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Sophia Thomalla lachte sich schlapp

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Das Lustigste war Sophia Thomalla selbst. Ich wollte mich bei ihr entschuldigen, falls der Spruch sie verletzt hätte, und nahm Kontakt zu ihr auf, zunächst über Instagram, später telefonierten wir. „Hi, hier ist Sophia“, begann sie das Gespräch und brach sofort das Eis. Sie habe den Spruch zunächst gar nicht mitbekommen und sich dann köstlich amüsiert. „Ich fand ihn lustig. Schließlich ist er ja sogar ein Kompliment für mich“, lachte sie. Ach ja, und das mit Loris solle ich nicht so ernst nehmen. Er rege sich nicht so sehr über den Spruch auf, sondern sei sauer darüber, dass er bei seiner ersten Partie für Union drei Tore kassiert und seine Mannschaft das Spiel verloren habe.

Später wurde Sophia Thomalla auch von Bild befragt und nannte die Diskussion um meinen Spruch „Kinderkacke“. Eine bemerkenswerte Frau, die sich gerne als Vamp inszeniert, nach dem Motto „Ich bin dir sowieso überlegen“. Sie erzählte mir von ihren eigenen Erfahrungen mit den sozialen Medien: „Ich bin doch die Queen of Shitstorms.“ Dabei lachte sie wieder. Die Empörergemeinde schien sie eher zu amüsieren.

Auch bei Loris entschuldigte ich mich persönlich. Wie seine Lebensgefährtin war er total cool. Er meinte lediglich, so etwas gehöre nicht in eine Fußballreportage. Ja, dieser Meinung kann man durchaus sein. Ich glaube, den Spruch an sich empfand er nicht als sehr schlimm. Er ärgerte sich eher, dass er bei Union kaum eine Chance bekam.

Einwurf

Moin,

man kennt mich aus Film, Funk und Fernsehen. Ich bin Schauspielerin, Moderatorin, Werbegesicht und Investorin und übrigens auch Feministin. Ich weiß, viele wollen mir das abstreiten – ist aber dennoch so. Auch kennt man mich dafür, auch mal Aussagen zu treffen bezüglich gesellschaftsrelevanter, politischer oder sozialer Themen, die polarisieren und nicht immer allen „geschmeckt“ haben. Und ich bin mir sicher: Vielen wird auch mein Beitrag hier nicht „schmecken“ …

Ich war mir anfangs nicht ganz sicher, ob ich dem Beitrag überhaupt zustimmen soll. Nicht weil ich nicht wusste, was ich schreiben soll. Sondern weil ich die Notwendigkeit zur Aufklärung bis heute nicht verstehe.

Ich bin, wie man vielleicht weiß, begeisterter Fußballfan, habe mir auch das besagte Spiel, um das es geht (Union Berlin gegen SC Paderborn), angeschaut und muss ehrlicherweise zugeben, dass ich den Spruch über meine Person und meinen damaligen Partner gar nicht wirklich mitbekommen habe, weil ich mich ausschließlich auf das Eigentliche konzentriert hatte: den Sport.

Erfahren habe ich davon erst, als ich ungefähr tausendmal auf Twitter erwähnt wurde, dem Sprachrohr der Möchtegern-Intellektuellen. Mein Telefon glühte.

Jörg Dahlmann hatte gesagt: „… hat den Vorteil, dass er zu Hause kuscheln kann mit seiner Sophia Thomalla. Aber für so eine Kuschelnacht mit Sophia würde ich mich auch auf die Bank setzen.“ Hurra! Twitter-Deutschland hatte mal wieder etwas gefunden, an dem es sich ergötzen konnte. „Sexismus!“, schrie das Netz. Es gibt jemanden, den man stürzen kann? Da ist man sofort dabei. Hauptsache der eigene Tweet wird über hundertmal retweetet und zweihundertmal gelikt. Der Internet-Erfolg des frustrierten Mannes – fünf Minuten Fame (wenn überhaupt) und das war’s. Und wenn man ganz viel Glück hat, wird man in einem Onlinemagazin zitiert. Aber auch nur dann, wenn der Tweet besonders lustig oder herabwürdigend war … intellektuell verpackt natürlich. Um den eigentlichen „Vorwurf“ Sexismus ging es dann sehr schnell nicht mehr. Nur die gefühlt Letzte, die gefragt wurde, was sie davon hält, war ironischerweise ich.

Ich habe mir den Ausschnitt immer und immer wieder angeschaut und bis heute nicht begreifen können, warum diese Sätze Grund genug waren, Jörg Dahlmann von seinem Job zu befreien. Weil er jetzt gern mit mir gekuschelt hätte? Oder weil er privat mit beruflich vermischte? Oder wollte man ihn so oder so loswerden und hatte nur auf den entscheidenden Moment gewartet, ihn abzusägen?

Alle drei Erklärungen sind für mich absurd.

Ich glaube, der eigentliche Grund war, dass sich der Arbeitgeber Sky von ein paar Twitter-Usern so unter Druck gesetzt gefühlt hat, dass sie die Reißleine zogen, um weiteren Negativkommentaren aus dem Weg zu gehen. Und Sky ist nicht der Ersten und Einzige, der sich der „Meinung“ beugt. Man wählt den Weg des geringsten Widerstands. Warum jemanden halten und Kritik für einige Tage ernten, aber zumindest Rückgrat zeigen, wenn man auch nach 30 Jahren Beschäftigungsverhältnis einfach so jemanden austauschen kann? Wie ich finde, eine sehr schwache Nummer von Sky.

Aber worum ging es denn nun wirklich? Ach so, was ich denn von dem Kommentar an sich halte, den Jörg Dahlmann über mich sagte. Nun, ich persönlich fühlte mich eher geschmeichelt, muss ich zugeben. Und das sage ich als Frau.

Ja, und da wären wir wieder bei der Thematik, die ich damals bei Hart aber fair schon ausdiskutieren konnte und für meine Meinung teilweise hart und nicht immer fair einstecken musste. Denn anscheinend kann man keiner Dame mehr ein (in diesem Fall auch noch von mir dankend angenommenes) Kompliment mehr machen, ohne dafür hart auf die Schnauze zu fallen. Der eigentliche Sexismus ist für mich, dass ständig Leute über meinen Kopf hinweg entscheiden wollen, was mir zu gefallen hat und was nicht. Als wäre ich nicht in der Lage, die Situation für mich selber einschätzen zu können, weil ich ja eine Frau bin und man mich angeblich beschützen muss. Und DAS ist der eigentliche Sexismus. Wenn mir was nicht passt, dann sage ich das auch, keine Sorge. Und dann auch so, dass sich so mancher gewünscht hätte, er könne die Zeit zurückdrehen und das Gesagte ungesagt machen.

Ich sage es hier deutlich noch einmal: Es war okay für mich!

Abschließend muss ich leider feststellen, dass es mittlerweile keine wirklich vernünftige Debattenkultur mehr gibt. Alles ist immer nur noch schwarz oder weiß. Alle werden für ihre Aussagen sofort und insbesondere online niedergemacht, an den Pranger gestellt und, wie hier geschehen, sogar aufgrund einiger Twitter-Kommentare vom Dienst suspendiert. Es geht immer mehr um Bestrafung, immer weniger um die eigentliche Aussage. Wenn man sich dann im Nachhinein öffentlich entschuldigt, falls etwas missverstanden wurde, dann bekommt man es doppelt und dreifach auf die Ohren. Denn die Leute spüren, dass ihre „Kritik“ etwas bewirkt. In den Menschen kommt das Gefühl der Macht auf, nur weil sie einen Internetzugang haben.

Auch Jörg Dahlmann hat sich zwei Tage später bei mir persönlich entschuldigt. Wir haben telefoniert. Es war mir unangenehm, dass ich eine Entschuldigung annehmen musste, für die ich keinen Anlass sah. Es war trotzdem eine nett gemeinte Geste.

Beim nächsten Treffen gebe ich ihm ein Pils aus. Oder zehn. Ich bin emanzipiert. Ich kann das.

(Sophia Thomalla, Schauspielerin, Moderatorin, Model)

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