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6. World Trade Center Kollaps

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Ich hatte verschlafen. Das Telefon klingelte, es war gegen neun. Eine Freundin rief an, mit der ich bei der italienischen Mafia arbeitete, um etwas Geld nebenbei zu verdienen.

„Mach mal den Fernseher an, ein Flugzeug ist in das World Trade Center geflogen“, sagte sie.

Ich stand auf und schaltete den Fernseher ein. Mein Freund war schon zwei Stunden zuvor aufgestanden und arbeiten. Ich sah das World Trade Center, es fing an zu qualmen.

Ich fragte meine Freundin: “Wo soll denn das Flugzeug sein, es muss ja runter gefallen sein?“

Sie konnte es mir nicht sagen. Sie hatte Angst und meinte: „Jetzt beginnt der Dritte Weltkrieg.“

Ich beruhigte sie, dachte: Immer mit der Ruhe. „Gehst du heute nicht ins Büro?“, fragte ich sie.

„Nein, die haben keine Arbeit für mich.“

„Nein? Na, dann gehe ich heute auch nicht.“ Komisch, was war denn da passiert?

Es herrschte eine beängstigende Ruhe, eine Art Taubheit.

Wir telefonierten noch zehn Minuten, danach wollte ich runtergehen, denn man konnte das World Trade Center von der Main Street aus sehr gut sehen. Ich nahm meinen Fotoapparat mit, ich weiß nicht warum, und ging runter.


Die Leute auf den Straßen waren aufgeregt und sahen zum World Trade Center. Ich ging durch Nebenstraßen. Man sah Qualm. Beide Türme rauchten. Ich fotografierte von der Brücke, von verschiedenen Stellen. Das WTC war weit, mindestens 20 Kilometer entfernt von mir. Der Himmel war strahlend blau. Ich stand neben asiatischen Arbeitern, die ihr Büro verließen. Wir standen mitten auf der Straße, waren erschrocken und konnten es nicht fassen. Was war passiert? Sie hörten Radio, liefen immer wieder ins Büro, sahen fern.

Ein zweites Flugzeug war in den anderen Turm geflogen, während ich mit dem Fotoapparat unterwegs war. Alles war unfassbar. Man war wie gelähmt. Ich weiß nicht mehr, was ich wirklich gefühlt habe — Angst hatte ich nicht. Ich war ganz ruhig. Ich nahm es wahr, aber es war unwirklich. Vom Berg in der Seitenstraße in Queens sah ich, wie erst der erste Turm zusammenbrach, dann viel später der zweite.

Wir, die fünf Chinesen und ich, als einzige Europäerin, in der Sonne mitten auf der Straße stehend, waren alle wie benommen. Wir redeten miteinander, stellten Fragen. Wir wussten nicht mehr als der Radiosprecher. „Oh mein Gott!“, waren die Ausrufe. Es war eine bewegte Ruhe, ein Staunen, Unfassbarkeit. Die Hände aufs Gesicht gelegt: „Mein Gott, wie kann das passieren. Was ist los?“ Zusammengefallen. Plumps — weg waren die Türme, die man immer auf dem Weg zur Metro, dem Orientexpress Nummer Sieben und während der Fahrt nach Manhattan sehen konnte. Ich fotografierte, auch die Chinesen fotografierten.

Es war plötzlich eine unheimliche Stille. Ich ging nach Hause. Es war alles unfassbar.

Mein Lover rief mich an. Keiner konnte es fassen. Ein Terroranschlag? Wie was? Und das kann im Land der ungeahnten Möglichkeiten passieren? Das lassen die Amis zu? Das waren meine ersten Gedanken: Wie kann das passieren ... im Land der Superlative?

Im Bett mit New York

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