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Nie wieder Krieg

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Monika und ich sind nun schon im 50 Jahr verheiratet. Wir hatten das Glück unser bisheriges Dasein in Frieden leben zu dürfen. Voller Sorge und Unverständnis schauen wir auf die aktuellen Kriegsschauplätze dieser Welt und wundern uns, dass die Menschheit offenbar aus der Geschichte nichts gelernt hat. Die Weltpolitik führt weiterhin Kriege. Es wird gebombt, massakriert und getötet, anstatt sich ernsthaft um die dringend benötigten Maßnahmen gegen den bedrohlichen Klimawandel zu kümmern. Als Folge sind wieder Millionen von Menschen auf der Flucht. Der Wahnsinn nimmt kein Ende! Nie wieder Krieg von und auf deutschem Boden war die Hoffnung und das Ziel der von den Folgen gebeutelten Menschen . Die Bevölkerung sehnte sich nach einem friedvollen, respektvollen Leben. Zum Glück ist dieser Wunsch in der Bundesrepublik Deutschland in Erfüllung gegangen. Aber leider sind unsere Soldaten bei internationalen Konflikten wieder involviert und unsere Rüstungsindustrie lässt kein mögliches Geschäft aus, ihre Waffen in Krisengebiete zu veräußern. Dieses deutsche Verhalten könnte böse Folgen haben, wie es unsere Nation durch die Umstände und den Folgen des Ersten Weltkrieges schmerzlich erfahren musste. Unsere Familien haben diesen Wahnsinn erlebt. Man hat uns davon erzählt und die Nachkriegsereignisse haben wir als Kinder und Jugendliche eindrucksvoll selbst erfahren. Diverse Kriegsgeschichten aus dieser Ära wurden global beschrieben, große wie schlechte Staatsmänner, Prominente, Helden und andere wichtige Menschen kamen in Wort und Bild vor. Sie wurden gewürdigt oder verdammt. Die vielen namenlosen Menschen blieben mit ihren Schicksalen häufig unerwähnt. Hatte doch gerade diese Bevölkerungsgruppe, das einfache Volk, unendliche Armut und Leid, Verlust und Trauer zu ertragen. Millionenfache Schicksale könnten erzählt werden. Jedes einzelne hat eine andere Biografie, aber alle haben die gleichen Begleitumstände gehabt, nämlich die kaiserliche Vorgeschichte, der Erste Weltkrieg und den dann von den Nazis angezettelten unsäglichen Zweiten Weltkrieg sowie die daraus resultierende Nachkriegsarmut. Vieles ist bereits in Vergessenheit geraten. Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit entschlossen wir uns die Ereignisse aus unseren Familien bis in die 1960iger Jahre, wo sich ein positiver, politischer Wandel in der Bundesrepublik Deutschland bemerkbar machte, zu erzählen. Daten und Fakten, die sich uns besonders eingeprägt haben, sollen als Erinnerung und zur Mahnung für die nachfolgenden Generationen aus dieser Zeit der bösen Bürde, wie wir sie empfanden, offen und ohne Schamgefühl benannt werden.

… “Deutschland, Deutschland über alles,

ohne Butter, Brot und Speck,

selbst das bisschen Marmelade

frisst uns die Besatzung weg“…

Als wir Kinder mit diesem sarkastischen Text die deutsche Nationalhymne verunglimpften, waren die größten Hungersnöte nach dem Zweiten Weltkrieg zum Glück schon vorbei. Symbolisch war dieser Text aber für die entbehrlichen, vorangegangenen Jahre. Wobei die menschenunwürdige Nazizeit und dann die Nachkriegsarmut den betroffenen Menschen trotzdem noch lange in den Knochen steckte. Viel tiefer in der Seele waren aber die Kriegsnarben präsent, die den Menschen ein Leben lang an das scheußliche Erlebte erinnerten. So wie bei meinen älteren Geschwistern, die auf dem Schulweg von amerikanischen Jabo-Tieffliegern angegriffen wurden. Sie verkrochen sich in den Straßengraben und hatten sich vor Todesängsten die Hosen vollgeschissen und vollgepisst. Die Vernichtung der deutschen Zivilbevölkerung war das verheerende, tödliche Kriegsziel der Alliierten. Diese elende Zeit zum Ende des Zweiten Weltkrieges spitzte sich noch einmal zu, als die Sowjets kamen. Sie kamen nicht als Befreier vom Faschismus, wie es später von den Russen propagiert wurde, sondern als Revanchisten. Sie mordeten, raubten, plünderten und fielen ohne Gnade, wie Bestien, über hunderttausende Frauen, ob jung oder alt, her. Dieses traurige Schicksal mussten auch meine damals 15-jährige Schwester und meine Mutter ertragen. Sie wurden von den Sowjetsoldaten auf bestialische Weise vergewaltigt. Diese und andere grausamen Erlebnisse haben bei den überlebenden Betroffenen ein furchtbares, lang anhaltendes Trauma hinterlassen. Sie erlebten ihre Folter wie eine gewaltige Explosion mit einem riesigen Blitz und dann den Fall in ein nicht enden wollendes schwarzes Loch. Diese Familiensaga soll einfach erzählt dazu beitragen der heutigen, jungen, unbeschwerten Generation die Umstände der Nazizeit und deren Folgen von Krieg und Vernichtung in Erinnerung zu rufen und vor deren Folgen zu warnen. Nicht nur wir Kinder, auch viele Erwachsene mussten das Leben wieder leben lernen. Besonders die Menschen mit den Kriegserinnerungen standen in der Nachkriegszeit unter einer starken psychischen und physischen Belastung. Sie wachten praktisch auf verbrannter Erde wieder auf. Man konnte nicht einfach zum Arzt gehen, um sich von seinem “Burnout“ heilen zu lassen. Nein, jeder für sich musste ums Überleben kämpfen und diese Zeit als Herausforderung für ein zukünftiges, friedvolleres, besseres Leben annehmen. Aus solchen Familien sind auch Monika und ich entsprungen. Bedeutungslos, zwei unter Vielen.

Böse Bürde

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