Читать книгу Fünfunddreißigtausend Jahre vor unserer Zeit - Karl Reiche - Страница 13
Kaars erste Begegnungen mit den Wölfen
ОглавлениеZwei Tage, nachdem sie sich in der Höhle eingerichtet hatten, gingen Kaar, En und Raf, wie abgesprochen, auf die Jagd.
Die Frauen und die anderen Männer erkundeten die nähere Umgebung der Höhle, um dort nach essbaren Pflanzen und Früchten zu suchen und Kleinwild zu jagen. Sie dagegen folgten dem Flüsschen talaufwärts in Richtung auf die westlichen Berge zu, weil sie sich den dortigen dichten Bergwald anzusehen und größeres Wild erlegen wollten.
Zu ihrer Freude fanden sie heraus, dass auch der Bergwald nicht durchgehend dicht mit Bäumen bestanden, sondern auch von zahlreichen grasbedeckten Lichtungen durchsetzt war, auf denen Hirsche und Rehe weideten. Als sie weiter hinauf stiegen, sahen sie, dass der Wald dort in eine Gebirgslandschaft mit flachen Hochtälern und einer steppenartigen Vegetation überging. Und dort bemerkten sie weiteres Wild: Riesenhirsche, Wildpferde, Rentiere und Wisente, die diese letzten Herbsttage nutzten, um sich hier vor Beginn des Winters ausreichende Fettreserven anzufressen. Ganz in ihrer Nähe graste eine Gruppe Riesenhirsche.
„Hier oben gibt es, genau wie im Tal, genügend Wild. Wir werden in diesem Winter nicht hungern müssen“, meinte Kaar zufrieden zu seinen beiden Begleitern, „lasst uns einen oder zwei dieser Riesenhirsche erlegen.“
Das steppenartige Gelände bot genügend Deckung in Form von kleinen Büschen und Sträuchern und so konnten sie sich an eine Gruppe von fünf dieser Hirsche heranschleichen. Sobald sie in Reichweite ihrer Wurfspeere waren, brachen sie aus ihrer Deckung und schleuderten die Speere.
En und Raf hatten gemeinsam auf einen Hirsch gezielt und Kaar auf einen der anderen. Alle drei Speere trafen.
Kaars Speer drang dem Hirsch zwar tief in die Brust, verletzte ihn auch schwer, aber nicht sofort tödlich. Der Hirsch floh bergab in den Wald. Dagegen war der andere Hirsch von Ens und Rafs Speeren gleichzeitig getroffen worden und sofort tot zu Boden gestürzt.
„Schafft ihr es, diesen Hirsch in die Höhle zu tragen?“, fragte Kaar die beiden anderen.
„Was für eine Frage. Natürlich schaffen wir das, “ antwortete ihm Raf. „Was hast du denn vor?“
„Ich werde meinem Hirsch folgen. Er ist schwer verletzt und wird den Speer in seiner Seite nicht lange überleben. Vielleicht gelingt es mir doch noch, ihn zu erlegen.“
Er machte sich auf den Weg. Der Hirsch war panisch bergab geflohen und hatte eine deutlich sichtbare Blutspur hinterlassen, der Kaar mühelos folgen konnte. Er war bereits eine ganze Weile unterwegs und ihre Höhle konnte eigentlich nicht mehr allzu weit entfernt sein, als er den Hirsch endlich sah. Von der schnellen Flucht und dem Blutverlust geschwächt, stand er zwischen den Bäumen. Sein gewaltiges Geweih behinderte ihn jetzt an einer weiteren Flucht.
Als Kaar näher kam, sah er zu seiner Überraschung drei Wölfe, die um den Hirsch herum schlichen und ihn belauerten. Es waren ein erwachsenes Wolfspaar und ein fast ausgewachsener Jungwolf, wohl der letzte Überlebende des diesjährigen Wurfes. Noch wagten die Wölfe es nicht, den Hirsch anzuspringen. Sie warteten darauf, dass er zusammenbrach. Dann würden sie sich auf ihn stürzen und ihm den Garaus machen.
Als Kaar sich näherte, wichen die Wölfe knurrend ins Unterholz zurück. Kaar beachtete sie nicht weiter. Zwei erwachsene Wölfe und ein Jungwolf stellten keine große Gefahr für ihn dar. Er war mit einem Messer, mehreren Wurfspeeren und einer Lanze bewaffnet und konnte es mit zwei ausgewachsenen Wölfen durchaus aufnehmen. Zusätzlich trug er ja auch noch seine Steinaxt im Gürtel.
So näherte er sich dem erschöpft und apathisch dastehenden Hirsch von der Seite und gab ihm mit einem Lanzenstich in die Halsschlagader den Gnadenstoß. Als der Hirsch zu Boden stürzte, überlegte Kaar sein weiteres Vorgehen. Ihre Höhle konnte zwar nicht mehr weit entfernt sein, aber wenn er hinging, um einige der Anderen zu holen, dann würden die Wölfe über den Hirsch herfallen. Sie konnten zwar nicht alles Fleisch fressen, aber das Fell wäre ruiniert. Er hatte die Möglichkeit, sie mit seinen Wurfspeeren zu töten, zumindest einen oder zwei von ihnen und die anderen zu verjagen. Aber aus irgendeinem Grund wollte er das nicht. Er kam nicht einmal auf den Gedanken.
Also schlug er den Hirsch aus der Decke und schnitt so viel von dem besten Fleisch heraus, wie er tragen konnte. Danach trennte das Geweih ab. Daraus ließen sich viele nützliche Geräte, wie zum Beispiel Schaufeln, herstellen. Von der frischen rohen Leber aß er genüsslich an Ort und Stelle so viel, wie in seinen Magen hinein passte.
Die beiden erwachsenen Wölfe hatten sich tiefer in die Deckung von Büschen und niedrigem Unterholz zurückgezogen, beobachteten ihn von dort aus und knurrten leise. Der Jungwolf aber war, angezogen vom Blutgeruch, fast auf dem Bauch kriechend näher gekommen, hockte jetzt keine zehn Schritte von Kaar entfernt unter einem Busch und sah ihn unverwandt an.
Kaar tropfte das Blut der Leber vom Kinn. Er stieß übermütig einen scharfen Pfiff aus. Der Jungwolf zog eine erstaunte Schnauze und spitzte überrascht die Ohren. Kaar warf ihm den Rest der Leber zu. Leber schmeckte nur gut, wenn sie ganz frisch und noch warm war und er hatte so viel davon gegessen, wie er konnte. Den Rest warf er deshalb dem Jungwolf zu.
Der Jungwolf hatte das Herannahen des Menschen sorgfältig beobachtet und ließ ihn auch jetzt nicht aus den Augen. Dabei sah er auch immer wieder zu den beiden Altwölfen hinüber, um zu sehen, wie die sich verhalten würden. Die beiden knurrten zwar leise, zogen die Lefzen etwas zurück und zeigten die Zähne, aber nur ein wenig. Das war mehr ein vorsichtiges Verhalten der Unsicherheit, als eine ernst gemeinte Drohung. Sie hielten sich offenbar zurück und warteten ab, also tat der Jungwolf es ihnen gleich. Dabei beobachtete er aber dieses fremde Wesen aufmerksam. Er fand dessen Verhalten merkwürdig und kroch neugierig etwas näher heran.
Als er den Pfiff hörte, hob er überrascht den Kopf, und als die Leber angeflogen kam, sprang er im ersten Schrecken einige Sätze zurück. Dann näherte er sich langsam und vorsichtig wieder, mit eingekniffenem Schwanz und schnüffelte.
Frische Hirschleber.
Er wusste noch ganz genau, wie gut die schmeckte, weil ihm die Altwölfe, als er noch ein ganz kleiner Welpe gewesen war, oft welche mitgebracht und vor ihm ausgewürgt hatten. Aber seitdem er fast ausgewachsen war, nahm er die unterste Stellung in ihrem kleinen Rudel ein. Wann immer ein Stück Wild erbeutet worden war, durfte er deshalb nur als Letzter davon fressen. Erst fraß der Altwolf, dann die Wölfin und erst nach ihr durfte er seinen Hunger stillen. Deshalb waren die besten und schmackhaftesten Teile der Innereien immer weg gewesen, wenn er fressen durfte. Er erinnerte sich aber noch gut an den Geschmack von frischer Leber. Vom köstlichen Duft magisch angezogen kroch er wieder näher heran, schnappte sich das Stück Leber und verschlang es mit gierigen Bissen.
Kaar beobachtete schmunzelnd das Verhalten des jungen Wolfes, und als der vorsprang und die Leber verschlang, pfiff er wieder schrill. Dann knotete er die Enden des Fells mit dem Berg Fleisch darauf zusammen, packte seine Speere und hob sich mühsam das Bündel auf den Rücken. Im ersten Moment glaubte er, unter der Last zusammenzubrechen, aber dann schaffte er es doch und machte sich langsam auf den Weg zu ihrer Höhle. Nach zwanzig Schritten drehte er sich noch einmal um und sah, dass die Wölfe sich inzwischen auf den Hirsch gestürzt hatten und über die Reste herfielen.
Von da an beobachtete er die Wölfe, wie schon in ihrer alten Heimat, so oft er konnte. Er fand heraus, dass sie manchmal eine kleine Höhle, nicht allzu weit entfernt von der Ihrigen, aufsuchten, und erzählte den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe davon.
„Wir sollten sie jagen und töten. Wolfspelze halten im Winter schön warm“, meinte Ian, „obendrein fressen sie uns das Wild weg.“
„In diesem Tal und seiner Umgebung gibt es genug Wild für uns alle“, entgegnete ihm Kaar. „Außerdem ist es nur ein sehr kleines Wolfsrudel und sie können uns gar nicht so viel Wild wegfressen. Lasst sie in Ruhe.“
Mona sah sie alle etwas nachdenklich an. „Mein Vater hat mir erzählt, dass er auf einer seiner Reisen einen Mann getroffen hat, der weit nach Süden und Osten gereist war. Der hat ihm erzählt, dass einige Menschen dort einmal zufällig zusammen mit den Wölfen gejagt hätten.“
Kaar kannte diese Geschichte bereits. Es war die Gleiche, die ihr Besucher ihnen vor langer Zeit einmal erzählt hatte, und die damals sein Interesse für die Wölfe geweckt hatte. „Wir sollten die Wölfe in Ruhe lassen“, schloss er deshalb diese Diskussion ab. „Sie stören uns doch nicht weiter.“
Die Frauen schnitten das Fleisch der Hirsche in schmale flache Streifen, die sie in die kleine Nordhöhle brachten. Dort wurde es auf Schnüren aus Sehnen aufgezogen und auf Darren gehängt, unter denen qualmende Feuer entzündet wurden, um es zu räuchern, zu trocknen und damit haltbar zu machen.
Einige Tage später entdeckten Kaar, Ian, En und Raf von einem Berghang aus die drei Wölfe. Die befanden sich auf einer nicht weit von ihnen entfernt und unter ihnen liegenden Wiese und schlichen sich gerade an einen Sprung Rehe heran.
Die Wiese war auf der einen Seite von einer Felswand begrenzt, auf der anderen Seite rauschte ein Bach schnell und wirbelnd zu Tal.
„Wenn die Wölfe gleich diese Rehe angreifen“, Kaar deutete auf die Wiese, „dann werden diese den Bach aufwärts in unsere Richtung fliehen. Lasst uns ihnen den Weg abschneiden.“
Sie stiegen den Berghang hinab und beeilten sich. Gerade rechtzeitig kamen sie unten an. Die Wölfe griffen eine Ricke an und der Rest des Rehsprungs floh, genau wie Kaar es vorausgesagt hatte, in ihre Richtung. Dieses Mal nahmen sie die Pfeile und erlegten sechs Rehe. Ein Siebentes, ein junger Rehbock, war von einem Pfeil in den Hals getroffen worden, blutete stark und rannte wieder zurück. Genau auf die Wölfe zu.
Ihr Angriff auf die Ricke war fehlgeschlagen. Die Ricke hatte mehrere Haken geschlagen und war entkommen. Jetzt hockten sie mit hängenden Zungen am Ufer des Flusses und sahen neidisch zu den Menschen mit ihrer reichen Jagdbeute hinüber.
Auf einmal richteten sie sich wieder wachsam auf, als sie erstaunt bemerkten, dass der junge Rehbock von den Menschen fort und wieder genau auf sie zulief.
Kaar machte einige schnelle Schritte nach vorn, spannte seinen Bogen und zielte dieses Mal sorgfältig. Der Pfeil bohrte sich dem Rehbock ins Genick und tötete ihn. Langsam ging er hin, während die Wölfe wieder knurrend zurückwichen, und zog dem Bock das Fell ab. Er schnitt noch die beiden Keulen heraus, wickelte sie in die Decke, pfiff schrill und ging wieder zurück.
Der Jungwolf verstand zunächst die Welt nicht. Der Mensch hatte den Rehbock erlegt, genau wie bei dem großen Hirsch nur einen Teil der Beute genommen und den Rest für sie liegen gelassen. Er sah unsicher zu den beiden Altwölfen hinüber und als die sich dieses Mal ohne zu zögern auf das Reh stürzten, sobald der Mensch es verlassen hatte, folgte er ihnen. Er hätte gern wieder etwas von der Leber des Rehbocks abbekommen, aber die hatte sich schon der Altwolf geholt.
Bevor Kaar sich ganz abwandte, knurrte er den Wölfen über die Schulter, mühsam ein Lachen unterdrückend, zu: „Ihr könntet wenigstens „Danke“ sagen!“
Die anderen jungen Männer empfingen ihn mit fragenden und vorwurfsvollen Gesichtern. „Ich hoffe doch, du machst es dir nicht zur Gewohnheit, die Wölfe mit unserer Jagdbeute zu füttern“, begann Ian ihm Vorhaltungen zu machen.
„Solange wir Wild im Überfluss erbeuten, ist das kein Problem. Ihr müsst doch zugeben, dass die Wölfe diese Rehe zuerst gejagt haben. Wenn sie diesen Rehsprung nicht angegriffen hätten, dann wären die Rehe nicht in unsere Richtung geflohen. Es ist nur gerecht, wenn wir ihnen dafür etwas von der Beute abgeben.“
Bevor Ian widersprechen konnte, nickte En zustimmend. „Du hast recht, ohne den Angriff der Wölfe auf diese Rehe hätten wir keines von ihnen erlegen können.“ Auch Raf nickte zustimmend und damit war das Thema fürs Erste erledigt.
In den folgenden Tagen war Kaar sehr nachdenklich. Es war zwar nur ein Zufall gewesen, dass die Wölfe genau in dem Augenblick die Rehe angriffen hatten, als auch er und seine Freunde bereit gewesen waren, diese zu jagen. Der Angriff der Wölfe und die panische Flucht der Rehe hatten ihnen jedoch zu einem überraschend großen Jagderfolg verholfen. Er dachte an die Geschichte, in der erzählt worden war, dass die Menschen im Süden auch einmal einen solchen Jagderfolg mit Hilfe von Wölfen gehabt hatten, und an seine damaligen Überlegungen. Wenn es ihnen gelingen würde, eine solche Situation wie vor einigen Tagen in Zusammenarbeit mit den Wölfen bewusst herbeizuführen, dann würde das die Jagd für beide Seiten bedeutend erleichtern.
Er beschloss deshalb, einen Versuch zu machen.
Am nächsten Tag begab er sich allein auf die Jagd und ging zuerst an der Wolfshöhle vorbei. Als er sich vorsichtig näherte, sah er, dass die drei Wölfe vor der Höhle in der Sonne lagen und offensichtlich faulenzten.
Bei seinem Näher kommen erhoben sich die beiden Altwölfe und begannen leise zu knurren.
Kaar pfiff und machte sich auf den Weg ins Tal zu einer Waldlichtung, wo er schon mehrmals Rehe hatte äsen sehen. Der Jungwolf erhob sich ebenfalls, zögerte dann und sah die beiden Altwölfe fragend an. Als die keine Anstalten machten, Kaar zu folgen, sondern sich wieder hinlegten, folgte er Kaar in einen gebührenden Abstand.
Bei dem Pfiff war dem Jungwolf wieder die Leber eingefallen und dass dieses merkwürdige Wesen ihnen bisher immer den größten Teil seiner Jagdbeute überlassen hatte. Also war er sofort freudig aufgesprungen, aber allein traute er sich zunächst nicht, dem Menschen zu folgen. Erst als die beiden Altwölfe sich beruhigt wieder hinlegten, nahm er all seinen Mut zusammen und folgte ihm neugierig aber vorsichtig.
Kaar schlich sich an die Waldlichtung heran und tatsächlich, am Waldrand grasten einige Rehe. Ganz langsam, um ja kein verdächtiges Geräusch zu machen, näherte er sich der Lichtung. Da er sich gegen den Wind näherte, konnten die Rehe ihn nicht wittern. Er überlegte gerade, wie er dem Wolf signalisieren sollte, dass der jetzt die Rehe angreifen und auf ihn zu treiben sollte. Als er sich aber umdrehte, um nach dem Jungwolf zu sehen, war dieser hinter ihm verschwunden.
Der Jungwolf hatte die Rehe auch ausgemacht und war sofort, wie es ihm der Alpharüde beigebracht hatte, im Unterholz verschwunden. Jetzt umrundete er die Rehe. Er wusste inzwischen, dass die Rehe fliehen würden, sobald sie seinen Geruch wahrnehmen würden. Was dann allerdings passieren sollte, das wusste er nicht.
Kaar sah, dass die Rehe plötzlich aufhörten zu äsen, und aufmerksam die Köpfe hoben. Hinter den Rehen am Waldrand sah er plötzlich den jungen Wolf und die Rehe stoben davon. Ein Bock kam genau auf ihn zu und es bereitete ihm keine große Mühe, ihn mit einem Wurfspeer zu erlegen. Noch während er den Bock ausnahm, kam der Jungwolf aus dem Dickicht, legte sich in einer respektvollen Entfernung nieder und wartete offenbar auf irgend etwas.
Kaar aß, wie schon bei dem Hirsch, einen Teil der Rehleber und wollte den Rest dem jungen Wolf mit der Hand reichen. Aber der wich zurück. Erst als Kaar ihm den Rest der Leber zuwarf, nahm er diese und fraß sie auf. Kaar ließ einen Teil des Rehbocks für ihn zurück und machte sich wieder auf den Weg zu ihrer Höhle.
In den folgenden Tagen wiederholte er diesen Versuch mehrmals. Die Altwölfe konnte er nicht dazu bewegen, ihn auf die Jagd zu begleiten, aber der Jungwolf erhob sich, wie schon beim ersten Mal, erwartungsvoll und folgte ihm. Bei der dritten gemeinsam erlegten Beute nahm er seinen Anteil an der Leber auch bereits aus Kaars Hand entgegen, als der ihm diese nicht mehr zuwerfen wollte.
Kaar überlegte, ob er den anderen in der Höhle von der neuen Jagdmethode mit dem jungen Wolf erzählen sollte, entschied sich aber dagegen. Für das Thema war jetzt keine Zeit, denn es gab im Augenblick dringende Aufgaben zu erledigen:
Zunächst mussten sie ihre Höhle besser einrichten, dann weitere Vorräte für den Winter anlegen und die Umgebung genauer erkunden. Er wollte auch dem größeren Fluss, in den der Bach ihres Tals im Osten mündete, nach Norden folgen, um sich dort die Gegend anzusehen und weitere Möglichkeiten der Jagd auszuspähen.
Ager hatte ihnen erzählt, dass dieses Gewässer nördlich von ihrem Tal entsprang und hinter dessen Quelle ein weiterer Fluss begann, der sie nach Norden zu der Ebene führte, auf der Ager und seine Leute im Sommer immer jagen gingen. Für eine ausgedehnte Jagd mit der gesamten Gruppe dort oben im Norden war es in diesem Jahr bereits zu spät. Doch er wollte sich diese Ebene wenigstens einmal ansehen, um für das kommende Jahr besser planen zu können.
Bevor sie sich diesen Aufgaben widmeten, saßen alle auf der Terrasse um ein Feuer zusammen und besprachen ihre Lage. Gewohnheitsmäßig stänkerte Ian ein wenig und kritisierte an Kaar herum, doch der kannte das bereits, ließ sich nicht beirren und fasste ihre Situation optimistisch zusammen:
„Dank Agers Rat haben wir großes Glück gehabt, so schnell eine gute Höhle zum Wohnen zu finden. Deshalb haben wir jetzt noch genügend Zeit, um uns auf den Winter vorzubereiten und Vorräte anzulegen. Lasst uns also damit anfangen!“
En warf leise die Frage in die Runde:
„Wann wollen wir denn die Abenteuer erleben, auf die wir uns bei unserem Aufbruch so gefreut haben: Mammute jagen und bis zur großen Eismauer wandern?“
Kaar sah ihn nachdenklich an, dann antwortete er: „Die Mammute kommen hoffentlich auch in dieses Tal und die Wanderung zur großen Eismauer? Vielleicht unternehmen wir sie eines Tages, wenn wir uns hier eingelebt haben.“