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Modell des Lernpythagoras

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Modell des Lernpythagoras


Sie kennen inzwischen die beiden Lernkurven für Wissen und Können sowie die dazugehörigen Metaphern. Vera F. Birkenbihl hat diese Grafiken häufig gezeichnet und immer wieder erklärt, da die Unterscheidung von Wissen und Können für ihre Methoden zentral sind. Der diplomierte Erwachsenenbildner und zertifizierte Birkenbihl-Trainer Stefan Holenstein hat sich mit ihr oft darüber ausgetauscht und sich mit der Frage beschäftigt, wie die beiden Bereiche beim Lernen zusammenspielen. Stellen Sie sich noch einmal das Haus vor, in dem sich auf dem Dachboden Wissen stapelt und im Keller die Trainingsgeräte stehen. Sie bewegen sich in den Räumen dazwischen. Es sind Ihre Kompetenzen, die Sie stetig ausbauen, indem Sie sich unter dem Dach mit dem nötigen Wissen bedienen und im Keller fleißig Ihre Fertigkeiten trainieren. Das Verhältnis von Können und Wissen beeinflusst die Kompetenz. Um dies zu veranschaulichen, entwickelte Stefan Holenstein das Modell des Lernpythagoras. Er präsentierte es im September 2012 im Rahmen eines Birkenbihl-Lehrer-Pilottreffens erstmals einem größeren Publikum. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren sehr positiv.


Das Modell[1] basiert auf dem bekannten Satz des Pythagoras: a2 + b2 = c2.

Wissen und Können stellen die beiden Seiten (Katheten) eines rechtwinkligen Dreiecks dar. Die dem rechten Winkel gegenüberliegende Seite ist die Hypotenuse, welche im Modell des Lernpythagoras dem Kompetenzfaktor entspricht. Das Modell des Lernpythagoras sieht also folgendermaßen aus: W2 + K2 = KF2. In der langen Form: Wissen2 + Können2 = Kompetenzfaktor2. Aus dem Resultat die Wurzel zu ziehen, ersparen wir uns, weil das Ergebnis eine hervorragende Metapher für die Kompetenz als Ganzes darstellt.

Die Fläche, die sich je nach Länge der Katheten ergibt, sagt etwas darüber aus, wie kompetent jemand ist. Je länger die zwei Seiten sind, desto größer wird das Quadrat. Oder anders formuliert: »Viel Wissen« und »viel Können« führt zu »viel Kompetenz«.


Betrachten wir das am Beispiel des perfekt ausgebildeten Fahrradtheoretikers, der nahezu alles über das Fahrradfahren weiß – jedoch noch immer nicht Fahrradfahren kann. Sie werden mit mir einig sein: Es braucht Wissen und vor allem auch Können, um schließlich erfolgreich Fahrrad zu fahren. Mit dem Pythagoras lässt sich dies visualisieren, indem die beiden Katheten in die fünf Kategorien Einsteiger (E), Fortgeschrittene 1 (F1), Fortgeschrittene 2 (F2), Profi (P) und Meister (M) eingeteilt werden. So entsteht eine Skala mit Werten von 1 bis 5. Diese können nun in die Formel eingesetzt werden.


Ich lasse meine Schülerinnen und Schüler ab und zu ihre eigene Englischkompetenz einschätzen. Wenn sich eine Lernende beim Wissen (Wissen über themenbezogene Inhalte in der Fremdsprache sowie vorhandenes Regelwissen) 1.8 Punkte und beim Können (Englisch sprechen und schreiben können) 3 Punkte gibt, errechnet sie eine Kompetenz von 12.24 Punkten (1.82 + 32 = 12.24). Dieser Wert lässt sich nun mit jenem von anderen Schülerinnen und Schülern vergleichen. Natürlich beruht das Resultat auf der Basis einer Selbsteinschätzung, bietet aber durchaus einen Anhaltspunkt für die tatsächliche Kompetenz.


Vielleicht möchten Sie Ihre eigenen Kompetenzen in einem bestimmten Bereich visualisieren? Hier haben Sie Gelegenheit dazu:


Sprechen wir von Kompetenz, dann meinen wir damit nicht ein einzelnes Element in den Bereichen Wissen und Können, sondern vielmehr das Resultat des Zusammenspiels der beiden Bereiche. Sie werden zu Handlungsfähigkeit verknüpft, die im »wahren Leben« relevant ist. Wie dies im Bereich des Sprachenlernens genau funktioniert, werden Sie am Ende dieser Buchlektüre wissen.

Gehirn-gerechtes Sprachenlernen (E-Book)

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