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Die erste Beute

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Am nächsten Morgen nach der Flucht vor dem Luchs kroch der Welpe unausgeschlafen und in bedrückter Stimmung aus seinem Versteck. Er vermisste seine Eltern sehr.

Vorsichtig sah er sich nach allen Seiten um, lauschte und hob die Nase, um zu wittern. Es war keine Gefahr zu bemerken, also verließ er sein Versteck und begann, die Umgebung zu erkunden.

Schon bald entdeckte er eine kleine, sonnenbeschienene Wiese und unter den warmen Strahlen der Sonne besserte sich seine Stimmung etwas. Doch jetzt verspürte er Hunger.

Großen Hunger.

Immer noch wagte er es nicht, durch Heulen seine Eltern auf sich aufmerksam zu machen, also musste ihm selbst etwas einfallen, um seinen Hunger zu stillen.

Dicht vor dem Welpen huschten Feldmäuse durchs Gras. Langsam schlich er näher. Er wusste noch nicht, wie man jagt, aber sein Instinkt leitete ihn ab jetzt. Als er meinte, nahe genug zu sein, sprang er mit angewinkelten Vorderpfoten hoch und auf die Mäuse zu. Im letzten Moment, bevor er eine von ihnen erreichte, streckte er seine Pfoten nach vorn und versuchte, eine auf den Boden zu drücken.

Und er hatte Glück.

Zwar traf er nicht den Körper, aber es gelang ihm, den Schwanz einer Maus mit seiner Pfote am Boden festzuhalten. Als diese versuchte sich loszureißen, biss er zu.

An einer Maus war jedoch nicht sehr viel dran und besonders gut schmeckte sie ihm auch nicht, aber es war seine erste selbst erlegte Jagdbeute. Unbändig stolz auf sich zerkaute er sie und schluckte sie herunter.

Sofort fühlte sich sein Magen besser an. Aber eine Maus ist selbst für einen kleinen Wolf nur ein winziger Brocken und schon bald meldete sich sein Magen wieder. Jetzt hatte er noch größeren Hunger als vorher.

Ermutigt durch den ersten Erfolg suchte er die Wiese weiter ab, doch die Mäuse waren alle in ihren Löchern verschwunden. Er wusste noch nicht, dass man sie auch ausgraben konnte. So schlich er weiter, schnüffelte unter jedem Busch und hinter jedem Stein, fand aber trotz aller Mühe nichts, was sich fressen ließ.

Dann aber stolperte er plötzlich in ein am Boden verstecktes Schneehuhnnest mit drei Küken.

Die Henne versuchte noch, sich ihm durch scheinbar hilfloses Flattern als bessere Beute anzubieten und ihn dadurch von ihrem Nest fort zu locken, aber er beachtete sie gar nicht. Die Küken lagen direkt vor seiner Nase und er fraß alle drei auf.

Jetzt fühlte er sich satt und hätte sich zufrieden schlafen legen können, aber er begann erneut, die Einsamkeit zu spüren. Wie gern wäre er jetzt wieder bei seinen Eltern.

Als die Sonne erneut unterzugehen begann, nahm er deshalb all seinen Mut zusammen, reckte seinen Kopf nach oben und heulte seine Einsamkeit hinaus.

Zunächst geschah nichts.

Kurz darauf aber vernahm er, nicht allzu weit entfernt, eine Antwort und hörte etwas auf sich zukommen.

Vorsichtshalber versteckte er sich wieder, aber es war sein Vater, dicht gefolgt von der Wölfin, die da auf ihn zuliefen. Sie hatten Erfolg bei der Jagd gehabt, waren zum Lager zurückgekehrt und hatten anhand der Spuren gesehen, was geschehen war. Als sie die Fluchtspur des Welpen entdeckt hatten, waren sie der gefolgt und so ganz in der Nähe gewesen, als sie sein Heulen hörten.


Fünfunddreißigtausend Jahre vor unserer Zeit

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