Читать книгу Bienenglück und Honigcafé - Julia Gehrig - Страница 8

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Tom

Mein Handy klingelt.

„Jo“, melde ich mich.

„Grias di Tom. Hier ist da Hansi.“

„Hallo Hansi! Womit kann ich dienen?“

„Deswegen rufe ich an! Ich habe ein Anliegen“, versucht Johann möglich hochdeutsch mit mir zu sprechen.

Normalerweise hört man von ihm nur tiefstes bayerisch, aber wenn er mit mir spricht, bemüht er sich immer um „gewähltes Hochdeutsch“, wie er sagt.

„Sprich mein Freund!“, sage ich grinsend und gebe Ralf ein Zeichen, dass ich kurz verhindert bin. Der gibt mir ein Zeichen, dass er mit dem Bus losfahren will. Ich strecke ihm meinen Daumen entgegen, als Geste, dass ich verstanden habe und konzentriere mich wieder auf Johann.

„Meinst du, dass es für dich möglich wäre, am Samstag den Praxisteil vom Imkerkurs zu machen. Bei mir geht’s am Samstag nicht“, eiert Johann herum.

„Kommenden Samstag? Puh … ich habe schon noch viel zu tun. Die Beuten sind zwar bei dir, aber meine Wohnung muss ja auch noch leer werden …“

Johann schweigt und atmet schwer und ich merke, dass ich nicht drum herumkomme. Schließlich ist er so nett, die Bienenvölker ein Jahr lang zu versorgen, solange ich auf Sardinien bin. Da bin ich ihm wohl einen Gefallen schuldig.

„Ja doch, ich mache es“, höre ich mich sagen.

„Mei supa!“, antwortet Johann wie aus der Pistole geschossen.

„Aba oans muss i dia no song! Äh… eines muss ich dir noch sagen.“

„Ich verstehe dich schon“, lache ich bei Johanns erneutem Versuch, hochdeutsch zu sprechen. Es hört sich immer etwas umständlich und unbeholfen an.

„Im Theoriekurs letzten Freitag waren zwei Frauen. Die haben sich nur nach den Männern umgeschaut. Interesse an den Bienen hatten die zwei nicht.“

„Aha, warum waren die dann im Kurs?“, frage ich.

„Ja mei, was weiß denn ich. Die haben halt gemeint, sie finden einen anständigen Imker wie uns. Ich bin hinter denen gesessen. Hab jedes Wort von den zwei Damen gehört.“

„Und haben sie einen anständigen Imker gefunden?“

„Wir sind doch nicht „Paarschip“ oder so!“

„Warum erzählst du mir das denn?“ Ich habe Johanns Botschaft noch nicht ganz verstanden.

„Mühe brauchst du dir mit denen nicht geben, meine ich nur. Die wollen ja eh nicht imkern.“

„Ach so. Ja wenn du meinst. Kannst dann am Samstag auf mich zählen.“

Damit ist unser Telefon beendet und mein Plan fürs Wochenende fix. Ich seufze. Irgendwann brauche ich auch mal Zeit für meine Vorbereitungen. Ralf hat seine Sachen bald alle unten. Meine Wohnung dagegen sieht noch völlig unberührt aus. Ich werde sie zwar erstmal untervermieten, meine persönlichen Sachen müssen trotzdem raus. Und ich habe noch keinen einzigen Gegenstand in einer Kiste verpackt.

Ich schlurfe langsam in meine kleine 2-Zimmerwohnung zurück und sehe mich um. Viele Dinge gibt es eigentlich nicht, die ich in Kisten packen muss. Meine Imkersachen, meine Dokumente. Ich sehe mich um und mein Blick fällt auf das Foto auf meiner Kühlschranktür. Ich nehme das Foto, auf dem ich neben meinem Bulli in Andalusien zu sehen bin, vom Kühlschrank. Das war eine Wahnsinnszeit. Vier Wochen Spanien. Völlig frei den Ort wechseln, ohne Rücksicht nehmen zu müssen. Dafür ist fast mein ganzer Jahresurlaub drauf gegangen.

Ich hänge das Foto wieder an den Kühlschrank und wechsle ins Wohnzimmer, wo mein Imkeranzug und mein Imkerwerkzeug sind, stopfe beides in eine Tüte und stelle diese neben die Wohnungstüre, wo mein Fahrrad an der Wand hängt. Zum Imkerkurs werde ich dieses Mal dann eben radeln müssen.

Bienenglück und Honigcafé

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