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Vorwort des Autors
ОглавлениеDer beeindruckende und zugleich protzige Severus-Bogen auf dem Forum Romanum sowie die Tatsache, dass Septimius Severus der erste Afrikaner auf dem Kaiserthron Roms war: das sind die häufigsten Reminiszenzen, die Bildungsbürger mit dieser antiken Gestalt in Verbindung bringen. Diejenigen von ihnen, die zudem ihr Wissen den zusammenhängenden Grundlagen eines vertieften Geschichtsunterrichts alter Schule über die Antike verdanken, unterstellen Septimius Severus in seinem kaiserlichen Handeln nicht selten, als Kind eines punisches Erbes an der römischen Aristokratie die späte Rache für Karthagos Untergang genommen zu haben. Wir können nicht mehr nachprüfen, ob Septimius Severus in seiner nicht überlieferten Autobiographie manchen Aversionen gegenüber seiner nordafrikanischen Herkunft bewusst entgegengesteuert hat, um seine Akzeptanz als Kaiser aller Römer zu fördern. Die literarische Hinterlassenschaft der Antike lässt jedenfalls die Schlussfolgerung zu, dass er in durchaus ambivalenter Weise für seine historischen Taten betrachtet wurde. Die Assoziationen, die das historische Erbe seiner Person bis heute hervorrufen, geben Zeugnis von einem Menschen, der schon zu seinen Lebzeiten ein bisweilen arg divergierendes Pro und Kontra erfahren hat.
Die vorliegende Biographie hat sich nicht die Aufgabe gestellt, die auseinander driftende Einstufung dieses Kaisers auf einen eindeutigen Nenner zu bringen. Vielmehr lag in dieser Konstellation der besondere Reiz, die Beschäftigung mit seinem Charakter und dem von ihm provozierten sowie geschaffenen Erbe in Wort und Bild aufzunehmen. Der Lebensweg eines Menschen ist nun mal die aufregendste Thematik für einen Historiker, weist er doch im Gegensatz zur Ausbildung, Entwicklung und zum Niedergang von Gesellschaften ab und an unverständliche Kurven, Sackgassen und Umkehrungen auf, die entweder punktuell unvorhergesehen oder aus der aktuell aufgetretenen Möglichkeit zur Lebensveränderung oder zur Rückkehr zu alten, geliebten Zuständen entstanden sind. Der rationale Zugang zu Erkenntnissen bleibt dann auch einmal auf der Strecke, und emotionale und charakterlich bedingte Besonderheiten gewinnen an Bedeutung, um das auf den ersten Blick Unerklärliche in seinen individuellen Bedeutungszusammenhang einordnen zu können. Die historische Figur des Septimius Severus war auf dieser Arbeitsebene eine spezielle Herausforderung, für deren Gewährung ich dem Herausgeber der Reihe „Gestalten der Antike“, Herrn Prof. Dr. Dr. Manfred Clauss, meinen Dank abstatten möchte, selbstverständlich auch für die in jeder Hinsicht gedeihliche Zusammenarbeit, die zur endgültigen Publikation geführt hat. Als Privatdozent an einer deutschen Universität führt man heute ja eher das Dasein eines Heloten, der anstelle der Abgaben an einen Spartiaten mit seinem Dozentenwissen eine unentgeltliche Lehrveranstaltung pro Semester auf Lebenszeit abzuliefern hat. Dieser Situation konnte ich noch die positive Möglichkeit abgewinnen, einer interessierten Studentenschaft an der Bremer Universität meine Vorstellungen vom Wirken des Kaisers zu unterbreiten. Für die langjährige und auch bei diesem Opus äußerst hilfreiche Unterstützung meiner früheren Sekretärin, Frau Claudia Haase, möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken. Dieses Werk widme ich meinem Vater Horst Spielvogel, wozu mich die Beschäftigung mit Septimius Severus und seiner Familie motiviert hat. Ich bin sehr froh und dankbar, dass sich unser Verhältnis – wenngleich nicht ohne verschiedene Stand- und etwaige Reibungspunkte – nicht so entwickelt und zu derartig tiefen Abgründen geführt hat wie zwischen Septimius Severus und seinem Sohn Caracalla, wie auf der nächsten Seite demonstriert wird.
Bremen, im Mai 2006 | Jörg Spielvogel |