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Humor schärft den Blick

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Der humorvolle Mensch hat Spaß, denkt schneller und hat Mitgefühl. Er lässt sich ungern ein »X« für ein »U« vormachen. Neugierig beobachtet er das Treiben der Menschen (und seines dazu) und entdeckt oft, was hinter dem Augenfälligen steckt. Das schärft den Blick für Ungereimtheiten und Widersprüche. Dafür braucht man viel Humor. Andererseits entdeckt man auch ein unerschöpfliches Humorreservoir.

Notieren Sie einmal spaßeshalber, welche Klischees, Vorurteile, Meinungen sich in Ihrer Umgebung so tummeln. Das ist ausgesprochen erhellend. Und versuchen Sie dann die Widersprüche, Ungereimtheiten, Unwahrheiten hinter all dem zu entdecken. Mit Humor, versteht sich. Die Pointe ergibt sich meistens ganz von allein.

Hier einige Beispiele:

Models müssen dünn sein. Viel dünner als die Durchschnittsfrau. Und das hat auch einen guten Grund: An Menschen ohne nennenswerten Rundungen sehen praktisch alle noch so abstrusen Kreationen halbwegs gut aus. Sagen die meistens männlichen Designer, deren erotischer Hang zu Frauen in den meisten Fällen eher marginal ist.

Männer sind nicht »multitaskingfähig«. Stimmt genau. Frauen betrachten dies selbstverständlich als Mangel. Während Männer argumentieren, dass die mangelnde Multitaskingfähigkeit der Grund dafür sei, dass sie besser und konzentrierter arbeiten und denken könnten. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Die Gehirnforschung bezweifelt allerdings mittlerweile, dass es Multitaskingfähigkeit überhaupt gibt. Sie vermutet eine Konzentrationsschwäche. Manche Menschen seien allerdings in der Lage, sehr schnell zwei Dinge hintereinander zu erledigen. Sodass es nur aussähe, als geschähe es gleichzeitig!1

Spinat ist gesund. Ich bin als Baby wie viele andere mit Spinat gefüttert worden, weil der angeblich so viel Eisen enthalten sollte. Ich habe Spinat gehasst! Dass sich jemand bei der Mengenangabe des Eisens im Spinat in der Kommastelle geirrt hatte, wusste man damals nicht!

Fußball ist Männersache. Fußballerinnen werden in den Fankurven dieser Welt nicht sonderlich ernst genommen. Auch wenn die deutsche Frauenfußballmannschaft mittlerweile schon zweimal Weltmeister geworden ist; die Herren dagegen lediglich zweimal Dritter. Wie Lukas Podolski dazu im Fernsehen intelligent und sinngemäß anmerkte: »Die spielen ja nur gegen Mädchen.« Ach, deshalb! Bundeskanzlerin Angela Merkel bewies in ihrer Neujahrsansprache 2006 dagegen staubtrockenen Humor. Sie wollte unsere männliche Fußballnationalmannschaft anfeuern. Und sprach in ihrer Neujahrsansprache 2006 folgende denkwürdigen Sätze: »Natürlich drücken wir unserer Mannschaft die Daumen, und ich glaube, die Chancen sind gar nicht schlecht. Die Frauenfußball-Nationalmannschaft ist ja schon Fußballweltmeister, und ich sehe keinen Grund, warum Männer nicht das Gleiche leisten können wie Frauen.« Großartig.

Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Deshalb wimmelt es ja auch nur so von weiblichen Topmanagern. Und Männern, die freiwillig Erziehungsurlaub nehmen. Wissen Sie, dass in Berufen, in denen mehr Frauen arbeiten, die Reputation des Berufes und der Verdienst sinken? Kennen Sie viele Grundschullehrer, Krankenpfleger, Kindergärtner oder männliche medizinisch-technische Assistenten? Man nennt diese Berufe auch Sackgassenberufe. Das bedeutet: Hier endet der Weg in die »richtige« Karriere. Ich mache mir nun sehr große Sorgen um die Zukunft des Bundeskanzleramtes. Ich vermute dringend, dass jetzt kein Mann mehr dieses Amt haben möchte. Nach Frau Merkel.

Frauen, die ihre Kinder in Kindertagesstätten geben oder sich eine Tagesmutter leisten, sind »Rabenmütter«. Weil sie arbeiten wollen. In Frankreich gibt es den Begriff gar nicht. Dafür gibt es ausreichend Kinderkrippen. Raben sind übrigens ganz ausgezeichnete Mütter.

Unser Wirtschaftssystem funktioniert nach dem Höher-weiterschneller-mehr-Prinzip und unser Gesellschaftssystem auch. Mehr Macht, mehr, Geld, mehr Ressourcen. Als humorvolle Person kommt man nicht umhin, mit einem lachenden und einem weinenden Auge zuzugeben: Der Wettbewerb, das Gewinnenwollen liegt im menschlichen Wesen. Dagegen ist ja auch gar nichts einzuwenden. Allerdings braucht das Höher-weiter-schneller-mehr-Prinzip den Kampf. »Wettbewerb« ist ein Euphemismus. Er geht davon aus, dass der Markt begrenzt ist, dass viele Konkurrenten aus dem Feld geschlagen werden müssen und dass da oben nur Platz für sehr wenige ist. The winner takes it all. Das ist in einem Löwenrudel auch nicht anders. Das Prinzip basiert also auf einer Haltung des Mangels. Das heißt, wir, die wir nicht zur Upperclass gehören, haben Mängel und Defizite, die behoben werden müssen. Ganze Branchen leben davon. Wie zum Beispiel die Klatschpresse. Sie hält uns die beispiellosen Karrieren von Stars, Sternchen, Adeligen und Wirtschaftsmagnaten vor wie einem Esel die Möhre. Und wir rennen. Zum nächsten Autohändler und kaufen uns einen Porsche. Oder einen Schönheitschirurgen. Wenn das nicht ins Budget passt, dann wenigstens die Kosmetik, die uns 20 Jahre jünger macht. Oder einen jüngeren Partner. Oder Schuhe. (Ich habe mir gestern einen sündhaft teuren Pulli gekauft. Sündhaft, sage ich Ihnen.)

Der humorvolle Mensch ist natürlich nicht immun gegenüber diesen Verlockungen. Er ist halt auch nur ein Mensch. Aber er hat einen wachen Blick und sieht die Widersprüche in unserer Gesellschaft. Er kann über sie lächeln und manchmal auch laut lachen. Auch darüber, dass er das Spiel mitspielt. Das macht ihn ein bisschen unabhängiger.

Erfolg lacht!

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