Читать книгу Das perfekte Wirtshaus - Jürgen Roth - Страница 22
Musik
ОглавлениеIn der architektonisch, allgemeinmenschlich und infrastrukturell sowie strukturell lückenlos verfehlten und verlorenen Stadt München gibt es nur einen Weg, der sich zu gehen lohnt: zum Hofbräuhaus am Platzl.
Wen es als Kind einmal dorthin verschlug, dem offenbart sich eines Tages die innere Mission, im Alter zunehmender Bewußtheit an den Ort seiner frühesten Erfahrungen mit dem Gaststättenwesen zurückkehren zu müssen.
Nichts anderes tat neulich eine Gruppe äußerst hoffnungsvoller, durch den vormaligen Verzehr einiger, um nicht zu sagen etlicher Einbecker Biere nach den kantischen Prinzipien vernünftig präparierter Lehrlinge denn auch. Den legendären Keller erreichten sie zwar nicht, und auch täglich ab 19 Uhr live in der »Trinkstube« dargebotener »Unterhaltungsmusik« wurden sie weder ansichtig noch anhörig; doch fand man Platz in der ebenerdigen »Schwemme«, in der nebst regulären Frühschoppenkonzerten allerdings bereits Schlag 17.30 Uhr »HB-Blasmusik« zur Aufführung kommt – zum Leben nimmermüd’ erweckt durch die »hauseigene Blaskapelle«, die für original »bayerische Abende« bürgt, »a bisserl zünftig – a bisserl modern«.
Das von Peter Mohyla gelenkte Ensemble aus der mitunter eingeflogenen Jodlerin Tilli, aus Glockenspielern und Schuhplattlern sowie Goaßlschnalzern, Alphornbläsern und Stubimusikanten erzeugt »viel bayerische Atmösphäre«, ganz klar, das fetzt dermaßen, daß der Hund der Katze keinen Faden abbeißt.
Unsere juvenile Reisegruppe ist folglich begeistert. Sie sitzt neben dem Stammtisch und hat wie dieser das mittig gelegene Krawallpodium voll im Blick. Sollte da mal einer der sich durch Abgabe von etwa vierhundert Mark fürs Dirigat eines Songs qualifizierenden Touristen aus Übersee oder der niederrheinischen Kartoffelbörde danebenschlagen und die Combo somit aus dem Takt werfen, schmeißt der Drummer die Brocken respektive seine Knüppel hin, wirft den Gamshut in die jubilierende Trinkergemeinde und haut dem blöden Deppen von einem dahergelaufenen Geldjapaner gezielt und nachdrücklich eine vor die dumme Omme. Jauks!
So tolerant sind die Menschen hierzuland’. Und mit dieser ja gerade heute wieder geradezu wertvollen und wertsatten patriotisch-ethischen Textleitrichtlinie wollen wir diese aufregende Expedition dann auch schon wieder beenden.