Читать книгу Finde die Liebe, die dir als Kind gefehlt hat - Julia Tomuschat - Страница 16

INTROJEKTION: ICH GLAUBE, WAS DU SAGST

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Mit Introjektion ist die Übernahme fremder Anschauungen gemeint.7 Introjektion beschreibt zunächst einmal eine Alltagserfahrung. Bin ich länger mit einem anderen Menschen zusammen, färben seine Haltung und Überzeugungen auf mich ab. Ich übernehme die Ideen, Meinungen, Urteile, Kritik von anderen und mache sie mir zu eigen. Ich identifiziere mich so stark damit, dass ich glaube, es handele sich um meine eigene Stimme.

Ohne es zu wollen, überhäufen Eltern ihre Kinder mit Du-Botschaften: »Du bist schüchtern.« »Du bist ängstlich.« »Du bist böse.« »Du erkältest dich leicht.« Und ihre Ansichten über die Welt teilen sie uns ebenfalls mit: »Sei vorsichtig, andere wollen dich nur ausnutzen.« »Die Welt ist ein feindlicher Ort.«

Als Kind übernehmen wir unbewusst und ungefiltert die Denkmuster, aber auch die Gefühlswelt unserer engsten Betreuungspersonen. Wir machen uns falsche Informationen zu eigen und halten sie für die Wahrheit. Damit impfen uns unsere Eltern Glaubenssätze ein, die wir dann ins Selbstbild übernehmen. Aus »Du bist faul« wird die Selbstbeschreibung »Ich bin faul«. Als kleine Kinder können wir noch nicht hinterfragen: Wie meinst du das, wenn du sagst, ich sei schüchtern? Woran machst du fest, dass ich böse bin? Wie kommst du darauf, dass die Welt ein feindlicher Ort ist? Vielmehr übernehmen wir das elterliche Urteil in unser Selbstbild und unsere Wahrnehmung der Außenwelt.

Sobald wir Introjekte, solche eingeimpfte Glaubenssätze, erkannt haben, können wir sie anzweifeln. Vorher halten wir sie für wahr. Sie sind das Wasser, in dem wir seit eh und je schwimmen.

ROMAN GLAUBT SEINEM PAPA

Roman ist neu in der Führungsaufgabe. Seit ein paar Monaten führt er das Team, dem er vorher als Teammitglied angehörte. Schon bald stellt er fest, dass es ihm schwerfällt, klare Vorgaben zu machen. Einzelne Teammitglieder haben ihm bereits vorgeworfen, er eiere herum. Im Coaching erinnert er sich daran, dass sein Vater oft vom Spargelprinzip sprach. »Wer seinen Kopf zu weit herausstreckt, wird geköpft.« Als kleiner Junge glaubte er seinem Papa. Sein Vater hat ihm, vermutlich ohne es zu wollen, die Überzeugung eingepflanzt: »Bleib lieber unsichtbar, dann passiert dir nichts.« Kein Wunder, dass er sich nicht traut, aus den anderen hervorzustechen. Erst als er erkannt hat, dass diese Überzeugung aus der Kindheit stammt,kann er dagegenhalten und die neue Führungsrolle klar einnehmen.

Introjekte sind wie Fremdkörper in unserem System. Geben wir sie an ihren Ursprung, an den Übermittler zurück, verlieren sie die Macht über uns und es geht uns besser.

ÜBUNG: INTROJEKTE ZURÜCKGEBEN

Schreibe eine Überzeugung auf, die gefühlt nicht wirklich zu dir gehört. Zum Beispiel: »Andere Menschen wollen mich nur ausnutzen.«

Identifiziere, wer dir den Glaubenssatz eingeimpft hat. Dein Vater? Deine Mutter? Beide? Oder liegt der Ursprung bei den Großeltern?

Schließe die Augen und sage innerlich: »Lieber Papa / liebe Mama / liebe Oma / lieber Opa, diese Überzeugung gehört nicht zu mir. Sie gehört dir. Ich gebe sie dir zurück.«

Finde die Liebe, die dir als Kind gefehlt hat

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