»Wegen des Testamentes – des Testamentes deiner lieben Mutter. Du erinnerst dich –«
»Sie hat auch geerbt. Deine Nichte Clare.«
»Die alte Farm in der Post Road, mein Lieber. Leider – ja …«
»Du könntest Clare ja vielleicht mal hinfahren, damit sie sieht, was sie geerbt hat –«
»– eine gute Gelegenheit, dass ihr euch kennenlernt, du und Clare –«
»– es sei denn –«
»– es sei denn, natürlich –«
»– du möchtest lieber nicht.«
Die Worte hängen wie eine Herausforderung in der Luft. Lieber nicht.
Bei diesen Worten steht Gerard abrupt vom Tisch auf. Sein Stuhl rutscht hart über den Holzboden.
Er gibt ein Knurren von sich, verachtend, spöttisch. Entblößt gelbliche Zähne in einem erbosten Gesicht. Seine Augen schlingern in ihren Höhlen hin und her, doch er schaut Clare nicht an – er hat Clare nicht ein einziges Mal angeschaut.
Mit seiner linken, gesunden Hand greift er seine Mütze und die gefaltete Zeitung und verlässt polternd den Raum durch die hintere Tür.
Hinterlässt einen Geruch von Asche, ein ungewaschener männlicher Körper, ungewaschenes Haar. Nicht einmal ein kurzer Seitenblick.
Die Großtanten sind wie erstarrt, weit aufgerissene Augen, in Alarmbereitschaft wie ein Vogel Strauß. Aus ihren Mündern zischende Laute, tsss. Clare wundert sich, warum sie nicht dankbar sind, dass ihre Fragerei den mürrischen Mann aus ihrem Blickfeld getrieben hat.
»Oh je! Es tut uns so leid, Clare –«
»Normalerweise ist unser Neffe Gerard nicht so –«
»– grob –«
»– schüchtern. Er fühlt sich unter Fremden nicht sehr wohl –«
»– sogar dann nicht, wenn die Fremden Familienangehörige sind –«
»– zurückgeblieben, menschenscheu –«
»– dickköpfig, stur –«
»– schrecklicher Schock – Trauma –«
»– früher war er gescheit –«
»– so gescheit wie Conor –«
»– nein! – nicht annähernd –«
»– doch. Als er am Priesterseminar anfing –«
»– aber nicht so gescheit wie Conor – nein –«
»– fleißiger als Conor, auf jeden Fall. Und –«
»– gläubig. Gottesfürchtig.«
»Ja, und jetzt behütet Gott ihn –«
»– Das sollte er, ja! Nach all dem, was Gott getan hat –«
»– schhh! Glaubst du, Gott hört das nicht?«
Die Großtanten vertrauen Clare an, dass ihr »Junggesellen-Onkel«, Gerard Donegal, früher einmal Jesuit werden wollte. Er war im Priesterseminar Saint Joseph in Portland, Maine, bis er aus »persönlichen, familiären Gründen« aussteigen und nach Cardiff zurückkehren musste, um mit seinen Eltern zusammenzuwohnen.
Seit dem Tod seines Vaters übernahm er die Rolle des Chauffeurs für seine verwitwete Mutter, in den letzten Jahren musste er sie hauptsächlich zu Arztterminen und zum Gottesdienst in die St. Cuthbert’s Church fahren. Allen rundherum war klar – Gerard war ein äußerst treusorgender Sohn. Er sorgte sich um die Instandhaltung des Anwesens und verdiente sein Geld mit Gelegenheitsarbeiten in der Nachbarschaft.
Doch stets verfolgte er seine persönliche Pilgerreise, bis heute.
Wirklich? – Clare konnte es nicht glauben. Der gequälte Gesichtsausdruck, die gelblichen Zähne und die abwehrenden Augen passten ihrer Meinung nach nicht zu einer religiösen Geisteshaltung …
»Oh, doch – sehr wohl. Gerard ist zwar kein sehr geselliger Zeitgenosse – wie du sicher gemerkt hast! – aber er ist ein sehr verlässlicher Arbeiter. Er mäht Wiesen, schneidet Bäume, kehrt Laub mit einem richtigen Rechen zusammen, nicht mit solch einem fürchterlichen Laubbläser – nein, mit einem riesigen, riesigen Rechen, wie man ihn gar nicht mehr kaufen kann. Er wird graben, graben, graben, wo immer man es braucht. Er befreit die Zufahrten vom Schnee. Er arbeitet im Regen – im Schnee. Er kann Gebüsche lichten. Er kann Hausdächer reparieren, Kamine. Er kann kaputte Fenster austauschen. Er kann Malerarbeiten erledigen – so gut wie jeder Profi und viel preiswerter. Natürlich kann er auch eine Waffe benutzen – Gewehr, Schrotflinte. Man kann ihn anheuern, um Murmeltiere zu schießen, Waschbären – Schädlinge, die den Garten zerstören. (Gerard schießt aber keine Rehe – obwohl Cardiff überflutet ist von Weißwedelhirschen. Es ist gesetzlich verboten, Rehe innerhalb der Stadtgrenzen zu jagen, aber Gerard wird sie, wenn man ihn darum bittet, wegscheuchen.) Es gibt tatsächlich Damen entlang der Acton Avenue, die sehr von ihm abhängig sind – ›Was täten wir nur ohne Gerard Donegal!‹, sagen sie. Er hatte sich als Neunzehnjähriger im Priesterseminar eingeschrieben, wollte Gott als Priester dienen, und eine ganze Zeit lang war er auch glücklich dort. Seine Mutter war so stolz auf ihn – wir waren alle sehr stolz auf ihn – aber dann …«
»Also – neunzehn war einfach jung –«
»Neunzehn war nicht jung. Nicht für einen Seminaranfänger.«
»Neunzehn war jung, Gerard war einfach zu jung – blauäugig, sagten manche. Zu gottesfürchtig.«
»Was er alles auf sich genommen hat, diese harte Arbeit, Latein zu lernen, sich so sehr zu bemühen, des Priesteramtes würdig zu sein –«
»– gut zu sein –«
»– ein Gefäß, das mit Gott gefüllt werden will –«
»– mit Jesus –«
»– einfach zu viel für den armen Gerard – glauben wir –«
»Und dann – unsere Familientragödie …«
»Der arme Gerard! Alles endete so – abrupt …«
»Ah, was sagst du da? Du meinst, der arme Conor?«
»Conor, Gerard – unsere geliebten Neffen! – Gott sei uns allen gnädig.«
Clare hat aufmerksam zugehört. Sie fühlt sich wie ein Kind inmitten boshafter Erwachsener, die sich unverständlich schnell in einer Art Geheimcode unterhalten. Sie kann die Bedeutung der Worte nicht verstehen. Sie muss mit jeder Faser ihres Seins zuhören. Was wollen die Großtanten ihr sagen?
Clare hört sich selbst mit schwacher Stimme stammeln: »Das – heißt – dann – wohl – dass – sie – nicht mehr – leben? Also, meine Eltern?«
Bestürzte Stille. Elspeth und Morag tauschen schnell einen flüchtigen Blick, antworten aber nicht, so als ob ihre ahnungslose junge Verwandte etwas wirklich Obszönes von sich gegeben hätte.
Selbstverständlich sind deine Eltern tot. Niemand spricht mehr von ihnen.
Was hast du denn geglaubt – dass sie alle diese Jahre gelebt und nur auf dich gewartet haben?
Clare möchte ihre Großtanten gar nicht anschauen, möchte gar nicht sehen, wie sie sie anschauen – mitleidig? mitfühlend? entrüstet?
Sie bedankt sich für das Frühstück und bietet ihre Hilfe an, den senfgelben Tisch abzuräumen, doch mit einem Zischen gibt Elspeth ihr zu verstehen, still zu sein.
»Bitte, Clare! Das wollen wir gar nicht hören. Du bist doch Gast in Maude Donegals Haus.«
Morag stimmt ihr nachdrücklich zu. »So ist es. Ich räume den Tisch ab. Jetzt beginnt meine Schicht, glaube ich.« Sie hievt sich hoch auf ihre kurzen Beine und prustet los, wie nach einem fragwürdigen Witz.
Wie es aussieht, wechseln die Großtanten sich mit der Hausarbeit ab. Sie erklären Clare, dass sie bis zum Termin beim Nachlassgericht und bis alle Grundstücksangelegenheiten abgewickelt sind, gezwungenermaßen die Zahl der Hausangestellten verringern müssen.
»›Abwechseln‹ – hör sich einer das an! Ich tue hier die meiste Hausarbeit.«
Morag lacht lauthals auf.
»Tust du nicht! Das ist eine Verleumdung.«
»Was? Verleumdung?«
»Ich erledige alle finanziellen und geistigen Arbeiten, was viel anstrengender ist …«
Während das Gezänk der Schwestern hin- und hergeht, schweift Clares Blick durchs Fenster nach draußen. Wohin ist Gerard verschwunden? Sie kann nur eine Ligusterhecke sehen, die wild über einen Weg aus gebrochenen Steinplatten wächst, Regentropfen. Es scheint, als ob Gerard in diese Richtung verschwunden wäre, aber keine Spur von ihm.
»Gerard lebt mit euch in diesem Haus zusammen?«, fragt Clare.
»Gerard lebt in diesem Haus, wie wir auch«, sagt Elspeth.
»Wir sind keine Donegals, weißt du – Morag und ich. Unser Familienname ist Lacey.«
Elspeth spricht mit einem Anflug von Stolz, so als ob der Name Lacey Clare beeindrucken könnte. Morag korrigiert: »Unser Mädchenname ist das – Lacey.«
»Sei nicht albern! Lacey ist unser Familienname, nicht unser Mädchenname – weil wir doch gar nicht verheiratet sind.«
»Ja, natürlich sind wir nicht verheiratet! Ich auf jeden Fall nicht.« Morag lacht noch einmal von Herzen.
»Und deswegen können wir gar keinen ›Mädchen‹namen haben, wenn wir gar nicht verheiratet sind. Wir haben doch nur unseren eigenen Familiennamen. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, ich spreche mit einem dickköpfigen Idioten, der nicht die einfachsten Dinge versteht.«
Elspeth lacht verbittert, rollt ihre Augen in Clares Richtung.
Aber Morag ist fest entschlossen, Clares Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. »Maude war die einzige Lacey-Schwester, die sich getraut hat, zu heiraten. Sie hatte den Mut, der den anderen fehlte. Diese Herausforderung, ›die Spezies zu reproduzieren‹ –, eine Aufgabe, die für manch anderen zu groß ist.«
»Und sie hat sehr gut gewählt. Einen älteren Herrn –«
»– Le-land –«
»Sie hat uns aber nie im Stich gelassen – oder nicht sehr lange.«
»Was meinst du damit – nicht sehr lange? Maude war immer sehr großherzig zu ihrer Familie –«
»– fast immer –«
»– und als dann diese Tragödie über ihr Leben hereinbrach, brauchte sie ihre Schwestern nah bei sich.«
Tragödie? – das muss der Autounfall sein, denkt Clare. Aber sie traut sich nicht, die Großtanten auf dieses sensible Thema anzusprechen.
Die Großtanten erzählen Clare, dass Gerard kurz vor seiner Priesterweihe aus dem Seminar hatte aussteigen müssen. Eine furchtbare Tragödie für einen jungen Mann, wo er doch fünf, sechs Jahre so hart dafür gearbeitet hatte. »Wie lange es auch immer dauert, Jesuit zu werden. Es ist eine sehr lange Zeit. Er war tiefgläubig – spirituell – so ganz anders, als er jetzt ist. Und es war Gerard, der den Unfall – entdeckt hat.«
Clare steht stocksteif, hört zu. Den Unfall?
»Solch ein Anblick, das war eine traumatische Erfahrung für Gerard. Er hat sich nie wieder erholt. Er erlitt einen Nervenzusammenbruch, wie es so heißt – hat sich nie davon erholt.«
»Und welch Tragödie für die Kirche, solch einen tiefgläubigen Priester zu verlieren! Jeder, der ihn kannte, sagte, er sei dazu bestimmt, Priester zu werden – schon als er ein kleiner Junge war, konnte man die Gottergebenheit in seinem Gesicht sehen.«
»Er sang im Chor – ein glockenreiner Knabensopran …«
»Ganz anders als Conor – der war kein Typ, der alles in der Welt aufgegeben hätte für Gott, so wie Gerard …«
»Oh, Conor! Er hat auch einen hohen Preis bezahlt – weil er die Welt zu sehr geliebt hat.«
»Weil er sie zu sehr geliebt hat.«
»Ach ja! Gott hab ihn selig.«
»Gott hab sie alle selig.«
Clare hört gespannt zu, dankbar. Sie? War damit ihre Mutter gemeint, Kathryn? Sie glaubt, dass die Großtanten ihr in ihrer wahnsinnig verqueren Art wichtige Informationen mitteilen werden. »Der Unfall – meinst du den Unfall, in dem meine Eltern gestorben sind? Ein Autounfall?«
Elspeth fängt Morags Blick ab, so als ob sie sie warnen wollte – Kein Wort.
Doch jetzt sprechen alle so offen. Clare vermutet, dass man von ihr erwartet, alles mitzubekommen und nachzufragen.
»Du hast gesagt, Gerard habe den Unfall ›entdeckt‹? Heißt das – auf der Straße? Auf der Autobahn? Ist er rausgefahren, um zu schauen, wo sie geblieben sind? Willst du das damit sagen?« Clare fühlt sich wie ein strampelnder Schwimmer kurz vor dem Ertrinken. Doch die Großtanten blicken sie nur stumm an, als beobachteten sie sie von Land aus, neugierig abwartend, nicht sehr wohlwollend.
Elspeth seufzt wieder einmal, gereizt. Morags schmaler Mund verzieht sich, um ein Lachen zu unterdrücken.
»Wer hat denn gesagt, dass Gerard jemanden auf der Autobahn entdeckt hat? Niemand. Gerard war derjenige, der – (wir kennen überhaupt keine Einzelheiten darüber, sie wurden uns vorenthalten) – sie entdeckt hat –«
»– die Körper …«
»– die Überreste, wollte ich sagen. Überreste heißt das doch, glaube ich.«
»Überreste ist ein schrecklicher Begriff! Hör auf damit.«
»Hör du auf. Mach dich nicht lächerlich.«
Clare fühlt sich benommen, orientierungslos. Es macht ihr Mühe, die beiden betagten Damen weiterhin freundlich anzulächeln, wenn die beiden ihrerseits nur sich gegenseitig anblicken und Clare ignorieren, so als ob das Gespräch sie gar nichts anginge.
Sie haben eine Salve kleiner Pfeile in ihr Herz geschossen. Und sie hat keine Ahnung, wie schwer sie jetzt schon verwundet ist.
»Entschuldigt mich! Es reicht«, sagt sie, bevor sie sich auf den Weg die Treppe hoch in ihr Zimmer macht. In dem antiquierten Bad neben ihrem Zimmer muss sie vor der altertümlichen Toilette hockend einem Würgeanfall nachgeben, sie schwitzt, fühlt sich hundeelend; sie schafft es lediglich, eine dünne, widerlich schmeckende Flüssigkeit auszuspucken. Doch das, was sie so krank fühlen lässt, ist ein harter und klebriger kleiner Ball in ihrem Magen, der sich nicht so leicht rauswürgen lässt.
Hassen sie mich, weil ich Erbin des Anwesens ihrer Schwester bin? Weil ich nicht eine von ihnen bin, kein Recht habe, hier zu sein? Haben sie mich etwa vergiftet – nochmals?