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Humor hat Mitgefühl

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Der humorvolle Mensch erkennt hinter dem Offensichtlichen das Allzumenschliche. Er weiß, dass die Welt komplex ist. Dass es zwischen Gut und Böse, zwischen Schwarz und Weiß viele Schattierungen gibt. Und dass wir Menschen nun mal in Grautönen schimmern.

»Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt« (Friedrich Schiller). Die Frage nach der Identifizierung des bösen Nachbarn gestaltet sich außerordentlich schwierig. Zum Beispiel, wenn man in der Deutschen Bundesbahn einen Ruheplatz gebucht hat, aber um sich herum viertelstündlich die Entfernung vom Wunschziel per Handy durchgegeben wird. Man geht als Anfänger ganz selbstverständlich davon aus, im Recht zu sein. Erfahrungsgemäß sehen das die telefonierenden Mitreisenden völlig anders. Die Lösung liegt nahe: Ohrstöpsel und ein MP3-Player. Allerdings werden sich jetzt die Sitznachbarn von den Bässen belästigt fühlen. Was immer wir tun, irgendjemandem wird es nicht gefallen. So bleibt dem humorvollen Menschen gar nichts anderes übrig, als Mitgefühl zu entwickeln. Mit seinen Mitmenschen. Dinge, die man selbst nicht mag, nicht wertschätzt, die man ablehnt, können für einen anderen Menschen eine ganz andere Bedeutung haben.

Der humorvolle Mensch erkennt, was hinter Unfreundlichkeit, Eitelkeit, Ignoranz, Wut, Dominanzverhalten steckt. Sehr oft sind es Befürchtungen aller Art. Das Wissen allein kann schon helfen, ein bisschen großzügiger zu sein. Wenigstens probieren kann man es ja.

Und man darf darauf reagieren. Nur hilft in diesen Fällen die direkte Attacke, die Anklage, der Vorwurf meistens gar nichts. Manchmal ist bei der Lösung ein bisschen Fantasie gefragt. Ich verspreche Ihnen, Sie werden das Verhalten anderer nicht ändern. Sich aber selbst sehr viel besser fühlen. Und darauf kommt es doch an, oder?

Ich habe ziemlich große Angst vor Hunden. Ich jogge gerne. Und Hunde mögen Jogger. Grundsätzlich freut mich das. Aber nicht, wenn mich der Hund mit einem Hasen verwechselt. Versuchen Sie das mal einem Hundehalter zu erklären. Von »Machen Sie mal eine Therapie wegen Ihrer Hundeangst« bis hin zu »Dann dürfen Sie nicht hier laufen« habe ich schon alles gehört. Dahinter steckt natürlich die Befürchtung, dass der Hund in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden könnte. Das kann Verhaltensauffälligkeiten bewirken. Und ich hätte Schuld daran. Mit Wut kommt man hier kein bisschen weiter. Das könnte nämlich den Hund irritieren. Und das wäre nicht gut. Zumindest, wenn er nicht angeleint und ein Rottweiler ist. Ich kenne mittlerweile so ziemlich jeden Hundehalter auf meiner Laufstrecke. Ich spreche mit ihnen. Sage freundlich, dass ihr bildschöner Hund so gut erzogen sei. Ich hätte nämlich eigentlich Angst vor Hunden. Und ob Sie es glauben oder nicht, ich habe neulich sogar einem Riesenschnauzer ein Leckerli geben dürfen. Wir sind beste Freunde. Alle drei. Und ich habe weniger Angst.

Im vorigen Kapitel habe ich Ihnen geraten, einem cholerischen Chef einfach imaginär eine rote Nase aufzusetzen. Das hilft die Balance wieder herzustellen. Nun kommt der nächste Schritt. Warum ist der Chef so cholerisch? Warum brüllt er beim kleinsten Anlass, kann nicht zuhören und macht Ihnen das Leben zu Hölle? Je mehr Sie darauf insistieren, dass er sich einer Führungskraft nicht angemessen verhält, desto mehr schäumt er. Komplett beratungsresistent. Verständlich, wahrscheinlich hat er Angst, nicht anerkannt zu werden. Also bellt er. Diese Erkenntnis macht sein Verhalten nicht besser. Aber es kann die Kommunikation entschärfen. Hören Sie einfach auf, ihn ändern zu wollen. Er hat es mit sich selbst nicht leicht. Sie dagegen schon. Wenn Sie mögen, fragen Sie ihn, ob Sie ein Seminar über emotionale Intelligenz besuchen dürften. Auf Firmenkosten. Und was er davon hielte.

Warum zickt eine Kollegin Sie ständig an? Zicken ist nun wirklich kein Zeichen von Souveränität. Es hat etwas vom Verhalten eines kleinen, ewig kläffenden Rehpinschers. Tja, wenn man so klein ist, muss man sich eben irgendwie Gehör verschaffen. Wenn Sie sich unbedingt wehren wollen, schenken Sie ihr einen kleinen Stoffhund. Mit einem Lächeln: »Er hat mich irgendwie an dich erinnert.«

Das Gleiche gilt für Fahrradfahrer, die einen auf dem Gehweg wegklingeln und pampig werden, wenn man ihnen zu erklären versucht, dass sie sich auf einem Gehweg für Fußgänger befinden. Neulich fragte mich einer: »Wo soll ich denn fahren? Etwa auf der Straße?« Ich lächelte ihn an und sagte: »Oh, auf die Lösung wäre ich jetzt nicht gekommen.« Er wird mit Sicherheit sein Verhalten nicht ändern. Was für den Fußgänger der Radfahrer ist, ist für den Radfahrer der Autofahrer. Wer auf dem Rad sitzt, will nicht überfahren werden. Und übersieht dabei, dass es der Fußgänger auch nicht will. Zur Not könnte man sich zum Beispiel einen Zettel auf den Rücken an die Jacke kleben, auf dem steht »I like Radfahrer. Fast überall«.

Erfolg lacht!

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