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Kapitel 5

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Tropfen rannen über die Fensterscheiben und hinterließen Furchen auf dem mit Staub bedeckten Glas. Perwyns Finger fuhr über diese dunklen Bahnen und folgte ihnen, bis sie am Rahmen des Fensters endeten. Eine Weile starrte er auf die Muster, welche die Regentropfen hinterließen. Unregelmäßige Linien, der Willkür höherer Mächte unterworfen, die mit ihnen spielten. Das Rauschen des Regens wirkte einschläfernd und lullte seine Sinne ein. Er presste die Stirn gegen das kühle Glas und schloss die Augen.

Er war müde, unendlich müde. Eigentlich hätte er die Schlachtpläne studieren sollen, welche ihm die Befehlshaber seiner Armee auf den Tisch hinter ihm gelegt hatten. Gleich nachdem die Flucht Alfryd Mernons und seines Untergebenen entdeckt worden war, hatte er den Befehl gegeben, ein Heer aufzustellen und sämtliche Truppen in Berinward-Arn zu versammeln. Außerdem durchkämmten seine Soldaten die Umgebung nach den beiden Flüchtigen. Sollten die Abtrünnigen wieder in seine Hände fallen, würde er sie selbst zu Tode foltern, das war gewiss.

Aber jetzt vermochte ihm selbst die Aussicht darauf, endlich wieder ein Schwert zu führen, keine Freude zu bringen. Er würde ohne Anthos in die Schlacht ziehen müssen. Ohne seinen geliebten Sohn, der ihm so ähnlich im Geist gewesen war.

Sollte ich im Kampf sterben, gibt es niemanden, der mein Erbe antreten kann.

Er lächelte bitter. Welcher meiner beiden missratenen Söhne wird mir nachfolgen? Sie werden um Berinward streiten wie zwei räudige Köter um einen Knochen. Oder meine Berater werden um jedes Fleckchen Besitz feilschen, das sie noch in ihre gierigen Hände bringen können.

Im Grunde genommen würde auch dieser Feldzug nur dazu dienen, den Reichtum der Adelsfamilien zu vergrößern. In Findward gab es viel fruchtbares Land, ein weiterer Zugang zum Meer würde den Berinwardern offenstehen. Halfyd-Arn war zwar keine besonders bedeutende Festung, aber sie in seinen Besitz zu bringen, hieß, den Großteil der von Menschen bewohnten Ländereien unter Kontrolle zu haben.

Unzählige magische Wesen bevölkerten die Wälder von Fallnon, Kend und Halfyd, boten die Möglichkeit auf interessante Zerstreuung und neue Erkenntnisse.

Seltsam. Nicht einmal die Aussicht darauf, sie aufzustöbern und ihnen den Prozess machen zu können, heiterte ihn auf.

Ohne Anthos zählte alles nichts.

Perwyn wandte sich ab und blinzelte die Tränen fort, die heiß in seinen Augen brannten. Es war zu spät, einen weiteren Erben zu zeugen. Seine Gemahlin war viel zu alt, um noch weitere Kinder zu gebären.

„Vielleicht sollte ich mir eine junge Frau nehmen“, überlegte er laut. Im gleichen Moment schüttelte er den Kopf. „Ich werde ein Greis sein, bevor ein weiterer Sohn das Mannesalter erreicht.“

Es ist zu spät, viel zu spät.

Ein Klopfen riss ihn aus den trüben Gedanken. Auf seine unwirsche Antwort betrat Trygvil Bandosant das Gemach.

Perwyn starrte ihn an. Auch sein oberster Berater war im Grunde genommen nur ein Heuchler, einer, der sein Fähnlein nach dem Wind richtete. Er hatte gelernt, diesen mageren Mann mit dem gierigen Leuchten in den Augen zu verachten. Dennoch schätzte er dessen Gehorsam.

„Herr? Befindet Ihr Euch wohl?“

Wie er diesen schmeichlerischen Ton hasste!

Perwyn bemühte sich, gleichgültig mit der Schulter zu zucken. „Habt Ihr Nachricht vom Verbleib Alfryd Mernons?“, fragte er so beiläufig wie möglich.

„Nein, leider nicht.“ Bandosant hob in einer Geste des Bedauerns die Hände. „Die Spuren haben sich in den Wäldern verloren. Aber so wie es aussieht, dürften sie nach Findward geflüchtet sein.“

„Nach Findward?“ Perwyn hob die Augenbrauen. Konnte das sein? Das mochte bedeuten, dass Alfryd Mernon mit diesen Magierinnen unter einer Decke steckte. Oder dass sie ihn in ihren Bann geschlagen hatten und er ihnen gefolgt war.

Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Nun. Das wäre doch bestimmt auch ein Grund, dort einmal nach dem Rechten zu sehen, nicht wahr?“

Bandosant nickte, sichtlich erfreut, dass sein Herr nun besserer Laune war. „Wir könnten ihre Auslieferung verlangen“, sagte er eifrig. „Wenn sie dem nicht nachkommen, greifen wir an.“

„Das werden wir ohne Zweifel tun. Und ich werde selbst dafür sorgen, dass der Kopf dieses Verräters das Burgtor von Berinward-Arn zieren wird.“ Perwyn trat an den Tisch, glättete die Pergamentrollen und betrachtete sie. „Was hört man sonst aus Findward?“

„Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass die Königin sich auf einen Angriff vorbereitet. Unsere Boten berichten lediglich, dass begonnen wurde, die Befestigungen an der Grenze von Fallnon instand zu setzen. Es herrscht noch immer Verwirrung. Sie hat niemanden, der geeignet ist, eine Armee anzuführen, geschweige denn irgendwelche Pläne, um Angriffe abzuwehren. Die Provinzverwalter sind viel zu sehr damit beschäftigt, sich in den Haaren zu liegen.“

Perwyn lachte. „Sehr gut. Halfyd-Arn wird wie eine reife Pflaume in unseren Schoß fallen. Sind die Truppen bereit zum Angriff?“

Trygvil Bandosant verneigte sich. „In wenigen Tagen werden die restlichen Einheiten aus der Provinz Sendwick eintreffen. Dann können wir den Feldzug beginnen.“

„Ah! Mein ältester Sohn hat also Vernunft angenommen und wird seinen Vater im Kampf unterstützen. Wie schön!“, spottete Perwyn. „Was ist mit den Truppen aus Ternwick?“

„Sind heute Morgen eingetroffen. Eintausend berittene Soldaten.“

Perwyn hob die Augenbrauen. „Mehr konnte mir mein Zweitgeborener nicht zur Verfügung stellen? Wie armselig!“ Er wedelte mit der Hand. „Aber lassen wir das. Es wird genügen.“ Ein erwartungsvolles Prickeln durchlief ihn. Ja, es war gut, wieder das Schwert zu führen! Ein Feldzug würde seine düsteren Gedanken vertreiben.

Diener des Feuers

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