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FRIEDRICH ENGELS’ FREUNDSCHAFT MIT VICTOR ADLER

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Ab dem Jahr 1889 begann ein kontinuierlicher Briefwechsel bis zum Tod von Engels am 5. August 1895.22 Adler entschuldigte sich manchmal für verspätete Antworten wegen seiner großen Arbeitsbelastung mit Parteiarbeit und Parteizeitung. Zeit zu längeren Briefen fand Adler mehrmals während der Verbüßung von Haftstrafen, die ihm die polizeilichen Drangsalierungsmaßnahmen auch noch nach Ende des Sozialistengesetzes einbrachten. Während einer solchen Haft fand Adler die Zeit, den zweiten und den gerade erschienenen dritten Band des Kapital zu lesen. Engels gab ihm dazu eine ausführliche briefl iche Leseanleitung.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Inhalts ist mehr oder weniger privater Natur. Der Arzt Victor Adler gab Engels mehrmals Ratschläge, welche Ärzte er in Wien und in London zur Behandlung seiner Krankheiten konsultieren sollte, und auch vorsichtige Ermahnungen zu einem gesünderen Lebenswandel.

Die Familie Adler spielte auch Vermittler bei der Übersiedlung Luise Kautskys (ab 1894 verehelichte Freyberger) nach ihrer Scheidung von Karl Kautsky nach London, wo sie nach dem Tod von Helene Demuth ab 1891 die Führung von Engels’ Haushalt übernahm.


Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie, 2. Bd., Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hrsg. v. Friedrich Engels, Hamburg (Otto Meissner), 1885.

Engels gewährte der österreichischen Partei erhebliche fi nanzielle Unterstützungszahlungen, indem er Honorare für seine Publikationen im deutschen Dietz-Verlag von diesem direkt nach Österreich anweisen ließ. Mit solchen Zahlungen half er auch Victor Adler über eine schwierige persönliche Situation hinwegzukommen, als seine Frau Emma von Depressionen befallen wurde und dringend Kuraufenthalte benötigte. Adler hatte dazu die finanziellen Mittel nicht mehr, da er sein ererbtes Vermögen der Partei zur Verfügung gestellt hatte. Er nahm die Unterstützung an unter der Bedingung, das Geld später an die Partei zurückzuzahlen.

Mehrfach bemühte sich Adler, Engels zu einem Besuch nach Wien zu bewegen. Endlich, 1893 war Engels dazu bereit. Am 15. September sprach Engels in einem überfüllten Saal zu einer großen Arbeiterversammlung im 3. Wiener Gemeindebezirk. Der Einladung Adlers zu einem neuerlichen Wien-Besuch anlässlich des Parteitags 1894 wollte Engels aber nicht nachkommen.

Die tiefe Freundschaft zwischen Engels und Adler erwies sich in Engels’ letztem Lebensjahr. Als Adler, vom Arzt Dr. Freyberger im Vertrauen informiert, von Engels’ rasch um sich greifendem Krebsleiden erfuhr, kündigte er ihm im letzten Brief kurzfristig seinen Besuch in Eastbourne an, um seinen „Rat einzuholen, und zwar ausführlicher als das schriftlich möglich ist.“ Adler blieb an Engels’ Seite, solange er seine Abwesenheit ausdehnen konnte. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Wien traf ein Telegramm ein, dass Friedrich Engels am 5. August gestorben war.23

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