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Auftakt: Weißbrot-Alarm in Christchurch

Vor lauter Vorfreue über unsere Reise ans schönste Ende der Welt hatte ich eines völlig verdrängt: Neuseeland liegt auf dem Weißbrotäquator, auch als Achse des Bröselns bekannt. Für Menschen, die sich normalerweise mit Sauerteig- und Vollkornbrot ernähren, ist Toastbrot ähnlich bekömmlich wie der Verzehr einer Schaumstoffmatratze. Die Konsistenz ist ebenfalls vergleichbar, selbst dann, wenn man die Weißbrotscheiben vor dem Verzehr auf höchster Stufe durch den Toaster jagt.

Mein Magen jedenfalls lässt sich damit nicht veräppeln. Zwei, höchstens drei Tage lang macht er die Sache mit, dann hört für ihn der Spaß auf. Und jetzt waren wir schon seit einer guten Woche in Christchurch.

Ich machte diese Erfahrung ja nicht zum ersten Mal - dies war meine dritte Neuseelandreise – aber ich hatte die Erinnerung daran erfolgreich aus meinem Gedächtnis gestrichen.

Und so mussten wir eilig ein Brotrezept googeln, Hefe auftreiben und Mehl, das nicht zu Tode gesiebt wurde, sondern noch einen Rest Geschmack behalten dufte. Nachdem wir den Teig angesetzt und kräftig durchgewalkt hatten, fragte ich mich in einer Art Déjà-vu, ob es an mir oder an der Hefe in diesem Land lag, dass der Teig einfach nicht richtig aufgehen wollte. Natürlich schoben wir den Laib dann aus lauter Verzweiflung trotzdem in den Ofen, ritzten ihn oben ein und stellten eine Tasse mit Wasser dazu, denn wir wünschten uns sehnlichst ein Brot mit anständiger Kruste.

Und dann drückten wir fest die Daumen.

Aber nach 30, 40 Minuten holten wir dann doch einen Brummer heraus, der sich kaum in Scheiben schneiden ließ, so kompakt war seine Krume.

Leider war das Brot, das unser (wirklich tolles!) Hostel jeden Morgen anbot, von ähnlicher Qualität wie unser selbst gebackenes. Und trotzdem freute ich mich darüber, denn lieber gab ich meinen Zähnen ordentlich was zu beißen, als dass ich das im Supermarkt erhältliche, in Toastform gegossene Verstopfungsversprechen weiter durch mein Verdauungssystem jagen wollte. Den anderen Backpackern schien es übrigens ähnlich zu gehen: Wer nicht morgens schon um zehn vor acht in der Küche lauerte (um acht wurde das Brot aus dem Backautomaten geholt), bekam nichts mehr ab.

Aber Rettung nahte: Wir entdeckten ein Café, das auch european bread verkauft: echtes Vollkornbrot und sogar Sauerteigbrot! Kurz dachten wir darüber nach, unserer Verdauung zuliebe doch in Christchurch zu bleiben ... Dabei hatten wir doch soeben einen Campervan gekauft und wollten in den nächsten Tagen eigentlich zu unserem Roadtrip aufbrechen. Dann kam uns eine andere Idee: Wir mussten einen Weg finden, eine ausreichende Ration in unserem Bus mitzunehmen! So viel, dass wir über die Runden kamen, bis wir unterwegs den nächsten Bäcker mit real bread finden würden.

Was wir damals bestenfalls ahnten: Die Jagd nach gutem Brot hat uns die folgenden sechs Monate begleitet. Dabei ist eine stattliche Liste entstanden, auf der nicht nur echte Bäcker stehen, sondern auch Quereinsteiger, die aus lauter Verzweiflung das Brotbacken erlernt haben und freundlicherweise einen Teil ihrer Backerzeugnisse an Suchende wie uns weitergeben ... (> zum Kapitel ).

Unser Tipp: Wenn ihr garantiert nie in die Verlegenheit kommen wollt, Toast essen zu müssen, haben wir zwei erprobte Geheimtipps für euch: 1. Knäckebrot – und zwar das Echte (aus Sauerteig und/oder Vollkorn, ohne das unerwünschte Fett, das in Crackern steckt) – gibts in einigen (leider nicht allen) Pac'n'Saves, manchmal auch in anderen Supermärkten. 2. Pumpernickel – bei New World und Countdown im Regal mit den internationalen Spezialitäten. Beide halten sich ewig und können daher bequem im Voratsschrank mitreisen bis der Notfall eintritt. Der oben genannte Café/Bäcker heißt Vic's Café und befindet sich in der 132 Victoria Street in Christchurch, www.vicscafe.co.nz .

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