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Kapitel fünf

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Als ich es in mein sicheres Astloch geschafft hatte, rührte ich mich für eine Weile nicht. Mein Herz wummerte.

Von vorn:

Dieser Typ, der Umweltschützer, war tot.

Er lag im Teich.

Seit mindestens zwei Tagen und zwei Nächten.

Äh, das nahm ich zumindest an. Aber stimmte das auch?

Das gilt es herauszufinden!, hätte Mutter sicherlich gesagt, denn sie liebte Krimis. Diese Geschichten, die sich Menschen erzählten, um ihr Leben spannender zu machen, als es war. Mutter hatte sie in ihrer Gefangenschaft bei den Menschen kennengelernt und war nicht müde geworden, mir vom Kombinationsgeist eines Sherlock Holmes oder der Unbeirrbarkeit einer Miss Marple vorzuschwärmen. Und ich hatte ihr mit offenem Maul gelauscht – hatte mit angehört, wie die Helden in ihren Geschichten Mutiges vollbrachten und Ungewöhnliches wagten. Aus Überzeugung zum Beispiel oder aus Neugier.

Unruhig krabbelte ich in meinem Astloch hin und her. Wenn ich etwas über den Tod des Umweltschützers herauskriegen wollte, dann musste ich meinen Unterschlupf wohl oder übel wieder verlassen, so viel war klar. Der Held einer Geschichte muss schließlich Zeugen befragen, bevor er sich auf seine Heldenmission begibt.

Ein letzter Blick auf die frisch eingerissene Schwimmhaut am linken Fuß, dann war ich mit drei ziemlich gewagten Sprüngen kopfüber den Stamm hinabgehüpft.

Hubi glotzte ziemlich überfordert, als ich vor ihm stand.

Der erste Impuls meiner Froschkollegen, wenn sie auf mich treffen, ist immer der gleiche: Sie schauen sich sofort nach allen Seiten um, ob mich irgendein Fressfeind ins Visier genommen hat. Dann machen sie einen Schritt zur Seite und versuchen, sich zu tarnen. So auch Hubi.

Ein seltsamer Kauz, nicht nur weil er für einen Laubfrosch übermäßig proportioniert, um nicht zu sagen »fett« ist. Er lebte ziemlich zurückgezogen – sowohl sozial als auch geistig –, aber ansonsten schien er recht umgänglich. Es gibt mit Sicherheit unangenehmere Nachbarn als ihn.

»Moin, Hope«, sagte Hubi fast so leise, als würde er mit sich selbst sprechen. Was er tatsächlich auch manchmal tat.

Ich nickte ihm zu und fühlte mich plötzlich peinlich berührt. Ich suchte eigentlich nie den Kontakt zu meinen Artgenossen und war deshalb nicht sonderlich erfahren darin.

Wortlos tippte ich mir gegen die Stirn und hielt nun selbst Ausschau nach sich nähernden Feinden.

Da war nichts, nur eine Stechmücke direkt neben mir, die ich mir schnappte.

»Sag mal, Hubi«, begann ich schmatzend, »wie geht’s so? Pause gut überstanden?«

Hubi nickte hektisch und zog sich weiter unter ein Blatt zurück. Es war ihm mit Sicherheit noch ein bisschen unangenehmer als sonst, mich zu treffen, weil es in der Nähe seines Unterschlupfs passierte. Dem Ort, an den man sich normalerweise zurückzieht, wenn Gefahr droht. Nun stand die Gefahr direkt vor ihm, in ihrer ganzen Bläue.

Ich grinste.

Als ich darüber nachdachte, schoss mir durch den Kopf, dass es vielleicht gar nicht so viele andere Frösche gab, die sich freiwillig zu meinem Nachbarn machen würden. Doch, ich mochte Hubi irgendwie. Auch wenn er ein Frosch war.

»Und sag mal, Hubi«, ich hob beschwichtigend einen Arm, »ist dir in den letzten zwei Tagen was aufgefallen?«

Er dachte nicht mal nach, er schüttelte unmittelbar den Kopf und schien seinen Grünton ein wenig bräunlicher werden zu lassen, um mehr mit dem Boden zu verschmelzen.

Hm, er wollte nicht reden. So wurde das alles nichts mit meiner Detektiv-Sache.

Ich änderte meine Strategie. »Pass auf, Hubi, ich bin sofort verschwunden, wenn du mir sagst, ob du gesehen hast, wie der Mensch in den Teich gekommen ist.«


Jetzt fing er an zu überlegen. »Mensch?«, fragte er. »Im Teich?«

Hilfe, war das mühselig. Lohnte sich der ganze Aufwand überhaupt? Ich beschloss, meine erste Zeugenbefragung abzubrechen. Dann eben nicht. Ein Grund mehr, einfach wieder in mein Astloch zurückzukehren. – Dachte zumindest der Frosch in mir.

Ich winkte Hubi und wollte gerade zum Sprung ansetzen, da sagte er doch noch etwas: »Ähm … ich weiß nichts von einem Menschen im Teich.« Kurze Pause. »Ich meine, ich hab nichts gesehen …« Kurze Pause. »… aber gehört!«

Ich hielt in der Bewegung inne. »Was hast du denn gehört?«, fragte ich und stellte erstaunt fest, dass mein Nachbar seine Deckung verließ und auf mich zukam, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.

Er war ganz nah, als er sagte: »Einen Schrei. Ich habe einen Schrei gehört. Und er war ganz sicher menschlich!«

Sei kein Frosch!

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