Читать книгу Leben mit dem PCO-Syndrom - Julia Schultz - Страница 8

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Meine Geschichte

Sicherlich hast du zu diesem Buch gegriffen, weil bei dir polyzystische Ovarien oder das Polyzystische Ovarialsyndrom (kurz PCO-Syndrom oder PCOS) diagnostiziert wurde. Vielleicht hast du, so wie ich, den Gynäkologen aufgesucht, weil deine Periode schon sehr lange auf sich warten ließ. Und dann gab er dir diese Diagnose.

Ich war damals zwanzig Jahre alt, reiste für ein Praktikum nach Costa Rica – im Gepäck mal wieder eine neue Antibabypille, denn an den vorigen hatte ich immer etwas auszusetzen. Ich mochte es einfach nie, wie sich mein Körper unter dem Einfluss der verschiedenen Pillen veränderte. Mal wurden meine Brüste größer, mal meine Haare schlaffer oder meine Stimmung unternahm Achterbahnfahrten. Diesmal – in Costa Rica – taten meine Brüste unglaublich weh, was jede Bewegung zur Qual machte. Ich hatte genug! Nach dem ersten Zyklus mit der neuen Pille setzte ich sie ab. Zuerst hatte ich sie im Alter von etwa vierzehn Jahren bekommen, weil ich unter sehr starker Akne litt, und jetzt mit Anfang zwanzig sollte sie nun endlich mal Schnee von gestern sein. Ich wollte mir die Nebeneffekte der Pille nicht mehr antun.

Doch nach dem Absetzen passierte nichts. Ich war es gewohnt, mit der Pille einen regelmäßigen Zyklus zu haben. Meine Periode wollte sich nun aber einfach nicht einstellen. Auch noch Monate nach meinem Costa-Rica-Aufenthalt tat sich nichts. Heute weiß ich, dass das Ausbleiben der Periode (oder ein verlängerter Zyklus von mehr als fünfunddreißig Tagen) ein häufig auftretendes Anzeichen für das PCO-Syndrom ist. Damals hatte ich noch nie davon gehört. Nachdem ich über ein halbes Jahr vergebens auf meine Periode gewartet hatte, begann ich, mir Sorgen zu machen und suchte meine Gynäkologin auf. Sie untersuchte via Ultraschall meine Ovarien (Eierstöcke), stellte viele kleine Zysten fest und veranlasste ein Blutbild, das mit dem Ergebnis »erhöhte Androgene« zurückkam. Diagnose: PCOS.

Eventuell hat dir dein Arzt genau das Gleiche gesagt, was auch mir damals mit auf den Weg gegeben wurde: »PCOS kann man nicht heilen. Das Einzige, was Sie jetzt tun können, ist, die Antibabypille zu nehmen. Eine Schwangerschaft wird sehr wahrscheinlich problematisch werden. Das können wir aber mit dem richtigen Medikament in den Griff bekommen.« So ähnlich drückte sich meine Gynäkologin damals aus.

Warum ich?

Auch wenn ich mit Anfang zwanzig noch wenig Interesse hatte, über eine mögliche Schwangerschaft nachzudenken, machte mir diese Diagnose Angst. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, wieso ausgerechnet ich nicht in der Lage sein sollte, natürlich schwanger zu werden. Wieso musste mein Körper aufhören, richtig zu funktionieren? Wieso bekam jede andere Frau ihre Periode und ich stand ganz ohne da?

Heute weiß ich, dass ich mit dieser Diagnose nicht allein bin. So viele Frauen leiden an hormonellen Störungen – und nicht immer betreffen sie direkt die Sexualhormone. Es ist wie eine hormonelle Epidemie. Etliche Frauen leiden unter prämenstrueller Migräne und starken Unterleibsschmerzen, unter Ausbleiben der Periode, Schilddrüsenproblemen, chronischer Erschöpfung und eben auch dem Polyzystischem Ovarialsyndrom. Alle diese Krankheiten haben ähnliche Ursachen (siehe Seite 25 f.). Sie drücken sich nur in jedem Körper anders aus. Mich hatte es mit PCOS erwischt. Aus diesem Grund widme ich dieses Buch genau dieser endokrinen Störung.

Auch wenn unsere Ärzte sagen, dass die einzige Option die Antibabypille sei, glaube ich das nicht. Nach meiner Diagnose hat es noch einige Jahre gedauert, bis ich den Entschluss fasste, meine Periode auf natürlichem Wege wiederzubekommen. Ich beschloss, mit meinem Körper zusammenzuarbeiten. Ihn richtig kennenzulernen und ihn zu verstehen. Ich begann, meinen Körper als Wunderwerk zu sehen, das genau das macht, wozu es geboren wurde: Es tut alles, um zu überleben und im Gleichgewicht zu bleiben.

Unser Körper arbeitet für uns, nicht gegen uns

Unser Körper reagiert auf die Umwelt und sogar auf unsere Gedanken und Gefühle. Er möchte uns am Leben erhalten und das tut er so gut er kann. Er arbeitet mit dem, was er von uns und von außen bekommt, immer im Bestreben, wichtige Organe und den gesamten Organismus lebendig und gesund zu erhalten. Er beschützt uns, und wir können maßgeblich an den Funktionen unseres Körpers mitwirken. Wir haben viel mehr Macht, als wir glauben.

Als ich anfing, die Zusammenhänge in meinem Organismus zu verstehen und die Symptome meines Körpers als Zeichen, als eine Form der Kommunikation wahrzunehmen, veränderte sich mein Leben. Das bedeutet nicht, dass ich »geheilt« bin. Heilung in dem Sinne, dass man einfach so weitermacht wie bisher, gibt es nicht. Dieser Weg bedeutet viel mehr ein lebenslanges »Managen«. Und er ist zugleich viel einfacher, als du annehmen magst. Am Anfang braucht es vermutlich etwas Geduld und Arbeit, aber es ist möglich, sein Leben in Kooperation mit dem Körper zu verwandeln. Im Laufe der Zeit wird es sogar unglaublich einfach. Dein »Normal« wird sich verändern.

Medikamente unterdrücken nur die Symptome, lösen aber nicht das Problem

Ein Leben mit Medikamenten mag vielleicht einfacher erscheinen als die aktive Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Doch Medikamente sind nicht ohne Kosten. Meist gehen sie mit vielen unschönen Nebeneffekten einher, ohne dass sie die Ursache unserer Krankheit wirklich bekämpfen. Vielmehr unterdrücken sie die Symptome. Doch ignorieren wir unsere Symptome zu lang, dann kommen weitere Beschwerden hinzu. Ganz unbemerkt kann sich das Ungleichgewicht im Körper ausbreiten und andere Organe in Mitleidenschaft ziehen. Alles im Körper ist schließlich vernetzt. Kein Organ arbeitet unabhängig vom anderen.

Noch bevor ich die Pille absetzte, stellte ich meine Ernährung um. Ich fing an, mich »cleaner« zu ernähren. Das bedeutete für mich: Vollkornprodukte statt Weißmehl, mehr Gemüse und eine gute Portion Proteine zu jeder Mahlzeit. Diese Ernährungsweise sollte ich im Laufe der Jahre, besonders nachdem ich die Pille abgesetzt hatte, noch verfeinern. All mein Wissen zur Ernährung bei PCOS findest du in diesem Buch. Du bekommst genau die Informationen, die mir halfen, meine Periode wieder ganz natürlich und regelmäßig zu bekommen. Das Wissen, das meine Hormone wieder in Balance brachte, sodass mein Endokrinologe (Facharzt für Hormone) irgendwann keine Anzeichen von PCOS mehr erkennen konnte.

Mir ist wichtig, dass du die Hintergründe dieser Krankheit verstehst und lernst, mit deinem Körper zusammenzuarbeiten. Denn nicht jedes PCOS ist gleich. Du wirst feststellen, dass manche Frauen etwas anders essen müssen als andere. Hierfür ist das Kennen deines Körpers (und deiner Hormone) von großer Notwendigkeit. Und ich räume hierbei auch mit einigen Vorurteilen und schlechten Ratschlägen auf. Letztendlich ist jeder Körper etwas anders, und es gilt, im Einklang mit deinem Körper auszuprobieren, was für dich passt.

Auch wenn der Umgang mit PCOS eine Aufgabe fürs Leben ist, möchte ich dir den Einstieg erleichtern. Ich habe dir deswegen viele innovative Rezepte in dieses Buch gepackt, die auf die Ratschläge in den Kapiteln davor abgestimmt sind und sich an den jeweiligen PCOS-Typ anpassen lassen. Schlussendlich sollst du so viel Wissen ansammeln können, dass du selbstständig mit diesem Syndrom umgehen und jeden Tag die richtigen Entscheidungen für dich und deinen Körper treffen kannst.

Also, los geht’s. Nimm dein Leben und deine Gesundheit in die Hand, und verändere es zum Positiven.

Leben mit dem PCO-Syndrom

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