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Kapitel 3 Der Börsengang
ОглавлениеNach erfolgreichem Test und nach Prüfung und Genehmigung durch die europäische Flugsicherungsagentur EUROCONTROL12 ging im Jahr 2011 der offizielle Auftrag zur Serienfertigung einer ersten Tranche an Boden- und Bordcomputern bei der Morning Star Enterprises ein.
Daher entschieden sich Alex und Hannes, den schon ein Jahr zuvor angedachten Börsengang ihrer Firma umgehend in die Tat umzusetzen, um auf diese Weise das benötigte Kapital für die Firmenexpansion zu akquirieren.
„Wir bringen 40% unserer Aktien zur Kapitalakquise auf den freien Markt. Hannes und ich behalten je 20% und Manuela und ihr Sohn jeweils 10%. Das halte ich für eine gerechte Aufteilung“, hatte Alexander Hofmann in der diesbezüglich anberaumten Sitzung der Geschäftsführung angeregt.
„Okay, damit kann ich leben – allerdings bin ich dagegen, dass ein gerade mal Elfjähriger Stimmanteile an unserer Firma erhält“, hatte Hannes Sturm sofort erklärt und damit erneut den Zorn von Alexanders Ehefrau auf sich gezogen.
„Da besteht momentan gar kein Anlass zur Sorge, Hannes. Solange mein Adoptivsohn noch minderjährig ist, darf er qua Gesetz ohnehin nicht bei unseren geschäftlichen Entscheidungen mitreden. Und erst wenn er achtzehn wird und bis dahin sein Abitur geschafft und ein Studium begonnen hat, können wir ja neu über dieses Thema nachdenken“, versuchte Alexander Hofmann seinen Freund augenblicklich zu beruhigen.
„Außerdem kann er mit seinen 10 Prozent auch dann kein Unheil anrichten, denn wir haben ja nach dem Börsengang in Kürze auch einen Aufsichtsrat, der unsere geschäftlichen Entscheidungen kontrolliert.
Dieses Gremium wird sich im Wesentlichen aus leitenden Mitarbeitern unserer kreditführenden Banken, führenden Leuten unseres Kooperationspartners, Beamten des BAF sowie Angehörigen aus dem Stab der DFS GmbH und nicht zuletzt aus Politikern der beteiligten europäischen Verkehrsministerien zusammensetzen. Und außerdem reden in der jährlichen Hauptversammlung auch unsere Aktionäre mit.
Schon allein deswegen – mein lieber Hannes – hoffe ich wirklich, dass du dich unter diesen Bedingungen mit der vorgeschlagenen Aufteilung des Aktienkapitals einverstanden erklärst und endlich den Dauerstreit mit meiner besseren Hälfte beendest.“
„Jaja – ist ja schon gut. Ich stimm‘ dir ja zu – sofern auch deine Frau mit dieser Verabredung einverstanden ist“, meinte Hannes Sturm daraufhin, obwohl ihm seine Bedenken nach wie vor deutlich ins Gesicht geschrieben standen.
Obwohl Alexanders Frau Manuela dem Disput der beiden Männer bis dahin mit unbewegter Miene zugehört hatte, meldete sie sich jetzt dennoch mit zornblitzenden Augen erneut zu Wort.
„Nur gut, dass ich nicht nachtragend bin. Aber ihr zwei könnt sicher sein, dass ich den heutigen Tag nicht vergessen werde. Und wenn mein Horst erstmal sein Abitur bestanden hat und anschließend BWL zu studieren beginnt, erwarte ich, dass wir ihm eine berufliche Zukunft in unserer Firma aufzeigen können“, erklärte sich Manuela Hofmann knurrend mit der von ihrem Mann empfohlenen Regelung einverstanden.
Wenige Tage später waren die beiden Erfinder wieder mit weiteren Verbesserungen ihrer Soft- und Hardwarelösungen beschäftigt, für die sie sich inzwischen der Kooperation des US-amerikanischen Hardwareherstellers IT-Security Design versichert hatten.
Gerade kletterten sie mit deren Softwareingenieur Michael Brennan auf dem Münchener Flughafen durch die unter dem Passagierraum versteckten Schächte einer noch flugfähigen Boeing 747, die ihnen die Deutsche Lufthansa kurz vor der Außerbetriebnahme des Flugzeugs für weitere Tests zur Verfügung gestellt hatte.
„Sag mal, Mike – sind deine Bosse nicht doch ein bisschen sauer, weil ich sie neulich so unverblümt nach dem Einfluss eurer NSA13 auf dieses Computerprojekt gefragt habe“, grinste Alex Hofmann seinen sympathischen amerikanischen Kollegen in einer gemeinsamen Kaffeepause mit Hannes Sturm an.
„Das musst du sie schon selber fragen, Alex – oder besser noch, du stellst über euren Hauptauftraggeber EUROCONTROL eine offizielle Anfrage an meine Regierung. Schließlich interessiert die schon sehr, was wir zusammen hier so alles treiben.
Machen wir uns nichts vor, eure Software ist klasse programmiert und sicherlich das Beste, was ich auf diesem Gebiet jemals gesehen habe – deshalb verbirgt sich dahinter aus meiner unbedarften Sicht ein Milliardengeschäft. Schon allein aus diesem Grund wird meine Regierung unser Tun im Auge behalten.
Vor allem, wenn man daran denkt, dass auch unsere FAA14 derzeit überlegt, die US-Flugsicherung irgendwann mit eurem System auszustatten. Die halten sich im Moment nur noch deshalb bedeckt, weil sie erst mal abwarten wollen, wie die Einführungsphase eurer Produkte hier in Europa läuft. Aber über kurz oder lang werden sie mit einsteigen, da bin ich mir ziemlich sicher – natürlich nur, sofern wir Erfolge aufweisen können.
Das ist übrigens doch auch der einzige Grund, weshalb du als unser gerade erst gewählter CEO15 den übrigen Firmenoberen empfohlen hat, bei dieser Sache mitzumachen. Du und dein Freund Alex haben schließlich ein untrügliches Gespür für lukrative Projekte. Und auch eure Finanzchefin scheint euch diesbezüglich ja inzwischen nicht mehr reinzureden.
Was die in solchen Dingen unvermeidliche NSA angeht, so denke ich, dass sich auch eure europäischen Geheimdienste, noch vor dem bald bevorstehenden Rollout der ersten Tranche, für unsere Arbeit interessieren werden. Und bezüglich der Serienprodukte werden sie wissen wollen, worin exakt die Risikominderung durch den Einsatz eurer neuen Software besteht“, grinste Mike Brennan sein Gegenüber jetzt an.
„Aha, das soll mich jetzt also beruhigen. Dennoch bin ich froh, dass mir deine Firma gerade dich über den großen Teich nach München geschickt hat.
Meine Ausgangsfrage war auch nicht als Verunglimpfung eurer Dienste gemeint. Ich habe die eventuelle Säuernis der Geheimdienstkollegen von der NSA nur darauf bezogen, dass wir mit unserer speziellen Programmierung allen eventuellen Schnüfflern von Anfang an den Zugang zu unserer Software verwehren können.“
„Aber du weißt schon, dass der Ursprung eurer Hardware bei uns in Amerika liegt. Auch wenn wir die Rechnerkomponenten inzwischen gemeinsam bei euch in München zusammenbauen, steht da trotzdem noch immer Made in USA drauf. Und überall, wo dieses Logo draufsteht, ist immer auch ein bisschen NSA mit drin.“
„You are absolutely right – dear friend. Nur trifft das dort nicht zu, wo Hannes und ich Hand an die interne Programmierung gelegt haben. Die von uns behandelten CPU’s sind physikalisch betrachtet, genauso, wie die Unix-Derivate aus eurer Firma, garantiert jungfräulich. Nur das von Hannes und mir neuentwickelte 15-Layer-Modell macht sie so unangreifbar.
Und dazu kommt noch, dass wir mit unserer Software den Hacker sogar orten und identifizieren können. Und zwar ganz egal, über wieviel IP-Adressen er im Internet zur Verschleierung seiner Identität auch springt.
Das ist schließlich der Clou, weshalb unsere Neuentwicklung so hochgradig sicher ist, wie wir in unseren Prospekten stets behaupten“, grinste Alexander Hofmann seinen amerikanischen Kollegen umgehend mit einem verschmitzten Lächeln an.
„Zusätzlich überlegt Alex noch, ein Strike-Back-Programm in unsere Software zu integrieren. Damit könnte man den Angreifer zurückschlagen, wobei dessen gesamte Hardware anschließend nur noch für die Mülltonne taugen würde, ganz egal, wie gut und wo er sich versteckt. Da das aber nicht wirklich legal ist, rate ich von einer solchen Erweiterung nachdrücklich ab“, warf der bislang nur zuhörende Hannes Sturm an dieser Stelle ein.
Als Mike Brennan daraufhin ein wenig verdutzt in die Runde blickte, ergänzte Hannes Sturm sofort:
„Mike, mach dir bitte keine Sorgen. Wenn eure FAA ebenfalls bei uns einsteigt, werden wir nicht umhinkönnen, auch euren Diensten genauere Informationen zu unserer besonderen Programmierung zu liefern. Wobei natürlich einige Details – genauso, wie gegenüber unseren Oberbedenkenträgern – auch dann noch immer eine Zeitlang geheim bleiben müssen.“
„Hannes hat recht. Das Einzigartige und zugleich der Hauptbestandteil unserer Entwicklung ist die komplett neu geschaffene CPU-Programmierung, die wir unserem Test-IT-System eingepflanzt haben, welches wir gerade testen.
Und das Gleiche werden wir machen, wenn wir uns in Zukunft die steuernden Computer anderer sensitiver Verkehrsnetze vornehmen. Ein Ausrollen in dieser Richtung haben wir schließlich fest auf unserer To-Do-Liste – auch wenn das noch nicht übermorgen der Fall sein wird.
Bis dahin sollten wir uns jetzt erstmal wieder dem widmen, was wir in dem freundlicherweise von der Lufthansa bereitgestellten Hangar dort hinten in Arbeit haben. Lasst uns also unsere Kaffeepause beenden und wieder in das schweißtreibende Innenleben dieses verdammten Großflugzeugs eintauchen.
Ich freu‘ mich nämlich schon darauf, wenn die besten Hacker Europas schon nächste Woche versuchen, unser System vor und im Flug dieser Kiste zu knacken.“