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35.3 Semipräzisions- und Präzisionsgeschiebe
ОглавлениеDiese Halteelemente werden nicht individuell vom Zahntechniker hergestellt, sondern sie werden fabrikmäßig konfektioniert angeliefert. Sie sind entweder angießbar (Präzisionsgeschiebe) oder werden als ausbrennbares Kunststoffteil (Semipräzisionsgeschiebe) zusammen mit der Primärrestauration gegossen.
Grundsätzlich können die Geschiebeteile auf verschiedene Arten in die zahntechnische Arbeit integriert werden. Je nach Geschiebefabrikat ist entweder die Matrize oder die Patrize am festsitzenden Primärteil (in der Regel Krone, aber auch Brückenglied oder Adhäsivflügel möglich) befestigt.
Für die Befestigung von Matrize bzw. Patrize lassen sich folgende Möglichkeiten unterscheiden:
Vorgefertigte ausbrennbare Kunststoffteile werden zusammen mit der Krone in derselben gewählten Legierung gegossen (sowohl hochgoldhaltige als auch Nichtedelmetall-Legierungen sowie Titan können gewählt werden).
Sind die Geschiebeteile aus einer angussfähigen Legierung (HSL = hochschmelzende Legierung) gefertigt, kann der Anguss an ein solches Geschiebe nur mit einer hochgoldhaltigen Legierung erfolgen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Gelbgold- oder eine Aufbrennlegierung handelt. Der Einsatz von NEM-Legierungen ist aufgrund ihres viel höheren Schmelzintervalls nicht möglich.
Ein Anlöten von Geschiebeteilen an die Primärkronen ist technisch zwar möglich, findet aufgrund der mangelnden Präzision bei der Platzierung des Geschiebes an die Krone aber kaum Anwendung. Das Anlöten von Geschiebeteilen (aus einer hochgoldhaltigen Legierung) an Kronenteile, die aus NEM-Legierungen gefertigt sind, ist darüber hinaus aufgrund der fehlenden Diffusion nicht empfehlenswert.
Die Laserschweißtechnik ist eine anerkannte Technik, um einzelne Teile in der Zahntechnik miteinander zu fügen. Ähnlich wie beim Anlöten beschrieben, gibt es auch bei dieser Technik Probleme mit einer exakten Positionierung mehrerer Geschiebeteile in einer für alle Teile identischen Einschubrichtung. Deshalb ist das Laserschweißen für Geschiebeteile nicht verbreitet.
Je nach Geschiebefabrikat kann Patrize oder Matrize im Sekundärteil austauschbar oder nicht austauschbar befestigt sein. Die austauschbare Lösung wird durch eine Verschraubung (Retentionsschraube) ermöglicht. Die Verschraubung hält die aktivierbare Patrize an der Retentionshülse, welche mit drei Techniken am herausnehmbaren Sekundärteil befestigt werden kann:
Anlötung. Voraussetzung für die Anlötung von Patrize bzw. Matrize an das Sekundärteil ist, dass das Element aus einer anlötbaren Legierung hergestellt ist. Da das Sekundärteil in den meisten Fällen aus CoCrMo-Legierungen (Modellgussbasis) besteht, findet bei verwendetem Goldlot keine Diffusion zum Modellguss statt, sondern lediglich eine mechanische Verbindung. Beim Lötvorgang kann es durch die thermische Behandlung zu einem Verzug der Metallteile (Modellguss und Patrize) und damit zu einer Beeinträchtigung der Gesamtpassung auf den Primärteilen kommen.
Einklebung. Das Einkleben von Patrize bzw. Matrize in das Sekundärteil ist durch die Entwicklung geeigneter Klebematerialien möglich geworden. Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz dieser Kleber ist ein fester und stabiler Verbund zwischen Kleber und Metallgerüst. Der Verbund kann sowohl auf chemischem als auch auf mechanischem Weg erzielt werden. Für eine chemische Verbindung können Silikatisierung/Silanisierungssysteme oder nach Korundstrahlung auch Metall- oder Universalprimer zur Anwendung kommen (siehe Kap. 29.3).
Befestigung durch Sattelkunststoff. Voraussetzung für die rein mechanische Befestigung von Patrize bzw. Matrize im Kunststoffsattel sind ausreichend große mechanische Retentionen an den zu befestigenden Teilen.
Die drei genannten Befestigungsmöglichkeiten gelten auch für nicht austauschbare Matrizen. Bei der nicht verschraubbaren Lösung bestehen Patrize und Retentionsteil aus einem nicht trennbaren Stück.
Da Matrize und Patrize konfektioniert sind, weisen sie immer etwas Spiel zueinander auf. Daher sind zusätzliche retentive und stabilisierende Elemente erforderlich. Die Retention ist in der Regel durch Aktivierung der Patrize einstellbar; dies geschieht entweder durch Anziehen einer Schraube oder Aufbiegen eines Schlitzes. Bei anderen Geschieben ist die Haftung durch Austausch eines Kunststoffgleiteinsatzes variierbar.
Im Hinblick auf die in der Regel kleine Dimensionierung der beiden Geschiebeteile ist eine Führungshilfe für das Einführen des Zahnersatzes durch den Patienten wünschenswert. Diese Forderung wird erfüllt, wenn in der mit dem Geschiebe verbundenen Krone eine Stabilisierungsfräsung (Führungsfräsung) mit zervikaler oder okklusaler Schulter angebracht wird (sog. Umlauf). Der Umlauf geht in eine in dem gegenüberliegenden Approximalraum befindliche Axialrille über, welche in okklusaler Richtung trichterförmig erweitert ist und auf diese Weise als Einschubhilfe fungiert (Interlock). Neben der Führungshilfe sorgen Umlauf und Interlock auch für eine körperliche Fassung des Pfeilerzahns und verhindern ein Abkippen des Prothesensattels von seiner Kammauflage (Kippmeiderfunktion).
Bei den konfektionierten Geschieben lassen sich intra- bzw. parakoronale Geschiebe (sog. Profilgeschiebe) von extrakoronalen Geschieben unterscheiden. Die erstgenannten liegen innerhalb (intrakoronal) bzw. dimensionsbedingt auch leicht außerhalb (parakoronal) der künstlichen Zahnkrone und leiten die Kaukraft daher weitgehend axial weiter. Aufgrund ihres relativ großen Platzbedarfs sind intrakoronale Geschiebe bei vitalen Pfeilerzähnen nicht indiziert.
Profilgeschiebe können verschiedene Querschnitte aufweisen, z. B. T-förmige, H-förmige oder ovoidförmige.
Extrakoronale Geschiebe werden demgegenüber deutlich außerhalb der Krone oder an Adhäsivflügeln angebracht. Dadurch muss bei einer Kronenpräparation weniger Zahnhartsubstanz abgetragen werden. Die extrakoronale Positionierung von Matritze/Patritze begünstigen allerdings ungünstige extraaxiale Krafteinwirkungen auf den Pfeilerzahn. Während beim Abnehmen der Teilprothese extraaxiale Kräfte nicht verhindert werden können, führen Umlauf und Interlock bei Kaubelastungen durch ihre starre körperliche Umfassung auch bei extrakoronalen Geschieben zu einer axialen Krafteinwirkung. Trotzdem sollten an Kronen befestigte extrakoronale Geschiebe wegen der ungünstigen Pfeilerzahnbelastungen in der Regel an zwei miteinander verblockten Zähnen angehängt werden. Die entsprechenden Pfeilerzähne sollten durch Vollkronen körperlich gefasst werden. Lediglich wenn es sich beim Pfeilerzahn um einen nicht erhöht beweglichen Eckzahn oder Molar handelt, kann aufgrund der parodontalen Wertigkeit bei ausreichender mechanischer Stabilität des betroffenen Zahnes auf eine Verblockung mit dem Nachbarzahn verzichtet werden.
Eine Ausnahme stellen auch Adhäsivattachments dar, bei denen aufgrund der fehlenden mechanischen Schwächung des Pfeilerzahnes durch eine Kronenpräparation in der Regel eine Verblockung mit dem Nachbarzahn unnötig ist. Eine auf dem Adhäsivattachment angelegte okklusale oder orale Auflage für den abnehmbaren Prothesenteil und die okklusale Entlastung der Patrize im Falle eines Stabgeschiebes gewährleisten eine axiale Belastung des Pfeilerzahnes bei Kaubelastung.
Bei allen konfektionierten Geschieben ist auf eine gute Reinigungsmöglichkeit im Bereich der Pfeilerzähne (Freiheit des Interdentalraums durch gingivaoffene Gestaltung) zu achten, um konstruktionsbedingte parodontale Probleme zu vermeiden. Aus diesem Grund ist die parakoronale Gestaltung von Geschieben in der Regel kontraindiziert. In Sonderfällen können Geschiebe auch zwischen zwei künstlichen Kronen (interkoronal) in Zwischengliedern in oder an Extensionsgliedern von Brücken angebracht werden (Graber 1992). Von den Hunderten im Handel erhältlichen vorgefertigten Präzisionsgeschieben werden nachfolgend einige wenige beispielhaft besprochen.
Abb. 35-2 Duolock-Geschiebe, Einzelteile.
Abb. 35-3 Duolock-Geschiebe, zusammengesetzt.
Duolock-Geschiebe. Auch das Duolock-Geschiebe (ZL Microdent-Attachment, D-Brekerfeld) ist ein starres intra- bzw. parakoronales T-Geschiebe (Abb. 35-2 und 35-3). Die Patrize befindet sich in der Prothese und kann durch eine Aktivierungsschraube in ihrer Haltekraft variiert werden. Mittels einer Verschraubung ist die Patrize aus der fest in der Prothese verankerten Gewindekappe herauslösbar. Das Austauschen der Patrize ist daher ohne Beschädigung des Kunststoffsattels möglich. Duolock-Geschiebe sind wahlweise mit einer Appendix-Abwinkelung von 30° bzw. 90° erhältlich. Diese Wahlmöglichkeit erlaubt eine Anpassung für unterschiedliche Kieferkammverhältnisse.
Conex-Geschiebe. Das Conex-Geschiebe nach Spang (Cendres+Métaux, CH-Biel) ist in einer Version mit frikativem oder retentivem Konus verfügbar (Abb. 35-4 bis 35-7).
Preci-Vertix-Geschiebe. Das Preci-Vertix-Standardgeschiebe (Alphadent NV, B-Waregem) ist ein Vertreter der Semi-Präzisionsgeschiebe. Die Patrize besteht aus einem ausbrennbaren, stabförmigen Teil, welches sich extrakoronal an der Ankerkrone oder einem Adhäsivflügel befindet und durch Gießen in jeder beliebigen Legierung zusammen mit der Krone bzw. dem Adhäsivflügel hergestellt wird. Die Matrize besteht aus einem elastischen Kunststoffteil (Kunststoffgleiteinsatz) und hält mit einer Klemmwirkung im herausnehmbaren Prothesenteil (Abb. 35-8 und 35-9). Diese Haltekammer für die Matrize wird passgenau mittels eines Platzhalters bei der Modellgussherstellung integriert. Der Kunststoffgleiteinsatz ist in drei Friktionswerten (gelb: normal, weiß: schwach, rot: stark) erhältlich und kann bei Bedarf ausgetauscht werden. Um ein Ausgleiten der Teilprothese (Matrize) aus der Patrize zu verhindern, wird das Geschiebe in Verbindung mit einem Schubverteilungsarm gestaltet (Abb. 35-10 und 35-11). Das Prinzip des Geschiebes besteht darin, dass durch den Einsatz einer elastischen Matrize eine gewisse Pufferwirkung zwischen Zahn und Teilprothese erzielt wird. Dies scheint sich günstig auf die Langlebigkeit auszuwirken und hilft, technische Misserfolge zu reduzieren (Studer et al. 1998).
Mini-SG-Geschiebe. Das Mini-SG-Geschiebe (Cendres+Métaux, CH-Biel) ist ein konfektioniertes Stabgeschiebe, welches ebenfalls einen austauschbaren Kunststoffgleiteinsatz beinhaltet, über den die Haftkraft eingestellt werden kann (Abb. 35-12 und 35-13). Durch zwei integrierte Führungsrillen ist eine sehr gute Stabilität des Geschiebes gegeben und laut Firmenangaben kann auf eine Umlauffräsung verzichtet werden. Diese Angaben wurden in einer Labor-Untersuchung zum Verschleißverhalten von Geschieben mit exzentrischer Belastung bestätigt, in der das Mini-SG-Geschiebe mit frikativem Kunststoffeinsatz mit und ohne Umlauf über 100.000 Füge- und Lösezyklen eine adäquate Haftung aufwies, während bei dem im Vergleich getesteten Conex-Geschiebe mit frikativem Konus ein vorhandener oder fehlender Umlauf den Verschleiß und damit die Haftung beeinflusste (Ludwig et al. 2003). Klinische Langzeitstudien an Teilprothesen, die über das Mini-SG-Geschiebe, aber ohne Umlauf verankert waren, liegen allerdings nicht vor.Außer einer frikativen Matrizenversion des Mini-SG-Geschiebes existieren noch schraubaktivierbare frikative, retentive und verriegelbare Matrizenvarianten.
Untersuchungen zum Verschleißverhalten von Geschieben zeigen, dass die beiden letztgenannten Geschiebe mit Kunststoffgleiteinsätzen ein deutlich günstigeres langfristiges Retentionsverhalten haben, als vorgefertigte Präzisionsgeschiebe, bei denen kein Kunststoffeinsatz vorhanden ist und Metall auf Metall gleitet (Koeck et al. 1993, Wichmann und Kuntze 1999). Bei den reinen Metallgeschieben kam es schon nach wenigen hundert Füge- und Lösezyklen zu einem deutlichen Retentionsverlust, der ein erneutes Aktivieren erforderlich machte, während die Retentionskraft der Geschiebe mit Gleiteinsatz über mehrere tausend Füge- und Lösezyklen nahezu konstant blieb.
Abb. 35-4 a Matrize des Conex-Geschiebes nach Spang, b zusammengesetzt mit Patrize.
Abb. 35-5 Conex-Geschiebe.
Abb. 35-6 Conex-Geschiebe: Konus auf Eindrehinstrument.
Abb. 35-7 Zwei Variationen der konischen Patrize des Conex-Geschiebes.
Abb. 35-8 Die Patrize des Preci-Vertix-Geschiebes besteht aus einem ausbrennbaren Kunststoff.
Abb. 35-9 Das Hilfsteil, mit dem die Matrize in die Prothese eingesetzt wird.
Abb. 35-10 Preci-Vertix-Geschiebe, in eine Ankerkrone integriert.
Abb. 35-11 Ansicht des Sekundärteils (Modellgussprothese) von basal.
Abb. 35-12 Einzelteile des Mini-SG-Geschiebes.
Abb. 35-13 Zusammengesetztes Mini-SG-Geschiebe (aufgeschnitten).
Abb. 35-14 Steg-Geschiebe nach Dolder (parallelwandiger Steg).
Abb. 35-15 Steg-Geschiebe nach Dolder. Vorfabrizierte Hülse mit Retentionen zur Fixierung im Kunststoff. Dieselbe Hülse kann auch zur Herstellung einer Steggelenk-Prothese nach Dolder verwendet werden.
Abb. 35-16 Steg-Gelenk nach Dolder und Wirz. Die Hülse beim Aufsetzen auf den Steg (eiförmiges Profil).