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2.Der Nachbar von gegenüber

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Marco wohnte damals gleich gegenüber meiner Wohnung. Er ist zwei Jahre jünger als ich, was er aber, glaube ich, bis heute nicht herausgefunden hat. Ich bin wie gesagt recht klein und werde öfters für jünger gehalten. Vor Marco hatte Danny in dieser Wohnung gewohnt. Danny war etwa neun Jahre älter als ich und arbeitete in der Schuhindustrie. Das betone ich, da er mir immer mal wieder Säcke voller neuer Schuhe, die erst ein halbes Jahr später auf den Markt kamen, an die Tür gehängt hat. Danny war ein toller Nachbar! Aber ja, dann hat er geheiratet, wurde Vater und baute sich ein Haus. Zwar wohnt er immer noch in der Nähe, aber doch zu weit weg, um mir Schuhe an die Tür zu hängen … eigentlich schade.

Also, bleiben wir bei Marco. Marco ist kein Schlechter, nicht gerade ein Traumtyp, aber okay. Er ist groß, hat dunkelblondes bereits ziemlich lichtes Haar und seine Figur ist weder als schlecht noch als supersexy zu qualifizieren. Marco ist der introvertierte liebe Typ mit nicht allzu vielen Freunden. Zumindest dachte ich das anfangs, als er meistens am Samstagabend alleine in der Wohnung saß und fernguckte. Unsere Wintergärten stießen aneinander und dort hörte man eben alles. Nein, ich stalke nicht – ich sicher nicht. Bei ihm war ich mir dagegen plötzlich nicht mehr so sicher.

Eines Samstagabends stand ich mit meinen Freunden im Treppenhaus. Aufbruchstimmung in Richtung Party. Da kam Marco aus dem Lift … in einem alten Trainingsanzug, Waschkorb unter den Arm geklemmt, etwas gelangweilt. Spontan lud ich ihn ein, uns doch zu begleiten. Mit Freuden nahm er sofort an. Ein kurzer Spurt in seine Wohnung, um die Hose zu wechseln und die Jacke zu holen, und ab ging’s in Richtung Hauptstadt.

Die Stimmung war schnell recht ausgelassen. Wir tanzten und lachten viel. Alle. Alle außer Marco. Der saß gelangweilt an der Bar. Da ich ihn eingeladen hatte, setzte ich mich zu ihm und suchte das Gespräch. Auf die Frage, ob es ihm hier nicht gefalle, meinte er nur, er hätte das ganze Partymachen schon lange hinter sich gelassen. Interessant zu wissen, in Anbetracht der Tatsache, dass ich älter war als er. Nach einer Weile wurde es mir dann doch zu langweilig mit ihm und ich tanzte mir fröhlich mit einem ehemaligen Schulkollegen die Seele aus dem Leib.

In der Woche nach diesem Ausgang fing es dann an. Plötzlich hingen kleine Zettelchen an meiner Tür – »Hab einen schönen Tag« stand da beispielsweise drauf. Ein anderes Mal waren es Pralinen, die ich vor der Tür fand. Artig klingelte ich in der ersten Zeit nach der Arbeit bei ihm und bedankte mich für die spontanen Überraschungen, die auch ganz meinem Geschmack entsprachen. Nach und nach wurde es dann immer mehr zur Gewohnheit. Alle drei, vier Tage standen Blumen, Pralinen und Briefchen vor meiner Tür. Die Texte darauf wurden allerdings immer aggressiver. Einmal schrieb mir Marco, dass er das Bild, wie ich mit meinem Kumpel tanzte, nicht mehr aus dem Kopf bekäme. Er wisse nicht, wie ihm geschehe und was er tun würde, wenn ich mich je auf einen solchen Typen einlassen würde. Das Tollste an dieser Nachricht, war die Tatsache, dass es ein Post-it im Treppenhaus war. Also direkt an die Tür geklebt und für jedermann frei einsehbar. Peinlich war es ja eher für ihn als für mich. Aber die Notiz war voller Schreibfehler und das tat mir schon beim Lesen in den Augen weh. Das Thema Schreibfehler ist ein anderes und darauf gehe ich später noch ein. Es hat mich auf meinem Weg zum perfekten Partner nämlich immer wieder stolpern lassen. Sprich: Ich hasse Schreibfehler. Wozu gibt es eine Rechtschreibung?! Aber hallo.

Also, nachdem die Texte massiver und bedrohlicher wurden, klingelte ich abends nicht mehr bei ihm, um mich zu bedanken. Ich hängte ihm lediglich korrekt verfasste Notizen an die Tür mit Hinweisen wie »Merci, aber ich möchte das nicht mehr«. Daraufhin bekam ich an meine geschäftliche E-Mail-Adresse Nachrichten von ihm. Mehrfach wollte Marco mich am Abend schön ausführen oder zu einem Glas Wein auf seiner Terrasse einladen. Gut, dass ich aus Prinzip keinen Alkohol trinke – die beste Ausrede der Welt. Die Essenseinladungen habe ich einfach stets verneint und ihn gebeten, meinen Distanzwunsch zu respektieren. Irgendwann klappte das auch. Nämlich genau in dem Moment, als er dann seine Freundin kennenlernte.


Somit … nein, der Nachbar ist nicht der Richtige für mich. Sowieso gibt es in meiner heutigen Nachbarschaft nur Pärchen, und vergebene Typen sind für mich ein absolutes No-Go.

Single, weil die Auswahl scheiße ist

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