Читать книгу Flucht aus der Würfelwelt - Karl Olsberg - Страница 5

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3.

Der Hügel, auf dem ich meine Hütte errichtet habe, liegt am Rand einer weiten Ebene. Ich durchquere sie und erreiche den Wald auf der anderen Seite. Wo genau hab ich beim letzten Mal meine Hütte gebaut? Der exakte Standort ist wichtig, denn genau darunter lag der unterirdische Fluss, in den ich gestürzt bin und der zur Höhle mit Gronkhs Behausung führte. Doch der Wald ist groß, und meine Erinnerungen sind undeutlich. Die Sonne steht bereits niedrig, und ich will die Nacht lieber nicht im Freien verbringen. Also schlage ich rasch noch ein paar Holzwürfel und baue eine primitive Hütte, wobei ich darauf achte, wie beim letzten Mal einen steilen Hang als Rückwand zu nutzen.

Sobald ich ein Dach über dem Kopf habe, grabe ich in die Tiefe. Natürlich nicht einfach senkrecht nach unten wie beim ersten Mal, sondern in einer spiralförmigen Treppe. Nachdem ich auf eine Eisenerzader gestoßen bin und auch einige Kohleblöcke gefunden habe, crafte ich mir einen Stapel Fackeln und einen Brustpanzer – für eine Vollrüstung reicht das Eisen noch nicht. Dann grabe ich weiter.

Bald ist klar, dass ich die Hütte nicht an der richtigen Stelle gebaut habe. Aufs Geratewohl grabe ich einen Stollen, der parallel zum Waldrand verläuft. Nach kurzer Zeit höre ich vertraute Geräusche: die Unnghs von Zombies und das Knochenklackern von Skeletten. Ich ändere die Richtung des Gangs, so dass die Geräusche lauter werden, bis ich schließlich eine Höhle finde. Aber ist es die Richtige?

Bevor ich die Gelegenheit habe, das herauszufinden, trifft mich ein Pfeil. Autsch! Rasch bringe ich an der Wand eine Fackel an. Ihr flackerndes Licht beleuchtet eine schmale Höhle, in deren Mitte sich ein Fluss schlängelt. Der Boden liegt zwei Blöcke unterhalb meines Ganges. Zwei Skelette und ein Zombie sind zu sehen. Kein ernsthaftes Problem für einen erfahrenen Computerspieler. Beherzt springe ich in die Höhle und stürze mich auf das erste Skelett, wobei ich mich im Zickzack bewege, um den Pfeilen auszuweichen. Kurze Zeit später sind von den drei Monstern nur noch ein paar faulige Fleischfetzen, Knochen und Pfeile übrig.

Ich folge dem Flusslauf, wobei ich alle paar Schritte eine Fackel an der Wand anbringe. Hin und wieder treffe ich auf ein einzelnes Monster, mit dem ich jedoch mühelos fertig werde. Sobald ich Eisen in der Höhlenwand schimmern sehe, baue ich die Blöcke ab.

Nach einer Weile öffnet sich der tunnelartige Flusslauf in eine weite Höhle. Ich erkenne ihre Form wieder: Dies ist der Ort, an dem ich Gronkh traf. Doch von seiner unterirdischen Behausung ist nichts zu sehen. Enttäuscht lasse ich meinen Frust an ein paar unschuldigen Skeletten und Kriechern aus.

Nachdem ich die ganze Höhle mit Fackeln erleuchtet habe, ist mir klar, dass nicht nur Gronkhs Behausung fehlt. Auch von dem versunkenen Tempel mit dem riesigen Steingesicht im Inneren ist keine Spur zu finden. Ich kann nicht denselben Weg wie beim ersten Mal gehen, um aus der Würfelwelt zu fliehen. Das Auryn hat mir zwar ermöglicht, die Welt, durch die ich irrte, neu zu erschaffen, aber die Kopie ist offensichtlich nicht exakt.

Was nun? Ich könnte hier eine Hütte bauen und hoffen, dass Gronkh vielleicht irgendwann vorbei kommt. Wäre es nicht ironisch, wenn sich herausstellte, dass nicht er seine unterirdische Behausung gebaut hat, sondern ich? Aber das würde nicht funktionieren. In dieser Welt gibt es keinen Gronkh. Wenn ich keinen anderen Ausweg finde, werde ich für immer einsam herumirren, ohne einen Freund, mit dem ich sprechen kann.

Eine tiefe Traurigkeit überkommt mich. Diesmal wird mir niemand helfen, weder Gronkh noch Concrafter, weder Platon noch der Tod. Dr. Johannsen hatte recht: Es war ein Fehler, die Tür zur Würfelwelt zu öffnen. Indem ich vor der Realität geflohen bin, habe ich alles nur noch schlimmer gemacht. Wenn ich doch wenigstens Platons Warnung beachtet und die Macht des Auryns nicht genutzt hätte!

„Amelie!“, rufe ich in meiner Verzweiflung. „Amelie! Kannst du mich hören?“

Doch zur Antwort höre ich nur den Nachhall meiner eigenen Stimme, die von den Höhlenwänden zurückgeworfen wird.

Flucht aus der Würfelwelt

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