Читать книгу Mygnia - Die Entdeckung - Karl Olsberg - Страница 6
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Das CERN lag nur wenige Minuten vom Genfer Flughafen entfernt. Alex hatte einen Termin mit dem Pressesprecher, Dr. Francois Delandre. Sie hatten sich am Besucherzentrum verabredet, das am Rand des ausgedehnten Campus der Forschungsanlage lag.
Auf dem Parkplatz harrte ein Dutzend Demonstranten im Nieselregen aus. Sie boten einen armseligen Anblick. Zwei von ihnen hielten ein Transparent, auf dem „End of the World – made in Switzerland“ stand. Sie alle trugen neongelbe Regencapes mit Radioaktivitäts-Warnzeichen.
Alex schüttelte den Kopf. Die Leute konnten einem fast leidtun. Kein Mensch beachtete sie.
Als er sich der Gruppe näherte, blickten ihn die Demonstranten neugierig an. Einer hob ein Megafon und begann, irgendwelche Parolen auf Französisch zu skandieren. Als Alex sich demonstrativ die Hände vor die Ohren hielt, senkte er das Gerät wieder.
Alex ging auf eine junge Frau zu, deren regennasses braunes Haar ihr im Gesicht klebte. Wenn er schon mit diesen Hysterikern reden musste, konnte er sich wenigstens einen hübschen Gesprächspartner aussuchen.
„Wogegen protestieren Sie hier eigentlich?“, fragte er auf Deutsch.
Die Frau lächelte ihn an, sichtlich froh, dass sich jemand für ihr Anliegen interessierte. „Gegen Arroganz und Überheblichkeit.“
Alex, der irgendeinen pseudowissenschaftlichen Schwachsinn oder diffuse Technologieängste zu hören erwartet hatte, blickte sie überrascht an. „Was meinen Sie damit?“
„Sind Sie Mitarbeiter des CERN?“
„Nein, ich bin Journalist.“ Er spürte, wie sich bei dieser Aussage Köpfe in seine Richtung drehten.
„Oh!“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Welche Zeitung?“
„Eine Zeitschrift. Abenteuer Universum.“
„Schön, dass Sie hier sind! Ich …“, begann die Frau, doch in diesem Moment zog einer der Demonstranten Alex an der Jacke.
„Mein Name ist Richard Forster“, sagte er auf Englisch. „Ich bin Physiker. Nach meinen Berechnungen besteht eine signifikante Gefahr, dass bei Protonenkollisionen mit Energien von mehr als 12 Teraelektronenvolt Seltsame Materie entsteht. Sie wissen, was das ist, Seltsame Materie?“
Alex wollte sich wieder der jungen Frau zuwenden, doch der Physiker ließ nicht locker. „Seltsame Materie entsteht, wenn sich ein Down-Quark unter großem Druck in ein Strange-Quark verwandelt und so aus einem Baryon ein Hyperon wird. Die so genannten etablierten Wissenschaftler behaupten, Hyperonen könnten auf der Erde nicht stabil existieren. Doch das Perfide ist, dass sie das sehr wohl können, vorausgesetzt, es gibt genug von ihnen. Die haben nämlich eine selbststabilisierende Wirkung. Und wenn genügend Hyperonen auf engem Raum entstehen, haben Sie Seltsame Materie. Und dann? Dann setzt eine Kettenreaktion ein, bei der immer mehr normale Materie in Seltsame Materie umgewandelt wird. Das ist unumkehrbar. Die gesamte Welt wird in Sekunden zu einem Klumpen Hyperonen zusammenschmelzen. Begreifen Sie, was das heißt?“
Alex nickte pflichtschuldig. Er hatte einen Artikel über das Thema geschrieben und wusste genug darüber, um die Argumentation nachzuvollziehen. Tatsächlich würde eine erbsengroße Kugel aus Seltsamer Materie ausreichen, um die Erde zu vernichten. Doch wenn sie so leicht entstünde, wie dieser Forster behauptete, gäbe es das Sonnensystem schon längst nicht mehr. Außerdem existierte sie bisher bloß in der Theorie – im gesamten Universum hatte man noch keinen Hinweis darauf gefunden, dass bei natürlichen Prozessen tatsächlich Seltsame Materie in signifikanten Mengen entstanden war. Er hütete sich jedoch, Gegenargumente zu nennen – das fanatische Leuchten in den Augen des Mannes signalisierte, dass er nicht klein beigeben würde, bis er entweder sein Gegenüber überzeugt hatte oder vor Entkräftung zusammenbrach.
Torben Großkopf hatte schon eine Menge bescheuerter Ideen gehabt, aber diese gehörte definitiv zu seinen schlechtesten.
„Es tut mir leid, ich habe jetzt einen Termin“, sagte Alex und drängelte sich an dem immer noch lamentierenden Physiker vorbei in Richtung des Besucherzentrums. Er warf der jungen Frau einen bedauernden Blick zu.
Dr. Francois Delandre ließ Alex fast eine halbe Stunde in einem schlicht eingerichteten Besprechungsraum warten. Er entschuldigte sich nicht für die Verspätung. Der Druck seiner perfekt manikürten Hände war fest, sein Lächeln professionell.
„Was kann ich für Sie tun, Monsieur Mars?“, fragte er auf Deutsch mit leichtem französischen Akzent. „Möchten Sie eine Führung durch die Anlage?“
„Später vielleicht. Zuvor würde ich gern mit Ihnen über mögliche Risiken beim Wiederanfahren des LHC sprechen.“
Delandre lächelte milde. „Risiken? Ich verstehe nicht, was Sie meinen.“
Alex spürte, wie seine intuitive Abneigung gegenüber diesem gelackten Schnösel zunahm. Immerhin hatte er seinen Terminwunsch in einer langen E-Mail begründet, in der er explizit auf die im Internet veröffentlichten Argumente der LHC-Gegner eingegangen war. Entweder hatte Delandre sie nicht gelesen, oder er tat bloß so.
„Da draußen stehen Demonstranten, die vor möglichen Gefahren eines Wiederanfahrens warnen“, sagte Alex und zeigte auf das Fenster.
Delandre nickte. „Sehen Sie, wenn man etwas Neues macht, gibt es dagegen immer Widerstand. Menschen misstrauen dem Unbekannten. Das ist ein Impuls, den uns die Evolution mitgegeben hat. In der Steinzeit war er sicher nützlich, aber heute behindert er den Fortschritt. Wenn wir jedes Mal auf die Zweifler und Mahner gehört hätten, dann würden wir noch mit Pferdekutschen herumfahren und Kranke zur Ader lassen, statt ihnen Medikamente zu verabreichen.“
„Sie sind also der Meinung, dass man die Risiken der Forschung ignorierten sollte?“, fragte Alex.
Delandre machte ein erschrockenes Gesicht. „Selbstverständlich nicht! Aber um diese Risiken zu beurteilen, benötigt man Fachkompetenz. Die ist hier am CERN in einer Menge vorhanden wie an keinem anderen Ort der Welt. Mehrere Nobelpreisträger arbeiten an unseren Experimenten mit. Glauben Sie mir, wir haben sämtliche Risiken, die sich aus dem Betrieb des Beschleunigers ergeben könnten, sehr sorgfältig geprüft. All das ist längst öffentlich ausdiskutiert worden. Es gab mehrere Gerichtsverfahren, die Gegner gegen uns eingeleitet hatten. In allen Fällen haben wir obsiegt. Außerdem betreiben wir hier schon seit Jahren Forschung, ohne dass irgendetwas passiert wäre. Aber das wissen Sie sicher alles, als Redakteur, der seine Hausaufgaben gemacht hat, nicht wahr?“
Alex fühlte sich mehr und mehr genötigt, die Kritiker der Experimente zu verteidigen. Dabei war er doch selbst der Meinung, dass die Ängste der Menschen irrational und unbegründet waren. Doch Delandres arrogante Art machte es ihm unmöglich, einfach zuzustimmen. „Bis jetzt ist der LHC nur bis zur Hälfte seiner maximalen Energie hochgefahren worden. Woher wollen Sie wissen, was passiert, wenn Sie 14 Teraelektronenvolt erreichen?“
„Das Standardmodell der Physik sagt ziemlich genau voraus, was dann passieren wird“, erklärte Delandre.
„Wenn das schon vorher klar ist, warum bauen Sie dann eine Anlage, die viele Milliarden Euro kostet? Ist das nicht eine enorme Verschwendung von Steuergeldern?“
Delandres Miene verdüsterte sich. „Die Investitionen in diese einzigartige Forschungseinrichtung werden von zwanzig Ländern gemeinsam getragen. Ähnlich wie die Internationale Raumstation ISS sind wir ein Projekt, an dem fast die gesamte Menschheit beteiligt ist und von dem alle Menschen profitieren. Wir tragen also nicht nur zur Forschung bei, sondern auch zur Völkerverständigung. Und um Ihre Frage zu beantworten: Wir wissen zwar schon ziemlich viel über den Aufbau des Universums, aber einige wichtige Details fehlen uns noch, und genau die erforschen wir hier.“
„Mit ‚Details‛ meinen Sie sicher die Tatsache, dass Sie keine Ahnung haben, woraus 95 Prozent aller Energie und Materie bestehen, nicht wahr?“
„Ich würde nicht sagen, dass wir ‚keine Ahnung‛ haben“, widersprach Delandre. „Es gibt verschiedene Theorien dazu. Wir wissen nur noch nicht, welche richtig ist.“
„Und wenn sie alle falsch sind? Wenn sich herausstellt, dass wir genauso daneben liegen wie die Physiker gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit ihrer Äther-Theorie? Was, wenn die Gegner da draußen am Ende recht behalten? Immerhin hat man auch Kopernikus und Darwin als Spinner abgetan.“ Alex stellte verblüfft fest, dass er gerade dieselben fadenscheinigen Argumente benutzt hatte wie Torben vorgestern. War es wirklich so leicht, auf den wissenschaftlichen Holzweg zu geraten? Bloß weil einem jemand, der die Wahrheit vertrat, unsympathisch war?
„Nur, weil manche Zeitgenossen Kopernikus als Narr bezeichnet haben, heißt das nicht, dass jeder Narr ein Kopernikus ist“, sagte Delandre mit süffisantem Lächeln. „Natürlich wissen wir vieles noch nicht, sonst bräuchten wir den LHC nicht, da haben Sie recht. Vielleicht stellen sich am Ende alle unsere Theorien über das Universum als falsch heraus. Aber deswegen geschehen hier noch lange keine Wunder.“
„Einige Physiker behaupten, dass bei den Teilchenkollisionen unter bestimmten Umständen Schwarze Löcher entstehen könnten.“
Delandre setzte wieder sein arrogantes Lächeln auf. „Diese Argumentation wurde bereits 2007 überzeugend widerlegt. Wenn tatsächlich winzige Schwarze Löcher entstehen würden, was extrem unwahrscheinlich ist, so wären diese instabil und würden innerhalb von Nanosekunden zerstrahlen.“
„Was ist mit Seltsamer Materie?“, fragte Alex, dem die Argumente ausgingen.
Delandre zog eine Augenbraue hoch. „Wie kommen Sie darauf, dass hier Seltsame Materie entstehen könnte?“
„Es ist eine Theorie, die die Gegner der Versuche vertreten.“
„Sie meinen die Pamphlete von diesem Scharlatan Richard Forster? Sie wollen ernsthaft, dass wir uns mit diesem Unfug auseinandersetzen? Dr. Forster hat hier am CERN gearbeitet. Es gab einige Unregelmäßigkeiten, daraufhin wurde er entlassen. Seitdem führt er einen persönlichen Rachefeldzug gegen uns. Seine Argumente halten einer wissenschaftlichen Prüfung nicht stand. Sehen Sie, es ist nämlich so …“
Delandre ging zum Flipchart und schrieb ein paar komplizierte Formeln auf. Er begann in einem langen Monolog die physikalischen Grundlagen der Seltsamen Materie zu erläutern und darzulegen, warum es völlig unmöglich sei, dass sie bei Teilchenkollisionen mit einer Energie von maximal 14 Teraelektronenvolt entstehen könne. Alex, der als Journalist nur über Grundkenntnisse der theoretischen Physik verfügte, konnte den Ausführungen kaum folgen, schwieg jedoch. Er wusste, dass Delandre hier bloß eine Show abzog, um ihn mit seinem Wissen zu beeindrucken.
„Ich hoffe, damit ist alles geklärt“, sagte der Pressesprecher schließlich. „Haben Sie noch weitere Fragen? Ansonsten schlage ich vor, dass Sie den Globe of Science and Innovation, unser populärwissenschaftliches Museum, besuchen. Dort erhalten Sie detaillierte Informationen über die Experimente, die wir hier durchführen. Ich habe jetzt leider den nächsten Termin. Herzlichen Dank, dass Sie sich herbemüht haben, Monsieur Mars. Auf Wiedersehen.“
Alex bedankte sich für das Gespräch. Als Delandre gegangen war, sah er auf die Uhr. Der Termin hatte kaum mehr als eine halbe Stunde gedauert. Sein Rückflug ging erst am späten Nachmittag. Was für eine Geld- und Zeitverschwendung!
Auch wenn ihm der Mann unsympathisch war, wusste Alex, dass der Pressesprecher mit seinen Argumenten recht hatte. Es gab nichts zu sagen, was nicht schon gesagt worden war. Wie er aus dieser Lappalie einen spannenden Artikel machen sollte, war ihm schleierhaft.
Als Alex aus dem Besucherzentrum heraus trat, hatte der Regen aufgehört. Die Demonstranten diskutierten mit ein paar in Jeans und T-Shirts gekleideten jungen Leuten, wahrscheinlich Studenten oder Mitarbeiter des CERN. Der englische Physiker textete gerade einen bärtigen Mann zu, wobei er seine Ausführungen mit ausladenden Armbewegungen unterstrich.
Die Frau, mit der Alex vorhin hatte sprechen wollen, stand etwas abseits, ohne sich an den Gesprächen zu beteiligen. Sie wirkte gelangweilt.
Alex ging auf sie zu. Sie lächelte, als sie ihn wiedererkannte. „Haben Sie Antworten auf Ihre Fragen bekommen?“
„Noch nicht auf alle“, sagte er. „Haben Sie Lust, einen Kaffee mit mir zu trinken?“
Die Frau erschrak ein wenig und blickte sich hilfesuchend um, doch alle ihre Mitstreiter waren in Diskussionen vertieft. Gerade lachte einer der Studenten laut über eine Behauptung eines CERN-Gegners und tippte sich an die Stirn.
„Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht viel erzählen“, sagte sie. „Ich verstehe ehrlich gesagt kaum etwas von Physik.“
„Umso besser“, erwiderte Alex. „Kommen Sie, ich glaube, hier wird Sie bis auf Weiteres niemand vermissen.“
Sie lächelte. „Da haben Sie wohl recht. Also schön.“
Sie gingen ins Besucherzentrum, in dem es eine kleine für die Öffentlichkeit zugängliche Cafeteria gab. Alex holte an der Theke für sich einen Latte Macchiato und für seine Gesprächspartnerin einen schwarzen Tee. „Ich habe mich noch nicht vorgestellt“, sagte er, während er die Getränke auf den Tisch stellte. „Mein Name ist Alex Mars. Wie gesagt bin ich Redakteur bei Abenteuer Universum.“
„Maja Rützi. Ich bin Autorin.“ Sie blickte ein wenig verlegen, als sei das etwas Unanständiges.
„Autorin? Was schreiben Sie?“
„Kinderbücher hauptsächlich. Vielleicht haben Sie schon einmal von Carlo, dem grünen Umweltelefanten gehört?“
„Ja, ich glaube schon“, log Alex. „Und Sie wollen ein Kinderbuch über die Gefahren des LHC schreiben?“
Sie schüttelte heftig den Kopf, so dass ihr langes kastanienbraunes Haar hin und her wogte. „Nein, nein. Wie schon gesagt, ich verstehe nicht viel von Physik.“
„Warum sind Sie dann hier?“
„Eigentlich bloß wegen eines Freundes. Er ist Physiker.“
„Doch nicht dieser Richard Forster?“
Sie lächelte. „Nein. Richard ist eigentlich ganz nett, aber wenn er in Fahrt gerät, ist er kaum zu bremsen.“
„Das habe ich gemerkt.“
„Ich wohne in Cessy, kurz hinter der französischen Grenze. Da gibt es ein paar Deutsche, mit denen ich befreundet bin. Einer davon ist Heiner Krombach. Er hat einige Jahre am CERN gearbeitet, doch dann hat er sich mit dem wissenschaftlichen Leiter überworfen. Seitdem ist er so eine Art Wissenschaftsphilosoph.“
„Ist er heute hier?“
„Nein. Er hält diese Aktion für sinnlos und glaubt, dass wir uns bloß lächerlich machen.“
„Da könnte er recht haben. Aber warum machen Sie dann mit?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Heiner hat mich mit den anderen zusammengebracht, Leute, die wie er selbst dem klassischen Wissenschaftsbetrieb kritisch gegenüberstehen. Aber es gab einen Streit über die Ausrichtung der Gruppe zwischen Heiner und Richard. Schließlich hat Heiner die Gruppe verlassen. Ich habe nicht wirklich verstanden, worum es in dem Streit ging, aber am Ende bin ich in der Gruppe geblieben. Als sie mich dann gefragt haben, ob ich heute mitmache, da konnte ich einfach nicht nein sagen.“
„Machen Sie sich denn Sorgen, dass durch die Experimente hier tatsächlich die Welt vernichtet werden könnte?“
„Wie schon gesagt, ich verstehe nicht allzu viel davon. Aber eigentlich geht es mir gar nicht um den LHC und das CERN. Es stört mich, dass sich die Wissenschaftler so wenig Gedanken über die Folgen dessen machen, was sie tun.“
„Dem würde ich nicht zustimmen. Es gab sehr ausführliche Diskussionen über das, was hier am LHC passieren könnte, und umfangreiche Risikoabschätzungen. Sie sind alle öffentlich einsehbar.“
„Das meine ich nicht. Ich meine die Folgen der Erkenntnisse, die hier gewonnen werden. Als Fermi und sein Team den ersten Atomreaktor bauten, haben sie nicht bedacht, dass sie damit eine Technik schufen, die die Menschheit in die Lage versetzen würde, sich selbst zu vernichten.“
„Sie verstehen ja doch was von Physik. Jedenfalls kenne ich nicht viele Frauen, die wissen, wer Enrico Fermi war.“
Sie lächelte. „Namen kann ich mir merken, Formeln nicht.“
„Und Sie haben Angst, dass die Physiker hier die Grundlagen für neue Waffen entwickeln?“
„Das wäre doch möglich, oder? Heiner Krombach hat da eine Theorie entwickelt, er nennt es die Physikalische Falle. Als er mir davon erzählt hat, konnte ich eine Nacht lang nicht schlafen.“
„Was ist das für eine Theorie?“
„Vereinfacht gesagt vermutet er, dass es ein physikalisches Prinzip gibt, dessen Entdeckung zwangsläufig zur Vernichtung der Spezies führt, die es entdeckt. Er sagt, das könnte auch eine Erklärung für das Fermi-Paradoxon sein. Das ist der eigentliche Grund, weshalb ich heute hier bin: Ich möchte, dass die Leute am CERN uns zuhören, dass sie zumindest über diese Möglichkeit nachdenken.“
„Tun sie das denn nicht?“
„Wir haben schon mehrfach versucht, mit offiziellen Vertretern des CERN zu sprechen, aber wir bekommen immer nur diesen Dr. Delandre vorgesetzt. Ein arroganter Schnösel!“
„Das kann man wohl sagen.“ Alex nahm einen Schluck Kaffee und dachte einen Moment nach. Etwas, das Maja Rützi gerade gesagt hatte, machte ihn neugierig. „Noch mal zu dieser Theorie Ihres Freundes. Sie erwähnten das Fermi-Paradoxon. Wie genau hängt das mit den Experimenten hier am LHC zusammen?“
„Ich fürchte, ich kann Ihnen das bei Weitem nicht so gut erklären wie Heiner. Sie sollten mit ihm sprechen. Er hat wie gesagt lange am CERN gearbeitet und versteht wohl besser als die Meisten, was dort genau passiert.“
„Mein Flieger zurück nach Hamburg geht erst heute Nachmittag. Falls es möglich ist, könnte ich ihn heute noch treffen.“
„Warum nicht? Er ist normalerweise in seinem Haus in Gex. Ich kann ihn ja mal anrufen.“
Als Alex am Abend in der Maschine nach Hamburg saß, hatte er das Gefühl, dass sich die Reise nach Genf doch gelohnt hatte. Sobald die Anschnallzeichen erloschen waren, klappte er sein Netbook auf und begann, den ersten Entwurf eines Artikels zu schreiben.