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2. Kapitel Elena

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Sie ist in Eile. In zwanzig Minuten wird sie einen neuen Kunden treffen und muss noch duschen und sich ankleiden.

Kurz überlegt Elena, während sie unter die Dusche springt, für welche Farbe sie sich heute entscheiden soll. Ein neuer Kunde ist immer eine schwierige Angelegenheit. Vielleicht ein aggressives Rot oder doch lieber Standardschwarz? Als sie den Schaum aus ihrem Haar wäscht, läuft er in ihr rechtes Auge und es brennt entsetzlich. Na klasse, jetzt färbt sich auch noch ihr Auge rot, das wird sicherlich prickelnd aussehen.

Zehn Minuten müssen reichen. Sie trocknet schnell ihre Haut ab, zum Glück muss sie ihre unteren Körperregionen nicht rasieren, das hat sie bereits gestern erledigt.

Flink öffnet sie eine Schublade, holt String, BH und die passende Maske hervor. Sie entscheidet sich für ein dunkles Violett. Lila, der letzte Versuch, geht es ihr durch den Kopf und sie lächelt. Diese Farbe bringt ihre dunkelroten Haare zum Leuchten und macht die Männer total wild. So wird es hoffentlich auch bei dem neuen Kunden laufen.

Elena zieht ein schwarzes enges Kleid an und die dazugehörigen hochhackigen Stilettos, die mit einem Riemchen an ihren zarten Fesseln gehalten werden. Sie legt den teuren Schmuck an, den die Agentur jeder Mitarbeiterin zur Verfügung stellt, damit der Anschein gewahrt bleibt und man sie nicht für eine billige Nutte hält. Ebenso werden exklusive Kleidung und Handtaschen bezahlt.

An der Tür wirft sie den dicken Wintermantel über, denn draußen hat es erneut angefangen zu schneien. Vielleicht sollte sie lieber die dicken Boots anziehen und später wieder auf die Stilettos zurückgreifen, doch dafür ist jetzt einfach keine Zeit mehr, sie will nicht zu spät kommen.

Vor der Tür wartet bereits ein Taxi, das die Agentur geschickt hat, um sie zum heutigen Einsatzort zu bringen.

* * *

Das Le Grande ist eines der Fünfsternehotels, die über einen ganz besonderen Luxus verfügen, der es Elena leicht macht, ihrer Tätigkeit nachzugehen: ziemlich dicke Wände.

Das Hotel ist vor einigen Jahren komplett saniert worden, aber die Mauern aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden erhalten. Sie schlucken jede Art von Geräuschen.

Am Empfang fragt sie nach der Suite 701.

»Ja, Madame, ich soll Ihnen ausrichten, dass man Sie bereits erwartet.«

Freundlich nickt Elena dem Angestellten zu und wendet sich Richtung Aufzüge.

Ihr Herz schlägt schnell, als sich die Fahrstuhltüren in der siebten Etage öffnen. Sie wirft einen prüfenden Blick in den Make-up-Spiegel, lächelt sich selbst aufmunternd zu, was in den letzten zwei Jahren zu einem festen Ritual geworden ist. Sie zieht die dunkelviolette Maske aus der Tasche. Die mit den kleinen weichen Federn an den Seiten, ein edles Design, das zu Elenas Lieblingsstücken gehört. Geschickt setzt sie sie auf, befestigt sie so, dass sie nicht verrutschen kann. Ein letztes Mal kontrolliert sie den Sitz in dem kleinen Spiegel, den sie tief ausatmend in ihrer Prada-Handtasche verschwinden lässt.

Auf ihr Klopfen hin öffnet sich nach wenigen Augenblicken die schwere Zimmertür.

»Daniel?«

Er lässt sie eintreten und schließt hinter Elena die Tür.

Erhobenen Hauptes schreitet sie ins Wohnzimmer und schaut sich prüfend um. Ihr Puls rast, als hätte sie einen Marathon absolviert.

»Sie sind also Daniel?« Den Namen hat ihr die Agentur als Code genannt. Echte Namen werden nicht benutzt, sind normalerweise auch nicht wichtig. Doch diesmal hätten sie auf den Codenamen verzichten können, denn in dem Augenblick, als sie sein Gesicht sieht, kennt sie seinen wahren Namen.

»So ist es. Und Sie sind Elena?« Seine Stimme ist ruhig und angenehm.

»Ja. Ich denke, auf Förmlichkeiten können wir verzichten.«

Er nickt und nimmt ihr den Mantel ab. »Bitte, nimm doch Platz. Ich möchte einige Dinge vorher mit dir klären.«

Etwas unsicher nimmt Elena auf dem mit Seide bezogenen Sofa Platz und schlägt ihre langen Beine übereinander.

Daniel setzt sich in einen Sessel ihr gegenüber und zupft an seinen Manschetten, sieht ihr prüfend ins Gesicht.

»Du kommst mir bekannt vor. Kann es sein, dass wir uns schon mal begegnet sind, Elena?«

So unauffällig wie möglich greift sie an ihre Maske und prüft den Sitz.

»Nein, ich denke nicht, dass wir schon mal das Vergnügen hatten.«

»Das meine ich nicht, denn daran würde ich mich bestimmt erinnern. Hätten wir schon mal miteinander Sex gehabt, wärst du jetzt nicht hier, denn ich schlafe nie zweimal mit ein und derselben Frau. Nur einmal und nie wieder.«

Erstaunt hebt Elena den Kopf. Sie hat bereits in der Agentur von dem legendären Daniel gehört, doch niemand hat erwähnt, wer wirklich hinter diesem Namen steckt. Dass es sich dabei um einen Banker handelt, dessen Gesicht in der Stadt ziemlich bekannt ist, davon war nie die Rede.

Elenas Herz rast nun, sie hat Angst, er könnte es hören. Wiederum muss sie die Coole geben, um ihre Rolle zu spielen.

»Ich meine im wirklichen Leben. Bist du sicher, dass wir uns nicht kennen? Denn das könnte ziemlich peinlich werden. Nicht für mich, mir ist nie etwas peinlich. Ich denke da eher an dich und deine Privatsphäre.«

»Nein, wir hatten noch nie das Vergnügen, in welchem Leben auch immer. Ich bin sicher, du würdest dich an mich erinnern.«

»Du bist ziemlich selbstsicher.« Er lächelt, doch sein Blick mustert sie weiter kritisch.

»In meinem Job muss man die Situation im Griff haben, wenn man oben liegen will.« Ihre Stimme klingt rauchig, ein wenig heiser, als würde sich eine Erkältung anmelden.

»Ist es das, was du tust? Immer oben liegen?«

Elena streicht sich lasziv eine ihrer roten Haarsträhnen über die Schulter, faltet dann die Hände auf ihrem Schoß und blickt Daniel unschuldig an.

»Finde es selbst heraus«, gibt sie zur Antwort.

»Gibt es etwas, was ein Tabu für dich darstellt?« Seine Haltung lockert sich etwas, das erkennt Elena daran, wie er tiefer in den Sessel rutscht.

»Die Agentur hat doch …«

»Ich weiß, welche Regeln die Agentur aufstellt, aber die interessieren mich nicht. Ich will wissen, was für dich tabu ist, Elena.«

Es erregt sie, wie er ihren Namen leise ausspricht. Es hat etwas Erotisches, das sie direkt an Küsse und leises Stöhnen denken lässt.

»Ich stehe nicht auf Schmerzen. Solltest du mir in irgendeiner Weise wehtun, und ich rede hier von wirklichen Schmerzen, ist das Date vorbei. Ansonsten bin ich nicht sehr zimperlich.«

Er nickt zustimmend. »Auch ich bin wenig mimosenhaft, aber ich bin weit davon entfernt, dir Schmerzen zuzufügen. Dann sind wir uns ja einig.«

»Eine Regel gibt es noch.«

»Die da wäre?«

»Die Maske bleibt, wo sie ist.«

* * *

Das Licht im Schlafzimmer ist ausgeschaltet, nur die beiden Nachttischlampen brennen, geben aber nicht viel Helligkeit her. Schwere Brokatvorhänge sind vor die Fenster gezogen, sodass niemand ins Zimmer schauen kann. Die Tür zum Bad steht halb offen.

Daniel schlägt die Bettdecke zur Seite und holt aus dem Badezimmer zwei weiße Bademäntel. Er kennt sich offenbar hier aus, aber vielleicht ist es auch nur seine Art, sich so selbstsicher zu bewegen.

Es duftet im Zimmer nach seinem Rasierwasser. Holzig, nicht zu aufdringlich, sexy.

Daniel legt die Mäntel auf die Couch, die an der Wand neben den Fenstern steht, und tritt hinter Elena. Sie spürt, wie er den Reißverschluss ihres Kleides öffnet. Mit vorsichtigen Bewegungen streift er ihr den Stoff vom Körper, sodass er sachte zu Boden fällt. Er berührt ihre Schultern, streichelt zart darüber.

»Deine Haut schimmert wie Elfenbein. Ich liebe dein rotes Haar, es leuchtet im Dunkeln wie der Blutmond in einer schwarzen Nacht.«

Seine Lippen sind nah an ihrem Ohr, berühren sie aber nicht. Er streichelt immer weiter die Rundungen ihrer Schultern. Seine Worte sind sinnlich und einschmeichelnd, wollen so gar nicht zu ihm passen.

Elena bleibt regungslos stehen und legt den Kopf in den Nacken. Ihr gefällt es, von ihm berührt zu werden. Das ist etwas, was nicht bei jedem Kunden der Fall ist. Wenn sie genau darüber nachdenkt, dann gefällt es ihr bei den wenigsten Kunden, eigentlich hat es ihr noch nie gefallen. Bis zu diesem Moment.

»Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu vögeln, bis du schreist«, flüstert er mit tiefer, ungeduldiger Stimme.

»Und mir wird es ein Vergnügen sein, dich zu vögeln, bis du dich nicht mehr bewegen kannst.«

»Das, liebe Elena, wird nie passieren.«

»Das, mein lieber Vincente, werden wir noch sehen.«

Kaum sind die Worte über ihre Lippen gerutscht, weiß Elena, dass sie einen Fehler gemacht hat.

Abrupt lässt er sie los und dreht sie um, starrt ihr überrascht in die Augen.

»Ich wusste, dass wir uns kennen.« Seine Stimme hat jede Zärtlichkeit verloren. Sein Blick ist kalt und distanziert.

»Bitte entschuldige, aber es ist nicht so, wie du denkst. Ich kenne dein Gesicht aus der Zeitung. Wir sind uns niemals persönlich begegnet. Es tut mir leid, es ist mir so herausgerutscht.«

Elena versagt fast die Stimme.

»Zieh dich wieder an.«

»Was?«

»Ich sagte, zieh dich wieder an, falls du es nicht verstanden hast. Ich will, dass du gehst. Der Abend ist hiermit beendet.«

»Aber du hast bereits den ganzen Abend bezahlt«, stammelt sie hilflos. Sie will nicht gehen. Der Abend soll noch nicht zu Ende sein!

»Glaubst du wirklich, in diesem Augenblick würde mich Geld interessieren? Ich will, dass du gehst, und ich möchte, dass die Agentur dich nie wieder zu mir schickt. Hast du das verstanden?« Er ist wütend.

Elena nickt, denn sie ist nicht in der Lage, etwas zu sagen. Schnell streift sie ihr Kleid über, zieht den Reißverschluss umständlich selbst zu. Als sie in den Salon hinübergeht, um ihre Tasche und den Mantel zu holen, folgt Vincente ihr, als hätte er Angst, sie könnte etwas mitgehen lassen.

An der Tür dreht sie sich noch einmal um und meint mit gepresster Stimme: »Du hast die Nacht deines Lebens verpasst, schade, dass du das nie herausfinden wirst. Dein Gesicht ist überall in der Stadt bekannt, es ist nur ein Zufall, dass dich bisher noch niemand mit deinem richtigen Vornamen angesprochen hat. Auf mich wirst du in Zukunft verzichten müssen, ich werde für dich nie wieder zur Verfügung stehen.«

Be my Secret – Vincente

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