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I.

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Der Mann blickte mich ernst an. Dann zeigte er ein breites Lächeln. Ein Vollbart umrahmte seinen Mund und gab ihm etwas Verwegenes. Er war exakt ein Meter achtzig groß, schlank und befand sich mit seinen vierunddreißig Jahren im besten Mannesalter. Das Jackett und die dazu passende Hose in fein aufeinander abgestimmten Farbtönen zeugten von seinem exquisiten Geschmack und die dunkle Sonnenbrille, sowie die raspelkurzen Haare, deuteten auf einen Beruf hin, der in der Militär-, Polizei- oder Detektivbranche angesiedelt war.

Jetzt zog der Mann einen Revolver Marke Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter und zielte auf mich. Immer noch lag dieses durchaus freundliche Lächeln auf seinem Gesicht.

„Jonathan, jetzt reicht‘s“, sprach ich zu mir selbst und streckte dem Mann meine Zunge heraus. Der imitierte mich sogleich, streckte mir ebenfalls die Zunge entgegen und wedelte ungeduldig mit der Waffe herum.

Schließlich steckte ich meinen Revolver wieder ein und gab meinem Spiegelbild einen freundlichen Knuff mit der Faust. Leider löste sich der Spiegel daraufhin von der Wand und fiel zu Boden. Ich hielt den Atem an und wartete auf das Klirren der Scherben, doch wie durch ein Wunder blieb das gute Stück heil. Erleichtert atmete ich auf: Sieben Jahre Unglück waren mir noch einmal erspart geblieben.

Ein Blick auf meine Küchenuhr bestätigte mir, dass es allmählich Zeit wurde, ins Büro zu fahren. Am ersten Arbeitstag nach meinem Urlaub wollte ich dort natürlich nicht zu spät erscheinen.

Wie das Bild im Spiegel unschwer erkennen ließ, war ich wirklich in der Detektivbranche tätig. Privatdetektiv und Personenschützer. Mit hervorragender Kampfausbildung in allen möglichen Sportarten, praxiserprobt und selbstverständlich in Besitz eines Waffenscheins. So wie es sich ja auch für einen Detektiv und Personenschützer gehört.

Ich vergewisserte mich, dass sich mein Hausschlüssel in meiner Tasche befand, dann warf ich die Tür schwungvoll zu. Auch wenn meine Kollegin Christine Weru eine Etage unter mir wohnte und über einen Schlüssel für meine Wohnung verfügte, so würde mir das wenig nützen, da sie zur Zeit offensichtlich nicht daheim war.

Nachdem ich gestern eine geschlagene Viertelstunde an ihrer Tür geklingelt und geklopft hatte, vertrieb mich schließlich eine Nachbarin mit den Worten: „Junger Mann, da können sie lange solch einen Terz aufführen, Frau Weru ist nicht da.“

„Aha“, meinte ich nur und nickte freundlich, doch die Dame schien mit meiner Antwort nicht zufrieden zu sein.

„Wer sind sie denn überhaupt und was machen sie hier im Haus? Sie können doch nicht so einfach bei der armen Frau Weru klingeln und klopfen!“

Ich schaute die Frau irritiert an. Wir kannten uns doch als Nachbarn und waren uns schon zahlreiche Male hier im Hausflur begegnet. Wurde die alte Frau jetzt allmählich dement und erkannte sie die Menschen um sich herum nicht mehr?

„Ich bin es doch“, erklärte ich und lächelte sie freundlich an. „Jonathan Lärpers, der Mieter in der Etage über ihnen und der Kollege von Frau Weru. Sie kennen mich doch.“

„Sie sind der Lärpers?“, fragte sie und beäugte mich eingehend. „Sie haben sich aber verändert. Sie haben wohl vergessen, sich zu rasieren. Der Bart sieht ja gruselig aus. Und als Kollege von Frau Weru sollten sie doch wissen, dass sie nicht da ist.“

Ich schüttelte den Kopf: „Ich bin heute erst aus dem Urlaub zurückgekommen. Woher sollte ich das denn wissen? Morgen habe ich wieder meinen ersten Arbeitstag. Ich war in Sp…“, wollte ich noch erklären, doch die Frau unterbrach mich mit einem mürrischen „Ach so, sie sollten sich aber mal rasieren, man erkennt sie ja gar nicht“, wandte sich um und verschwand schlurfend in ihrer Wohnung.

Während ich die Treppen hinunterging, dachte ich daran, dass Christine, Freunde nannten sie kurz ‚Chrissi‘, und ich uns schon eine ganze Weile kannten. Sie war es auch gewesen, die mir die Wohnung hier im Haus im Stadtteil Wickrath vermittelt hatte und ich war ihr wirklich dankbar dafür.

Damals, ich musste bei dem Gedanken an die alten Zeiten lächeln, damals hatte ich mich, mehr oder weniger durch meinen Vater gezwungen, als Privatdetektiv selbständig machen müssen und mietete sogar ein kleines Büro in der Rheydter Innenstadt. Jedenfalls besaß ich es solange, bis ein paar Chinesen einer Triade das komplette Haus abfackelten … Christine unterstützte mich damals als meine Sekretärin und stellte die gute Seele unseres kleinen Zwei-Mann-Unternehmens dar.

Zu unser beider Glück lernte ich damals meinen heutigen Chef und guten Freund Bernd Heisters kennen, der mir wortwörtlich die Haut rettete und mich schließlich als Personenschützer in seinem Unternehmen einstellte. Was ich bis heute allerdings immer noch nicht verknusen kann, ist, dass Chrissi noch vor mir zusagte, für Bernd zu arbeiten.

Während ich jetzt fast im Laufschritt zu meinem Wagen eilte, erschien mir Bernds Gesicht vor Augen. Er hatte es damals wirklich geschafft, mich für den Kampfsport zu interessieren und mich damit aus einer gewissen Lethargie gerissen. Bernd verfügte über mehrere Krav Maga Sportstudios in ganz Deutschland. Die Zentrale befindet sich im Güdderather Industriegebiet und wie ich später erfuhr, ist hier auch die Zentrale seines Unternehmens als Personenschützer. Das unscheinbare Gebäude verfügt über alle Schikanen, die ein Detektiv und Personenschützer sich wünschen kann: Geheime Tiefgarage, ein Schießstand, ein kleines Schwimmbad, ein Labor und natürlich die Dojos, die Trainingsräume für Kampfsport.

Und vor einiger Zeit konnte Bernd sogar das Bürogebäude eines pleitegegangen Unternehmens erwerben, deren Mitarbeiter dort irgendwelche Dokumente digitalisiert hatten. Naja, kein Wunder, dass der Laden nicht florierte, denn wer braucht schon digitalisierte Dokumente? Jedenfalls siedelte Bernd dort unsere Detektei an, die quasi als ‚Alibiunternehmen‘ für Spezialaufträge fungiert. Denn in dem Oberstaatsanwalt Herrmann Eberson fanden wir einen Auftraggeber für Einsätze, die sich nahe am Rand der Legalität befinden und von den staatlichen Organen nicht so effizient erledigt werden können, wie von uns. Und trotzdem gilt es - auch für mich - immer wieder profane Detektivjobs zu übernehmen.

Irritiert blickte ich mich um. Hier müsste eigentlich mein Wagen stehen, vor meinem Urlaub parkte ich ihn doch eigenhändig an dieser Stelle. Doch nirgends ließ sich mein inzwischen in die Jahre gekommener Ford entdecken. Eigentlich wollte ich mir ja längst schon einen neuen Wagen zugelegt haben, verschob den Kauf dann doch immer wieder. Und dieses Jahr war mir mein Urlaub doch wichtiger gewesen …

Verzweifelt schaute ich die Straße entlang. Ich war mir sicher, dass das Fahrzeug hier hätte stehen müssen. Ich blickte auf und ab und atmete schließlich erleichtert auf: Ein ganzes Stück die Straße zurück stand er und harrte geduldig meiner. Ich musste in Gedanken versunken an ihm vorbeigegangen sein.

Die Fahrt zum Krav Maga Studio dauerte nicht lange und schließlich bog ich freudig lächelnd auf den Parkplatz vor dem Gebäude ein. So schön der Urlaub auch gewesen war, so sehr freute ich mich jetzt, meine Kollegen wiederzusehen. Thomas Friedlich, den alle nur ‚Dozer‘ riefen und der das Kampftraining leitete. Der einhundertfünfzig Kilo Mann war vor einiger Zeit zur besonderen Freude meiner Kollegin Christine zu uns gestoßen. Oder Jennifer Enssel, unser blonder Engel, die hinter dem Empfang im Sportstudio arbeitete. Ja, sogar auf Birgit Zickler, die ich früher immer heimlich ‚Zicke‘ genannt hatte, freute ich mich. Die gerade einmal ein Meter sechsundsechzig große Vierundzwanzigjährige mit den orangerot gefärbten Haaren und den flippigen Klamotten war zunächst als Sekretärin für unsere Detektei angestellt worden und mittlerweile in den Kreis der Personenschützer aufgestiegen. Nach unserem letzten Abenteuer haben wir uns schließlich sogar miteinander angefreundet.

Schwungvoll betrat ich das Sportstudio und blickte erwartungsvoll zu dem Empfangstresen, hinter dem ich Jennifer erwartete. Doch dort befand sich niemand und ich fragte mich, warum der Eingangsbereich so verwaist vor mir lag.

„Hallo?“, rief ich und blickte mich suchend um. Plötzlich tauchte ein kraushaariger Kopf hinter der Theke auf. ‚Nette Frisur‘ dachte ich. Wer immer so lustige Locken trug, musste auch über ein entsprechendes Wesen verfügen. Hatte Bernd eine neue Kraft für den Empfangsbereich eingestellt? Vielleicht ein junges Mädchen, das für mich ein wenig zugänglicher war als Jennifer? Ich nahm mir vor, in den nächsten Minuten eine feste Einladung zum Abendessen auszusprechen und keinerlei Ablehnung zu dulden. Noch war ich in Urlaubsstimmung und dieses junge hübsche Ding kam mir genau recht.

Jetzt erhob sich die Person weiter und der Kopf eines jungen Mannes erschien hinter der Theke. Schlagartig zerplatzten meine Einladungsträume und ich musste an Bernd denken.

Ich hatte Bernd nämlich vor einigen Jahren nach meiner Geburtstagsfeier kennengelernt, als ich ihn morgens neben mir im Bett liegend fand. Leider konnte ich mich an den späteren Abend und die darauffolgende Nacht wegen etwas zu viel genossenen Tequilas nicht erinnern, doch Bernd versicherte mir, dass es ‚ganz toll‘ gewesen war. Bernd liebte Männer und nachdem ich ihm erklärt hatte, dass das bei mir nicht so der Fall war und mein Verhalten eher mehr der Trunkenheit zuzurechnen sei, akzeptierte er meine Entschuldigung. Später wurden wir gute Freunde, Bernd rettete mir sogar das Leben und nun arbeiteten wir halt zusammen. Trotzdem musste ich neidvoll zugeben, dass Bernd einen tollen, muskulösen Körper hatte.

„Hallo“, antwortete der junge Mann. „Einen Moment bitte.“

Erneut verschwand der Kopf und Sekunden später tauchte der ganze Mann auf. „Was kann ich für sie tun? Wollen sie trainieren und sich zu einem Kurs anmelden? Im Moment findet aber kein Training statt, erst wieder“, er blätterte in einigen Unterlagen, dann tippte er mit dem Zeigefinger auf eine Seite, „um zehn Uhr. Aber der Kurs ist belegt, das sind alles Polizisten.“ Er sah mich an, grinste und meinte: „Eine geschlossene Gesellschaft quasi. Hier, sie können aber schon einmal diesen Anmeldebogen ausfüllen.“ Der Junge, meiner Schätzung nach kaum älter als siebzehn oder achtzehn Jahre, hielt mir das Papier hin.

Ich schüttelte den Kopf. Was hatte Bernd denn da für ein unreifes Früchtchen eingestellt? Der Bursche sollte sich lieber die Mitarbeiterlisten anschauen! Aber meine gute Laune ließ ich mir nicht vermiesen und mir kam eine glänzende Idee.

„Ich bin von der GPfCI“, erklärte ich und zog mein Jackett ein wenig auf, so dass das Schulterhalfter mit dem Revolver sichtbar wurde. „Ich muss hier alle verhaften!“

Der junge Mann sah mich entgeistert an. „GPfCI?“, fragte er, „was ist das?“

Jetzt lächelte ich großmütig: „German Police for Criminal Intentons“, erklärte ich.

„Intensions“, berichtigte mich der Mann und sank dadurch automatisch auf meiner Beliebtheitsskala. Nicht, dass er da besonders hoch angesiedelt gewesen war.

„Intensions?“, fragte ich nun meinerseits, „was soll das bedeuten?“

Der Junge grinste und hob eine Hand: „Intentons gibt es im Englischen nicht. Und Intensions bedeutet so viel wie ‚Absicht‘ oder ‚Bestreben‘. Das kommt ursprünglich aus dem Lateinischen von ‚intendere‘.“

„Klugscheißer“, gab ich leise von mir, als sich ein Gegenstand, der mich stark an den Lauf einer Pistole erinnerte, in meinen Rücken bohrte. Ich erstarrte. Verdammt, was war hier los? Hatte eine fremde Macht das Krav Maga Studio übernommen? Schlug jetzt meine letzte Stunde? Kampflos würde ich nicht aufgeben.

In bester Krav Maga Manier wirbelte ich herum und wollte dem Mann hinter mir die Waffe aus der Hand schlagen. Doch da war niemand mehr und zwei Meter entfernt stand Jennifer und blickte mich grinsend an. „Jonathan Lärpers“, meinte sie, verstummte dann aber in ungläubigem Staunen. „Wie siehst du denn aus? Rasierer kaputt? Oder bist du zum Affen mutiert?“ Sie trat auf mich zu und nahm mich in die Arme. „Willkommen zurück. Bernd wartet schon auf dich.“

Ich grinste und versuchte ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken, aber Jenny drehte sich rasch fort. „Hey lass das, Jonathan. Rasiere dich erst einmal. Soll ich dir einen Rasierer leihen?“

Ich ging auf ihre Frage nicht ein und zeigte auf den jungen Mann: „Wer ist denn das Früchtchen, das nicht einmal die Mitarbeiter hier kennt?“

Jennifer trat hinter den Tresen und schüttelte den Kopf: „Jonathan, mit dem Bewuchs im Gesicht hätte ich dich auch nicht erkannt. Gut, dass deine Stimme wenigstens noch gleichgeblieben ist. Das ist übrigens Gisbert Orbach. Gisbert ist Schüler am Odenkirchener Gymnasium und möchte einmal Rechtswissenschaften studieren. Bernd hat ihn als Praktikant eingestellt und Gisbert wird nach und nach alle Abteilungen bei uns durchlaufen. Vielleicht bekommst du ihn ja später auch einmal zugeteilt. Jetzt jedenfalls hilft er erst einmal mir hier in der Rezeption.“

Der junge Mann hielt mir seine Hand hin und ich schüttelte sie herzlich. „Na dann willkommen an Bord und auf gute Zusammenarbeit“, begrüßte ich ihn. „Und nichts für ungut wegen des kleinen Scherzes.“

„Ja“, fiel Jenny ein und meinte zu dem Praktikanten: „Jonathan ist so. Daran wirst du dich gewöhnen müssen.“

Bernd blickte mir lächelnd entgegen, als ich in sein kleines Büro trat. Dann sank seine Kinnlade abrupt herab. „Jonathan, schön dich wiederzusehen. Ich hoffe, du hast dich in deinem Urlaub gut erholt, hier wartet jede Menge Arbeit auf dich. Aber was ist das?“

Ich sah an mir herab. Die Kleidung war in Ordnung. „Was meinst du, Bernd?“

„Nun, deine Kleidung meine ich jedenfalls nicht“, erklärte er. „Obwohl ... wie bist du auf die Idee gekommen, zu einer hellblauen Hose ein dunkelgrünes Jackett zu tragen? Ist das immer noch dein Urlaubsoutfit?“

Er wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Aber setz dich erst einmal. Und zieh endlich diese dämliche Sonnenbrille aus. Nein, ich meine das Unkraut, das da in deinem Gesicht wuchert. Rasierer kaputt? Ich kann dir gerne einen leihen.“ Dann blickte er auf meine militärisch kurzen Haare: „Na, dafür fehlt dir ja einiges auf dem Kopf. Was soll das denn für eine Frisur sein? Andersherum, also kahl im Gesicht und mehr Haare auf dem Kopf, hat es mir besser gefallen.“

Ich stöhnte auf: „So etwas Ähnliches hat Jennifer auch schon gemeint. Ich finde der Bart steht mir und meine Haare sind militärisch - modern“, fügte ich dann leicht pikiert hinzu. „Jedenfalls bleibt der Bart dran, egal was ihr sagt. Und du trägst deinen ja auch schon seit Jahren.“

„Okay, okay“, beschwichtigte mich mein Freund und hob beide Hände. „Allerdings muss ich ganz ehrlich anmerken, dass dir so etwas einfach nicht steht. Aber egal, es gibt schließlich wichtigere Dinge. Wie war es denn in Spanien? Wie hieß das noch, wo du hingefahren bist?“

„Cala Serena“, erklärte ich stolz. „Mallorca. Cluburlaub all inklusiv. Da gibt es fantastische Sportmöglichkeiten, die bieten für jeden etwas. Golf zum Beispiel oder Motorradfahren. Dann gab es Tennis, Wassersport, Outdoor Abenteuer und und und.“

Bernd sah mich von oben bis unten an, grinste und meinte schließlich: „Und was für eine Sportart hast du gewählt? Wie mir scheint, hast du im Urlaub ordentlich zugelegt. Naja, nichts, was sich nicht mit ein wenig Training wieder beheben ließe …“

„Nun“, druckste ich herum, „eigentlich habe ich mehr am Strand gelegen und die Sonne genossen. Und natürlich die Abendveranstaltungen.“

„Das hört sich ja nach einem enorm spannenden Urlaub an.“

„Ich brauchte einfach einmal ein wenig Entspannung“, erklärte ich. „Kein Stress, keine übermäßigen Aktivitäten und vor allen Dingen keine Abenteuer.“

„Ja, das sieht man dir an. Aber schön braun bist du geworden, das ist ja immerhin auch etwas …“

„Nun, gar nichts habe ich ja auch nicht gemacht. Es wurden Ausflüge über die Insel, nach Palma oder Valldemossa angeboten. Da gab es eine Menge zu sehen. Aber lassen wir das, wie sieht es hier denn aus? Du hast einen Praktikanten eingestellt? Und was machen Moni und Chrissi? Ich habe gestern bei Christine geklingelt, sie war aber nicht zu Hause.“

Bernd grinste: „Konnte sie auch nicht, denn die beiden sind momentan in Südafrika. Sie begleiten den berühmten Klavierspieler Derot Bliersberg als Personenschützer, der dort mehrere Konzerte gibt.“

„Derot Bliersberg?“, fragte ich entgeistert. „Nie von dem gehört. Muss der Mann einem ein Begriff sein?“

Bernd lachte: „Nein, nicht unbedingt. In Fachkreisen kennt ihn aber so gut wie jeder. Bliersberg spielt klassische Musik: Chopin, Liszt, Bach und so weiter. Jedenfalls alles, was sich auf einem Flügel darbieten lässt. Na, jedenfalls hat der Mann von uns Schutz angefordert, da er in Hinsicht auf die Sicherheit dort einige Bedenken hatte. Und es stimmt ja auch, die Kriminalitätsrate in Südafrika ist sehr hoch und Raubüberfälle sind quasi an der Tagesordnung. Bisher ist aber alles in Ordnung, Christine meldet sich täglich und berichtet mir, wie es ihnen dort geht. Zumindest nach dem aktuellen Stand von heute Morgen zwei Uhr ist alles in Ordnung.“

„So früh erstattet sie Bericht? Wegen der Zeitverschiebung?“

Bernd schüttelte den Kopf: „Nein, nicht wegen der Zeitverschiebung, es gibt nämlich keine. Christine ruft mich an, wenn sie zurück im Hotel sind und das jeweilige Konzert abgeschlossen ist. Deswegen die späte - oder frühe - Stunde.“

Ich nickte verstehend.

Bernd fuhr fort: „Nun, Dozer hält hier wie gehabt die Stellung. Er müsste bald eintreffen, denn sein erster Kurs heute beginnt um zehn Uhr. Soweit läuft alles seinen gewohnten Gang. Und deine Kollegin Birgit Zickler arbeitet momentan verdeckt als Politesse in Rheydt, nachdem es in letzter Zeit mehrere Angriffe auf die Ordnungskräfte der Stadt gab.“ Bernd seufzte leise. „Leider gibt es bisher noch keine Ergebnisse.“

In diesem Moment klopfte es an der Tür und noch bevor mein Freund ‚herein‘ sagen konnte, schob sich Jennifer mit einem Tablet durch die Tür. Der Duft nach frisch aufgebrühtem Kaffee und knackigen Brötchen zog durch den Raum und mein Magen fing leise an zu knurren. Mit einem Lächeln stellte sie das Tablett auf den Schreibtisch.

„Du hast doch bestimmt noch nicht gefrühstückt“, meinte sie mit einem Seitenblick auf mich und zwinkerte Bernd zu.

„Jennifer, du bist ein Engel“, lobte ich und blickte hungrig auf die belegten Brötchen, während ich im Geiste überlegte, mit welchem ich beginnen sollte. Die Standardbrötchen mit profaner Salami oder Käse gedachte ich im Stillen Bernd zu. Mir sagte jetzt eher das duftende Mett oder der saftige Kochschinken zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass Bernd die Tassen mit Kaffee füllte, während Jennifer sich mit einem Winken verabschiedete und das Büro verließ.

Während Bernd noch mit dem Kaffee beschäftigt war, nutzte ich die Gelegenheit die beiden Mettbrötchen vom Teller zu angeln. Rasch klappte ich sie zusammen und biss herzhaft hinein. Während mein Freund und Chef die Kanne abstellte, schaute er mich irritiert an.

„So hungrig, Jonathan? Schmeckt es denn?“

Ich nickte nur, da ich den Mund noch voll des köstlichen Brötchens hatte. Dann griff ich mir die Tasse und nahm einen Schluck. Der Kaffee war heiß und ich verbrannte mir fast die Zunge.

„Wenn man dich so sieht, Jonathan, dann könnte man meinen, du hättest in deinem Urlaub Hunger leiden müssen“, bemerkte er und nahm selber einen Schluck. „Dagegen spricht aber deine Gewichtszunahme ...“

„Also, so schlimm ist das nun auch wieder nicht“, warf ich gekränkt ein und beobachtete, wie ein angekautes Stück Brötchen knapp vor dem Tablett auf dem Schreibtisch landete. Man sollte halt doch nicht mit vollem Mund sprechen. Zum Glück schien Bernd das aber nicht bemerkt zu haben, denn er bediente sich jetzt seinerseits und griff ausgerechnet zu einer oberen Brötchenhälfte mit Kochschinken, die ich eigentlich für mich auserkoren hatte. Es blieb lediglich die untere Hälfte zurück und untere Hälften sind ja bekanntlich nicht so lecker, wie die oberen.

„Jonathan, was ist los? Du schaust so ernst und scheinst wichtige Gedanken zu hegen“, bemerkte Bernd und nahm auch noch das andere Schinkenbrötchen. Jetzt blieben lediglich Salami, Käse und zwei Hälften mit Marmelade übrig.

„Ich frage mich, ob du schon einen Auftrag für mich hast“, erklärte ich und war mit meinen Gedanken bei den Marmeladenbrötchen. Von Farbe und Konsistenz her konnte es sich um Erdbeermarmelade handeln. Rasch steckte ich den letzten Rest Mettbrötchen in den Mund und griff schnell zu der oberen Hälfte mit dem süßen Aufstrich. Dann nahm ich noch einen Schluck Kaffee und biss anschließend genüsslich in das Brötchen.

„Natürlich habe ich schon einen Auftrag für dich“, ließ sich Bernd vernehmen. „Wir können uns schließlich keinen Leerlauf erlauben. Aber iss erst einmal, du scheinst ja halb verhungert zu sein.“

Ich nickte. Halb verhungert traf es auf den Punkt. Schließlich hatte ich mich an das umfangreiche Buffet im Hotel gewohnt. All ‚you can eat‘ war dort die Devise gewesen und ich ließ mich nicht zweimal bitten. Während Bernd mir lächelnd gegenüber saß und mich beobachtete, schnappte ich mir auch noch das letzte Brötchen. Satt und zufrieden ließ ich mich auf dem Stuhl zurücksinken. Im Urlaub führte mich mein nächster Gang nach dem Frühstück immer direkt zum Strand und bei dem Gedanken daran musste ich leise seufzen.

„Alles in Ordnung?“

„Ja, danke. Ich habe nur gerade an meinen Urlaub denken müssen und jetzt hat mich schon der Alltag zurück ...“

Bernd schüttelte den Kopf: „Jonathan, du hast jetzt vier Wochen Nichtstun hinter dir, wenn ich dich richtig verstanden habe. Jetzt geht es eben wieder an die Arbeit. So ist das Leben halt, denn von irgendetwas müssen wir schließlich alle leben. Haben die keinen Animateur dort gesucht? Das wäre doch vielleicht ein Job für dich. Immer an der Sonne, in frischer Luft und nicht so gefährlich wie unsere Aufträge.“

Ich sah Bernd erschreckt an. Wollte er mich etwa loswerden? Wollte er mir kündigen? Lag es daran, dass ich die Mettbrötchen gegessen hatte? Ich versuchte etwas zu sagen, doch mein Freund hielt die rechte Hand hoch. „Sag jetzt nichts, Jonathan, das war nur ein Scherz. Wir brauchen dich hier und du hast dich in den letzten Jahren ja auch ganz gut eingearbeitet. Und über deinen neuen Job erzähle ich dir gleich mehr, sobald du dich ein wenig gesäubert hast ...“

Ich sah Bernd an. Was meinte er denn jetzt wieder? Dann schaute ich an mir herunter. Alles tadellos. „Was meinst du mit ‚gesäubert‘?“

„Nun ... Du hast da etwas vom Frühstück in deinem Bart hängen, das aussieht wie Marmelade, Mett und Kaffee. Ich glaube, du musst erst noch lernen, mit deinem Bewuchs im Gesicht richtig klarzukommen. Tu mir den Gefallen und geh kurz in den Waschraum. Danach sprechen wir über den Auftrag.“

Im Toilettenraum betrachtete ich mein Spiegelbild. Bernd hatte Recht gehabt und es fanden sich Wurst und Marmeladenreste in dem Bart. Auch etwas Kaffee war dabei. Aber lange nicht so gravierend, wie mein Freund es darstellte. Da hätte er mich im Urlaub erleben müssen! Einmal verfing sich sogar ein komplettes Stück Currywurst in den Haaren. Ich musste grinsen, als ich daran dachte, dass ich den ganzen Abend mit der Wurst im Gesicht herumgelaufen war. Da hätte Bernd mich einmal sehen müssen!

Aber vielleicht stimmte ja, dass es bei mir noch einen gewissen Lernbedarf gab, was meinen Bart und das Essen anbelangte.

„Das hat aber gedauert“, empfing mich mein Chef und deutete erneut auf den Stuhl. „Du hast doch nicht komplett geduscht, oder?“

„Nein, nein. Ich musste nur an einen Abend in Spanien denken, als ich einmal mit Curr...“

„Gut, Jonathan“, unterbrach er mich. „Kommen wir jetzt zu deinem Auftrag, denn du hast um elf Uhr schon einen Termin bei unserem Klienten. Und zuvor willst du doch bestimmt noch kurz die Kollegen begrüßen? Sam wirst du allerdings erst heute Nachmittag treffen können. Also sollten wir jetzt keine Zeit verlieren.“

Ich nickte. Auf Sam freute ich mich schon. Der gerade einmal ein Meter achtundsechzig große Doktor der Molekularen Medizin hieß mit vollem Namen Samuel L. Terbarrus und blickte auf einen asiatischen Ursprung zurück. Auch er hätte in seinem ursprünglichen Beruf ein ruhiges Auskommen haben können, entschied sich damals aber für das aufregende Leben als Personenschützer. Wie wir alle hatte er sich der Bekämpfung des Bösen verschrieben.

Bernd machte mich neugierig auf meinen ersten Job nach dem Urlaub. Ich spürte, wie das Blut in meinen Adern wieder zu pulsieren begann. Ja, ich war wieder da - der Beschützer der Schwachen und Kämpfer für das Gute. Mein Revolver im Schulterholster wartete förmlich auf einen Einsatz und alles in mir wollte laut aufschreien: ‚Ja Bernd, sag es doch endlich. Worum geht es?‘

Stattdessen drang Bernds Stimme in meine Gedanken: „Jonathan, hey was ist - schläfst du? Können wir endlich zu den Fakten kommen?“

„Ja ... ja natürlich. Entschuldige, aber ich freue mich so auf den Einsatz. Was ist es denn, etwas Gefährliches oder eine Observ...“

Bernd unterbrach mich erneut: „Das erkläre ich dir ja gerne, sobald du mich zu Wort kommen lässt. Also, jetzt halte einfach einmal den Mund und höre mir zu!“

Ich nickte und vollführte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand das Zeichen der Versiegelung der Lippen. Leider vergaß ich meinen Bartwuchs und blieb mit den Fingern darin hängen. Ruckartig drehte sich mein Kopf nach rechts und ich vernahm aus Bernds Richtung ein leises Lachen.

Als ich ihn schließlich wieder anblickte, fuhr er fort: „Es geht um einen guten Bekannten von dir, der ein Problem mit seinem Koffer hat. Es ist der H...“

Ein guter Bekannter? Ich konnte nicht an mich halten und unterbrach Bernd: „Gerd? Ist es Gerd? Oder Egon? Nun sag schon!“

Bernd sah mich ernst an und wiederholte mein Zeichen für den verschlossenen Mund. Nur dass er sich nicht in seinem Bart verhedderte.

„Jonathan, lass mich endlich ausreden“, meinte er ernst und ich hörte ein wenig Ärger in seiner Stimme mitschwingen. „Es handelt sich bei deinem Bekannten um Herrn Weser.“

„Herr Weser?“, fragte ich erschreckt. Dieser dicke Alte war mein schlimmster Albtraum und jedes Mal, wenn ich mit ihm zu tun hatte, musste ich mich stark zurückhalten, den Kerl nicht zu ermorden. Weser kostete mich mit seiner fürchterlichen Art den letzten Nerv.

„Nicht der. Bernd, das kannst du mir nicht antun!“

Mein Chef lächelte: „Weser aber scheint dich zu mögen. Zumindest hat er sich erkundigt, wie es dir geht.“ Dann neigte er leicht den Kopf und fügte hinzu: „Allerdings hat er sich auch nach Christine und Monika erkundigt. Ja, eigentlich fragte er ganz direkt, ob Chrissi ihm nicht helfen könnte. Aber wie ich vorhin ja schon erklärte, befindet sie sich zusammen mit Monika in Südafrika.“

„Bernd, der Alte wird mir die ganze Urlaubserholung ruinieren. Was ist mit Birgit? Kann die den Fall nicht übernehmen?“

Bernd seufzte: „Birgit macht diesen Politessenjob. Schon vergessen? Die steht momentan nicht zur Verfügung.“

„Hat Wesers Auftrag denn nicht Zeit, bis Chrissi und Moni wieder zurück sind?“

„Jonathan!“ Plötzlich schlug mein Chef einen etwas strengeren Ton an. „Das hier ist kein Wunschkonzert. Du kannst nicht einfach einen Auftrag ablehnen, nur weil dir der Mann nicht gefällt. Wäre es etwas Unmoralisches, dann sähe die Sache anders aus, aber so ...“

„Weser ist unmoralisch“, murrte ich und fing mir einen strafenden Blick ein. „Meine ich ja nur“, ruderte ich kleinlaut zurück. „Kann denn Jennifer so etwas nicht machen? Ich stelle mich auch so lange an die Rezeption.“

Bernd schüttelte nur den Kopf.

Und dann schoss mir die Lösung durch den Kopf: „Das kann doch auch der Praktikant übernehmen, dieser Ohrkrach!“

„Der Junge heißt Gisbert Orbach und ist Schüler am Odenkirchener Gymnasium. Erwartest du von mir, dass ich einen siebzehnjährigen Schüler ohne irgendwelche detektivische Erfahrung hinausschicke?“

Ich sah Bernd nur an. Natürlich war das richtig, was er sagte. Aber würde Gisbert nicht einfach Herrn Weser fragen können, worum es ging und mir dann alles berichten? Ich wollte Bernd meine Gedanken mitteilen, als der mich angrinste und meinte: „Natürlich, das ist die Lösung. Jonathan, manchmal sind deine Ideen gar nicht so schlecht. Na ja, zumindest teilweise ...“

Ich jubelte innerlich. Bernd schien den gleichen Gedanken wie ich gehabt zu haben. Ja, wir verstanden uns halt auch ohne viele Worte. Bernd, mein Freund und Chef und ich.

„Also, so machen wir es: Ich eise Gisbert bei Jennifer los und du nimmst ihn mit zu Herrn Weser. Eine bessere Einführung in die Praxis der Detektivarbeit kann der Junge kaum bekommen.“

Mir fiel die Kinnlade herab und ich musste Bernd ziemlich entgeistert angesehen haben, denn der lachte plötzlich laut auf: „Na, na, Jonathan. So schlimm wird es schon nicht werden. Weser ist doch eigentlich ganz nett und Gisbert ein ziemlich patenter junger Mann. Also schließe den Mund ruhig wieder und höre mir zu: Die Sache dürfte ein Klacks für dich sein, quasi wie Urlaub nach dem Urlaub. Und völlig ungefährlich ist es dazu. Weser ist vergangene Woche am Samstag mit dem Flugzeug aus Lublin am Flughafen Düsseldorf angekommen. Als er sein Gepäck abholen wollte, fehlte sein Koffer. Wenn ich den Mann richtig verstanden habe, handelt es sich bei dem Inhalt um irgendwelche Antiquitäten, die er von einer entfernten Tante geerbt hat. Aber das kann er dir ja alles haarklein selber erklären. Jedenfalls musst du pünktlich um elf Uhr bei ihm sein.“

„Dublin, liegt das nicht in Irland?“, fragte ich und freute mich auf einen Kurzurlaub. Wenn ich den Koffer suchen müsste, dann bestimmt dort. Nur den Praktikanten sollte ich vorher wieder loswerden, denn ein paar Tage auf der Suche nach dem Koffer wollte ich schon alleine verbringen ...“

„Ja, Jonathan, Dublin liegt in Irland. Allerdings sprach ich von Lublin und die Stadt liegt in Polen. Doch das spielt eigentlich keine Rolle, denn deine Recherchen kannst du von hier aus führen. Der Koffer wird wohl in Düsseldorf verloren gegangen sein. Du informierst unseren Praktikanten und achtest darauf, dass der junge Mann auch etwas lernt. Ich mache mir eigentlich keine Sorgen, die Sache dürfte völlig ungefährlich sein. Aber egal wie: Bringe Gisbert auf keinen Fall in Gefahr.“

„Na ja, das wird ja auch schwer werden, bei der Suche nach dem verlorenen Koffer. Vermutlich war Weser einfach zu dusselig gewesen, ihn vom Laufband zu nehmen oder hat nicht lange genug gewartet.“

„Möglich ist alles, Jonathan. Weser wusste auf jeden Fall nicht weiter und hat sich an uns gewandt. Also seid nett - oder wenigstens freundlich - zu dem Mann und benehmt euch.“

„Alles klar, Boss. Über mich wirst du keine Klagen hören. Auch wenn Weser sich lieber selbst um seinen Koffer kümmern sollte ...“

Bernd warf einen Blick auf die Uhr an der Wand: „Dann los, Jonathan. Informiere Gisbert und danach machst du deine Begrüßungsrunde durchs Haus. Nach drüben in die Detektei brauchst du gar nicht erst zu gehen, da ist niemand. Es sei denn, du hast Sehnsucht nach deinem Schreibtisch ...“

Ich nickte und erhob mich. Mein Schreibtisch konnte warten, ins Büro dort drüben zog es mich erst einmal nicht. Die Zeit ließ sich besser nutzen, um einige informative Schwätzchen mit meinen Kollegen zu führen. Ich wandte mich schon zur Tür, als Bernd noch meinte: „Ach ja, bevor ich es vergesse: Dozer erwartet dich heute um sechzehn Uhr zum Training. Er hat zu dem Zeitpunkt einen Kurs und für dich einen Platz freigehalten. Und nach der Menge an Brötchen, die du eben gegessen hast, wird dir vernünftiges Kampftraining nicht schaden.“

Ich grinste: „Mit ‚vernünftig‘ meinst du doch bestimmt, dass Dozer mich wieder einmal hart ran nehmen wird.“

Als ich in die Eingangshalle des Krav Maga Studios kam, nickte Jennifer mir schon zu. Offensichtlich hatte Bernd sie zwischenzeitlich über unseren Einsatz unterrichtet. „Wo isser denn?“, fragte ich salopp und sah mich suchend nach dem Praktikanten um.“

„Du meinst Gisbert? Der zieht sich kurz um, da er nicht in Jeans zu unserem Klienten will. Ich habe ihn schon ein wenig informiert. Gisbert freut sich auf den Außentermin.“

„Ja, wunderbar“, seufzte ich, „ich freue mich auch die Nervensäge Weser wiederzusehen. Der Alte ist ein Nagel zu meinem Sarg. Erinnerst du dich noch, wie Christine durch seine Schuld den schweren Unfall hatte?“

„Ja natürlich. Aber es hat ihm auch sehr leidgetan und im Grunde war es ja nur eine Verquickung von unglücklichen Umständen. Du solltest nicht so streng mit dem alten Herrn sein. Wir haben alle unsere Macken ...“

„Hmm“, brummte ich nur, da der Praktikant in diesem Moment zu uns trat. Der junge Mann trug jetzt ein dunkelblaues Sportsakko, auf dem ein dezentes Yachtclubemblem prangte. Die Hose war farblich auf das Sakko abgestimmt und verfügte über einen legeren Schnitt. So stellte ich mir einen jungen Protzschnösel vor und als ich die ebenfalls blauen Bootsschuhe an seinen Füßen sah, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich spürte schon förmlich, wie der biestige Weser sich über dieses Outfit lustig machen würde. Eine gewisse Vorfreude stieg in mir auf.

Gefahren - Abwehr

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