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Die Hornissen und die Bienen

Am Werke kann den Meister man erkennen.

Ein paar Honigwaben waren herrenlos; Hornissen

hatten sie an sich gerissen,

doch auch die Bienen wollten sie ihr eigen nennen.

Vor eine Wespe kam der Streit, die sollt' ihn schlichten;

allein es ward ihr schwer, nach Fug und Recht zu richten.

Die Zeugen sagten, daß sie um die Wabe her

geflügeltes Getier, das braun und länglich wär'

und summte, oft bemerkt. Das sprach wohl für die Bienen;

jedoch was half's, da die Kennzeichen ungefähr

auch den Hornissen günstig schienen?

Die Wespe wußte nun erst recht nicht hin und her,

und sie beschloß – die Sache wirklich aufzuklären –,

der Ameisen Meinung anzuhören.

Umsonst! Denn alles blieb, wie's war.

»Auf diese Art wird's nimmer klar!«

sprach eine Biene, eine weise.

»Sechs Monde schleppt sich schon der Streit im alten Gleise,

und wir sind weiter um kein Haar.

Will sich der Richter nicht beeilen,

verdirbt der Honig mittlerweilen.

Am Ende frißt der Bär ihn gar!

Erproben wir jetzt drum ohn' Advokatenpfiffe

und ohne Krimskrams der Juristenkniffe

nur durch die Arbeit unsre Kraft!

Dann wird sich's zeigen, wer von uns den süßen Saft

in schöne Zellen weiß zu legen.«

Durch der Hornissen Weig'rung war

gar bald ihr Unrecht sonnenklar.

Der Bienen Schar gewann den Streit von Rechtes wegen.

O würde jeder Streit doch nur auf diese Art

entschieden und, wie man im Morgenlande richtet,

nach dem Buchstaben nicht, nein, nach Vernunft geschlichtet!

Was würd' an Kosten dann gespart,

statt daß mit endlosen Prozessen

man jetzt uns zur Verzweiflung treibt!

Wozu? Die Auster wird vom Richter aufgegessen,

während uns die Schale bleibt.

JEAN DE LA FONTAINE: FABELN


Am Ende des fünften und letzten Larvenstadiums verpuppt sich die Hornissenlarve und verschließt zugleich die Zelle mit einem dichten Geflecht aus Fäden.


Knapp 70 Hummelarten sind auf dem europäischen Kontinent beheimatet, doch neueste Studien zeigen, dass ein Viertel dieser Arten vom Aussterben bedroht ist. Nahrungsmangel aufgrund intensiver Landwirtschaft, Klimawandel und der Einsatz von Chemikalien machen den pelzigen Bestäubern ebenso zu schaffen wie den Honigbienen.

Sympathische Brummer–Hummeln

Die Sympathie des Menschen den Tieren gegenüber scheint zuweilen ungerecht verteilt. Das zeigt sich auch im Vergleich von Wespen und Hummeln. Während Erstere gemeinhin mit den Attributen »lästig«, »aggressiv«, »unnütz« versehen werden, treibt der Anblick von Hummeln nicht selten ein wohlwollendes Lächeln in das Gesicht des Betrachters. Vielleicht liegt es an dem überaus friedfertigen Wesen dieser Tiere, vielleicht an ihrer knubbeligen, pelzigen Erscheinung oder aber an dem tiefen, sonoren Brummton, den sie von sich geben. Tatsache ist: Hummeln kennt jeder, Hummeln mag (fast) jeder.

Aller Sympathie zum Trotz ist es um die Artenvielfalt von Bombus, so der wissenschaftliche Name, nicht gut bestellt – und das fällt bei weniger als 300 weltweit vertretenen Arten schwer ins Gewicht. Alpenhummeln (Bombus alpinus) und Berghummeln (Bombus mesomelas) gelten in Deutschland bereits als ausgestorben, Samthummeln (Bombus confusus), Deichhummel (Bombus distinguendus), Mooshummeln (Bombus muscorum) und Obsthummel (Bombus pomorum) sind in ihren Beständen stark gefährdet und werden auf der Roten Liste bedrohter Tierarten geführt. Der Populationsrückgang insbesondere langrüsseliger Hummelarten ist deshalb besorgniserregend, da sie als Bestäuberinsekten unschätzbaren Dienst leisten. Das liegt nicht zuletzt an ihrer robusten Art: Hummeln bevorzugen zwar gemäßigte Klimazonen, sind aber bei der Pollen- und Nektarsuche alles andere als zimperlich. Niedrige Temperaturen, auf die Honigbienen empfindsam reagieren, hindern Hummeln ebenso wenig am Verlassen des Nestes wie extreme Luftbedingungen: So sind Bombus-Arten selbst auf dem Mount Everest in Höhen von über 5500 Metern bei der Arbeit zu beobachten.

Hummeln sind, sofern es sich nicht um parasitische Kuckuckshummeln handelt, soziale Insekten mit Staatenverband. Die Voraussetzung zur Gründung eines Staates wird im Herbst mit der Begattung von Jungköniginnen eingeleitet, die sich bald darauf ins Erdreich eingraben oder unter Moose und Graslagen kriechen und dort überwintern. Sofern sie die kalte Jahreszeit überleben, kommen sie zwischen Anfang März und Ende April wieder ans Tageslicht, gehen direkt auf Nahrungssuche und erkunden dabei bereits geeignete Nistplätze. Manche Arten halten Ausschau nach vorhandenen Hohlräumen unter der Erde – zum Beispiel Maus- oder Maulwurfsgänge, die nach Bedarf erweitert werden –, andere errichten ihr Nest überirdisch in Moospolstern und Grasbüscheln, Felsspalten und Löchern im Mauerwerk. Ist ein geeigneter Standort gefunden, legt das auf sich allein gestellte Hummelweibchen innerhalb des Nestes einen sogenannten Honigtopf an. Hierbei handelt es sich um zwei Zentimeter große, oben geöffnete Behälter, die mit Blütennektar als Larvenproviant gefüllt sind. Pollen und Nektar, die mit Drüsensekreten zu »Bienenbrot« fermentiert werden, bilden wiederum die Unterlage für einen Wachsring, in den mehrere Eier gelegt werden. Rund drei Wochen nach der Eiablage schlüpft die erste Generation weiblicher Arbeiterinnen, die aufgrund einer Pheromonabsonderung der Königin alle unfruchtbar sind. Ab jetzt gleicht das Leben der Hummeln dem der Honigbienen: Die Arbeiterinnen sind mit Zellenbau, Nahrungssuche, Brutversorgung sowie Klimatisierung und Verteidigung des Baus beschäftigt. Die Königin hat ihren solitären Status verloren, wird von einem Hofstaat versorgt und kümmert sich fortan um die Eiproduktion und die Erhaltung des Staates, der auf bis zu 1000 Tiere anwachsen kann. Frühestens im Hochsommer schlüpfen geschlechtsreife Hummeln, zunächst Männchen aus unbefruchteten Eiern, dann begattungsfähige Weibchen. Wenn sie das Nest dauerhaft verlassen, beginnt der Untergang des Hummelstaats. Es mangelt an Arbeiterinnen und die Königin selbst gibt nicht mehr genug Pheromone ab, um die verbliebenen Arbeiterinnen an der Ablage eigener Eier zu hindern. Dadurch zerbricht die alte, auf einer klaren Aufgabenteilung bestehende Ordnung. Die Weibchen konkurrieren fortan untereinander in dem Bestreben, möglichst viele eigene Nachkommen zu produzieren. Von diesem Kampf bleibt auch die Königin nicht verschont: Sie wird von Arbeiterinnen aus dem Nest verstoßen oder getötet. Auch die unbefruchteten Weibchen sterben, wie die Drohnen, noch vor Einbruch des Winters. Allein die befruchteten Jungköniginnen haben eine Chance, das kommende Frühjahr zu erleben und einen neuen, einjährigen Hummelstaat zu gründen.


Die Hummel gehört zu den staatenbildenden Insekten. Je nach Art bilden neben der Königin zwischen 50 und maximal 1000 Bewohner den einjährigen Hummelstaat. Die Mehrzahl der Tiere sind Arbeiterinnen, daneben besteht das Volk aus Drohnen und Jungköniginnen.

Das große Buch der Bienen

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