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4. Selbstversuch

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Daniel nutzte das Wochenende, um die Katze genauestens zu studieren. Er hatte zuvor für seine Experimente schon Hundespielzeug gekauft und jetzt beobachtete er, wie Tinka zunehmend cleverer mit den Sachen umging. Benötigte sie vor einer Woche noch sechs bis sieben Versuche, um zu einem Ergebnis zu gelangen und die versteckte Belohnung zu finden, so erreichte sie ihr Ziel bei ähnlichen Versuchsanordnungen jetzt schon beim zweiten Mal.

Allerdings blieb die Sache mit dem Kühlschrank nach wie vor ein Rätsel. Vor einigen Tagen hatte Daniel sein Smartphone so aufgestellt, dass er die Küche über das Internet beobachten konnte und mittels seines Laptops tat er das von der Universität aus. Doch nichts geschah, bis plötzlich das Handy umfiel und lediglich das Bild der Decke des Raumes zeigte. Als er abends den Kühlschrank inspizierte, fehlten diesmal nicht nur Wurst und Käse, sondern auch ein Joghurt. Daniel durchsuchte die komplette Wohnung, während Tinka ihn interessiert beobachtete, doch er konnte den Becher nirgends finden.

Nachdem er festgestellt hatte, dass die Katze ein reges Interesse an Fernsehsendungen fand, schaltete er regelmäßig den Flachbildschirm im Wohnzimmer ein. Kaum, dass das erste Bild erschien und ein Ton zu hören war, stürzte Tinka heran und machte es sich vor dem Fernseher bequem. Daniel wartete nur noch darauf, dass sie sich eine Tüte Chips oder Erdnüsse mitbringen würde. Dolch so etwas dachte er natürlich nicht ernsthaft.

Während die Katze den Berichten und Filmen aufmerksam folgte, arbeitete Daniel an seinem Laptop, ließ das Tier aber nicht aus den Augen. Meistens stellte er einen Sender ein, der lokale Geschichten und Nachrichten brachte und hin und wieder waren ganz interessante Reportagen dabei. Am Sonntagabend erregte eine Meldung seine Aufmerksamkeit, die mit den Wölfen in der Stadt zusammenhing. Bisher waren die Tiere noch von niemandem gesehen worden, doch regelmäßig wurden die Opfer - unter denen sich sogar einmal ein Hund befand - über das ganze Stadtgebiet verstreut gefunden.

Zum ersten Mal allerdings schien nun das Opfer ein Mensch zu sein und der Reporter überschlug sich mit den Worten, wie gefährlich diese Raubtiere doch seien und dass es Zeit wurde, die Wölfe zu jagen und zu töten.

Das Kamerateam schien sehr schnell vor Ort gewesen zu sein, denn im Hintergrund wurde ein Sarg aus einem Haus getragen und in den bereitstehenden Wagen verladen. Dann schwenkte die Kamera wieder zu dem Reporter, neben dem ein Anwohner in Jogginghose und Unterhemd stand. Daniel stellte den Ton lauter, um mitzubekommen, was gesprochen wurde.

„Ihre Nachbarin war eine alte Frau, doch solch einen grausamen Tod hat sie nicht verdient“, gab der Reporter von sich und Daniel schüttelte den Kopf. Was quatschte der Mann da für einen Unsinn? Das Alter der Frau stand doch in keinem Zusammenhang mit der Tat.

Er sah, wie der Nachbar - ein magerer Mann mit einem ungepflegten Haarkranz auf dem Kopf - nickte. „Sie war eine nette, alte Frau“, bestätigte er und sah in die Kamera. „So einen grausamen Tod hat sie nicht verdient“, wiederholte er dann die Worte des Reporters.

„Haben sie denn irgendetwas bemerkt? Oder vielleicht sogar die Wölfe gesehen?“ Der Reporter versuchte seine Worte spannungsgeladen klingen zu lassen.

„Nein, ich habe nichts gesehen. Aber ich stehe ja auch nicht den ganzen Tag draußen vor der Tür. Ich kann nur sagen, dass sie sehr nett war und niemals einem Tier ein Leid angetan hat. Das hat sie nicht verdient! Gestern hat sie sogar eine Katze mit nach Hause gebracht. So etwas macht sie schon mal. Meistens sind das arme kleine Streuner, die ein paar Tage von ihr durchgefüttert werden, bevor sie die Tiere dann ins Tierheim bringt, wo sie es besser haben, als auf der Straße.“ Der Mann überlegte einen Moment und sah wieder in die Kamera. „Gestern das Tier war so eine kleine, heruntergekommene Katze.“

Der Reporter nickte: „Danke für das Interview.“

Bevor die Kamera von den beiden Gesprächspartnern fortschwenkte, meldete sich der Nachbar noch einmal zu Wort: „Darf ich noch jemanden grüßen? Hallo Miench...“

Der Reporter unterbrach ihn: „Und damit gebe ich zurück ins Studio.“

Das Bild zeigte nun den Nachrichtensprecher im lokalen Sendestudio. Er dankte dem Reporter und wechselte das Thema, nachdem er den Zuschauern mitgeteilt hatte, dass sie weiter über das Problem mit den Wölfen berichten würden.

Daniel verringerte die Lautstärke wieder. Plötzlich lief ihm eine Gänsehaut den Rücken herunter. Wölfe, die nie jemand zu Gesicht bekam und die nun sogar in Wohnungen einbrachen und Menschen umbrachten. Eine Vorstellung, die ihm Angst machte. Er würde Fenster und Türen fest geschlossen halten, doch das machte er wegen seiner Katze ja ohnehin schon.

An der Universität steuerte jetzt alles auf die Ferien zu. Die Noten wurden bekanntgegeben und in Vorlesungen Randthemen behandelt. Daniel und Flos Bewertungen lagen durchweg bei eins und sie konnten mit ihren Leistungen zufrieden sein. Flo lief mit einem Dauergrinsen herum und erzählte Daniel bei jeder Gelegenheit, wann und wo er Sylvia mit dem Mazda abholen wollte und dass er plante, einen großzügigen Umweg über die Autobahn zu nehmen, um dem Mädchen mit dem Wagen zu imponieren. Daniel hörte ihm meistens nicht zu, sondern dachte an seine Substanz, die Katze und wie er die Versuchsergebnisse in einem umfassenden Bericht darstellen würde. Er war sich im Klaren darüber, dass er die Katzen als Versuchstiere nicht erwähnen durfte und suchte verzweifelt nach einer passablen Lösung. Schließlich fand er einen Kompromiss: Er würde die Versuche mit Mäusen während der Semesterferien und während er seinen Bericht schrieb, wiederholen und auch per Videoaufzeichnung dokumentieren. Da er die Höhe der Dosis - zumindest bei Katzen - ja schon kannte, dürfte eine Anpassung für die Versuchsmäuse keine Probleme bereiten. Sollte eines der Tiere vorzeitig sterben, dann wollte er die Aufnahmen einfach löschen. Feststand aber, dass das Mittel wirkte, da Tinka ja noch lebte. Die Mäuse könnte er im örtlichen Handel kaufen, so hatte er es ja schon zu Beginn seiner Versuche mit den ersten Tieren gemacht. Und mehr als drei bräuchte er für den Anfang sowieso nicht.

Am Dienstag packte Daniel sein Tablet mit dem Stift in einen großen Rucksack, anstatt in die entsprechende Tasche, die er sonst benutzte. Heute handelte es sich um einen besonderen Tag, denn seit genau zwei Wochen verabreichte er Tinka sein Medikament. Er hatte in der Werbung eines Geschäftes für Tierbedarf ein neuartiges Strategiespiel für Hunde entdeckt, dass dem Tier einiges an logischem Denken abverlangte. Daniel wollte das Spiel nach dem Besuch der Universität kaufen und damit dann einen weiteren Test mit der Katze machen. Nachdem er Tinka in der Küche noch eine Schale mit Futter hingestellt hatte, schulterte er den Rucksack und vergewisserte sich, dass das Tier sich nicht in der Diele befand. Rasch schloss er die Wohnungstür hinter sich, damit die Katze nicht doch noch entwischen konnte. Doch sie ließ sich nicht blicken. ‚Vielleicht nascht sie ja gerade von dem Futter‘, dachte Daniel.

Auf dem Gehweg vor dem Haus wunderte er sich allerdings, dass der Rucksack ungewöhnlich schwer war und stellte ihn auf den Boden. Hatte er ausversehen noch etwas anderes eingepackt, als seinen Tabletcomputer mit dem Stift? Daniel öffnete den Klettverschluss und fuhr erschreckt zurück, als Tinka ihm fauchend entgegensprang. Sie erwischte seinen Handrücken mit den Krallen einer Pfote und rannte in einem Tempo davon, dass er ihr nie zugetraut hätte. Der Student blickte auf die Kratzer und das Blut, dann zog er rasch ein Taschentuch hervor. Er würde die Wunde desinfizieren müssen und auf dem Weg zur Uni in einer Apotheke ein entsprechendes Mittel kaufen.

Daniel ärgerte sich, dass ihm die Katze nun doch noch entwischt war und dass er den Rucksack in der Wohnung nicht noch einmal kontrolliert hatte. Aber es war ja auch nicht damit zur rechnen gewesen, dass das Tier so schlau und berechnend sein würde, um die Gelegenheit zur Flucht zu nutzen. Ob Flo bereit war, ihm ein neues Versuchstier zu besorgen? Wenn er den MX-5 als Druckmittel benutzte, würde das vielleicht gehen. Er brauchte unbedingt ein weiteres Tier, um die Wirkung einer Überdosis zu erforschen.

Während Daniel zur U-Bahn-Station ging - er benutzte seinen Wagen für Fahrten zur Universität eher selten, da es ständig Parkplatzprobleme gab - überlegte er, seine Bitte an den Freund zunächst doch lieber bis nach den Semesterferien zurückzustellen. Die Versuchsreihe mit dem Tier war ja eigentlich abgeschlossen und weitere Experimente konnte er auch später noch durchführen. Auf jeden Fall würde er sich jetzt das Geld für das Hundespielzeug sparen.

Daniel hielt nach seinem Freund in den Vorlesungen, die er bis zum Mittag besuchte, vergeblich Ausschau. Vermutlich befand der sich wieder bei dem Professor. Erst gegen Mittag trafen sie sich wieder in der Mensa.

Wie immer setzte Flo sich mit einem gutgefüllten Tablet ihm gegenüber. „Hallo Daniel“, grüßte er. „Wie geht es?“

„Gut, ich kann mich nicht beklagen. Wo warst du heute Vormittag? Ich habe dich bei den Vorlesungen vermisst.“

Flo setzte sein Dauergrinsen wieder auf. „Beim Professor. Der spannt mich schon ganz schön ein, kann ich dir sagen. Aber der Job ist super. Und die Vorlesungen sind ja sowieso nur noch Alibiveranstaltungen. Der wirklich wichtige Stoff ist durch und was jetzt so vorgetragen wird, kenne ich ohnehin schon alles. Heute Nachmittag darf ich sogar mit einigen vom fünften Semester zusammen bei einer Obduktion zuschauen. Der Prof will mir dann auch erklären, was ich demnächst zu tun habe.“

Daniel nickte und dachte an Tinka, die er nach ihrem Ableben auch gerne obduziert hätte. Er überlegte kurz, seinem Freund von dem Missgeschick heute Morgen zu berichten, ließ es dann aber. Noch war nicht die Zeit gekommen, nach einem neuen Versuchstier zu fragen.

Flo stopfte das Essen hastig in sich hinein, dann verabschiedete er sich wieder. „Ich muss los“, erklärte er. „Falls wir uns nicht mehr sehen: Kann ich Samstagmittag wegen des Wagens zu dir kommen?“

„Immer im Stress, was?“, lächelte Daniel. „Samstag ist okay. Ich gebe dir dann Schlüssel und Papiere und sage dir, wo der Wagen steht.“

Florian grinste ihn dankbar an.

Am späten Nachmittag entsorgte Daniel das in der Küche stehende Katzenfutter. Es fing mittlerweile an, unangenehm zu riechen und einige kleine Maden krabbelten auch schon in der Masse herum. Dann schaltete er aus alter Gewohnheit den Fernseher ein und gönnte sich ein kaltes Bier.

„Bisher wurde noch keiner der Wölfe gesichtet, die das Stadtgebiet unsicher machen“, berichtete der Sprecher gerade. „Aber es gibt eine neue Wendung in dem Fall der getöteten Frau. Ich freue mich, ihnen exklusiv von den gerichtsmedizinischen Untersuchungen berichten zu können. Bleiben sie dran, zunächst folgt die Werbung.“

Der Sender blendete Werbung ein und stellte Daniel damit auf eine harte Probe. Vielleicht war es ja doch ein Hund gewesen, der die Frau totgebissen hatte und dieser dämliche Lokalsender nutzte die Gelegenheit nur, um den Leuten lediglich ihre unnütze Werbung unterzujubeln. Trotzdem blieb er vor dem Gerät sitzen und wartete darauf, dass der Sprecher wieder erschien.

Das dauerte allerdings eine ganze Weile und Daniel erfuhr zwischenzeitlich, welches Rasierwasser er benutzen sollte, welcher Reiseveranstalter ihn bestens beraten würde und welches Düsseldorfer Modegeschäft die schönsten Kleider anbot. Er holte sich ein weiteres Bier und lehnte sich genüsslich zurück.

Endlich tauchte der Mann wieder auf. „Schön, dass sie drangeblieben sind“, witzelte er. „Wir haben exklusive Neuigkeiten über den Tod der alten Frau, von dem wir gestern schon berichteten. Inzwischen liegen die Obduktionsergebnisse vor.“ Er redete einige Zeit um den heißen Brei herum, schilderte im Groben die Verletzungen, die die Frau erlitten hatte und erwähnte den Nachbarn, der gestern interviewt worden war. „Der Nachbar berichtete von einer Katze, die bei der alten Frau Zuflucht gefunden hatte. Leider konnte das Tier nicht aufgefunden werden, es muss in dem Durcheinander entlaufen sein.“ Daniel stöhnte. ‚Nun sag’s doch endlich‘, dachte er. Der Sprecher war ein Meister darin, mit vielen Worten wenig auszusagen. „Du hättest Politiker werden sollen“, rief er schließlich dem Mann im Fernsehen zu.

„Laut dem Bericht der Gerichtsmedizin soll es sich um die Spuren einer Katze handeln“, erklärte der Sprecher endlich. „Aber Gewissheit wird letztlich nur eine DNA Probe geben.“ Der Mann lächelte schief und fuhr fort: „Nach unserem Kenntnisstand ist allerdings aus keinem Zoo in der näheren Umgebung ein Tier entwichen, dass einem Menschen solche Verletzungen zufügen könnte. Inzwischen sind die Behörden auch von der Theorie mit den Wölfen abgewichen. Jetzt ist eher von einem Leoparden, einem Puma oder allgemein von einer Wildkatze die Rede. Wenn auch eher selten, so kann man Wildkatzen durchaus auch in deutschen Wäldern antreffen.“

Daniel schaltete den Fernseher ab, als der Sprecher das Thema wechselte. Der Mann ging ihm auf den Wecker. Ob nun Wölfe oder Wildkatzen die Gegend unsicher machten, spielte doch eigentlich keine Rolle. Und wirklich sichere Erkenntnisse gab es noch nicht, so dass die Presse wieder einmal lediglich ihre Halbwahrheiten verbreitete.

Er sah sich nach der Katze um, doch dann fiel ihm ein, dass die ja heute Morgen entlaufen war. Mit einem frischen Bier setzte er sich an den Wohnzimmertisch und öffnete seinen Laptop, um die letzten Eintragungen noch einmal durchzugehen und gegebenenfalls zu ergänzen. Tinka hatte ihn mit ihrer Flucht ziemlich enttäuscht.

Daniel rief erneut die Molekülketten seines Präparats auf den Bildschirm. Mit diesem Mittel würde er in Fachkreisen zur unangefochtenen Nummer eins aufsteigen. Er sah sich schon in einem großzügig ausgestatteten Labor eines Pharmaunternehmens. Mitarbeiter - seine Mitarbeiter - würden ihm zuarbeiten und Routineaufgaben übernehmen, während er weiter an der Verbesserung seiner Medizin arbeitete. Natürlich müssten erneut Tierversuche, vermutlich ausschließlich mit Mäusen und Ratten, durchgeführt werden, um die Wirksamkeit seiner Substanz wissenschaftlich genau zu bestätigen. Und dann - irgendwann - folgten endlich Versuche am Menschen. Probanden - er musste lächeln, als er das dachte - Probanden, die vielleicht auch Studenten waren und sich freiwillig meldeten. Studenten, die dann ebenso wie er und Flo zu wahren Überfliegern beim Lernen und Studieren würden.

Daniel ließ die Versuche mit den Katzen noch einmal Revue passieren und lächelte. Zwei seiner Versuchstiere blieben über einen längeren Zeitraum am Leben. Es gab keinerlei Anzeichen für ein Suchtverhalten und die Intelligenz, sowie Reflexe und Konstitution waren seit der Einnahme stetig gestiegen und verbessert worden.

Er holte ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank und vertiefte sich wieder in seine Notizen. Mit Tinka war es stetig aufwärtsgegangen. Keine Rückschläge, keine Unverträglichkeiten und vor allem keine Abhängigkeit. Er ließ sich die Tabelle anzeigen, die die Mengen seines Mittels für verschiedene Körpergewichte auflistete. Ganz unten befanden sich die Zeilen, die die Dosis für Menschen unterschiedlichen Gewichts enthielten. Eine Arbeit, die er präzise und penibel durchgeführt und deren Ergebnisse er fünfmal nachgerechnet hatte.

Dann fiel sein Blick auf die Zeile mit dem Gewicht, das konkret seinem eigenen Wert entsprach. „Warum eigentlich mit den Tests an Menschen warten?“, sagte er halblaut zu sich selbst. „Die Substanz ist absolut sicher. Warum nicht einen Selbstversuch starten?“ Er trank sein Bier auf einen Zug leer und dachte darüber nach, wie es wäre, sich selbst als positives Versuchsobjekt zu präsentieren. Bedarf es dann noch weiterer Beweise, dass das Mittel wirkte? Natürlich mussten Testreihen an Menschen folgen, doch er würde mit einem handfesten Ergebnis aufwarten können. Und sämtliche Schritte könnte er mit seinem Smartphone aufzeichnen. Die Substanz würde - ähnlich der Droge Kokain - über die Nasenschleimhaut in die Blutbahn gelangen. Daniel grinste. Gleich morgen wollte er mit dem Selbstversuch beginnen, doch jetzt konnte er schon einmal alles dafür vorbereiten.

Während er die verschiedenen Zutaten zusammenmischte und peinlichst genau die Grammzahlen der einzelnen Komponenten beachtete, fragte Daniel sich, warum er noch bis morgen warten sollte. Sein Handy war aufgeladen, so dass er mit den Videoaufnahmen beginnen konnte. Warum eigentlich noch einen Tag warten?

Im Wohnzimmer stellte er das Smartphone so auf dem Tisch auf, dass er sich mit der Frontkamera filmen konnte und gleichzeitig auf dem Display sah, was aufgenommen wurde. Zunächst machte er eine Testaufnahme, die zu seiner Zufriedenheit ausfiel.

„Selbstversuch Tag eins“, sprach er schließlich in die Kameralinse. „Mein Name ist Daniel Bossheimer, ich studiere an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Medizin und bin im zweiten Semester.“ Er fügte eine ganze Reihe von persönlichen Daten, wie sein Geburtsdatum und das Gewicht, hinzu und erklärte ausführlich die Wirkungsweise des Mittels. Schließlich nahm er den Mörser mit dem Pulver, hielt ihn vor die Kamera und schüttete den Inhalt vorsichtig auf die Tischplatte. Mit einem Messer bildete er schließlich feine Linien. Dann sah er sich nach etwas um, womit er das Pulver aufsaugen konnte. Als Daniel nichts fand, kramte er den nächstbesten Geldschein aus seiner Börse und rollte ihn zusammen. Es war ein Hunderteuroschein.

Dann nickte er der Kamera zu. „Ich beginne jetzt“, gab er überflüssigerweise von sich und sog das Pulver geräuschvoll in die Nase. Fast hätte er nießen müssen, doch Daniel schaffte es, sich zusammenzureißen. Immer noch im Aufnahmewinkel der Kamera lehnte er sich in dem Sessel zurück und wartete darauf, dass die Wirkung eintrat.

Doch nichts geschah. Die Zeit verging aber es zeigte sich keinerlei Wirkung. Daniel ging in Gedanken noch einmal die Bestandteile durch, die er zuvor zusammengemixt hatte. Es war alles korrekt gewesen. Auch die Dosierung musste nach seinen Berechnungen ausreichend hoch sein.

Als sich nach zwei Stunden immer noch keinerlei Symptome zeigten, schaltete er die Kamera ab. ‚Was habe ich falsch gemacht?‘, dachte er. ‚Habe ich irgendetwas vergessen?‘ Die Katzen erhielten die Substanz bisher über das Essen. War das der Fehler? Musste er das Pulver mit Nahrung zu sich nehmen? Daniel schlief im Sessel mit dem Gedanken ein, dass er das am kommenden Tag ausprobieren wollte.

Crystal Fire

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