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Yachthafen von San Francisco
Frühjahr 2000
ОглавлениеNorbert schloss seine Werkstatt an der unteren Divisadero Street in San Francisco ab. Sie lag in einem von kleinen Handwerksbetrieben und Unternehmen besiedelten Gebiet. Ganz in der Nähe fanden sich öffentliche Wohngebäude und hier und da einige hippe Bars, Clubs und Cafés. Er stieg in seinen Truck und steuerte ihn in nördliche Richtung den steilen Teil Divisaderos hinauf in die Pacific Heights, wo einige der teuersten Immobilien weltweit zu finden waren. Als er den Broadway erreicht hatte, legte Norbert eine kurze Pause ein und schaute nach unten. Divisadero verschwand hinter ihm wie bei einer aufregenden Achterbahnfahrt. Vor ihm breiteten sich die Stadt und die Bucht wie ein wundervolles pastellfarbenes Gemälde aus. Sein Ziel, der Golden Gate Yacht Club, lag direkt voraus.
Bei seiner Einfahrt in den Hafen verlangsamte Norbert das Tempo, während er am St. Francis Yacht Club mit seinem Dach aus spanischen Fliesen und seinen imposanten Blicken über die Bucht vorbeifuhr. Zu seiner Rechten lag die Slipanlage für die Yachten der Mitglieder des St. Francis Yacht Clubs. Etwa 115 Meter die Straße hinunter passierte Norbert einen alten steinernen Leuchtturm, bevor die Straße sich erst von gepflegt in holprig und dann, auf dem letzten Stück zum Golden Gate Yacht Club, in völlig ungepflastert verwandelte.
Er parkte auf einem der vier Parkplätze vor dem Club und ging den mit Holz beplankten Weg entlang durch die große Tür mit ihrem Bullaugenfenster die Treppen hinauf in die Bar. Er hatte angefangen, mehr Zeit im Club zu verbringen, und war von Freunden aufgefordert worden, sich um das Amt des Kommodores zu bewerben. Er war offenbar genau das, wonach sie suchten: etwas jünger, ausgestattet mit einem kaufmännischen Diplom; er mochte schöne Boote und guten Wein und hatte über seinen Vater familiäre Bindung zum Verein. Jozo war 1996 nach Gertrudes Tod in den Golden Gate Yacht Club eingetreten, und Norbert war ihm gefolgt.
1939 von einigen Mechanikern, Zimmerleuten und Fischern auf einem Frachtkahn gegründet, war der Golden Gate als Gegenstück der Blaumänner zum blaublütig geprägten benachbarten St. Francis Yacht Club aus der Taufe gehoben worden. Er war zwischen der Marina Green und Crissy Fields beheimatet und lag an einem spektakulären kleinen Uferbereich, der von Joggern, Fahrradfahrern, Windsurfern und Touristen gleichermaßen geschätzt wurde. Das zweistöckige Clubhaus des Golden Gate Yacht Clubs war in einem weichen Nebelgrau gestrichen. Seine Räumlichkeiten waren so spartanisch wie die des St. Francis Yacht Clubs groß. Es war das Zuhause vieler Wochenendsegler, 250 Mitglieder und einiger Angestellter. Dieser Club verlangte eine bescheidene Aufnahmegebühr von 1000 US-Dollar und eine monatliche Mitgliedergebühr von 90 Dollar. Es war ein Ort, an dem man seine eigenen Getränke mitbringen durfte. Einmal im Jahr wurde Manuel Fagundes Seegras-Suppen-Regatta ausgerichtet, die nach dem singenden Barkeeper benannt worden war. Im Gegensatz dazu war der St. Francis Yacht Club einer der ehrwürdigsten Vereine des Landes mit Weltklasseseglern, 2500 Mitgliedern, 150 Festangestellten, Pokalvitrinen und Yachtmodellen hinter Glas. Die Aufnahmegebühr betrug 25 000 und der Monatsbeitrag 250 US-Dollar. Außerdem gehörte Tinsley dazu, eine kleine Insel im kalifornischen Delta, die in sechs bis acht Segelstunden von der Marina in San Francisco aus zu erreichen war. Oder auch in drei bis fünf Stunden mit einem Powerboot. Die Insel stand nur Mitgliedern offen. Maximal 100 Boote konnten dort anlegen. Der Golden Gate Yacht Club war zufrieden mit seinen Club-Essen, bei denen jeder etwas für den Fischeintopf beisteuerte.
Norbert gesellte sich zu einigen Mitgliedern an der kleinen Bar, die der Stadt den Rücken zukehrte und ihre Besucher auf die östliche Küstenlinie blicken ließ. Seine Frau Madeleine, die ihm in Sachen Charme und Redseligkeit in nichts nachstand, war ebenfalls auf dem Weg in den Club.
Clubmitglied Ned Barrett, der nur ein paar Blocks entfernt wohnte, war mit seiner Frau Carole da. Barrett wollte wissen, ob Norbert nun Ja zur Kommodore-Kandidatur gesagt habe. »Das machst du mal besser«, schmeichelte er, »denn sie haben mich dazu überredet, für den Posten des Vizepräsidenten zu kandidieren. Wir werden diesen Ort im Sturm nehmen.«
Norbert schaute seinen neuen Freund an und sagte, er würde immer noch darüber nachdenken.
Madeleine kam herein. Der Arbeitstag steckte ihr noch in den Knochen, aber sie war glücklich, Norbert zu sehen. Norbert stellte Madeleine Barrett vor, der sogleich berichtete, dass er der neue Vizekommodore sein würde. Und dass er Norbert dazu überreden wolle, den Posten des Kommodores zu übernehmen. Was Madeleine zur Kommodorin machen würde. Madeleine lächelte.
»Es wird doch niemals langweilig«, sagte Madeleine und ließ Norbert ein Glas Weißwein für sie bestellen.
Madeleine war von Norbert eingenommen, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Sie hatte mit seiner Mutter in der Bank of America gearbeitet. Als Gertrude plötzlich nach Deutschland zur Beerdigung ihrer eigenen Mutter fliegen musste, hatte sie Madeleine gebeten, in ihrem Haus zu wohnen und darauf aufzupassen. Als Madeleine mit ihrem Sohn ankam, funktionierte das heiße Wasser nicht. Also rief sie Gertrudes Sohn an. Norbert kam, zündete die Flamme, und – so formulieren es beide gern – der Rest sei Geschichte. Ihr erstes Date hatten sie im Benihana. Dort unterhielten sie sich, bis die Lichter ausgingen und die Angestellten bereits in der Tür standen und auf sie warteten. Sie sprachen über Kinder, alleinerziehende Eltern und die Arbeit. Norbert hatte mit seiner ersten Frau zwei Kinder: Heidi und Nicholas. Beide Kinder waren schon aus dem Haus und an einem College. Madeleines Sohn aus ihrer ersten Ehe war ebenfalls aus dem Haus.
Madeleine empfand Norbert als stark und zuverlässig. Er war aber auch redseliger als sie, hatte Zeit in Europa verbracht, Kroatien und Deutschland besucht. Meistens allein, auch schon in jungen Jahren. In ihren Augen war er ein großartiger Typ: Er konnte Autos reparieren und ihre großen Koffer auf Flughäfen umherwuchten. Er tolerierte ihre Lippenstifte, ihre Rüschengardinen und ihre Wandschränke, die mit Kleidern vollgestopft waren, von denen er sagte, dass sie die gar nicht brauchte.
Vom ersten Tag ihrer Begegnung an war sich Madeleine sicher, dass ein Leben mit Norbert ein Abenteuer sein würde. Er war eine seltene Mischung aus
Beständigkeit und Zuverlässigkeit, hatte dabei aber diesen tollkühnen Charakter. Es war kurz vor sieben Uhr morgens. Die Bucht von San Francisco erschien als ruhiges Schiefergrau mit ein paar weißen Kritzeln darin – wie Kreide auf einer Tafel. Der Himmel war blassblau, und es gab keine Spur von Nebel. Die Insel von Alcatraz lag direkt voraus, die Bay Bridge thronte zur Rechten und war schon mit Autos bepackt. Die majestätische Golden Gate Bridge auf der linken Seite, die sich vom Presidio von San Francisco imposant zum Zentrum der abfallenden Marin Headlands erstreckt, legten Norbert und sein Vater mit Jozos Boot CROATIA im Westhafen der Marina von San Francisco ab, ein 30 Fuß langer Sea Ray Sundancer von 1978 mit zwei Motoren und einer Radarhalterung. In der Kühltasche waren Käse, Salami, Brot, Wein und Bier. Außerdem hatten sie Lachskaviar und frische Sardellen als Köder für den Stör dabei.
»Verdammt noch mal, fahr geradeaus!«, bellte Norberts Vater, »wir sind nicht auf Touristenfahrt. Mit deiner Fahrerei werden wir erst zum Sonnenuntergang dort sein.« Norbert schüttelte seinen Kopf, sein feinsäuberlich getrimmter Schurrbart hob sich, während er lachte. Immerhin zeigte sich das Wetter heute kooperativ. Norbert dachte an die Zeit, als er 14 Jahre alt war und Jozo darauf bestanden hatte, dass sie hinaus hinter die Golden Gate Bridge fuhren, um dort Streifenbarsche zu angeln. Norbert fuhr das fipsige 16-Fuß-Boot mit dem alten 30-PS-Johnson-Motor. Schnell waren sie draußen in der turbulenten See und der frostigen Kälte. Die Wellen schubsten sie umher, doch an Rettungswesten wurde kein Gedanke verschwendet.
Norbert schaute nach vorn auf die Gewässer bei der San Rafael Bridge und jene auf dem Kurs in die Bucht von San Pablo mit ihrem reichen Fischvorkommen inklusive der Streifenbarsche, Sardellen, Stinte, Butte und Störe.
Die CROATIA erreichte die Bucht von San Pablo, ein seichtes Gewässer mit einer tiefen Rinne in der Mitte der Bucht. Die Männer montierten ihre Köder auf die Haken und warfen auf der Suche nach den gründelnden Stören dickere Angelschnüre zum Testen aus. Sie zogen ihre Jacken aus und machten sich das erste Bier auf. Es war ein warmer Tag, und Norbert war klug genug, das Gespräch auf Minimalniveau zu halten. Die CROATIA war Jozos Hafen, sein Zufluchtsort nach dem Kirchgang, wo er heimlich ein Schlückchen Brandy trinken und vielleicht ein Nickerchen halten konnte. Vom Frühjahr bis in den Herbst angelten sie Lachse und Streifenbarsche. Die Wintermonate und der Frühlingsbeginn waren gut für Störe, obwohl es schon als respektabler Fang galt, wenn man einen oder zwei erwischte. Sie liebten es, Barsche zu fangen und daraus einen Gemüseeintopf mit großen Stücken des weißen Fisches zu machen. Während des Sommers ließen sie sich ohne Motor treiben und widmeten sich dem Schleppangelfischen. Der größte Lachs, den Norbert je gefangen hatte, war ein strammer Bursche von 20 Kilogramm. Diese großen Fische nannten sie Geschosse.
Langsam entspannten sie sich. Norbert verstand, dass die wichtigste Sache beim Angeln Geduld war. Die Stille zwischen ihnen beiden war angenehm. Nach einer Weile begann Jozo Geschichten auf Kroatisch zu erzählen, hin und wieder auch einen unanständigen Witz. Sie sprachen auch über die Nachrichten des Tages: Der Skandal um Bill Clintons Amtsenthebungsverfahren und den Freispruch des Senats im Jahr zuvor, im Frühwinter 1999, erstaunte Jozo immer noch. So wie der große Konflikt im Kosovo, der seiner Heimat so nah war.
Von Zeit zu Zeit sprach Norberts Vater über seine Kindheit im von Tito beherrschten kommunistischen Jugoslawien. Jozos Fischerdorf Hodilje lag an der Küste Dalmatiens an der Adria. Hodilje bedeutete in der kroatischen Sprache »kleiner Dornhai«. Das Dorf war ein Ort, an dem Kinder lernten, einen Fisch zu bestimmen, bevor sie einen Fuß in die Schule setzten. Im Alter von 18 Jahren, am 22. Mai 1952 und nach vier Monaten angstvoller Planung, verließen Jozo und vier Freunde Hodilje in einer dunklen Nacht. Sie marschierten viele Kilometer bis zu einem steinigen Strand. Dann schwammen sie nach Olepi. Dort wartete etwas ganz Außergewöhnliches auf sie: ein motorisiertes Segelboot, das einem kommunistischen Arzt gehörte. Die jungen Männer – Jozo, Bendo, Rafo, Dani und Ante – flohen aus ihrem Leben, das von Unterdrückung und Armut geprägt war. Jozos älterer Bruder war derjenige gewesen, der auf dem Boot des kommunistischen Arztes hätte sein sollen. Doch er war geblieben. Zwonkos Jugendliebe Maria, die seine Frau und Mutter seiner Tochter geworden war, konnte ihre Familie nicht verlassen und hatte ihn gebeten zu bleiben. Also nahm Jozo Zwonkos Platz an Bord ein. Sie verbrachten fünf Tage ohne Wasser und Nahrung auf dem nur 4,20 Meter langen Holzsegelboot, denn die Vorbereitung von Proviant hätte jemanden misstrauisch machen können. Nur wenige Wochen zuvor war Jozos Cousin bei einem ähnlichen Fluchtversuch geschnappt und ins Gefängnis gesteckt worden. Als Jozo und seine vier Freunde im Seehafen Bari von der italienischen Polizei aufgegriffen wurden, sorgte ihre mutige Flucht vor dem Kommunismus für einige Schlagzeilen in Italien – und zu Hause in Hodilje.
Von Italien wurden Jozo und die anderen jungen Männer zum Arbeiten nach Deutschland geschickt. Jozo lernte Gertrude in einer Tanzhalle in Kaiserslautern im Südwesten Deutschlands kennen. Die beiden begannen sich öfter zu treffen. Jozo war ein Romantiker und umwarb Gertrude. Sie war beeindruckt von seinem guten Aussehen und seiner Arbeitsmoral. Sie hatten Verwandte in San Francisco, die ihnen erzählten, dass Amerika ein Land war, in dem sich mit harter Arbeit ein gutes Leben führen ließe. Jozo und Gertrude Bajurin und ihr kleiner Junge namens Norbert kamen am 14. Februar 1957 in Amerika an. Sie waren an Bord eines US-Navy-Truppentransporters, der USS GENERAL LANGFITT, von Bremerhaven in die Vereinigten Staaten gefahren. Norbert und seine Mutter blieben im Frachtraum unter Deck, während die Männer weiter oben untergebracht waren. Jozo und Gertrude trafen sich mit Norbert im Schlepptau zu den Mahlzeiten und zu Spaziergängen an Deck. Als das Schiff in den Hafen von New York einlief, schickte Jozo ein kleines Gebet gen Himmel. Boote waren gut zu den Bajurins gewesen. »Wir kamen mit dem Boot hierher«, pflegte sein Vater jetzt zu sagen, »und haben es hier ohne Hilfe geschafft.«
Jozo hatte damit begonnen, tagsüber Gräben auszuheben und nachts Pizza zu backen. Heute gehörte ihm die Werkstatt Alouis Auto Radiator in San Francisco. 1965 hatten er und Gertrude in Marin County ein kleines Haus für 35 000 Dollar gekauft. Seinem Sohn erzählte Jozo immer wieder: »Als ich noch ein Junge war, trug ich meine Schuhe auf dem Weg zur Schule immer über der Schulter, um die Sohlen vor Abnutzung zu bewahren.« Hodilje war ein Ort, an dem die Väter ihren Söhnen das Fischerhandwerk beibrachten und dabei Netze benutzten, die alt und begehrt wie ein Erbstück waren. Doch Norbert hatte das Fischen von den Freunden seines Vaters gelernt. Jozo konnte sehr schnell ungeduldig werden und war niemals wirklich richtig zufrieden mit seinem einzigen Sohn gewesen, den er über Tage, Wochen oder auch Monate mit seinem typischen Schweigen bedachte.
Es war sonderbar, dachte Norbert nun, dass er sich nicht an einen einzigen Tag in seinem Leben erinnern konnte, an dem sein Vater auf ihn stolz gewesen zu sein schien. Er war als Kind ein guter Fußballspieler gewesen, doch Jozo hatte sich nicht ein einziges Spiel angesehen. Er war auch ein pflichtbewusstes Kind gewesen. Da seine Eltern beide arbeiteten, kam er von der Schule in ein leeres Haus, machte ihre Betten und seines, den Abwasch und deckte den Tisch. Sogar noch bei Tisch klagte der europäisch geprägte Vater, wenn er riesige Mengen Milch trank: »Wann hörst du endlich mit der Milchtrinkerei auf und fängst an, Wein zum Essen zu trinken?« Was immer er tat, war falsch.
Als sie nach dem Mittagessen an Bord der CROATIA immer noch nichts gefangen hatten und die Miene seines Vaters sich langsam verdüsterte, sagte Norbert: »Du, Papa, ich glaube, ich habe Neuigkeiten für dich, die dir gefallen werden.«
Sein Vater blickte in seine Richtung. Norbert hatte immer gedacht, dass Jozo – wären da nicht diese leuchtend blauen Augen – mit seiner Größe, seiner Stattlichkeit und der gekrümmten Nase aussehen würde wie der Schauspieler Robert De Niro.
»Ich bin zum Kommodore des Golden Gate gewählt worden.«
Jozo schüttelte seinen Kopf. »Bist du verrückt geworden?«
»Papa, du liebst doch diesen Club«, sagte Norbert überrascht.
»Konzentriere dich aufs Geschäft«, sagte sein Vater verärgert, schwenkte seinen Sitz und kehrte ihm den Rücken zu. Es war die gleiche abrupte Beendigung des Gesprächs, die er in seinem letzten Jahr an der Highschool im Frühjahr 1974 erlebt hatte. Er war im November 18 Jahre alt geworden. Sein Einberufungsbefehl kam wenige Monate später. Er traf einen der Musterungsoffiziere. Ihm gefiel, was das Militär zu bieten hatte. Seine Eltern erwarteten von ihm ein Studium an der Universität von San Francisco, wo er bereits angenommen worden war. Doch Norbert hatte andere Pläne. Er verpflichtete sich für drei Jahre in der Armee und informierte seine Eltern erst nach der Entscheidung. Zuerst sprach er mit seiner Mutter darüber, denn er fürchtete sich vor der Reaktion seines Vaters. Er lauschte, als die beiden darüber diskutierten, wie sie ungeschehen machen könnten, was er getan hatte. »Können wir zu unserem Priester gehen und die Sache ändern lassen«, bettelte seine Mutter bei Jozo. Aber es war zu spät. Norbert verließ sie bald darauf, um in der Garage eines Freundes zu leben. Sein Vater sprach nicht mehr mit ihm. Norbert wurde trotzdem mehrfach ausgezeichnet und geehrt.
Nachdem sie zwei Störe gefangen und einen dritten freigelassen hatten, weil er die minimale Länge unterschritt, packten Norbert und Jozo zusammen und fuhren heim in Richtung San Francisco. Als sie aus dem geschützten Meeresarm hinausfuhren, konnte Norbert den dicken Nebel sehen, der sich über der Landzunge ergoss und wie die Finger einer Hexe nach den düsteren Stahlseilen der Golden Gate Bridge zu greifen schien. Die Nebelhörner bellten in ihrem tiefen nachhallenden Klang. Zwei von ihnen waren am Steg unter dem Südturm etwa sechs Meter über der Wasserlinie angebracht. Drei weitere hingen in der Mitte der Brücke. Norbert gefiel es, dass die moderne Technologie die Hörner bislang nicht ersetzt hatte. Sie waren seit Eröffnung der Brücke in Betrieb. Norbert wusste aufgrund der in der Bucht verbrachten Zeit, dass die Hörner am Steg einen längeren und tieferen Einzelton aussandten als die in der Mitte, die zwei Töne abgaben.
Die Bucht der Stadt bot einen schönen Anblick. Der nahende Nebel hatte die puderige blaue Farbpalette in ein perlmuttfarbenes Grau verwandelt. CROATIA fuhr so schnell sie konnte, um dem Nebel zu entkommen. Jozo hatte kein Wort gesagt, seit Norbert den Yacht Club und seine zukünftige Rolle als Kommodore erwähnt hatte.
Als er das Thema noch einmal anschneiden wollte, blickte sein Vater ihn kalt an: »Bleib bei dem, was du kannst«, beschied er ihm, »bleib bei den Kühlern und Klimaanlagen.«