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ERNÄHRUNG

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Bienen sind Vegetarier. Dieses Merkmal verbindet Wildbienen und Nutzbienen miteinander und grenzt sie zugleich deutlich von der Gemeinen Wespe und der Deutschen Wespe ab, die sich im Spätsommer auch gerne über Wurstplatten und Grillfleisch hermachen. Alle Bienen ernähren sich von Pollen und süßen Pflanzensäften, mitunter auch von Honigtau. Nur einige wenige Arten wie die in Europa beheimatete Schenkelbiene ergänzen ihren Nahrungsplan zudem um besondere Pflanzenöle. Doch welche Blütenpflanzen angesteuert werden, ob sie einer oder mehrerer botanischer Familien angehören – das liegt ganz im Ermessen oder Geschmack der einzelnen Arten. Und auch beim Transport von Pollen haben die Insekten je nach anatomischen Besonderheiten ganz eigene Methoden entwickelt, um die eiweißhaltige Nahrung sicher in den Bienenstock zu bringen.

SPEISEPLAN

Bienen lieben Blütennektar. Die Insekten nehmen das kohlenhydratreiche, wässrige Drüsensekret der Blütenpflanzen mithilfe ihres Saugrüssels auf. Ist der Rüssel nicht lang genug, wissen sich insbesondere einige Hummelarten durchaus zu helfen: Sie stoßen ihre Mundwerkzeuge in die Blüten- oder Kronröhren und gelangen so an den begehrten Nektar. Insekten nutzen Blütennektar in erster Linie als Energielieferant, weswegen sie den größten Teil auch direkt verschlucken, um ihn vor allem als Kraftstoff für ihre Flüge zu verbrauchen. Ein kleinerer Teil wandert für den Transport in den Vorderdarm, auch Kropf oder Honigblase genannt, und wird im Nest wieder hervorgewürgt.


Bienen sind Vegetarier und damit weder an unserem Grillfleisch noch an der Wurstplatte interessiert. Sie ernähren sich von Pollen, süßen Pflanzensäften, Honigtau oder in seltenen Fällen von Pflanzenölen.

Pollengeneralist oder Pollenspezialist?

Es ist eine interessante Beobachtung, dass Bienen in der Auswahl der Blüten, die dem Pollenerwerb dienen, weitaus wählerischer sind als in der Auswahl ihres Nektarlieferanten. Dieses Verhalten führte in der Vergangenheit zu einer Differenzierung der Bienen in oligolektische bzw. polylektische Arten.


Oligolektische Bienen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ausschließlich Pollen einer Pflanzenart bzw. derer nahen Verwandten sammeln, auch wenn sich andere Pollenquellen im Umfeld befinden. Etwa 30 Prozent der nestbauenden Bienenarten in Deutschland gehören zu diesen »Pollenspezialisten« und tragen nicht selten entsprechende Namen wie Glockenblumen-Mauerbiene oder Heidekraut-Seidenbiene. Ganz anders hingegen das Verhalten von sogenannten Pollengeneralisten: Diese polylektischen Arten fliegen ihre Nahrungsquellen zwar nicht nach dem Zufallsprinzip an, sind aber bei Weitem nicht so wählerisch wie ihre oligolektischen Verwandten. Staatenbildende Bienenarten wie die Honigbiene oder zahlreiche Hummelarten sind dazu prädestiniert, als Pollengeneralisten zu sammeln. Sie sind darauf angewiesen, auch nach Beendigung der Blühdauer einer bestimmten Pflanze auf eine andere umsteigen zu können – ein Verhalten, das beim kommerziellen Einsatz der Bienen als Bestäuber entscheidend ist, denn nur so ist gewährleistet, dass sie beispielsweise nach der Mandelblüte auch Kirsch- und Apfelblüten ansteuern.

Honigbienen weichen zuweilen auf ein anderes kohlehydratreiches Produkt aus: Honigtau. Dabei handelt es sich um ein Ausscheidungsprodukt verschiedener Insekten wie Blatt- oder Schildläuse, die dem Saft der Pflanzen einen Teil ihrer Nährstoffe entziehen und umwandeln. Honigtau ist im Übrigen die Grundlage für den von Blütenhonigen klar abgrenzbaren Waldhonig.

Im Gegensatz zum Nektar, der von den sammelnden Bienen auch selbst verwertet wird, ist der Pollen fast ausschließlich den Larven vorbehalten, die dadurch mit wertvollen Proteinen, Kohlehydraten und Fetten, aber auch Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt werden. Pollen weisen einen ölhaltigen, harzigen Überzug auf, der von den Bienen zu sogenanntem Pollenbalsam verarbeitet wird und zur Desinfektion von Brutzellen eingesetzt wird. Pollenbalsam ist auch Bestandteil des Propolis.

Manche Blütenpflanzen bilden keinen Nektar aus, sondern produzieren fette Öle, die von einigen wenigen Bienenarten bevorzugt werden. Lange Zeit glaubte man, dass der Verbreitungsraum ölproduzierender Pflanzen auf Südamerika und den südlichen Teil Afrikas beschränkt ist. Mit dem Gewöhnlichen Gilbweiderich ist jedoch auch in unseren Breitengraden eine Pflanzenart vertreten, deren Lipide in erster Linie von der Schenkelbiene (Macropis labiata) gesammelt, mit Blütenpollen vermischt und als Brutnahrung eingesetzt werden.


Während langrüsselige Hummelarten wie die Acker- oder Gartenhummel problemlos auch den Nektar der Blüten mit langen Kronröhren aufnehmen können, wenden kurzrüsselige Arten wie die Dunkle Erdhummel den Trick des Nektarraubs an, bei dem Teile der Blüte aufgebissen werden.


Wespen verfügen im Gegensatz zu Honigbienen mit ihren leckendsaugenden Mundwerkzeugen über beißend-kauende Mundwerkzeuge. Sie sind kürzer, sodass die Wespe bei ihrer vegetarischen Nahrungssuche auf Blütenstände mit leicht erreichbarem Nektar angewiesen ist.


Blatt- und Schildläuse sowie andere pflanzensaftsaugende Insekten scheiden mit Honigtau ein zuckerund aminosäurehältiges Sekret aus, das nicht nur von Ameisen, sondern auch von Bienen als Nahrungsquelle genutzt und zu Honig umgewandelt wird. Dieser im Handel als Tannen- oder Waldhonig angebotene Honig sticht vor allem durch seine dunkle Farbe und seinen würzigen Geschmack hervor.


Die von Blüten gesammelten und in den Bienenstock eingetragenen Pollen werden – nach Sorten sortiert – von den Arbeiterinnen in die Vorratszellen gestampft, mit einer dünnen Schicht Honig bedeckt und verschlossen.

POLLENSAMMELMETHODEN

Beine, Bauch, Kropf – dies sind die drei Regionen, die den Bienen zum Transport von Pollen zur Verfügung stehen. Ausschlaggebend für die Wahl des Transportorgans sind anatomische Feinheiten wie die Ausbildung einer Haarbürste am Unterleib oder behaarte Einkerbungen an den Hinterbeinen.

1. Beine: Zahlreiche Bienenarten befördern den gewonnenen Blütenstaub an unterschiedlichen Beingliedern ihrer Hinterbeine. Die bekannteste Gruppe ist die der Körbchensammler. Die Vorrichtung zum Eintragen des Pollens zeigt sich an der äußeren, konkav geformten Seite der Schiene, die mit langen, nach innen gebogenen Randborsten bestückt ist. Sie wird als Körbchen bezeichnet und wächst mit zunehmender Ansammlung von Blütenstaub zu einem sogenannten Pollenhöschen heran. Nicht nur Hummeln und die rund 370 Arten umfassende Gruppe der Stachellosen Bienen (Meliponini) zählen zu den Körbchensammlern, sondern auch alle honigliefernden Bienenarten (Apis) inklusive der in unseren Breitengraden vertretenen Apis mellifera.

Neben dieser klar zu definierenden Gruppe gibt es unzählige weitere Bienenarten, die den Blütenstaub zwar an den Hinterbeinen transportieren, aber nicht wie Honigbienen über ein Körbchen als Pollensammelapparat verfügen. Differenzierungen in dieser Gruppe werden anhand der Beschaffenheit und Lage der Haarbürste vorgenommen. Die durch ihre dichte Behaarung an Hummeln erinnernde Pelzbiene zum Beispiel befördert den Pollen an den Schienen ihrer Beine (»Schienensammler«), während die weiblichen Sandbienen eine dichte Haarlocke am Schenkelkopf nutzen, die sie zu den »Schenkelsammlern« macht.

2. Bauch: Viele Bienen befördern den gesammelten Pollen nicht an ihren Beinen, sondern an der Unterseite ihres Hinterleibs, wo sich lange, borstige und schräg nach hinten verlaufende Haare befinden. Sie dienen dem Sammeln und Eintragen des Blütenstaubs. »Bauchsammler«, zu denen unter anderem die heimischen Wollbienen, Harzbienen, Mauerbienen, Mörtelbienen, aber auch Blattschneiderund Steinbienen gehören, lassen sich dabei beobachten, wie sie ihren Hinterleib innerhalb der Blüte auf und ab bewegen. Dieser Vorgang beschleunigt das Abfegen des Pollens.

3. Kropf: Fast alle Bienenarten befördern den Pollen am und nicht in ihrem Körper. Ausnahmen bilden die kaum behaarten Maskenbienen (Hylaeus), aber auch Holzbienen (Xylocopa) und Keulhornbienen (Ceratina). Sie verschlucken den Pollen, transportieren ihn zusammen mit Nektar in ihrem Kropf und würgen ihn später wieder aus.


Oligolektische Bienen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ausschließlich Pollen einer Pflanzenart sammeln, auch wenn sich andere Pollenquellen im Umfeld befinden. Diese »Pollenspezialisten« tragen nicht selten entsprechende Namen wie die Efeu-Seidenbiene.


Zahlreiche Bienenarten sind Körbchensammler. Das Körbchen, also der Sammelapparat für den Blütenstaub, befindet sich an den Außenseiten des dritten Beinpaars. Indem die Biene Pollen aus ihrem Haarkleid abstreift und im Bereich des Körbchens zu Pollenpaketen verklebt, entstehen die sogenannten Pollenhöschen.

FREMD- ODER EIGENVERSORGUNG ?

Wildbienen und Honigbienen sind in ihrer Leidenschaft für Pollen und Nektar als Nahrungsgrundlage vereint. Doch wer sorgt für volle Bienenmägen? In diesem Punkt unterscheiden sich die Bienenarten durchaus.

Erwachsene Wildbienen leben nach dem Prinzip der Eigenverantwortlichkeit. Männchen wie Weibchen sind selbst dafür zuständig, dass sie ausreichend Nektar und auch Pollen aufnehmen. Die Weibchen müssen, sofern sie nicht zu den parasitischen Arten zählen, zusätzlichen Proviant zur Versorgung ihrer Brut sammeln und anlegen.

Ein ganz anderes Bild bietet sich bei unserer hochentwickelten heimischen Honigbiene. Die Verantwortung für die Versorgung aller Bewohner des Bienenstocks liegt bei den Arbeiterinnen. Sie sammeln nicht nur für die Larven und die Königin, sondern auch für alle im Staat lebenden Drohnen, die aufgrund anatomischer Gegebenheiten nicht selbst Vorräte sammeln und anlegen können.


Harz- und Wollbienen, aber auch Kegel-, Filz- und Wespenbienen schließen sich zuweilen zu Schlafgemeinschaften zusammen. Dabei suchen die Insekten nah beieinander liegende Pflanzenhalme auf, in die sie sich mit ihren Mandibeln verbeißen.


Weitaus bequemer als Pflanzenhalme muten Blüten als Schlafplatz an. Malven oder Glockenblumen werden dabei durchaus als Sammelschlafplatz gleich mehrerer Wildbienen genutzt.

Das große Buch der Bienen

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