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Ulrich Richental und seine Chronik

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Ungefähr 1420–1430 schrieb Richental im Konstanzer Dialekt seiner Zeit seine umfangreiche, mit zahlreichen farbigen Illustrationen versehene Chronik über das Konstanzer Konzil, dessen Augenzeuge er war. Gerüste des Aufbaus sind das Kirchenjahr und die großen Feiern auf der Versammlung. Reichhaltiges Material ist von ihm zusammengetragen worden, Personen- und Wappenverzeichnisse, Preislisten und vieles andere mehr. In der Schilderung der Einzelereignisse ragen der Prozess gegen Jan Hus, die Absetzung Johannes’ XXIII. und das Konklave 1417 heraus. Im Ganzen besticht die Chronik durch ihre schiere Materialfülle, und viele der Bilder, die Darstellung und Dokumente teils begleiten, teils ergänzen, sind fast schon in das kulturelle Gedächtnis eingegangen. Wichtig zu wissen ist aber auch: Richentals Chronik ist auf nahezu jeder Seite das Buch eines Bürgers der Stadt Konstanz am Bodensee. Ausschlaggebend ist für ihn immer der Blickwinkel der Konstanzer Stadtgeschichte. Die Chronik ist eben auch ein Produkt der facettenreichen, bunten, farbigen, kaum in irgendwelche Muster zu pressenden spätmittelalterlichen städtischen Historiographie.

Die Informationen, die Richentals Chronik bietet, sind einzigartig für die Geschichte eines mittelalterlichen Konzils. Kein Wunder, dass die Späteren dem Werk nur allzu gerne vorbehaltlos folgten, aller immer wieder angebrachten Einzelkritik zum Trotz. Als „Leitmedium“ für die Erforschung der Geschichte des Konzils hat man sein Werk bezeichnet, ja bedauert, dass es Vergleichbares für andere Konzilien nicht gebe. Heute wissen wir nur zu genau, dass Skepsis im Umgang mit seiner Chronik angesagt ist. Das gilt natürlich für jede andere Quelle auch, die ja nur durch das, was wir von ihr wissen wollen, überhaupt erst zur Quelle wird, zu etwas, das man ausschöpfen und verwerten oder verurteilen und verschmähen kann. Aber bei Richental gilt es vielleicht doch noch einmal in besonderem Maße. Nicht nur, dass die ältesten, miteinander konkurrierenden Fassungen seiner Chronik erst viel später entstanden sind, als es die eigentlichen Abfassungsjahre zu dokumentieren scheinen, wissen sollte man vor allem auch, dass es Richental, als er seine Chronik schrieb, gar nicht darum ging, Wirklichkeit abzubilden, also zu zeigen, „wie es eigentlich gewesen“. Vielmehr wollte er sich mit seinem Werk nachträglich in das Konzilsgeschehen einmischen, ging es ihm immer wieder ganz stark darum, die Entscheidungen der Kirchenversammlung für rechtens zu erklären – vor allem die Absetzung Papst Johannes’ XXIII., dessen Schicksal er als Parabel betrachtet.

Konstanz 1414-1418

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