Читать книгу Fürstin des Nordens - Trilogy - Juryk Barelhaven - Страница 7
3. Kapitel Neue Besen
ОглавлениеDie Tür wurde geöffnet.
„Oh, guten Tag“, sagte die Glückliche Bettina freundlich und lächelte sanft Francesco an. „Entschuldige bitte die Störung. Du hast bestimmt viel zu tun, aber ich muss etwas fragen: Stimmt es, dass ihr Personal sucht? Mir fällt die Decke auf den Kopf.“
Francesco öffnete weiter die Tür und zählte sechszehn Kinder, die teils stoisch teils unruhig sich nach allen Seiten umsahen. Es waren verdreckte Gestalten unterschiedlichen Alters. Er blinzelte verstört. „Ich sehe, dass sich Nachrichten schnell verbreiten. Was kannst du so?“
„Alles.“
„Sind das deine Kinder?“
„Alle.“
„Was können sie?“
„Alles.“
Bettina gehörte zu den Frauen, die sich ganz ihrem Schicksal ergaben und einem Nachschlag verlangten. Ihr Becken war gewaltig, ihre Hände schwielig und das Kreuz von Gram gebeugt. Trotzdem lächelte sie auf eine Art, als würde sie als Mutter des Jahres einer Jury vorsprechen wollen. Francesco zweifelte nicht daran, dass diese Frau noch viele Kinder bekommen würde. Sie gehörte zu den Frauen, die selten Nein sagten.
Er nickte wissend. „Mmh, ich könnte eine Dienstmagd gebrauchen. Oder eine Küchenmagd. Oder eine Dienstbotin.“ Er überlegte kurz. „Eigentlich kannst du es dir aussuchen.“
„Gut“, sagte sie und zwängte sich an ihm vorbei. „Montag ist mein Ruhetag. Ich putze, wasche, koche, grille und stopfe Socken. Vier Cent pro Socke, Fünf Cent pro Hose, Zehn Cent pro Hemd und Waschen wird einzeln abgerechnet.“
„Du müsstest auch hier wohnen“, überlegte Francesco laut und sah sich um. „Ich glaube, wir haben noch Betten. Die Kinder bleiben draußen.“
„Nein“, widersprach Bettina. „Ganz ausgeschlossen.“
„Nein, sagst du.“
„Nein, sage ich.“ Bettina holte kurz Luft. „Klaus bekommt bald seinen ersten Zahn, Michel zahnt noch und braucht jeden Abend einen Wickel aus Kräutern. Isabelle kann nicht gut mit Mopsie, darum muss sie in meiner Nähe bleiben, aber sie hilft beim Kochen aus, Ferdinand tollt gerne herum und braucht eine starke Hand aber ihr Papa ist Müllkutscher und kommt erst spät nach Hause, darum ist er lieber in meiner Nähe, weil ich es so möchte. Jedes Kind ist ein Geschenk, aber jedes Geschenk ist einzigartig, wenn du verstehst, was ich meine, Herr. Die drei Kleinen da vorne können sich selbst beschäftigen, aber wenn ihre Mutter nicht in der Nähe ist, flechten sie sich gerne die Haare, Herr. Habt ihr schon mal versucht geflochtene Haare zu waschen? Es ist kein Vergnügen, Herr. Dann wären da noch Bubsie, Semmel, Knödel und Gustav. Sie können putzen, Herr. Wir brauchen nur Lappen. Und wir nehmen es in bar und sofort.“ Ruckartig ging ihre Hand zur Seite und erwischte einen Jungen dabei, wie er gerade auf Schatzsuche in seiner Nase ging. „Lass das, Björn. Mutter mag das nicht.“
Die ganze Zeit lächelte sie unverwandt und starrte Francesco an. Dieser starrte zurück. In ihren Augen glühte eine Art Wahnsinn, der nicht bösartig war, sondern diejenigen befahl, die sich mit ihrer ganzen Existenz einer Sache verschrieben hatten. Wie ein Briefmarkensammler, der beim Postamt arbeitete. Oder ein Schuster, der sich größte Mühe bei seiner Arbeit gab und auf der Straße jedem vorbeilaufenden Kunden zuerst zu den Füßen schaute, ob es den Schuhen auch gutging.
Er schluckte hart.
„Wir sind uns einig?“ flötete sie.
„Wir sind uns einig“, flüsterte er kleinlaut und machte Platz. „Ich hatte ja keine Ahnung…“
„Kann vorkommen, Herr“, antwortete sie und ging durch die Halle. „Zeig mir die Küche, Herr. Wir brauchen Lebensmittel, Kernseife und Nadel und Faden. Viel davon. Nur auf Vorkasse, Herr. Meine Spezialität sind Aufläufe. Ich weise daraufhin, dass ich nur die allerbesten Ratten verwende“, rief sie über die Schulter und ging mit ihrem Pulk voran. „Große, dicke Exemplare von erlesenen Orten! Keine Latrinenviecher oder so! Und die sind schwer zu finden, das kann ich Euch sagen!“
„Ich kümmere mich um alles“, sagte er und wandte sich um. Nach ein paar Schritten blieb er stehen. „Moment, was...?“