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Der Prager Frühling

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Nach der Devise „Weltanschauung kommt von Welt anschauen“ bilden sich erste Überzeugungen bei Jura heraus. Es kommt das Jahr 1968 und Jura fährt mit seinem Rennrad in die Tschechei und erlebt den Prager Frühling. Die Ideen des demokratischen Sozialismus begeistern ihn. Am 21. August 1968 erlebt Jura den Einmarsch der sowjetischen Truppen in die Tschechoslowakei. In Kaaden und Umgebung wird er Zeuge eines Generalstreiks und der Blockaden der Straßen und Kreuzungen durch friedliche Bürger. Die tschechische Armee bleibt in den Kasernen, aber die Polizei beteiligt sich an den Demonstrationen gegen den Einmarsch der Russen. Polizisten regulieren die Militärkolonnen in falsche Richtungen und sorgen für Chaos. Jura wohnt den Gesprächen mit sowjetischen Regulierungsposten bei. Diese meinen, dies sei eine Übung und sie seien noch in Deutschland.

Auf Grund seines slawischen Vornamens wird Jura überall gemocht.

Ende August sind auf den Straßen kaum noch die Autos der Touristen aus West und Ost zu sehen.

Erst in den letzten Augusttagen gilt es auch für Jura die Heimfahrt anzutreten. Der vormals glatte Asphalt ist von den Panzerketten in der Sommerhitze stark beschädigt, was das Fahren mit dem Rennrad stark erschwert. Erleichternd wirkt, dass sich Jura an die russischen Versorgungs - LKW anhängt und so die steile Auffahrt nach Zinnwald spielend bewältigt. Auf dem Erzgebirgskamm angekommen empfängt ihn gähnende Leere. Die tschechischen Grenzkontrollanlagen sind verlassen und menschenleer. Doch weiter hinten warten schon die DDR – Grenzposten. Jura wird befragt, ob er Propagandamaterial bei sich habe. Selbstbewusst antwortet er: „Nein“.

Als die Kontrolle einen Stapel Prager Volkszeitungen und mehrere Filme seines Fotoapparates zum Vorschein bringt, wird Jura in Gewahrsam genommen. Es beginnt ein Verhör. Er empört sich und beginnt zu diskutieren.

Mitarbeiter der Grenztruppen bringen ihn in die Dienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit Dippoldiswalde. Er wird befragt und alles wird akribisch dokumentiert. Man droht ihm, die Ausbildung zum Abitur zu verhindern. Erst am nächsten Morgen wird er mit der Auflage, sich bei der Kreisdienststelle des MfS zu Hause zu melden, entlassen.

Todmüde radelt Jura durch die Berge. Die Wut im Bauch hält noch lange an. Seine politischen Überzeugungen beginnen zu schwanken. Da werden die Ideale des demokratischen Sozialismus bekämpft und hier wird er als Saboteur behandelt. Doch Schuldgefühle kommen nicht auf.

Brav meldet er sich regelmäßig, meist wöchentlich bei der MfS – Dienststelle. Der 16-Jährige empfindet dabei so etwas wie wichtig zu sein.

Sein Traum von Harmonie

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