Читать книгу Single, weil die Auswahl scheiße ist - Karin Anja Roth - Страница 9
4.Die Empfehlung der Freundin
ОглавлениеDas kennt wohl jeder: Sobald das Wort Single gefallen ist, haben plötzlich alle Bekannten irgendeinen Freund oder einen Verwandten, den sie einem unbedingt vorstellen müssen. Gut, das könnte klappen, schließlich gibt es so eine Art Leumund. Eine gute Empfehlung sozusagen, denn die eigene Freundin möchte einem ja nichts Schlechtes.
So kam es, dass ich eines schönen Sommerabends beim Treffen mit Freunden an einer Public-Viewing-Veranstaltung zwei netten Herren vorgestellt wurde. Niko und Manuel hießen die beiden Gottesgeschenke. Lustig an der ganzen Geschichte: Die beiden wussten, dass sie jeweils mit der gleichen Dame – im hier vorliegenden Fall mit mir – verkuppelt werden sollten, was zu einer gewissen Konkurrenzsituation führte. Die Einzige, die davon nichts ahnte, war natürlich ich. So muss ich doch leicht verwirrt aus der Wäsche geguckt haben, als zwei junge Herren am Rande eines Fußballspieles mit Eifer um meine Gunst buhlten. Ich flirtete ja nicht zum ersten Mal, aber dass mir gleich zwei Herren auf einmal und so offensichtlich Komplimente machten, sich nach meinen Interessen erkundigten und sich selbst vermarkteten, fand ich schon etwas irritierend. Der Favorit kristallisierte sich dabei recht schnell heraus. Niko wirkte einfach lockerer, lustiger, authentischer und sympathischer. Zudem teilte er mit mir die Freude am Inlineskaten. Niko ist groß, hat ganz kurze braune Haare, dunkle Augen und wirkte von Beginn an irgendwie nett. Ja, ich weiß, nett ist der kleine Bruder von scheiße. Aber ich kann ihn hier nicht als mega gutaussehenden Beau anpreisen, denn das ist er nicht. Er ist eher der Typ Mann, der in der Menschenmasse untergeht, nicht auffällt. Ihn als netten Typen von nebenan zu verkaufen, wäre dagegen ein Leichtes.
Einen Tag nach diesem Fußballabend kam dann schon die erste SMS von ihm. Und einige weitere folgten. Schließlich verabredeten wir uns spontan zu einem Drink am See. So weit, so gut.
Meine liebe Freundin kam kaum aus dem Rühmen heraus, während ich mich doch fragte, ob mir Niko wirklich gefiel oder nicht. Es gab halt so gewisse Momente … kennst du das auch? Zum Beispiel als meine Freundin mich fragte, wo Niko und ich was trinken waren. Ob wir im Strandcafé am See gewesen seien. Als ich ihre Vermutung leicht überrascht bejahte, meinte sie, dass er das immer so mache. Aha, immer. Genau. Nichts Besonderes. Standardvorgang. Wollte ich mich so gewöhnlich fühlen? Fühlte ich überhaupt irgendwas? Zumindest ein Kribbeln?
Aber hey, man soll offen sein und einen Versuch wagen. Und von Gefühlen war sowieso noch nicht mal im Ansatz etwas zu spüren. Niko hingegen ließ es anders aussehen. Er schrieb mir andauernd, und seine ständigen Besuche bei meinen beruflichen Anlässen wie Wohnungsausstellungen oder Wirtschafts-Apéros waren fast schon aufdringlich und überforderten mich zunehmend. Der nette Herr legt sich ja mächtig ins Zeug für mich, dachte ich, während sich mein Umfeld schon sonst etwas zusammenreimte. Dabei war doch noch gar nichts gewesen.
Liebe Welt da draußen, es gibt nur zwei Gründe, weshalb sich Männer für eine Frau ins Zeug legen: 1. Gewisse körperliche Erwartungen, oder 2. Sie haben sonst gerade nichts zu tun. Gründe wie echtes Interesse an einer Person, Leidenschaft oder Liebe sind definitiv auf Hollywood zurückzuführen und haben nichts mit dem wahren Leben zu tun.
Wieso so pessimistisch? Das bin ich eigentlich gar nicht. Ich selbst würde mich als Realistin bezeichnen. Bodenständig ohne zu viele Emotionen.
Im Fall von Niko war ich wohl eher die Dumme. Der gute und von der Freundin empfohlene Niko, der ja ach so lieb und sensibel hätte sein sollen, lud sich doch tatsächlich zu mir nach Hause zum Abendessen ein. Als ich die SMS erhielt, dachte ich mir schon, hoppla, ganz schön keck, der Gute. Aber hey, vielleicht weiß ich nachher, ob er mir überhaupt gefällt, anstatt weiter per SMS zu flirten und mich an Geschäftsanlässen stören zu lassen.
Also kaufte ich ein. Alles, was das Männerherz begehren könnte. Den schlechten Ruf als miserable Köchin, den mir mein Exfreund immer anzudichten versuchte, wollte ich keinesfalls bestätigen. Nur so nebenbei bemerkt, ich kann gut kochen. Mir fehlt es nur an Praxis und wiederkehrenden Gästen. Aber wie gesagt, für Niko habe ich mir richtig Mühe gegeben. Ich bin sogar am Sonntagmorgen früh aufgestanden und habe einen Kuchen gebacken.
Tja … eine Stunde vor dem Treffen kam eine kurze SMS, dass es nun heute doch nicht so gut passen würde.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass am Vorabend ein wildes Stadtfest stattgefunden hatte und ich genau seit diesem Abend von Niko nicht mehr mit stündlichen Nachrichten versorgt worden war. Mein ganzes Essen vergammelte schlussendlich im Kühlschrank und ich gönnte mir eine Portion Cornflakes vor dem Fernseher. Alleine. Wie gewohnt.
Ah ja, genau, der gute und sensible Niko war mir ja eigentlich von einer Freundin empfohlen worden. Ihre Versprechungen wurden leider nicht erfüllt. Denn am Vorabend unseres geplanten Essens hatte er auf dem Stadtfest seine heutige Partnerin kennengelernt. Bei meiner Freundin, die ihn mir so angepriesen hatte, meldete er sich, glaube ich, erst fünf bis sechs Monate später mal wieder. Wenn ich ihn heute zufällig an einem Fest oder Konzert treffe, dann schaut er mich irgendwie immer reuig an. Ich glaube beinahe, dass er das Gefühl hat, ich trauere der Situation hinterher. Dem ist jedoch nicht so …
… denn knapp vier Wochen später lernte ich in meinem Wirtschaftsverein einen wirklich interessanten Mann kennen.