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Sechstes Kapitel

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Ver­hand­lung. — Ein ge­plan­ter und ver­scho­be­ner Aus­flug. — Schlech­tes Wet­ter. — Der Fisch­fang. — Das rie­sen­haf­te Meer­gras. — Co­star und Dole auf ei­nem nicht be­son­ders schnel­len Ren­ner rei­tend. — Die Vor­be­rei­tun­gen zum Auf­bruch. — Auf den Kni­en vor dem süd­li­chen Kreuz.

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Noch am sel­ben Tag nach dem Abendes­sen mach­te Bri­ant die Gro­ßen mit den Er­geb­nis­sen sei­ner Nach­for­schung be­kannt, die er wie folgt zu­sam­men­fass­te: In der Rich­tung nach Os­ten, jen­seits der Zone der Wal­dun­gen, hat­te er sehr deut­lich eine Was­ser­li­nie wahr­ge­nom­men, wel­che von Nor­den nach Sü­den zu ver­lief; dass die­sel­be dem Meer an­ge­hör­te, er­schi­en ihm nicht zwei­fel­haft. Der »Sloug­hi« hat­te also das Un­glück ge­habt, auf ei­ner In­sel und nicht auf ei­nem Fest­land zu schei­tern.

An­fäng­lich nah­men Gor­don und die Üb­ri­gen die­se Mit­tei­lung ih­res Ge­fähr­ten mit großer Er­re­gung auf. Wie, sie be­fan­den sich auf ei­ner In­sel und ih­nen fehl­te es an je­dem Mit­tel, von der­sel­ben wie­der weg­kom­men zu kön­nen! Auf die frü­he­re Ab­sicht, nach Os­ten zu wei­ter in das an­ge­nom­me­ne Fest­land vor­zu­drin­gen, soll­ten sie ver­zich­ten! Soll­ten ver­ur­teilt sein, auf ein Schiff zu war­ten, wel­ches zu­fäl­lig an die­ser Küs­te vor­über­se­gel­te! War es denn wirk­lich an dem, dass das ih­nen die ein­zi­ge Aus­sicht auf Ret­tung bot …?

»Doch soll­te sich Bri­ant in sei­ner Wahr­neh­mung nicht ge­täuscht ha­ben?« be­merk­te Do­ni­phan.

»Ja, Bri­ant«, ließ sich Cross ver­neh­men, »könn­test du nicht viel­leicht eine Wol­ken­bank für das Meer an­ge­se­hen ha­ben?«

»Nein«, ver­si­cher­te Bri­ant, »ich bin fest über­zeugt, mich nicht ge­irrt zu ha­ben. Ich habe im Os­ten be­stimmt eine Stre­cke Was­ser ge­se­hen, die sich bis zum Ho­ri­zont aus­brei­te­te.«

»In wel­cher Ent­fer­nung?«

»Etwa sechs Mei­len vom Vor­ge­bir­ge.«

»Und bis da­hin gab es kei­ne Ber­ge, kein hö­her auf­stei­gen­des Land?«

»Nein; nichts als den wei­ten Him­mel!«

Bri­ant schi­en sei­ner Sa­che so si­cher, dass man sei­ne An­ga­ben ver­nünf­ti­ger­wei­se nicht an­zwei­feln konn­te.

Wie es Do­ni­phan aber im­mer tat, wenn er über ir­gen­det­was mit ihm sprach, so be­harr­te er auch jetzt bei sei­ner ei­ge­nen Mei­nung.

»Und ich wie­der­ho­le«, er­klär­te er, »dass Bri­ant sich doch hat täu­schen kön­nen, und so lan­ge wir uns nicht mit ei­ge­nen Au­gen über­zeugt ha­ben …«

»Das soll sehr bald ge­sche­hen«, un­ter­brach ihn Gor­don, »denn wir müs­sen wis­sen, wor­an wir sind.«

»Und ich möch­te hin­zu­fü­gen«, mel­de­te sich Bax­ter, »dass wir kei­nen Tag zu ver­lie­ren ha­ben, wenn wir noch, im Fal­le wir auf ei­nem Fest­land sind, vor Ein­tritt der schlech­ten Jah­res­zeit wei­ter­zie­hen wol­len.«

»Schon mor­gen«, nahm Gor­don wie­der das Wort, »wer­den wir, falls die Wit­te­rung es er­laubt, einen auf meh­re­re Tage aus­ge­dehn­ten Aus­flug un­ter­neh­men. Ich sage, wenn es schö­nes Wet­ter ist; denn sich in die dich­ten Wäl­der des In­ne­ren bei schlech­tem Wet­ter zu wa­gen, wür­de eine ent­schie­de­ne Tor­heit sein …«

»Ganz recht, Gor­don«, be­stä­tig­te Bri­ant, »und wenn wir die ent­ge­gen­ge­setz­te Sei­te der In­sel er­reicht ha­ben …«

»Im Fall es eine In­sel ist!« rief Do­ni­phan da­zwi­schen, der un­gläu­big mit den Ach­seln zuck­te.

»Es ist aber eine In­sel«, ver­setz­te Bri­ant un­ge­hal­ten. »Ich habe mich nicht ge­täuscht! Mit volls­ter Deut­lich­keit habe ich im Os­ten das Meer er­kannt. Do­ni­phan ge­fällt sich nur dar­in, mir, sei­ner Ge­wohn­heit ge­mäß, zu wi­der­spre­chen …«

»Oh, du bist nicht un­fehl­bar, Bri­ant!«

»Nein, das bin ich nicht; doch die­ses Mal wer­det ihr ja se­hen, ob ich mich ge­irrt habe! Ich wer­de selbst aus­zie­hen, die­ses Land nä­her zu be­sich­ti­gen, und wenn Do­ni­phan mich be­glei­ten will …«

»Na­tür­lich geh’ ich mit!«

»Und wir eben­falls!« rie­fen drei oder vier der grö­ße­ren Kna­ben.

»Gut …! Schon gut …!« mein­te Gor­don; »nur nicht über den Strang ge­schla­gen, mei­ne Freun­de! Wenn wir auch noch Kin­der sind, wol­len wir doch gleich Män­nern han­deln. Un­se­re Lage ist sehr ernst, und eine Unklug­heit könn­te sie nur noch ver­schlim­mern! Nein, alle dür­fen wir nicht durch jene Wäl­der zie­hen. Die Klei­nen könn­ten uns da­hin doch nicht fol­gen, und sol­len wir die­se al­lein auf dem »Sloug­hi« zu­rück­las­sen? Mö­gen Do­ni­phan und Bri­ant sich dort­hin auf den Weg ma­chen, und zwei ih­rer Ka­me­ra­den sie be­glei­ten …«

»Ich!« mel­de­te sich Wil­cox.

»Und ich!« rief Ser­vice.

»Mei­net­we­gen«, ant­wor­te­te Gor­don; »drei wer­den üb­rig ge­nug sein. Kommt ihr nicht recht­zei­tig zu­rück, so könn­te euch im­mer noch ei­ner von uns ent­ge­gen­ge­hen, wäh­rend die an­de­ren auf dem Scho­ner ver­blei­ben. Ver­ge­sst nicht, dass hier un­ser La­ger, un­ser ›Haus‹ ist, und das dür­fen wir nicht ver­las­sen, au­ßer wenn wir si­cher sind, uns auf ei­nem Fest­land zu be­fin­den.«

»Wir sind auf ei­ner In­sel!« er­wi­der­te Bri­ant. »Ich blei­be bei mei­ner Be­haup­tung!«

»Das wer­den wir se­hen!« sag­te Do­ni­phan.

Die klu­gen Ratschlä­ge Gor­d­ons hat­ten der Mei­nungs­ver­schie­den­heit die­ser jun­gen Starr­köp­fe ein Ende ge­macht. Auch Bri­ant er­kann­te gern an, dass es not­wen­dig sei, durch die gan­ze Brei­te der Wäl­der des In­ne­ren zu ge­hen, um bis zu der von ihm ge­se­he­nen Was­ser­li­nie selbst zu ge­lan­gen. An­ge­nom­men, es war das Meer, das sich da im Os­ten vor ih­nen aus­dehn­te, so konn­ten in der­sel­ben Rich­tung ja auch noch an­de­re, viel­leicht nur durch einen schma­len Kanal ge­trenn­te In­seln lie­gen, nach de­nen sie ohne Schwie­rig­kei­ten über­set­zen konn­ten. Und wenn die­se In­sel ei­nem Archi­pel an­ge­hör­te, wenn am Ho­ri­zont sich grö­ße­re Hö­hen zeig­ten, so muss­te man sich doch wohl da­von ge­naue­re Kennt­nis ver­schaf­fen, ehe ein Ent­schluss be­züg­lich der Ret­tung al­ler ge­fasst wer­den konn­te. Un­zwei­fel­haft war ja nur, dass nach Wes­ten hin kein Land lag zwi­schen die­sem Teil des Stil­len Ozeans und den Küs­ten von Neu­see­land. Die jun­gen Schiff­brü­chi­gen durf­ten also nur hof­fen, ein be­wohn­tes Ge­biet zu fin­den, wenn sie ein sol­ches nach der Sei­te des Son­nen­auf­gangs such­ten.

Je­den­falls schi­en es ge­ra­ten, die­se Nach­for­schung nur bei ganz gu­tem Wet­ter an­zu­stel­len, und so wie Gor­don ge­sagt hat­te, ge­ziem­te es sich für sie, nicht wie Kin­der, son­dern wie Män­ner zu han­deln. Bei den Um­stän­den, un­ter de­nen sie sich be­fan­den, bei den noch in Zu­kunft dro­hen­den Ge­fah­ren, muss­te ihre Lage, wenn die Kna­ben nicht eine früh­rei­fe Ein­sicht ent­wi­ckel­ten, wenn der leich­te Sinn, die na­tür­li­che In­kon­se­quenz ih­res Le­bensal­ters sie vor­wie­gend be­ein­fluss­ten und zwi­schen ih­nen viel­leicht gar noch Un­ei­nig­keit ein­trat — wel­che an sich schon be­denk­lich ge­nug er­schi­en —, eine ge­ra­de­zu ver­zwei­fel­te wer­den, und in Er­wä­gung des­sen war Gor­don fest ent­schlos­sen, al­les zu tun, um eine ge­wis­se Ord­nung un­ter sei­nen Ka­me­ra­den zu er­hal­ten.

So ei­lig es Bri­ant und Do­ni­phan in­des mit ih­rem Aus­flug hat­ten, zwang sie ein Um­schlag der Wit­te­rung doch, die­sen zu ver­ta­gen. Am nächs­ten Mor­gen fiel näm­lich mit ein­zel­nen Un­ter­bre­chun­gen ein recht kal­ter Re­gen her­ab. Das fort­wäh­ren­de Fal­len des Baro­me­ters stell­te eine Pe­ri­ode un­s­te­ter Wit­te­rung in Aus­sicht, von der nie­mand vor­her wis­sen konn­te, was sie mit sich brin­gen wür­de. Un­ter sol­chen un­güns­ti­gen Be­din­gun­gen wäre es mehr als toll­kühn ge­we­sen, sich wei­ter hin­aus zu wa­gen.

Üb­ri­gens war das ge­wiss nicht be­son­ders zu be­kla­gen. Es ver­steht sich zwar von selbst, dass es alle — von den Kleins­ten kann hier­bei nicht die Rede sein — ver­lang­te zu wis­sen, ob das Meer sie von al­len Sei­ten um­schloss. Doch wenn sie auch die Ge­wiss­heit er­lang­ten, auf ei­nem Fest­land zu sein, hät­ten sie wohl dar­an den­ken kön­nen, quer durch ein ih­nen völ­lig un­be­kann­tes Land zu wan­dern, und noch oben­drein, wenn der Ein­tritt schlech­te­rer Jah­res­zeit al­len An­zei­chen nach so nahe be­vor­stand? Konn­ten sie die An­stren­gung ei­nes Mar­sches aus­hal­ten, der sich mög­li­cher­wei­se über Hun­der­te von Mei­len hin er­streck­te?

Hät­te der Kräf­tigs­te von ih­nen Aus­dau­er ge­nug be­ses­sen, ein so fer­nes Ziel zu er­rei­chen? Nein! Um ein sol­ches Un­ter­neh­men vor­aus­sicht­lich glück­lich durch­zu­füh­ren, muss­te das­sel­be bis zur­zeit der lan­gen Tage ver­scho­ben wer­den, wo kei­ne Un­bill der Wit­te­rung, wie sie der Win­ter mit sich bringt, zu be­fürch­ten war. Die klei­ne Ge­sell­schaft muss­te sich wohl oder übel ent­schlie­ßen, die kal­te Jah­res­zeit auf dem »Sloug­hi« aus­zu­hal­ten.

Gor­don hat­te sich in­zwi­schen die Mühe nicht ver­drie­ßen las­sen, fest­zu­stel­len, in wel­chem Teil des Ozeans der Schiff­bruch wohl statt­ge­fun­den hät­te. Der Stie­ler’­sche At­las, der zur Biblio­thek der Yacht ge­hör­te, ent­hielt auch eine Rei­he von Kar­ten des Stil­len Ozeans. Ver­folg­te man nun die Weg­stre­cke von Auck­land bis zur West­küs­te Ame­ri­kas, so lag nörd­lich der­sel­ben und jen­seits der Po­mo­tu-In­seln nichts als die Os­te­r­in­sel und die In­sel Juan Fer­n­an­dez, auf der Sel­kirk — ein wirk­li­cher Ro­bin­son — einen Teil sei­nes Le­bens zu­ge­bracht hat­te. Nach Sü­den zu fand sich kein Land bis nach den un­be­grenz­ten Flä­chen des ant­ark­ti­schen Ozeans. Wei­ter öst­lich stieß man dann auf die längs der Küs­te Chi­les ver­streu­ten Chi­loë- oder Mad­re-de-Dios-In­seln, und tiefer un­ten auf die Ma­gel­lan-Stra­ße1 und das Feu­er­land, um wel­che am Kap Hoorn das Meer stets mit furcht­ba­rem Wü­ten bran­de­te.

War der Scho­ner gar auf eine die­ser öden In­seln ver­schla­gen wor­den, wel­che nur die Pam­pas zu Nach­barn ha­ben, so wür­den die Kna­ben Hun­der­te von Mei­len zu­rück­zu­le­gen ha­ben, um nach den be­wohn­ten Ge­bie­ten Chi­les, La Pla­tas oder der ar­gen­ti­ni­schen Re­pu­blik zu ge­lan­gen. Wel­che Hilfs­mit­tel bo­ten ih­nen aber die­se un­ge­heu­ren Ein­öden, wo Ge­fah­ren al­ler Art den Rei­sen­den be­dro­hen?

Sol­chen Aus­sich­ten ge­gen­über emp­fahl es sich, mit größ­ter Vor­sicht zu Wer­ke zu ge­hen und sich nicht ei­nem elen­den Un­ter­gang auf dem Wege durch un­be­kann­te Ge­bie­te aus­zu­set­zen.

Das war nicht nur Gor­d­ons An­sicht, son­dern Bri­ant und Bax­ter teil­ten die­sel­be gleich­mä­ßig, und Do­ni­phan und sein An­hang muss­ten sich ihr am Ende ge­zwun­gen auch an­schlie­ßen.

Der Plan ei­ner nach Os­ten wei­ter zu ver­fol­gen­den Nach­for­schung, um die Land- und Was­ser­ver­hält­nis­se da­selbst ge­nau ken­nen­zu­ler­nen, blieb na­tür­lich be­ste­hen, konn­te je­doch wäh­rend der fol­gen­den vier­zehn Tage nicht zur Aus­füh­rung ge­bracht wer­den. Das Wet­ter wur­de ge­ra­de­zu ab­scheu­lich; es reg­ne­te oft vom Mor­gen bis zum Abend und fast un­aus­ge­setzt heul­te ein mäch­ti­ger Sturm. Der Aus­flug muss­te also wohl oder übel ver­scho­ben wer­den, so­sehr es sie auch ver­lang­te, die so wich­ti­ge Fra­ge über die Na­tur des Lan­des, auf dem sie weil­ten, end­gül­tig ge­löst zu se­hen.

Wäh­rend die­ser lan­gen stür­mi­schen Tage sa­hen sich Gor­don und sei­ne Ka­me­ra­den auf das Schiff be­schränkt, ohne dass sie des­halb un­tä­tig blie­ben. Ei­nes­teils er­for­der­ten alle Gerä­te usw. eine fort­wäh­ren­de Auf­merk­sam­keit, und dann hat­ten sie auch stets Be­schä­di­gun­gen der Yacht aus­zu­bes­sern, wel­che von dem Un­ge­stüm des Wet­ters recht ernst­lich zu lei­den hat­te. Die Plan­ken be­gan­nen all­mäh­lich sich wei­ter zu öff­nen, und das Deck war nicht mehr was­ser­dicht. An ei­ni­gen Stel­len drang der Re­gen schon durch die Fu­gen, de­ren Werg sich all­mäh­lich aus­fa­ser­te, so­dass sich de­ren fri­sche Kal­fa­te­rung un­ver­züg­lich nö­tig mach­te.

Sehr drin­gend er­schi­en es nun auch, ein min­der un­zu­ver­läs­si­ges Ob­dach zu su­chen. An eine »Aus­wan­de­rung« nach dem fer­nen Os­ten war un­ter fünf bis sechs Mo­na­ten doch nicht zu den­ken, und so lan­ge hielt der »Sloug­hi« si­cher­lich nicht mehr zu­sam­men. Muss­ten sie die­sen aber wäh­rend der rau­en Jah­res­zeit ver­las­sen, wo hät­ten sie Un­ter­kunft fin­den sol­len, da der We­stab­hang des Steilufers nicht ein­mal eine Aus­höh­lung dar­bot, wel­che be­nutzt wer­den konn­te? Je­den­falls muss­ten also an der an­de­ren Sei­te des­sel­ben neue Nach­for­schun­gen an­ge­stellt wer­den, um dort, ge­schützt vor den See­win­den, wenn es nicht an­ders an­ging, eine für alle aus­rei­chen­de Woh­nung zu er­bau­en.

Die jetzt drin­gends­ten Aus­bes­se­run­gen bezweck­ten üb­ri­gens we­ni­ger, dem ein­drin­gen­den Was­ser als der Luft die Wege in den Schiffs­rumpf zu ver­schlie­ßen und die in­ne­re We­ge­rung,2 wel­che sich schon ab­zu­lö­sen be­gann, noch ein­mal zu be­fes­ti­gen. Gor­don hät­te ger­ne die Re­ser­ve­se­gel zur Um­hül­lung des gan­zen Rump­fes der Yacht ver­wen­det; er schrak aber doch da­vor zu­rück, die­se dich­ten Ge­we­be zu op­fern, wel­che vor­treff­lich zur Er­rich­tung ei­nes Zel­tes die­nen konn­ten, wenn sie zu­fäl­lig in die Lage ka­men, vor­über­ge­hend viel­leicht gar un­ter frei­em Him­mel zu näch­ti­gen.

Die dringendsten Ausbesserungen

In­zwi­schen war die ge­sam­te La­dung in ein­zel­ne Bal­len ver­teilt und in Gor­d­ons No­tiz­buch die­je­ni­gen der­sel­ben mit Num­mern be­zeich­net wor­den, wel­che im Not­fall schleu­nigst ans Land ge­schafft wer­den soll­ten.

Klär­te sich das Wet­ter ein­mal für we­ni­ge Stun­den auf, so zo­gen Do­ni­phan, Webb und Wil­cox so­gleich zur Jagd auf Fel­stau­ben hin­aus, wel­che Moko mit mehr oder we­ni­ger Er­folg in ver­schie­de­ner Wei­se zu­zu­be­rei­ten sich be­müh­te. An­de­rer­seits be­schäf­tig­ten sich Gar­nett, Ser­vice und Cross, de­nen sich auch die Klei­nen an­schlos­sen und die selbst Jac­ques zu­wei­len be­glei­te­te, wenn sein Bru­der das aus­drück­lich ver­lang­te, mit dem Fisch­fang. In ih­rem Küs­ten­ge­wäs­ser, wel­ches sich sehr fisch­reich er­wies, bot die Bai, in­mit­ten der an den ers­ten Klip­pen ab­ge­la­ger­ten Al­gen, vor­züg­li­che Ver­tre­ter der Fa­mi­lie »No­tho­te­nia« so­wie grö­ße­rer und klei­ne­rer Stock­fi­sche. Zwi­schen den Fä­den des ge­wal­ti­gen Meer­gra­ses, des »Kel­ps«, wel­che bis vier­hun­dert Fuß Län­ge hat­ten, wim­mel­te es von klei­nen Fi­schen, die man mit den Hän­den fan­gen konn­te.

Da hät­te man die Freu­den­ru­fe der jun­gen Fi­scher hö­ren sol­len, als sie ihre Schnuren oder Net­ze nach dem Ran­de der Klip­pen­bank her­aus­ge­zo­gen!

»Ich habe wel­che …! Ich habe wun­der­schö­ne Fi­sche!« rief Jen­kins … »Ei, wie groß sie sind!«

»Und mei­ne …, die sind noch grö­ßer als die dei­ni­gen«, be­haup­te­te Iver­son, der Dole zur Un­ter­stüt­zung her­bei­rief.

»Sie wer­den uns noch ent­wi­schen«, rief Co­star.

Die an­de­ren eil­ten ih­nen zu Hil­fe.

»Fest­hal­ten …! Fest­hal­ten …!« er­mahn­ten Gar­nett und Ser­vice, von dem einen zum an­de­ren lau­fend, »und zieht die Net­ze schnell ein!«

»Ich kann nicht …! Ich kann nicht!« wie­der­hol­te Co­star, den die Last fast hin­un­ter­zog.

»Ich kann nicht …! Ich kann nicht!«

Mit ver­ein­ten Kräf­ten ge­lang es end­lich al­len, die Net­ze bis auf den Sand zu schlep­pen. Es war die höchs­te Zeit, denn in­mit­ten des kla­ren Was­sers tum­mel­ten sich eine Men­ge Hy­xi­nen, eine Art Raub­bri­cken, wel­che die in den Ma­schen zap­peln­den Fi­sche ge­wiss bald weg­ge­schnappt hät­ten. Ob­wohl auf die­se Wei­se sehr vie­le ver­lo­ren­gin­gen, so ge­nüg­te der Rest doch noch reich­lich für die Be­dürf­nis­se des Ti­sches. Vor­züg­lich die klei­nen Stock­fi­sche lie­fer­ten, so­wohl frisch ge­nos­sen, wie in Salz ein­ge­setzt, ein vor­treff­li­ches Fleisch.

Be­züg­lich des Fan­ges an der Mün­dung des Rios, so er­ziel­te die­ser nur mit­tel­mä­ßi­ge Exem­pla­re von »Galaxi­as«, eine Art Gründ­ling, wel­che Moko als Back­fi­sche zu­be­rei­te­te.

Am 27. März gab ein be­deut­sa­mer Fang Ver­an­las­sung zu ei­nem recht drol­li­gen Auf­tritt. Im Lau­fe des Nach­mit­tags, als der Re­gen ein­mal auf­ge­hört hat­te, be­ga­ben sich die Klei­nen mit ih­ren Fisch­ge­rä­ten nach dem Rio.

Plötz­lich er­tön­ten lau­te Schreie — mit­tels wel­chen sie die an­de­ren zu Hil­fe rie­fen.

Gor­don, Bri­ant, Ser­vice und Moko, wel­che an Bord des Scho­ners be­schäf­tigt wa­ren, un­ter­bra­chen ihre Ar­beit und eil­ten in der Rich­tung hin, von der die Rufe er­tön­ten. Bald hat­ten sie die fünf- bis sechs­hun­dert Schrit­te Ent­fer­nung bis zum Rio zu­rück­ge­legt.

»Schnell, schnell, hier­her …! Kommt hier­her!« rief Jen­kins.

»Schnell, schnell, seht nur Co­star mit sei­nem Ren­ner!« sag­te Iver­son.

»Noch schnel­ler, Bri­ant, noch schnel­ler, oder er geht uns durch!« wie­der­hol­te Jen­kins.

»Ge­nug …! Ge­nug! Lass mich her­un­ter …! Ich fürch­te mich!« rief Co­star wei­nend und mit den kläg­lichs­ten Ge­bär­den.

»Hui …! Hui!« rief da­ge­gen Dole, der hin­ter Co­star auf ei­ner sich be­we­gen­den Mas­se Platz ge­nom­men hat­te.

»Hui …! Hui!«

Die­se Mas­se war nichts an­de­res als eine sehr große Schild­krö­te, eine je­ner ge­wal­ti­gen Che­lo­ni­er, die man meist auf der Ober­flä­che des Mee­res ein­ge­schla­fen an­trifft.

Hier war sie je­doch auf dem Strand über­rascht wor­den und such­te jetzt ihr na­tür­li­ches Ele­ment wie­der zu ge­win­nen.

Ver­ge­bens be­müh­ten sich die Kin­der, nach­dem sie eine Lei­ne um den Hals des Tie­res ge­schlun­gen, die sich auch über des­sen Rücken hin fort­setz­te, das kräf­ti­ge Tier zu­rück­zu­hal­ten, die­ses kroch im­mer wei­ter, und wenn es auch nicht schnell von der Stel­le kam, so zog es doch mit un­wi­der­steh­li­cher Ge­walt die gan­ze Ge­sell­schaft nach sich. Aus Scherz hat­te Jen­kins den klei­nen Co­star auf den Rücken­schild ge­setzt, und Dole hielt ritt­lings hin­ter ihm den Kna­ben fest, der nun umso ängst­li­cher schrie, je mehr die Schild­krö­te sich dem Mee­re nä­her­te.

»Nur Mut, Co­star, nur Mut!« rief Gor­don.

»Und ach­te dar­auf, dass dein Pferd nicht die Tren­se zwi­schen die Zäh­ne nimmt!« setz­te Ser­vice hin­zu.

Bri­ant konn­te sich, da von ei­ner Ge­fahr gar kei­ne Rede war, des La­chens nicht ent­hal­ten. Wenn Dole Co­star losließ, so brauch­te die­ser nur hin­ab­zuglei­ten, um je­der Furcht le­dig zu sein.

Drin­gend schi­en es da­ge­gen, das Tier zu fan­gen. Es lag auf der Hand, dass alle zu­sam­men, wenn auch Bri­ant sei­ne Kräf­te mit de­nen der Klei­nen ver­ein­te, nicht im­stan­de sein wür­den, das­sel­be auf­zu­hal­ten. Man muss­te also auf ein Mit­tel den­ken, des­sen Wei­ter­krie­chen zu ver­hin­dern, ehe es im Was­ser ver­schwand, wo es dann un­be­dingt in Si­cher­heit war.

Die Re­vol­ver, wel­che Gor­don und Bri­ant vom Scho­ner mit­ge­nom­men hat­ten, konn­ten hier zu nichts die­nen, denn der Rücken­pan­zer ei­ner Schild­krö­te ver­trägt eine Ku­gel ohne Scha­den, und wenn man die­sel­be mit Äx­ten an­ge­grif­fen hät­te, so zog jene ein­fach Kopf und Füße ein und ver­ei­tel­te da­mit je­den An­griff.

»Es gibt nur ein ein­zi­ges Mit­tel«, sag­te Gor­don, »und das be­steht dar­in, sie auf den Rücken zu wen­den.«

»Doch wie?« er­wi­der­te Ser­vice. »Das Tier da wiegt we­nigs­tens sei­ne drei­hun­dert Pfund, und wir wer­den nie im­stan­de sein …«

»Spar­ren, Spar­ren ho­len!« rief Bri­ant.

Beglei­tet von Moko, lief er, was ihn die Füße tra­gen konn­ten, nach dem »Sloug­hi« zu­rück.

In die­sem Au­gen­blick be­fand sich die Schild­krö­te nur noch drei­ßig Schrit­te vom Meer. Gor­don be­eil­te sich, um Co­star und Dole, die noch im­mer auf dem Tier sa­ßen, her­un­ter zu he­ben. Dann pack­ten alle den Strick und zerr­ten mit Lei­bes­kräf­ten dar­an rück­wärts, ohne den Gang des Tie­res nur ver­zö­gern zu kön­nen; ja, die­ses wäre wohl im­stan­de ge­we­sen, die gan­ze Pen­si­on Chair­man fort­zu­schlep­pen.

Pension Chairman

Glück­li­cher­wei­se ka­men Bri­ant und Moko zu­rück, ehe die Schild­krö­te das Meer er­reicht hat­te.

Zwei Spar­ren wur­den ihr un­ter das Brust­schild ge­scho­ben, und mit Hil­fe die­ser He­bel ge­lang es end­lich, frei­lich nicht ohne große An­stren­gung, sie auf den Rücken zu wen­den. Hier­mit war die­sel­be end­gül­tig ge­fan­gen, da sie un­mög­lich wie­der selbst auf die Füße zu kom­men ver­moch­te.

In dem Au­gen­blick üb­ri­gens, wo sie den Kopf ein­zie­hen woll­te, traf sie Bri­ant mit ei­nem so wohl­ge­ziel­ten Axt­hieb, dass sie das Le­ben fast au­gen­blick­lich ver­lor.

»Nun, Co­star, hast du noch im­mer vor der großen Schne­cke Angst?« frag­te er den klei­nen Kna­ben.

»Nein, nein, Bri­ant, die ist ja tot.«

»Schön«, rief Ser­vice, »ich wet­te aber, dass du nicht von ihr zu es­sen wagst.«

»Kann man das Tier denn es­sen?«

»Ge­wiss!«

»Dann, wenn es gut ist, ess’ ich auch da­von!« er­wi­der­te Co­star, dem schon das Was­ser im Mun­de zu­sam­men­lief.

»Oh, es ist so­gar aus­ge­zeich­net«, ver­si­cher­te Moko, der gar nicht ge­nug rüh­men konn­te, wie schmack­haft das Fleisch der Schild­krö­ten sei.

Da man nicht dar­an den­ken konn­te, die­se schwe­re Mas­se nach der Yacht zu be­för­dern, muss­te man sich zum Aus­wei­den der­sel­ben an Ort und Stel­le ent­schlie­ßen. Das war zwar eine et­was wi­der­wär­ti­ge Ar­beit; die jun­gen Schiff­brü­chi­gen ge­wöhn­ten sich in­des­sen schon lang­sam an die man­cher­lei recht un­an­ge­neh­men Not­wen­dig­kei­ten die­ses Ro­bin­son­le­bens. Die schwie­rigs­te Auf­ga­be war es, das Brust­schild zu zer­spren­gen, des­sen me­tal­li­sche Här­te selbst die Schnei­de ei­ner Axt schar­tig ge­macht hät­te. Es ge­lang das end­lich nach Ein­füh­rung ei­nes Bank­mei­ßels in die Ver­bin­dungs­stel­len der Plat­ten. Da­rauf wur­de das in Stücke ge­schnit­te­ne Fleisch nach dem »Sloug­hi« ge­schafft.

Noch am näm­li­chen Tag konn­ten sich alle über­zeu­gen, dass die Schild­krö­ten­bouil­lon wirk­lich vor­züg­lich schmeck­te, ganz zu schwei­gen von den ge­rös­te­ten Fleisch­schnit­ten, wel­che ver­zehrt wur­den, ob­wohl Moko auf den glü­hen­den Koh­len sie hat­te et­was schwarz wer­den las­sen. Auch Phann be­zeig­te auf sei­ne Wei­se, dass die Res­te des Tie­res für eine Hun­de­zun­ge nicht zu ver­ach­ten wa­ren.

Die Schild­krö­te hat­te über sech­zig Pfund Fleisch ge­lie­fert, wo­durch es mög­lich wur­de, die Vor­rä­te der Yacht zu scho­nen.

Un­ter sol­chen Ver­hält­nis­sen ver­strich der Mo­nat März. Wäh­rend der drei Wo­chen seit dem Schiff­bruch des »Sloug­hi« hat­te je­der nach bes­ten Kräf­ten ge­ar­bei­tet, schon im Hin­blick auf ein län­ge­res Ver­wei­len an die­ser Küs­te. Jetzt kam es, ehe der Win­ter sei­nen Ein­zug hielt, dar­auf an, die wich­ti­ge Fra­ge, ob Fest­land oder In­sel, mit Be­stimmt­heit zu lö­sen.

Am 1. April wur­de es of­fen­bar, dass die Wit­te­rung in nächs­ter Zeit um­schla­gen wür­de. Das Baro­me­ter stieg lang­sam, und der Wind, der auf das Land zu­stand, schwäch­te sich mehr und mehr ab. Man konn­te sich über die­se Vor­zei­chen ei­ner be­vor­ste­hen­den Ruhe der At­mo­sphä­re, und zwar ei­ner län­ger an­dau­ern­den, nicht täu­schen. Die Um­stän­de ge­stat­te­ten da­mit einen For­schungs­zug nach dem In­nern des Lan­des.

Die Gro­ßen spra­chen an je­nem Tag schon da­von und be­gan­nen nach reif­li­cher Über­le­gung be­reits die Vor­be­rei­tun­gen zu je­nem Aus­flug, des­sen hohe Be­deu­tung sich kei­ner ver­hehl­te.

»Ich den­ke«, be­gann Do­ni­phan, »dass uns nichts ab­hält, schon mor­gen früh auf­zu­bre­chen …?«

»Ich hof­fe, nichts«, ant­wor­te­te Bri­ant, »und dann wer­den wir uns zu frü­her Stun­de auf­ma­chen müs­sen.«

»Ich habe auf­ge­schrie­ben«, ließ Gor­don sich ver­neh­men, »dass die Land­gren­ze der im Os­ten wahr­ge­nom­me­nen Was­ser­li­nie sich sechs bis sie­ben Mei­len vom Vor­ge­bir­ge be­fin­den soll.«

»Ja«, be­stä­tig­te Bri­ant; »da sich die Bai aber tief ins Land hin­ein­zieht, ist es mög­lich, dass die Ent­fer­nung von un­se­rem La­ger aus eine kür­ze­re wäre.«

»Und dann«, nahm Gor­don das Wort, »könn­te euer Aus­flug ja kaum über vier­und­zwan­zig Stun­den in An­spruch neh­men.«

»Ge­wiss, Gor­don, wenn es uns mög­lich ist, di­rekt nach Os­ten hin vor­zu­drin­gen; doch wer­den wir einen Weg durch die Wäl­der fin­den, wenn wir das Steilufer erst hin­ter uns ha­ben?«

»Oh, das ist die Schwie­rig­keit nicht, die uns auf­hal­ten dürf­te«, be­merk­te Do­ni­phan.

»Zu­ge­ge­ben«, ant­wor­te­te Bri­ant, »doch an­de­re Hin­der­nis­se könn­ten uns den Weg ver­le­gen, ein Was­ser­lauf, ein Sumpf oder was weiß ich? Es er­scheint also ge­wiss rat­sam, sich mit Nah­rungs­mit­teln für eine mehr­tä­gi­ge Rei­se zu ver­se­hen.«

»Und mit Mu­ni­ti­on«, setz­te Wil­cox hin­zu.

»Das ver­steht sich von selbst«, er­wi­der­te Bri­ant, »und du, Gor­don, brauchst dich, im Fal­le wir nach vier­und­zwan­zig Stun­den noch nicht zu­rück wä­ren, um uns nicht zu ängs­ti­gen.«

»Ich wer­de schon un­ru­hig sein, wenn eure Ab­we­sen­heit auch nur einen hal­b­en Tag dau­ert«, ant­wor­te­te Gor­don. »Doch was re­den wir hier­von — der Aus­flug ist ein­mal be­schlos­sen, und ihr wer­det ihn un­ter­neh­men. Üb­ri­gens darf der Zweck des­sel­ben nicht al­lein der sein, das im Os­ten ge­se­he­ne Meer zu er­rei­chen; ihr müsst auch das Land jen­seits des Steilufers ins Auge fas­sen. An un­se­rer Sei­te hier ha­ben wir kei­ne Höh­le ge­fun­den, und wenn wir den »Sloug­hi« erst ver­las­sen müs­sen, wol­len wir un­ser La­ger doch da auf­schla­gen, wo es vor den See­win­den ge­schützt ist. Die schlech­te Jah­res­zeit auf die­sem Strand zu­zu­brin­gen er­scheint mir un­tun­lich.«

»Du hast recht, Gor­don«, stimm­te Bri­ant ihm zu, »und wir wer­den nach ei­nem Plätz­chen su­chen, wo wir uns spä­ter häus­lich nie­der­las­sen kön­nen …«

»Es sei denn, es kann ge­zeigt wer­den, dass wir die­se ver­meint­li­che In­sel für im­mer ver­las­sen kön­nen«, be­merk­te Do­ni­phan, der im­mer wie­der auf sei­ne Idee zu­rück­kam.

»Das ver­steht sich, vor­aus­ge­setzt, dass die schon weit vor­ge­schrit­te­ne Jah­res­zeit es ge­stat­tet«, ant­wor­te­te Gor­don. »Nun, wir wer­den ja un­ser Bes­tes tun. Mor­gen also zum Auf­bruch!«

Die Vor­be­rei­tun­gen wa­ren bald be­en­det. Le­bens­mit­tel für vier Tage, in Sä­cken, wel­che an ei­nem brei­ten Gurt ge­tra­gen wur­den, vier Flin­ten, vier Re­vol­ver, zwei klei­ne Schiff­säx­te, ein Ta­schen­kom­pass, ein weit­tra­gen­des Fern­rohr, um das Land in ei­nem Um­kreis von drei bis vier Mei­len ge­nau über­bli­cken zu kön­nen, Rei­se­de­cken, fer­ner ne­ben dem ge­wöhn­li­chen In­halt der Ta­schen, Lun­ten und Feu­er­stahl, nebst Streich­höl­zern, das schi­en für die Be­dürf­nis­se ei­ner kür­ze­ren, aber nicht un­ge­fähr­li­chen Ex­pe­di­ti­on zu ge­nü­gen. Bri­ant wie Do­ni­phan, eben­so Ser­vice und Wil­cox, wel­che jene be­glei­ten soll­ten, muss­ten je­den­falls vor­sich­tig vor­ge­hen, die Au­gen im­mer über­all hin­wen­den und durf­ten sich nicht tren­nen.

Gor­don sag­te sich wohl, dass sei­ne An­we­sen­heit zwi­schen Bri­ant und Do­ni­phan nicht un­nütz ge­we­sen wäre; es er­schi­en ihm aber doch klü­ger, bei dem »Sloug­hi« zu blei­ben, um die klei­ne­ren Ge­fähr­ten zu über­wa­chen. Von Bri­ant, den er ein­mal bei­sei­te nahm, er­hielt er üb­ri­gens die Zu­si­che­rung, dass die­ser jede ge­reiz­te Aus­ein­an­der­set­zung und je­den Streit un­be­dingt ver­mei­den wer­de.

Die Vor­her­sa­gung des Baro­me­ters war in Er­fül­lung ge­gan­gen. Vor dem Ende des Ta­ges wa­ren die letz­ten Wol­ken im Nor­den ver­schwun­den. Die Kreis­li­nie des Mee­res zeich­ne­te sich im Wes­ten scharf am Ho­ri­zont ab. Die präch­ti­gen Stern­bil­der der süd­li­chen Halb­ku­gel flim­mer­ten am Fir­ma­ment und un­ter ih­nen das herr­li­che süd­li­che Kreuz, wel­ches am ant­ark­ti­schen Pol der Welt leuch­tet.

Am Abend der be­vor­ste­hen­den Tren­nung fühl­ten Gor­don und sei­ne Ka­me­ra­den ihr Herz recht schwer be­las­tet. Was konn­te sich al­les bei ei­nem Aus­flug er­eig­nen, der viel­leicht un­er­war­te­te Zwi­schen­fäl­le bot. Und wäh­rend ihre Bli­cke am Ster­nen­him­mel haf­te­ten, wen­de­ten sich die Ge­dan­ken ih­ren El­tern, ih­ren Fa­mi­li­en und der teu­ren Hei­mat zu, wel­che sie viel­leicht nie­mals wie­der­se­hen soll­ten …!

Da knie­ten die Klei­nen vor dem süd­li­chen Kreuz nie­der, wie sie es vor dem Kreu­ze ei­ner Ka­pel­le ge­tan hät­ten. Rief es sie denn nicht, zu dem all­mäch­ti­gen Schöp­fer die­ser Him­mels­wun­der zu be­ten und ihre Hoff­nung auf ihn zu set­zen?

1 Die Ma­gel­lan­stra­ße ist eine Meeren­ge mit zahl­rei­chen In­seln und Sei­ten­ar­men zwi­schen dem süd­ame­ri­ka­ni­schen Fest­land und süd­li­chen In­seln, vor­nehm­lich der In­sel Feu­er­land. Sie ver­bin­det nörd­lich Süd­ame­ri­kas Süd­spit­ze den At­lan­ti­schen mit dem Pa­zi­fi­schen Ozean. <<<

2 die in­ne­ren Span­ten <<<

Zwei Jahre Ferien

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