Читать книгу Elsternherz - Karin Kehrer - Страница 8
Kapitel 5
ОглавлениеIch konnte es kaum erwarten, Eileen von der Neuigkeit zu erzählen. Während ich das Abendessen vorbereitete – mit der Fertigung des Blätterteigs für das Filet hatte ich gestern Abend schon begonnen – summte ich übermütig vor mich hin. Es kam mir immer noch wie ein Märchen vor. Aber nein! Morgen würde ich zu Michael Campbells Wohnung fahren und dort von Mrs Forrester eingewiesen werden. Natürlich war ein Probemonat vereinbart worden, aber ich würde mich bemühen und mein Bestes geben.
Meine Schwester kam um halb acht, ihre Laune schwankte – wieder einmal – zwischen Überdruss und Mordlust. Auf die Frage, was sie gemacht habe und ob es ihr gut gehe, antwortete sie nur mit einem „Das geht dich einen Scheißdreck an!“ Sie warf Mantel und Handtasche achtlos auf den Boden der Diele, schleuderte ihre hochhackigen Schuhe von den Füßen und ließ sich mit einem Ächzen im Wohnzimmer auf die Couch fallen.
Ich sah sie stumm an. Sie wirkte erschöpft, hatte dunkle Ringe unter den Augen. Weiß Gott, wo sie sich herumgetrieben hatte!
„Ist das Essen fertig? Ich habe einen Bärenhunger!“
„Ja, natürlich. Krabbencocktail und Filet Wellington mit gedünsteten Erbsen und Karotten – wie befohlen!“ Ich lächelte.
„Was grinst du so?“, fauchte Eileen. „Hast dich wohl schön ausgeruht, während ich geschuftet habe, damit ich uns beide ernähren kann!“
Es versetzte mir einen Stich und meine gute Laune war wie weggeblasen. „Das ist nicht mehr notwendig. Ich habe seit heute einen Job.“
„Tatsächlich?“ Sie hob die Augenbrauen und musterte mich kalt. „Was ist es? Lass mich raten: Eine Putzstelle in einem Pub?“
Ich schüttelte den Kopf. „Haushälterin. Ziemlich gut bezahlt, mit eigener Wohnung.“
Sie sah mich so entgeistert an, dass ich mich beherrschen musste, um nicht loszulachen. Es hätte mir nicht gut bekommen, so wie sie momentan drauf war.
„Was? Wo? Wer ist so blöd und bietet dir eine solche Stelle?“
Das tat weh. „Warum nicht? Ich weiß, dass ich etwas kann – auch wenn du mir immer weismachen willst, dass ich zu nichts tauge. Sei doch froh, dass ich dir nicht mehr länger auf der Tasche liege.“
„Ist ja schon gut, musst nicht gleich die Beleidigte spielen, war ja nur ein Scherz. Also – bei wem?“
Sie lächelte ihr zuckersüßes Lächeln.
„Michael Campbell.“
Sie starrte mich einen Moment lang an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich habe mich verhört, oder? Sagtest du - Michael Campbell? Von Campell Limited?“
„Ja.“
Ich hätte ihre Reaktion kommen sehen sollen, aber wie so viele Male zuvor schaffte ich es nicht. Sie sprang blitzschnell auf, holte aus und schlug mich ins Gesicht. „Du lügst doch! Willst du dich über mich lustig machen?“
Ich starrte sie verdattert an, versuchte meine schmerzende Wange zu ignorieren. „Spinnst du? Warum sollte ich dich beschwindeln?“
Sie baute sich schwer atmend vor mir auf. „Also ist es wahr? Da passt man nur ein paar Tage lang nicht auf und schon – was fällt dir ein? Ausgerechnet Michael Campbell!“
„Warum? Kennst du ihn? Was ist mit ihm?“, fragte ich vorsichtig, obwohl ich bereits den Grund ihres Wutanfalls ahnte.
„Nichts, überhaupt nichts“, fauchte sie. „Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass du – ausgerechnet du – eine Stelle bei dieser angesehenen Familie bekommst. Du – du Nichts!“
In mir breitete sich ein heißes Brennen aus. Es stieg in meine Augen und ich versuchte mit aller Macht, es wegzublinzeln.
Eileen lächelte kalt. Sie genoss es, mich zu demütigen, weiß Gott, warum. Ich hätte eigentlich mittlerweile daran gewöhnt sein müssen. Aber sie schaffte es immer wieder aufs Neue, mir weh zu tun. Gut, das würde jetzt vorbei sein. Ich atmete tief durch. „Es ist mir egal, ob es dir gefällt oder nicht. Ich bin weg. Ich packe noch heute meine Sachen.“
Sie sah mich verblüfft und schweigend an. Dann erschien ein berechnender Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ich erschrak. Ich kannte auch das gut genug.
„Naja“, sagte sie gedehnt. „Vielleicht ist das sogar ein Wink des Schicksals. Du musst wissen, mit Michael verbindet mich etwas – Besonderes. Leider sehe ich ihn nicht so oft, wie ich es mir wünschen würde. Also ist es gut, wenn du ein Auge auf ihn hast.“ Jetzt lächelte sie strahlend. „Ja, das ist wirklich gut! Du wirst für mich spionieren! Du wirst mir genau berichten, was er so treibt. Mit wem er gerade ausgeht und so. Verstehst du mich?“
Ich schüttelte wie betäubt den Kopf. „Das … das kann ich nicht. Das wäre nicht fair. Wenn das herauskommt …“
Ich zuckte zusammen, als sie ihre Hände um meine Oberarme legte und ihre Nägel sich in meine Haut gruben. „Dann mach es so, dass niemand etwas merkt. Du hast ohnehin keine Wahl. Du weißt, was du mir schuldig bist. Denk an dein Dienstzeugnis! Ein Wort von mir und du bist deinen schönen Job schneller los als du deinen Namen sagen kannst!“