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Die Bullen hatten Elena ein fantastisches Angebot gemacht: sie wären überzeugt, daß ich keine Autodiebin sei, wenn sie umgehend ihre Strafzettel über zweihundert Dollar bezahlen würde.

Elena fuhr zum Büro von HYENA, um sich Geld aus dem Kautionsfond zu leihen. Ich bat sie, meine Handtasche zu suchen und mitzubringen.

»Die habe ich vorhin schon gefunden«, sagte sie, »und da merkte ich, daß du keine Schlüssel hast. Ich habe Kandi mit der Tasche zu deiner Wohnung geschickt.«

»Hat sie angerufen, als ich nicht aufgetaucht bin?«

»Nein. Wahrscheinlich wartet sie immer noch auf dich.«

»Rebecca, Darling, Elena sagte mir schon, du siehst umwerfend aus, aber dies hier – mein Gott!« Jeannette von Phister, die Gründerin von HYENA, küßte mich auf die Wange. Ich wollte ihr Parker vorstellen, aber der war verschwunden.

»Fünfundzwanzig Dollar bei Magnarama«, sagte ich, »der ganze Outfit.«

In ihrem dekorativen kastanienbraunen Kaschmirkleid wirkte Jeannette wie sonst auch: wie eine elegante Publizistin. Obwohl sie sich als »pensioniertes Callgirl« bezeichnete, hielt sich das boshafte Gerücht, daß sie nie in ihrem Leben einen Freier gehabt habe.

»Ich bin gerade gekommen«, sagte sie. »Elena hat mich eingeladen, weil ich das Ganze arrangiert hatte – verkuppeln kann man es unter diesen Umständen wohl kaum nennen, oder? Ist doch umwerfend, nicht wahr?!«

»Besonders für Leute wie mich«, antwortete ich.

Jeannette hob die Augenbrauen. »Na, na. Du wärst eine super aussehende kleine Nutte. Bleibt es bei morgen abend? Wir sehen uns zum Dinner?«

»Natürlich.«

»Halb acht«, sagte sie, »Im ›Washington Square Grilk‹. Ich habe ein Angebot für dich.«

Und weg war sie, bevor ich auch nur einen dummen Witz über Angebote loswerden konnte.

Ich sah mich nach Parker um, entdeckte ihn aber nicht. Mir gefiel nicht, wie mich ein großer, blonder Typ anstarrte, und ich setzte mich wieder an den Flügel.

Wenn ich spiele, vergesse ich alles um mich herum, und in den nächsten fünfundvierzig Minuten war ich in einer Art Trance, jedoch nicht so abwesend, um nicht zwei Dinge zu bemerken: die FDOs wußten sich zu amüsieren, und meine Mandantinnen waren perfekte Damen.

Einige Gäste tanzten ganz hervorragend, aber die Mehrzahl schwankte so vor sich hin – kein Wunder, wenn man die Zahl der leeren Gläser betrachtete.

Die gastgebenden Damen waren ausgesprochen reizend zu ihren Gästen, weiblichen wie männlichen, und sie benahmen sich weder unzüchtig noch provokant – im Gegensatz zu den meisten Gästen, männlichen wie weiblichen.

In meiner nächsten Pause suchte ich wieder nach Parker, fand ihn nicht. Was mich aber auch nicht weiter störte. Daß er die Party verlassen haben könnte, ohne mir Bescheid zu sagen, kam mir nicht in den Sinn. Vielleicht verfehlten wir uns einfach nur.

An der Bar gab es Champagner, und ich holte mir welchen. »Prost«, sagte eine Männerstimme, und ein Glas klirrte. »Bist du schon lange im Geschäft?«

Die Stimme gehörte zu einem großen, kräftigen Mann, Ende dreißig, aber nicht sehr gut erhalten, der mir vorhin schon aufgefallen war, als er mich aus der Ferne anstarrte. Seine Haare sahen aus wie nasser Sand, und sein Gesicht war zu rot und zu verschlagen, um attraktiv zu sein.

Ich sah keinen Grund für Nervosität, außerdem würde er sowieso nicht glauben, daß ich eine Anwältin aus der Montgomery Street bin, die gerade einer Freundin aushilft. So log ich einfach: »Noch nicht sehr lange.«

»Dachte ich mir. Und wie bist du dazu gekommen?«

Ich erzählte ihm Elenas Geschichte: die Professorin, die ihr alles beigebracht hatte.

Der Mann lachte und streckte mir seine Hand entgegen. »Ich heiße Frank. Und du?«

»Rebecca.«

»Darf ich Becky sagen?«

»Auf keinen Fall! Niemals. Nicht für tausend Dollar.«

Er beugte sich vor und flüsterte: »Und wieviel würde es kosten?«

»Was – oh, Sie meinen, um mit mir ...«

Er nickte.

Ich lachte, um mein inneres Gleichgewicht wiederzufinden. »Der aktuelle Kurs ist hundert Dollar«, sagte ich, als ob mir das täglich so über die Lippen ginge. »Aber hier findet heute eine andere Art von Party statt.«

»Was soll das heißen?«

»Einfach nur eine Party. Musik, Tanz, Champagner. Mehr nicht. Haben Sie keine Freundin mitgebracht?«

»Nein.«

»Pech. Ein andermal dann.« Ich griff mein Glas und schlenderte zum Klavier zurück, und vielleicht ließ ich meine Hüften ein kleines bißchen mehr schwingen als nötig.

Es wurde spät, und mir schienen ruhigere Stücke angebracht. Ich spielte ›Sentimental Journeys dann ›Cry Me a River‹. Aber es kam keine rechte romantische Stimmung auf, also brachte ich wieder muntere Sachen; zu Recht – die FDOs waren in Boogie-Stimmung.

Da Elenas Haus schallisoliert war, schmiß ich meine Zurückhaltung über Bord und spielte ›Rock Around the Clock‹. Das schlug so ein, daß ich nur noch oldies-but-goodies brachte, bis wirklich jeder Fuß im Takt mitwippte und die meisten tanzten. Als ich ihnen mit ›Blueberry Hill‹ den Rest gab, sah ich Parker zur Tür hereinkommen. Er wirkte angespannt und etwas wackelig. Ich hatte Angst, er sei vielleicht krank.

Das Vestibül war randvoll mit tanzenden Paaren, darunter ein fetter FDO und Kandi, beide eng umschlungen à la besoffener Seemann. Kandis Kopf lag auf der Schulter des Typs, vielleicht hatte sie die Augen geschlossen. Ich wußte nicht, ob sie Parker gesehen hatte.

Da trat Parker zu ihnen und zog Kandis Arme vom feisten Hals des FDO. Sie schaute auf, er sagte etwas zu ihr, aber ich konnte nicht verstehen, was. Kandis Antwort war indes nicht zu überhören. »Parker! Was tust du denn hier?« Sie ließ Fatty stehen, als sei er ein ausgestopftes Tier, das sie plötzlich langweilte, und entschwand mit Parker aus meinem Gesichtskreis.

Ich hörte nur ihre Stimmen, die immer wütender wurden. Zwar konnte ich die Worte nicht verstehen, aber die Leute auf der Tanzfläche konnten es vielleicht. Ich brach ›Blueberry Hill‹ ab und wechselte zu ›Rock Around the Clock‹, dem lautesten Stück, das ich beherrsche.

Und dann inszenierten diese FDO-Witzbolde ihre tolle falsche Razzia. Es ist bekannt, was danach passierte – ich rettete einen von Kaliforniens angesehensten Perversen und endete im Knast.

Ich bin doch keine Superfrau

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