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ОглавлениеKnut Moen saß am Esstisch im Aufenthaltsraum des Internats. Der Lehrer bestand darauf, mit ihm allein zu sprechen. Moen konnte ihn schlecht abweisen, denn wenn Stein Hovelsrud nicht einbezogen würde, dürften sie den Jungen nicht vernehmen. Moen stand auf.
»Ich werde noch auf Ihre Aussage zurückkommen. Alle werden vor Abschluss der Untersuchung angehört werden.«
Asbjørn Gihle kam zusammen mit dem Sozialtherapeuten Olsby herein.
»Hovelsrud kommt mit mir und dem Jungen am besten kurz nach draußen. Ich bin mit Reidar Olsby ein bisschen herumgeschlichen. Wir brauchen Antworten auf ein paar einfache Fragen bezüglich des Einbruchs. Wenn er sie nicht beantworten kann, gerät sein Geständnis womöglich ins Wanken. Sind Sie interessiert?«
Ohne zu zögern stand Stein Hovelsrud auf, und Asbjørn Gihle ging los, um den Verdächtigen sowie Odd Sørli zu holen.
Eine gute halbe Stunde später war Moens Hoffnung auf eine schnelle Klärung etwas dahingeschmolzen. Er saß auf einem Stein am Gartenzaun und beobachtete Stein Hovelsrud und seinen Schüler, die mit Reidar Olsby den Weg durch den Garten hinauf den Schulgebäuden entgegengingen. Moen meinte den Lehrer lächeln zu sehen, wenngleich er ihm den Rücken zugewandt hatte. Mit beiden Händen massierte er kräftig sein Gesicht.
»Na, was meinst du?«, fragte Lensmann Gihle vorsichtig.
Moen antwortete nicht, denn er hatte nichts zu sagen. Vom ersten Moment an hatte der Junge Antworten gegeben, die darauf hindeuteten, dass der Einbruch in seiner Fantasie stattgefunden hatte.
Gihle fasste Moens Schweigen als Widerstand auf. Er macht eine ausladende Geste mit den Armen. »Als wir ihm unten auf der Treppe die Handkurbel der Wanduhr zeigten, wusste er nicht einmal, was das war. Er wusste nicht, dass die Uhr gestohlen war. Er hat uns gesagt, wo er den Fernseher versteckt und wo er das Messer hingeworfen hat, aber wir finden nichts. Seine Erklärungen waren von Anfang an falsch. Er sagte, dass er durch die Eingangstür hinausging. Als ich mit Reidar Olsby darüber gesprochen habe, sagte der, dass die Tür verschlossen war, als er zum Tatort kam. Er war sich bombensicher.«
Moen antwortete auch diesmal nicht. Er dachte an die ersten beiden Fragen, die er dem Jungen gestellt hatte. Wo ist der Schraubenzieher, mit dem du das Fenster losgeschraubt hast? Wo sind die Schrauben? Dem Jungen hatte es die Sprache verschlagen. Fragte man einen Mörder nach so etwas?
Der Lensmann unterbrach seine Gedanken. »Warum sollte er irgendwas verstecken, wenn er zusammen mit dem Opfer auf der Treppe sitzen bleibt?«
»Ab einem gewissen Punkt werden die Menschen von Schuldgefühlen überwältigt. Ich erlebe so etwas zum ersten Mal.«
Gihle war in Fahrt gekommen und unterstrich jeden Punkt mit einer kräftigen Handbewegung. »Ist es so merkwürdig, dass er sitzen blieb? Ein menschenleeres Haus und draußen dunkle Nacht. Das Telefon ist im Wachraum eingeschlossen. Sein Handy war auch da drin, eingeschlossen. Die Jugendlichen bekommen es nur, wenn sie sich außerhalb der Einrichtung befinden. Vielleicht hat er genau deswegen versucht, das Verbundglas zum Wachraum einzuschlagen? Um zu telefonieren?«
Moen stand auf und fasste seinen Freund am Arm. »Wir müssen jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Du vergisst, dass die Nachtwache ihre Schlüssel am Gürtel hängen hatte. Der Junge hätte aufschließen können.«
Gihle schüttelte den Kopf. »Bei so einer Sache bin ich ein ziemlicher Amateur, aber ich kann nicht glauben, dass er es getan hat. Ich verstehe nicht, wieso du so sicher sein kannst.«
»Vielleicht ist es Wunschdenken, aber wir haben ein Geständnis. Erinnerst du dich nicht an die Zeit auf der Polizeihochschule? Andenæs: ›Das Geständnis ist die Königin der Beweise.‹« Moen ließ seinen Arm los.
»Die Nachtwache wurde umgebracht. Das ist nicht irgendwas, das der Junge erfunden hat. Jetzt müssen wir vielleicht auch da draußen suchen.« Moen zeigte auf die Ortschaft, die in der Herbstsonne badete.
»Das kann eine schwierige Arbeit werden. Wenn du einverstanden bist, nehme ich deine Polizisten mit und schnüffle etwas herum. Du übernimmst die Mannschaft aus Gjøvik. Ihr müsst Haus und Hof auf den Kopf stellen.«