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7. Filippo — Geschäftsführer
ОглавлениеAls ich zu diesem Event, Eröffnung des Hardware-Stores in Stamford, Connecticut, eingeladen war, verguckte sich der Geschäftsführer, Filippo, in mich.
Ich betrat den Empfangsraum. Ich kannte Filippo bis dahin nicht. Ich nahm an, der große, dunkelhaarige Mann, umringt von einigen Gästen, sei es. Er sah mich, kam auf mich zu und strahlte, als ob er mich mit jemandem verwechselte. Er begrüßte mich sehr herzlich. Ich stellte mich ihm vor. Die vielen Stunden, die die Veranstaltung dauerte, tauschten wir immer wieder freundliche Blicke aus. Ich merkte, dass ich ihm sehr gefiel.
Uns wurde hauptsächlich die Riesenauswahl an Marmor und Granit vorgestellt. Wir, etwa 20 Leute, schossen viele Fotos, hatten dann eine Gesprächsrunde im Konferenzzimmer, wo ich ja immerzu auf die durchsichtige Bluse der Frau Shakespeare schielen musste, der berühmten Frau aus New York, die ihre Brüste öffentlich immer nur mit leicht durchsichtigem Stoff ohne BH zur Schau stellte. Also ich fand es anstößig. Es passte so gar nicht zu diesem Event in einem Hardwarestore. Die Angestellten wussten nicht, wo sie hingucken sollten.
Als ich mich verabschiedete sagte Filippo zu mir, er wäre in den nächsten Tagen in New York und würde mich gern zum Essen einladen.
Es dauerte nicht lange und er rief mich an. Wir verabredeten uns. Er kam zu mir nach Hause und holte mich nach seinem Geschäftstermin ab. Seinen Trolley ließ er bei mir. Wir nahmen eine Taxe und fuhren zum Grand Central, wo New Yorks Freshest Oyster and Seafood Restaurant ist. Er hatte einen Tisch reserviert. Es ist unbedingt ein Muss, dieses Restaurant zu besuchen, es besteht seit 1913 im Untergeschoss des Grand Central. Nicht nur den wirklich vorzüglichen Fisch sollte man probieren, auch die Architektur ist sehenswert.
Spät abends sind wir wieder zu mir gefahren. Wir legten uns aufs Bett, blieben aber angezogen. Wir hatten so viel zu erzählen. Ein Zug nach Stamford ging stündlich. Wir erzählten aus unserem Leben. Seine Wurzeln waren in Italien. Er war glücklich mit einer Polin verheiratet und schwärmte sehr von seiner Frau. Sie konnte gut kochen, war loyal und fleißig. Er hatte keine Kinder.
Wir küssten uns ab und zu, er streichelte mich zärtlich und meinte: “Du bist schön.“ Wir plauderten bis in den frühen Morgen. Gegen sechs Uhr verließ er mich.
Er lud mich zu sich nach Stamford ein. Ich müsse unbedingt kommen. Er wollte mir ein Büro und eine Wohnung zeigen. Das machte ich dann auch. Es war Februar. Ein kalter aber sonniger Tag. Ich hatte mich sehr elegant angezogen: schwarzer Lederrock, schwarze Stiefel, einen langen gefütterten kamelfarbenen Wildledermantel.
Er holte mich mit seinem Truck vom Bahnhof ab. Er sah gut aus, war in meinem Alter. „Bist du hungrig?“, fragte er mich. Ich bejahte, es war Mittagszeit. Wir fuhren zu einer Pizzeria, die gerade geöffnet hatte. Der Inhaber begrüßte uns. Ich bestellte eine Pizza Pikante, dazu tranken wir Rotwein.
Anschließend hielt er vor einem CD-Shop. „Such dir was aus“, meinte er.
Ich sagte: “Ich habe reichlich CDs. Wenn du willst, kannst du mir ja was aussuchen.“
Er kaufte mir eine Doppel-CD von Bocelli, das wäre zurzeit seine Lieblingsmusik. Als wir wieder ins Auto stiegen, bedankte ich mich.
Er bot mir großzügig Bargeld an, das ich partout nicht annehmen wollte. Er meinte: „Du bist sehr bescheiden. Aber bitte, nimm es an. Es ist für das Bahnticket und für den Rest kaufst du dir etwas Schönes.“ Es war mir peinlich.
Er zeigte mir dann leerstehende Büroräume, die ihm gehörten. Er hatte die Idee, mit mir zusammenzuarbeiten. Ich sollte ein Büro leiten und Gespräche mit wohlhabenden Männern führen, die eine Partnerin aus Osteuropa haben wollen. Er fantasierte. Ich hatte kein Interesse an so einem Geschäft. Auch der Gedanke dort zu wohnen und zu arbeiten war abstrus. Ich gehörte zu New York.
Dann fuhren wir noch durch die Gegend. Er nannte mir Namen der Hausbesitzer, zeigte mir die Häuser, wo Freunde von ihm wohnen, nannte mir die Kaufpreise. Die Häuser befanden sich auf sehr großen, nicht eingezäunten Grundstücken. Ich dachte: Nein, auch hier möchte ich niemals wohnen. Hier würde ich vor Langeweile sterben. Ein Nachbar beobachtet den anderen. Nein, danke.
Anschließend fuhren wir noch zum Schützenclub, dort kaufte er T-Shirts und andere Dinge für meine Freunde in Deutschland.
Er brachte mich dann abends wieder zum Zug. Ich bedankte mich auf das Herzlichste.
Ab und zu trafen wir uns noch zum Essen in New York.