Читать книгу Ägypten - Juergen Stryjak - Страница 5

Vorwort

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Fast scheint es, als hätte eine Welle der Ägyptomanie die internationalen Medien zum Jahreswechsel 2019/2020 ergriffen. Die New York Times listet Ägypten auf Platz 17 von weltweit 52 Zielen, die im beginnenden Jahr unbedingt als Urlaubsziel in Erwägung gezogen werden sollten. Für die britische BBC ist 2020 das Jahr, das sich besonders für einen Trip nach Kairo eignet. Beim Ranking »Best in Travel 2020« der Redaktion des Reiseführers »Lonely Planet« kommt Kairo auf Platz 3 der »Best Cities« weltweit. Und das US-amerikanische Magazin Forbes stellt das Land am Nil sogar an die Spitze seiner Liste der 27 besten Reiseziele für 2020. Das ist eine durchaus erstaunliche Einschätzung, nachdem vor neun Jahren ein Volksaufstand Langzeitherrscher Hosni Mubarak entmachtete, gefolgt von einer Zeit der politischen Instabilität, dem ersten frei gewählten Präsidenten, Mohammed Mursi, und schließlich einer »zweiten Revolution« – oder war es ein Militärputsch, der zur Militärdiktatur von Abdel Fattah al-Sisi führte? Kann es unter solchen Umständen sein, dass Ägypten wieder ein Premiumziel für Touristen aus aller Welt wird?

Dafür müsste Ägypten das Stigma verlieren, ein unsicheres, riskantes (Urlaubs-)Land zu sein. In den Jahren nach der Revolution von 2011 war die politische Entwicklung oft verwirrend. Es hat Umbrüche, Wirtschaftskrisen, Machtwechsel und an einigen Orten auch Gewalt gegeben, aber in fast allen dieser Phasen war Ägypten für Urlauber ziemlich sicher. Die Zahl der Touristen, die ans Rote Meer oder zu den pharaonischen, christlichen und islamischen Altertümern kommen, wächst nun seit einigen Jahren wieder, und dieser Trend könnte noch mehr Schwung bekommen. Das hat vor allem mit der bevorstehenden Eröffnung des Grand Egyptian Museum zu tun. Im Herbst 2020 soll es soweit sein, dann wird das größte archäologische Museum der Welt feierlich in Kairo eingeweiht. Einzigartige historische Artefakte werden den Besuchern aus aller Welt dann zugänglich sein, wie zum Beispiel auf jenen 7000 Quadratmetern, auf denen zum ersten Mal alle 5000 Grabbeigaben aus dem Grab von Tutanchamun gezeigt werden, einschließlich der berühmten Totenmaske aus Gold.

Als ich vor Jahrzehnten das erste Mal nach Kairo gezogen war, wohnte ich in Bab al-Shaariyya, einem ärmeren Altstadtviertel unweit des berühmten Basars Khan al-Khalili. Morgens weckte mich der Gesang der Nachbarstochter von gegenüber, wenn sie auf dem Balkon die Wäsche zum Trocknen aufhängte. Vor dem Haus grüßte mich Ahmed fröhlich, so oft ich an seiner mobilen Teeküche vorbeikam. Der Postbote rief beschwingt meinen Namen, wenn er einen Brief für mich hatte. Bis heute habe ich mit Unterbrechungen insgesamt rund 20 Jahre in Kairo gelebt. Und immer habe ich den Humor, die Gelassenheit und die Hilfsbereitschaft vieler Ägypter bewundert, vor allem angesichts der Lebensbedingungen, die sie oft ertragen müssen. Ich halte die Menschen für die eigentliche Attraktion des Landes.

Gelegentlich sagen Leute zu mir, dass sie nicht nach Ägypten reisen, weil sie den brutalen Polizeistaat nicht unterstützen wollen, der dort ja tatsächlich herrscht. Ich halte diese Einstellung für falsch, denn in erster Linie trifft sie die, die es nicht verdient haben, dass man sie meidet. Die allermeisten Ägypterinnen und Ägypter verabscheuen Gewalt, besonders auch die gegen Gäste ihres Landes, egal, ob diese Gewalt religiös verbrämt oder politisch motiviert ist. Dass Ägypten nach 2011 nicht in blutigem Chaos versank wie andere Länder der Region, das liegt zuallererst an ihnen. Wie alle anderen Menschen auch, wünschen sich die meisten Ägypter vor allem einen friedlichen Alltag in einem möglichst stabilen Land. Man sollte sie nicht bestrafen für ein repressives Regime, unter dem sie selbst am stärksten leiden. Wer eine Reise nach Ägypten unternimmt, wird mit einer Gastfreundschaft belohnt, die zu Recht legendär ist.

In diesem Buch werden daher die Ägypterinnen und Ägypter die Hauptrollen spielen, ihre Lebensweisen und Eigenarten. Es wird auch viel um Politik gehen, um Wirtschaft, Kultur und Geschichte. Doch im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihr Streben nach einem Leben in Freiheit.

Ägypten

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