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4. Kapitel Vittoria

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Ob es ratsam ist, das erstbeste Stellenangebot und dann noch das einer Sekretärin anzunehmen, wird sich noch herausstellen. Zumindest hat Mama jetzt keinen Grund mehr, mich mehrmals am Tag anzurufen und nach Deutschland zu beordern. Ich kann eine Stelle nachweisen, das reicht, damit sie mich erst einmal in Ruhe lässt. Auch dass Francesco im gleichen Betrieb arbeitet, wird jeden in der Familie beruhigen, außer mich. Mein Cousin ist zwar meistens ganz entspannt und kümmert sich nicht um meine Belange, aber mir wäre eine Stelle mit etwas weniger Familienbindung und etwas mehr Anonymität wesentlich lieber gewesen.

Doch nun sitze ich erst einmal im Vorzimmer von Vincente del Toro, der meinen Hintern zu klein findet und meine Klappe vermutlich zu groß. Dabei schießt mir jedes Mal die Röte ins Gesicht, wenn er mich nur ansieht. Es ist etwas in seinem Blick, das ich nicht richtig beschreiben kann. Als würde er mich damit ausziehen. Ich kann ihm nicht länger in die Augen schauen, ohne dass mir schwindelig wird.

Zum Glück ist er nicht da, als ich versuche, mich hier erst einmal zurechtzufinden. Jonathan, einer der Auszubildenden, hilft mir dabei. Er ist schüchtern, noch schüchterner als ich, aber ganz reizend dabei. Er ist zwanzig, wirkt aber wesentlich jünger. Obwohl ich nur fünf Jahre älter bin, komme ich mir wie seine Mutter vor. Er zittert jedes Mal, wenn nur der Name del Toro fällt.

»Du musst keine Angst vor Mr del Toro haben«, sage ich und berühre Jonathans Schulter.

»So, muss er nicht?«, fragt eine dunkle Stimme hinter mir und ich zucke zusammen. »Vittoria, kommen Sie bitte in mein Büro.«

Jonathan wirft mir einen erschrockenen Blick zu, doch ich lächele ihn aufmunternd an. Ich strahle wesentlich mehr Zuversicht aus, als wirklich in mir steckt. Ab jetzt heißt es: Nur nicht das Gesicht verlieren.

Ich schließe leise die Tür und trete an seinen Schreibtisch, hinter dem er sich auf seinem modernen Stuhl niedergelassen hat.

»Warum sind Sie der Meinung, dass Jonathan keine Angst vor mir haben sollte?«

»Weil ich denke, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist, Mr del Toro. Ein Chef, der mit Angst regiert, ist nicht gut beraten.«

»Und womit sollte ich regieren, Ihrer Meinung nach?«

»Nun, Weisheit, Freundlichkeit und Vernunft sind Attribute, die mir als Erstes einfallen. Aber ich denke, Sie sind klug genug, um dies selbst zu wissen.«

»Ich würde nicht fragen, wenn mich Ihre Meinung nicht interessieren würde.«

Sein Ton ist herablassend, steht zu seinen Worten im Widerspruch, aber ich bin klug genug, das zu überhören.

»Wieso ist Ihr Vorzimmer unbesetzt? Sie sind doch der CEO.«

Er wedelt unwirsch mit einer Hand. »Ihre Vorgängerin ist schwanger und hatte Wehen. Ich hoffe, Sie haben nicht die Absicht, sich in naher Zukunft schwängern zu lassen.«

»Ich werde Sie informieren, wenn es so weit ist«, meine ich und drehe mich zur Tür.

»Vittoria! Ich habe Sie noch nicht aus diesem Gespräch entlassen«, ruft er mir hinterher.

»Dann ist ja alles gut, denn ich werde nicht entlassen. Ich kündige immer selbst.« Damit schließe ich die Tür von außen und lasse ihn allein in seinem Büro zurück.

Es dauert keine zehn Sekunden, da reißt del Toro die Tür auf und ruft meinen Namen.

»Oh Mann!«, flüstert Jonathan, der mir gerade den elektronischen Terminkalender erklären will.

»Vittoria! Wenn ich Sie bitten dürfte?«

Ich schaue in seine blauen Augen, die mich voller Zorn mustern. Er winkt mich mit zwei Fingern heran.

»Wir können gleich weitermachen, Jonathan. Du kannst wieder an deine Arbeit gehen. Wenn ich so weit bin, rufe ich dich an.«

»Ja, gerne, Vittoria!« Er schenkt mir ein Strahlen, das sofort wieder erlischt, sobald sein Blick del Toro trifft.

Gemäßigt schreite ich in del Toros Büro, wo sein Zorn förmlich in der Luft hängt. Laut wirft er die Tür ins Schloss. Oh je, vermutlich werde ich die nächsten fünf Minuten als Sekretärin nicht überstehen.

»Wenn ich sage, wir sind noch nicht fertig, dann erwarte ich von Ihnen, dass Sie bleiben. Sollte es noch einmal passieren, dass Sie mich einfach ignorieren, dann sind Sie die längste Zeit meine Sekretärin gewesen.«

»Mr del Toro, wie kommen Sie auf die Idee, dass man Sie ignorieren könnte?«

»Verdammt, hören Sie auf, ständig Widerworte zu geben! Und nennen Sie mich Vince, so wie Franco auch.«

»Das halte ich nicht für angemessen, Mr del Toro.«

Er macht einen Schritt auf mich zu und schaut bedrohlich auf mich herunter. Aber meinen Chef beim Vornamen zu nennen, das halte ich wirklich für keine gute Idee.

»Sie sind verdammt eigensinnig. Ich werde Sie weiterhin Vittoria nennen, mir ist es egal, wie Sie mich ansprechen.«

Affenarsch wäre eine treffende Bezeichnung, doch das behalte ich lieber für mich.

»Können wir jetzt arbeiten?«, fragt er in einem Ton, der wohl geschäftsmäßig klingen soll, den ich jedoch nur als arrogant bezeichnen kann.

Als ich nicke, dreht er sich um und gibt mir endlich etwas Raum zum Atmen. Auch wenn ich zugeben muss, dass er eine imposante Erscheinung ist mit einem Weltklassebody, seinen schwarzen Haaren und den blauen Augen, die mit denen des jungen Steve McQueen konkurrieren könnten, ist er tabu für mich. Er erinnert mich an Antonio Banderas in dem Film Irgendwann in Mexiko, nur dass ich eben nicht Salma Hayek bin. Nun, die würde ganz bestimmt auch nicht in seinem Vorzimmer sitzen wollen. Ich auch nicht, aber mir hat man ja keine Wahl gelassen. Franco hat mich hierhergebracht und ich habe mich zu fügen. Onkel Luigi muss wirklich überall seine Finger im Spiel haben, zwischen denen bestimmt eine stinkende Zigarre gesteckt hat, als er sich das hier ausdachte.

Del Toro setzt sich hinter seinen Schreibtisch und bittet mich mit einer eindeutigen Geste, auf einem der Besucherstühle Platz zu nehmen.

»Haben Sie etwas zum Schreiben dabei?«

»Ich habe ein Gehirn, das funktioniert.«

»Gut, ich möchte, dass Sie meine Termine überwachen, und mir jeweils fünfzehn Minuten vor Beginn einer Besprechung Bescheid geben. Heute Nachmittag habe ich einen Termin mit dem Chefbuchhalter, verlegen Sie diesen bitte auf die erste Januarwoche. Geben Sie in der Buchhaltung Bescheid. Ich werde ab heute Nachmittag außer Haus sein, da ich am Abend einen wichtigen Termin habe. Besorgen Sie mir ein Dutzend rote Rosen. Dunkelrote Rosen. Und ich möchte, dass Sie das persönlich erledigen und sie selbst aussuchen. Keinen Botenservice, die schicken keine frische Ware.«

Ich nicke zum Zeichen, dass ich verstanden habe.

»Was? Keine spitze Bemerkung Ihrerseits? Ich bin überrascht.«

»Ich werde welche aussuchen, die auch mir gefallen würden, dann können Sie damit nur punkten.«

Erst verzieht er seinen Mund, dann erklingt ein lautes Lachen. »Vittoria, ich sehe, Sie haben viel von Ihrem Cousin Franco.«

Meine Wangen werden warm und ich spüre, dass ich wieder rot werde. Mit Komplimenten kann ich nicht gut umgehen, sie sind mir peinlich, deshalb sage ich schnell: »Vielleicht hat er das ja von mir?«

Er schüttelt den Kopf und lächelt immer noch. »Ich erwarte jeden Morgen eine frische Tasse Kaffee, die Zeitung und die geöffnete Post auf meinem Tisch.«

Be my Secret – Vincente

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