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Einzige Lösung: Antibabypille? Bullshit!

Die Antibabypille ist wahrscheinlich das am meisten verschriebene Medikament beim PCO-Syndrom. Sie wird damit angepriesen, dass sie uns von allen Leiden befreien wird und nebenbei noch soll sie schöne Haut machen und uns vom vermehrten Haarwuchs befreien. Ärzte schrecken auch nicht davor zurück zu behaupten, dass sie den weiblichen Zyklus normalisieren wird. Das ist vermutlich der größte Trugschluss, der sich dennoch hartnäckig hält.

Die Pille verhilft dir nicht zu einem geregelten Zyklus

Du kannst die Pille als ein Pflaster für fast alle weiblichen Probleme betrachten. Deswegen wird sie so gern von Ärzten verschrieben. Sie scheint bei allem zu helfen – PMS, PCOS, Endometriose, zu lange Perioden und so weiter. Sie kann die Sebumproduktion unterdrücken, wodurch sich häufig die Haut verbessert. Sie unterdrückt Stimmungsschwankungen und befreit dich von eventuellen Schmerzen während der Mense, weil sie deine weiblichen Hormone und deren natürliche Schwankungen während des Zyklus komplett unterdrückt bzw. ausradiert. Die Blutung, die während der Pilleneinnahme entsteht, ist eine durch die künstlichen Hormone herbeigeführte Abbruchblutung.

Klingt nach einem vollen Erfolg für uns Frauen mit PCOS. Allerdings braucht es für eine echte Periode einen Eisprung, die Produktion von Progesteron und der Aufbau einer »dicken« Gebärmutterschleimhaut. Das macht Frauengesundheit aus! Unter Pilleneinnahme ist dies aber unter keinen Umständen der Fall. Es gibt weder einen Eisprung, noch kann Progesteron produziert werden oder eine einnistungsfähige Gebärmutterschleimhaut aufgebaut werden. Doch gerade dieser Ablauf und vor allem das Progesteron machen eine gesunde Frau aus.

Östrogenarten

Wusstest du, dass es drei verschiedene Formen von Östrogen (manchmal auch Estrogen genannt) im Körper gibt?

• Östron (E1): wichtigstes Östrogen in der Menopause, kann jedoch auch vermehrt bei übergewichtigen Frauen im Fettgewebe hergestellt werden. Wird zu E2 umgebaut.

• Östradiol (E2): wichtigstes weibliches Geschlechtshormon, dessen Spiegel während des Zyklus schwankt.

• Östriol (E3): wichtiges Stoffwechselprodukt von E1 und E2, das für die Schleimhäute und eine erfolgreiche Schwangerschaft essenziell ist

Während das körpereigene Östrogen (Östradiol) wichtig für den Menstruationszyklus ist und die Gebärmutterschleimhaut aufbaut, kann das synthetische Östradiol (meist Ethinylestradiol) in der Pille die Produktion von Gerinnungseiweißen anregen, was das Risiko für beispielsweise Thrombose erhöht. Körpereigenes Progesteron, das nur bei einem Eisprung ausreichend produziert wird, hat eine Vielzahl an positiven Eigenschaften, die nicht nur den weiblichen Zyklus betreffen. So bereitet es die Gebärmutterschleimhaut in der zweiten Zyklushälfte auf ein potenziell befruchtetes Ei vor, festigt das Bindegewebe, fördert den Haarwuchs und hat protektive Eigenschaften gegenüber Schlaganfällen, Herzinfarkten usw. Synthetisches Progesteron (auch Gestagen genannt) jedoch verhindert die Eireifung und somit den Eisprung (was wir uns mit dem PCO-Syndrom ja eigentlich eher wünschen würden), begünstigt eine Insulinresistenz und erhöht das Risiko für Thrombosen, Schlaganfälle und Depressionen. Was ist nun die Blutung, die du mit der Pille bekommst? Es ist eine Abbruchblutung. Etwas ganz anderes als deine Periode. Sie entsteht in der Pillenpause durch den »Entzug« der Pillenhormone, die deine Gebärmutterschleimhaut stimulieren. Eine Abbruchblutung ist also eine Konsequenz der Dosierung der künstlichen Pillenhormone. Deine Eierstöcke sind allerdings stillgelegt und produzieren keine eigenen Hormone.

Sprich, durch die Pille werden deine körpereigenen Hormone lahmgelegt und durch künstliche Hormone ersetzt. Künstliche Hormone haben jedoch wie beschrieben nicht die gleiche Wirkung auf deinen Körper wie deine körpereigenen Hormone. Dein PCOS scheint allerdings erst mal gebannt – aber eben nur, weil dein Hormonsystem durch die Pille zum Stillstand gebracht wurde. Die Ursache, also die Wurzel der Hormonstörung, wurde damit nicht angegangen. Setzt du die Pille wieder ab, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass deine Hormone in den Prä-Pillenzustand zurückfallen, und sie können sogar noch mehr durcheinandergeraten. Meist ist das der Zeitpunkt, wo dein Arzt dir wieder zur Pille rät oder zu einer anderen Hormontherapie, falls du planst, schwanger zu werden.

Die Hauptursache bleibt also bestehen – auch wenn wir mit den künstlichen Hormonen vermeintliche »Erfolge« erzielen und endlich wieder eine Blutung haben (obwohl es nur eine Abbruchblutung ist). Schau dir dazu bitte die nächste Abbildung an. Sie soll dir helfen zu verstehen, dass hinter jedem Symptom (Akne, Hirsutismus, Unfruchtbarkeit) eine oder sogar mehrere Kernfunktionen im Körper beeinträchtigt sind (zum Beispiel die Entgiftung oder die Hormone). Das wiederum passiert durch grundlegende Ursachen wie Stress, schlechte Ernährung oder emotionale Traumata.

Vielleicht siehst du jetzt, dass die Pille keine der Kernfunktionen adressiert und schon gar nicht die grundlegenden Ursachen. Natürlich könntest du behaupten, dass die Pille auf Ebene der Kernfunktion »Hormone« wirkt, doch tut sie dies nicht wirklich, wenn du in Betracht ziehst, dass sie deine Hormone im Grunde nur zum Stillstand bringt. Sie schaltet sie ab, reguliert sie aber nicht. Die Pille ist lediglich die Heckenschere, mit der man die kranken Blätter abschneidet, die sinnbildlich für unsere Symptome stehen. Unsere Hormone werden dabei in einen Winterschlaf versetzt. Setzen wir die Pille ab, legen wir also die Heckenschere weg, erwachen unsere Hormone wieder aus dem Winterschlaf und sind genauso aus der Balance wie vorher. Warum? Weil wir nicht bedacht haben, dass die eigentliche Krankheit an den Wurzeln beginnt. Wir haben daran nichts geändert. Nur wenn wir ganz unten mit den grundlegenden Ursachen anfangen und für einen nährenden Boden sorgen (also unseren Lebensstil ändern oder ein Trauma aufarbeiten), kann die Hecke oder der Baum von innen heraus in seinen Kernfunktionen heilen, wieder gesunde Blätter produzieren und erstrahlen.


Machtlos gegen das Metabolische Syndrom

Ein weiterer Punkt, den weder die Antibabypille noch eine andere Hormontherapie adressieren kann, ist die metabolische Komponente der Erkrankung. Es fällt relativ leicht zu glauben, dass wir mit einer Hormontherapie oder sogar mit dem Erreichen der Menopause alle hormonellen Probleme des PCO-Syndroms hinter uns lassen können. Doch das stimmt nicht. Ich bin zuvor schon auf den metabolischen Aspekt der Hormonstörung eingegangen. Sehr häufig kommt es vor oder während des PCOS zu metabolischen Fehlfunktionen wie einer Insulinresistenz, Übergewicht und der fehlenden Fähigkeit abzunehmen, Bluthochdruck und einer Fettstoffwechselstörung.15

Die Pille sorgt ebenso wie das Erreichen der Menopause dafür, dass sich hormonell einiges in unserem Körper verändert. Die Symptome von PCOS können demnach nachlassen. Jedoch ist die Pille nicht in der Lage, die metabolische Ebene dieser Krankheit zu verändern. Das geht nur mit einer Veränderung unseres Lebensstils (oder mit anderen Medikamenten – aber wer möchte schon abhängig von noch mehr künstlichen Wirkstoffen sein?).

Das falsche Gefühl, dass alles okay ist

Die Pille und die Menopause geben uns somit das Gefühl, dass wir uns nun endlich ausruhen können. Unsere Hormone scheinen sich nicht mehr im PCO-Syndrom auszudrücken, und die Symptome können nachlassen. Doch unterschwellig brütet es weiterhin in unserem Körper, weil die Ursache immer noch vorherrscht. Damit ist gemeint, dass wir zum Beispiel immer noch viele zuckerhaltige Getränke trinken, nicht auf unsere Ernährung achten und nur fünf Stunden pro Nacht schlafen. Damit schaffen wir nicht die Bedingungen, die unser Körper braucht, um von innen heraus zu heilen. Seine Kernfunktionen sind weiterhin beeinträchtigt. Fehlfunktionen können sich mehr und mehr manifestieren. Auch andere Kernfunktionen und Organe können Schaden nehmen woraufhin neue und schwerwiegendere Symptome auftauchen können. So kann eine Insulinresistenz, die nicht mit einer zuckerarmen und gesunden Ernährung bekämpft wird, zu Diabetes Typ 2 werden. Wir erhöhen so unser allgemeines Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar für Krebs. Solange wir nichts an unserem Lebensstil ändern und nicht die Hauptursachen (die Wurzeln unseres Lebensbaumes) angehen, kann unser Körper nicht heilen.

Es liegt also an uns, ob wir ein gesundes und glückliches Leben führen möchten oder ob wir immer und immer wieder nur ein Pflaster auf die Wunden kleben. Mit letzterem riskieren wir, dass wir nie Verantwortung für uns, unseren eigenen Körper und unser Leben übernehmen, sich Krankheiten ausbreiten und wir vor allem im Alter von den typischen Volksleiden heimgesucht werden. Wir werden uns immer und immer wieder als Opfer betrachten, mit einem aussichtslosen Leben. Entscheiden wir uns hingegen für die Eigenverantwortung, indem wir die Bedingungen für ein gesundes und glückliches Leben erfüllen – durch eine gute Ernährung, durch Stressmanagement usw. –, können wir wahrscheinlich länger gesünder und erfüllter leben. Aus diesem Grund: Übernimm Verantwortung für deine eigene Gesundheit, und kleb nicht einfach nur ein Pflaster wie die Pille auf deine Hormonstörung. Sei lieb und geduldig mit deinem Körper, und gib ihm all das, was er braucht, um endlich von innen heraus zu strahlen. Nimm dir den Baum des Lebens vor, schau dir die Wurzeln an, und ändere etwas an den Hauptursachen deiner Symptome. So kannst du nachhaltig etwas in deinem Leben verändern – und das fühlt sich gut an.

In den nächsten Kapiteln zeige ich dir, wie du mit deiner Ernährung die Bedingungen für einen gesunden Körper schaffen kannst. Damit dein Körper von innen erstrahlen kann, braucht er Nährstoffe oder in anderen Worten: Lebensenergie. Den zurzeit heiß diskutierten Nährstoff Kohlenhydrat nehmen wir uns gleich zu Beginn vor.

Leben mit dem PCO-Syndrom

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