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|8|1.2.1 Methoden zur Erfassung

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Herkunft der Daten

Bei der Erfassung des Tourismusgeschehens wird nach Herkunft der Daten zwischen Primär- und Sekundärstatistik differenziert. Während Sekundärstatistiken auf schon vorhandenem Datenmaterial, das ursprünglich für andere Zwecke erhoben wurde, basieren, werden Primärstatistiken durch eine speziell für die betreffende Untersuchung entworfene und durchgeführte Erhebung gewonnen.

Anforderungen Primärstatistik

Bei der Erhebung primärer Daten gilt es, die Kriterien der Objektivität, der Validität (Gültigkeit der Messung) und der Reliabilität (Messgenauigkeit) einzuhalten. Als objektiv (nicht beeinflusst) ist eine Erhebung zu bewerten, wenn die Ergebnisse nicht durch subjektive Einflüsse des Erhebenden oder andere externe Faktoren verfälscht werden. Zu diesen Verfälschungen kann es bei der Durchführung der Erhebung oder bei der Auswertung und Interpretation der Erhebungsergebnisse kommen. Als reliabel (verlässlich) wird eine Untersuchung bezeichnet, wenn sie auch bei wiederholten Erhebungsvorgängen die gleichen Ergebnisse hervorbringt. Es ist also der Grad der formalen Genauigkeit, der ein Erhebungsinstrument mehr oder weniger reliabel macht. Als valide (gültig) gilt eine Erhebung, wenn diese exakt das erfasst, was sie gemäß der vorliegenden Fragestellung erfassen soll. Hierbei stellt sich ganz pragmatisch die Frage, ob sich das eigentliche Erhebungsinstrument (z.B. Fragebogen) zur Problemlösung eignet. Objektivität, Validität und Reliabilität bedingen einander. So ist Objektivität Grundvoraussetzung für Reliabilität, Reliabilität wiederum für Validität.

Bei der Verwendung von sekundärstatistischen Daten müssen diese als „gegeben“ akzeptiert werden. Dennoch ist es auch in diesem Fall notwendig, die Erhebungsmethode, die Probandenauswahl etc. zu berücksichtigen.

Allgemein werden bei den Erhebungsmethoden qualitative und quantitative Methoden unterschieden.

Qualitative Erhebungsmethoden

Qualitative Erhebungsmethoden in der Tourismusforschung sind beispielsweise Literaturrecherchen bzw. -auswertungen, Expertengespräche, narrative Interviews, Beobachtungen (offen oder verdeckt, teilnehmend oder nichtteilnehmend), soziokulturelle Tragfähigkeitsanalysen, Imageanalysen, Fallstudien, tracking (Besucherverfolgung), mystery shopping (Servicetests), Funktions- und Nutzungskartierungen, räumliche Modellrechnungen mithilfe von GIS sowie Netzwerksanalysen (vgl. STEINGRUBE 2007, S. 141ff.).

Quantitative Erhebungsmethoden

Als quantitative Erhebungsmethoden für touristische Fragestellungen eignen sich häufig standardisierte Befragungen, Zählungen (z.B. Besucherzahlen, Tourismusströme, „Klicks“), Messungen etc., die anschließend mit uni- und multivariaten Analysemethoden ausgewertet werden.

Räumliche Aspekte

Aus räumlicher Perspektive wird bei der Befragung mit touristischen Fragestellungen je nach Erhebungsstandort zwischen Standort- und Grenzmethode unterschieden. Während bei der Standortmethode am jeweiligen Aufenthaltsort erhoben wird (z.B. Beherbergungsstatistik in Deutschland, vgl. Kap. 1.3.1), erfasst die Grenzmethode die Touristen beim Grenzübertritt. Die Standortmethode differenziert wiederum nach Quell- und Zielgebietserhebung. Bei Quellgebietserhebungen – es wird am Herkunftsort der Touristen erhoben – ist darauf zu achten, dass je nach Fragestellung die Gefahr von |9|Streuverlusten groß und damit eine vergleichsweise niedrige Rücklaufquote zu erwarten ist, während bei Zielgebietserhebungen – es wird am Zielort der Touristen erhoben – die Probanden meist nicht rein zufällig ausgewählt werden (z.B. werden nur „erkennbare“ Touristen angesprochen), was wiederum zu stichprobenbedingten Verzerrungen führen kann. Die Entscheidung für ein Erhebungsverfahren steht in engem Zusammenhang mit der jeweiligen Fragestellung. Bei der Analyse der Zufriedenheit von Touristen mit einer touristischen Destination besteht bei Zielgebietserhebungen die Gefahr einer verzerrten Wahrnehmung, da sich die Probanden bereits für das Zielgebiet als Destination entschieden haben und somit voreingenommen sind.

Wird im Quellgebiet befragt, muss die Stichprobe entsprechend groß gewählt werden, damit eine ausreichende Zahl von Probanden erreicht wird, die schon einmal im entsprechenden Zielgebiet waren (alle anderen können ja keine Aussage zur Zufriedenheit bezüglich des Zielgebiets machen). Während bei Zielgebietsbefragungen häufig persönliche interviews durchgeführt werden, kommen bei Befragungen im Quellgebiet vermehrt Telefoninterviews zur Anwendung (vgl. KLEMM et al. 2007, S. 183).

Ökonomische Perspektive

Aus ökonomischer Perspektive wird bei touristischen Erhebungen zwischen der Intensitäts- und der Umsatzmethode unterschieden. Während für die Umsatzmethode die durch den Tourismus erzielten Umsätze (angebotsseitig) bzw. die von den Touristen generierten Ausgaben (nachfrageseitig) erhoben werden, schätzt die Intensitätsmethode die durch den Tourismus generierte Wertschöpfung auf Grundlage der Tourismusintensität (vgl. Kap. 1.2.3) für einen Raum. Die Wertschöpfung des Tagestourismus bleibt hierbei allerdings unberücksichtigt (vgl. EISENSTEIN/ROSINSKI 2007, S. 810f.; KOCH 1966, S. 22ff.).

Mit den verschiedenen Erhebungsmethoden kann eine Vielzahl touristischer Kennziffern generiert werden, die – zumindest teilweise – auch durch die amtliche Statistik bereitgestellt werden (vgl. Kap. 1.3.1).

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