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Was vor den Posts geschah (Das erste Gespräch nach der Entführung)

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Du solltest wissen, wie dein Gesicht aussieht, wenn es scheiße aussieht. Blutverschmiert.“

Krummnasig.

Eine Viertelstunde nach dem Wiedererwachen, dem Auftauchen aus einem ohnmächtigen Schlaf, der härter, tiefer, dunkler und zerrender gewesen war als jeder Schlaf davor in seinem Leben, die ihm jetzt alle vorkommen wie eine harmlose Babyvariante von Schlaf (oder war es im Gegenteil so, dass er zum ersten Mal wieder so geschlafen hat wie ein Baby? Ist es nicht so, dass wir in den ersten Monaten unserer Offline-Existenz die Träume von Verzweifelten träumen, die nichts verstehen und sich sehnen nach dem Weg zurück?), hört er Schritte. Sein Herz schlägt schneller als deins. Er fühlt sich wie auf Drogen, ein bisher nicht probierter Stoff, die Kehle ist rau, die Muskeln haben eine andere Textur als davor, sie sind verwandelt. Wie bei allen oder fast allen Männern seiner Generation spielen die Muskeln eine große Rolle in Sebastians Leben, die wichtigsten von ihnen bekommen eine Einzelbehandlung, Sebastian benutzt Geräte für den Rücken, den Bauch, den Bizeps, den Trizeps, wir schenken diesen Partien eine Aufmerksamkeit, die sie nicht verdienen. Wie würde sein Körper sich jetzt anfühlen ohne die Stunden im Gym? Wir bringen unsere Körper in Form, wozu?

Link nimmt sich einen Stuhl und positioniert sich so, dass Sebastian ihn genau gerade nicht erreicht, wenn er sich so weit nach vorne bewegt, wie die Kette es zulässt. Link trägt einen Jogginganzug, was bedeutet, er ist verkleidet. Ein Anzugmann in Casual Wear.

„Okay, Sebastian, hör mir zu. Die beiden wichtigsten Punkte sind, erstens: Das hier ist eine richtige Entführung. Das kommt uns beiden grotesk vor, aber das ist exakt die Lage, in der du dich befindest. Zweitens: Ich weiß nicht, was ich eigentlich vorhabe. Du bist eine Laborratte, auf die irgendwelche Experimente warten. Ich halte das für eine sehr gute Ausgangsposition, und der Punkt ist jetzt, ob uns beiden das Richtige dazu einfällt. Hörst du, wie ich die Luft durch die Nase ziehe? Es fühlt sich so echt an, das ist fantastisch, es ist so real, mit dir hier in diesem Keller zu sitzen. Ich glaube, das ist eine richtig große Sache, die wir hier vorhaben.“

Ich dachte immer, ich bin ein Feigling, denkt Sebastian, und wahrscheinlich bin ich das auch. Aber sein Instinkt sagt ihm, dass Link nicht gefährlich ist. Er denkt aber auch, dass man das ja nicht wissen kann. Die Menschen haben Abgründe, sagt man und liest man, sie sind unberechenbar, und auch wenn Sebastian bisher nicht die geringste Erfahrung in dieser Richtung vorzuweisen hat (im Gegenteil, nach seiner Erfahrung sind die Menschen nachhaltig harmlos, ganz eindeutig), bedeutet das ja nicht, dass in Link nicht doch etwas absolut Krankes wuchert, das jederzeit zum Ausbruch kommen kann.

Sebastian drängt sich gegen die Wand, als könnte die Schutz bieten, er duckt sich und krümmt sich und kann doch nicht verhindern, dass ihn vier Schläge voll ins Gesicht treffen.

Die Facebook-Entführung

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