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Impressionen von der Costa Brava

Wilde Schönheit mit Charme

Versteckte Buchten, schmucke Städtchen und ein faszinierendes Hinterland machen die Costa Brava zu einer Region für Entdecker


© Huber Images: Francesco Carovillano

Kecke Festung und eine atemberaubende Küstenlinie: das Städtchen Begur

» Die Transparenz des Wassers und vor allem das Licht, dieses Licht, klarer, lebendiger, schöner als an jedem anderen Ort der Welt. «

Ferran Agulló, »Per la Costa Brava«, 1908

Um zu verstehen, woher die Costa Brava ihren Namen hat, reicht es, sich an das Cap de Creus zu stellen, den östlichsten Zipfel der iberischen Halbinsel. An windigen Tagen – und die gibt es hier wahrlich häufig – peitscht die Gischt regelmäßig meterhoch übers löchrige Gestein, der Wind pfeift durchs Gebüsch und zerzaust die wenigen Kiefern. Ja, diese Küste ist wahrlich wild!

Als offizieller Namensgeber des Landstrichs zwischen den Pyrenäen und der Flussmündung des Tordera gilt der katalanische Journalist Ferran Agulló. Er schwärmte 1908 in einem Zeitungsartikel so überzeugend von der Schönheit der Costa Brava, dass der Name innerhalb kürzester Zeit zum geflügelten Wort wurde.

Mindestens vier Ortschaften reklamieren für sich, als Ort der Inspiration gewirkt zu haben. Sant Feliu de Guíxols mit seiner keck auf einem Felsen thronenden Einsiedelei Sant Elm; Blanes, von dessen Klosteranlage der Blick auf den langen, sanft geschwungenen, golden leuchtenden Sandstrand S’Abanell fällt; das von kleinen piniengesäumten Buchten mit kristallklarem Wasser umgebene Begur und das Fischerstädtchen L’Escala. Wer Recht hat, dürfte tatsächlich nur Lokalpatrioten interessieren. Denn diesen ganz besonderen Costa-Brava-Mix aus zerklüfteten Felsen, lauschigen Buchten und schmucken Dörfern haben alle vier.

Die Nähe zu Frankreich ist ebenso zu spüren wie das Jahrtausende alte Kulturerbe: Man schätzt »la bona vida«, das gute Leben. Und ist stolz auf seine Geschichte und das, was man sich hart erarbeitet sowie gegen Piraten verteidigt hat. Noch bis in die Neuzeit hatten viele Dörfer und Städtchen ihre eigene Flotte und brachten es mit Sardellen- und Korallenfischerei, später mit Überseehandel zu Wohlstand. Einer der beeindruckendsten Zeugen der frühen Bedeutung des Landstrichs ist die griechisch-römische Ruinenstadt Empurion.


© Shutterstock.com: MarinaDa; Lookphotos: age fotostock

Ausblick in Barcelona: der Park Güell (links) – Einblick in Figueres: das Dalí-Museum (rechts)

Fischerdörfer für Kosmopoliten

Ursprüngliche Natur, Geschichte und distinguierter Lebensstil: Diese Mischung machte die Costa Brava schon früh zum Lieblingsziel lebenslustiger Städter und exzentrischer Künstler. In den 1920er Jahren verlegten die dadaistischen Schriftsteller Joan Oliver und Francesc Trabal an der Cala Pola einen roten Teppich zum Meer, zehn Jahre später feierten Federico García Lorca, Man Ray, Max Ernst und Salvador Dalí wilde Parties in Palamós und Cadaqués. Der exzentrische Künstler mit dem berühmten Zwirbel-Schnurrbart ging mit der Landschaft eine geradezu symbiotische Beziehung ein: In seinen Gemälden finden sich immer wieder der vom Tramuntana-Wind blitzblau gefegte Himmel und die von Wellen und Wetter zu seltsamen Tier- oder Fabelwesen geformten Felsen im Naturpark Cap de Creus. In Portlligat hat der große Künstler gemeinsam mit seiner Liebsten Gala ein paar Fischerhäuschen zu einem surrealistischen Paralleluniversum umgebaut, in dem man Dalís Gedankenwelt ebenso gut nachspüren kann wie im von ihm konzipierten Theater-Museum in Figueres.


© Huber Images: Jan Wlodarczyk, mauritius images: Jiri Hubatka, Gonzalo Azumendi/age fotostock

Badespaß an kleiner Bucht (oben) – Gaumenfreuden auf dem Dorfmarkt (unten links) – Kulturgenuss im Ruinendorf Ullastret (unten rechts)

Exzentrische Landschaften und extravagante Künstler

Der Kunst folgte Hollywood: Ava Gardner drehte 1950 in Tossa de Mar »Pandora und der fliegende Holländer«, Elisabeth Taylor 1959 in Begur »Plötzlich im letzten Sommer«. Die schönen Diven sorgten nicht nur für Aufläufe von Schaulustigen am Set. Mit ihnen fiel auch die Klappe für die touristische Entwicklung der Seebäder. Sonnenhungrige Engländer entdeckten in den 1960er Jahren die Charter-Reisen. Vor allem an den Küstenorten mit langen Sandstränden wuchsen Bettenburgen in die Höhe und Campingplätze in die Breite, Partyangebote für Feierwütige inklusive.

Der eigenwilligen Topographie der Costa Brava ist zu verdanken, dass Betonboxen und andere Bausünden sich in der Regel auf die großen Ferienorte beschränken. Jenseits von Lloret und Co. haben sich viele Dörfer ihren ureigensten Charakter bewahrt. Meist reichen ein paar Hundert Meter, um wieder inmitten unberührter Natur zu stehen oder Fischern beim Flicken ihrer Netze zusehen zu können.


© laif: Franck Guiziou/hemis

Gut ausgeschilderte Wege machen die Costa Brava zum Paradies für Wanderer

Entdeckungen im Hinterland

Und wenn man sich genug Meeresluft um die Nase hat wehen lassen: auf ins Hinterland! Die meisten Urlauber lassen die gebirgigen Pyrenäenausläufer, die Vulkanlandschaft um Olot, die Buchenwälder der Garrotxa und die weite, sanfte Hügellandschaft des Baix Empordà mit ihren Obstgärten und Reisfeldern links liegen. Zu Unrecht. Denn so viel landschaftliche Vielfalt auf engem Raum gibt es selten. Außerdem kommt man nirgends dem eigenwilligen Charakter der Katalanen besser auf die Spur als auf dem Land. Hier weht auf fast jedem Rathausplatz die »Estelada«, die katalanische Pro-Unabhängigkeitsfahne, gelbe Schleifen vor Balkonen erinnern an die inhaftierten Separatisten-Anführer. Mittelalterstädtchen wie Pals, Peratallada und Ullastret liefern mit ihren Wehranlagen gleich eine historische Erklärung für den »fet diferencial«, das tief verwurzelte Gefühl, anders zu sein als der Rest: »Catalunya Vella«, der Norden Kataloniens, war Teil der spanischen Mark – und dem Karolingerreich viel enger verbunden als der Jahrhunderte lang zu »Al Andalus« gehörende südliche Teil der iberischen Halbinsel. Die Provinzhauptstadt Girona prunkt mit ihrem jüdischen Viertel, der Kathedrale mit dem größten gotischen Gewölbe der Welt – und lässt Feinschmecker mit der Zunge schnalzen. Im Drei-Sterne-Restaurant der Brüder Roca und den vielen von ihnen inspirierten Nachwuchsköchen kommen natürlich auch »mar i muntanya«-Gerichte auf den Tisch. In katalanischen Klassikern wie Huhn mit Languste oder Kaninchen mit Gambas gehen Berg und Meer eine wohlschmeckende Verbindung ein: Und das passt als Metapher für die gesamte Region.


© Jahreszeiten Verlag: Tim Langlotz

Prunkstück: die nahe am Fluss Onyar gebaute Altstadt von Girona

In guter Nachbarschaft zur Mittelmeermetropole

Die Costa Brava profitiert von der Nähe zu Barcelona. Die Architekten und Künstler, die in der Mittelmeermetropole den Modernisme, die katalanische Spielart des Jugendstils, erfanden, wirkten auch an der Küste – besonders gern entlang der repräsentativen Strandpromenaden. Viele Familien aus Barcelona unterhalten seit Generationen ein Wochenendhaus an der Küste. Und mancher träumt davon, der Großstadt für immer den Rücken zu kehren, um an der Küste eine Galerie, ein Café oder ein anderes Herzensprojekt zu verwirklichen. Der Charme der wilden Schönheit ist heute so unwiderstehlich wie damals, vor über hundert Jahren. Auch dafür: Bravo, Costa Brava!

ADAC Reiseführer Costa Brava und Barcelona

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