Читать книгу Die Mode Mafia - Karl-Wilhelm Vordemfelde - Страница 7
ОглавлениеDas Wirtschaftswunder
Nicht nur Wilvorst entwickelte sich in diesen ersten Nachkriegsjahren gut. Die ganze deutsche Wirtschaft in den drei Westzonen hatte eine rasante Entwicklung nach oben. In allen Wirtschaftsbereichen herrschte ein enormer Nachholbedarf. Aber auch in der Bekleidungsbranche war Aufbruchstimmung. Im Krieg und auch schon in der Vorkriegszeit mussten viele Menschen mit knappen Mitteln auskommen und hatten nicht so viel Geld für Bekleidung. Nach den 20er-Jahren, in denen schon eine gute modische Entwicklung vorhanden gewesen, war jetzt wieder eine Sehnsucht vorhanden nach schöner Bekleidung.
Die Innenstädte waren wiederbelebt. Man konnte mit der neuen Deutschen Mark gute Ware kaufen, und die Einzelhändler eröffneten an allen Straßen und Ecken in den Städten ihre Geschäfte. Und die Ware wurde von deutschen Herstellern produziert und in die Geschäfte geliefert. Das galt sowohl für die Damenmode wie auch für den Bereich der Herrenmode. Nicht nur in Northeim bei Wilvorst, sondern überall in der neuen deutschen Republik wurden Betriebe für Bekleidungsherstellung gegründet, und schon nach wenigen Jahren gab es allein in der Herrenmodebranche Hunderte Betriebe mit Hunderttausenden Beschäftigten.
Der größte Betrieb entstand in Goslar. Dort hatten sich die Mitarbeiter und Verantwortlichen aus dem Betrieb Odermark in Stettin im Westen wiedergefunden, und man baute innerhalb von wenigen Jahren einen großen neuen Betrieb unter dem Namen Odermark im Westen wieder auf. Odermark hieß bis 1938 Feldberg und war ursprünglich ein jüdischer Betrieb, der in diesem Jahr brutal enteignet wurde. Die ehemaligen jüdischen Besitzer wurden später entschädigt, hatten aber mit der Geschäftsentwicklung nichts mehr zu tun. Der Betrieb wurde unabhängig davon von einer erfahrenen Geschäftsführung zu außergewöhnlicher Größe entwickelt. Schon 1955 hatte Odermark 2615 Beschäftigte und fünf Jahre später, 1960, waren es 3492. Täglich wurden Tausende von Anzügen, Sakkos und Mänteln gefertigt und nach ganz Deutschland geliefert, auch in das europäische Ausland.
Aber auch an anderen Standorten entstanden große Betriebe mit Tausenden von Beschäftigten, so in Herford die Firma Ahlers mit bis zu 7000 Mitarbeitern, dann die Bayerischen Bekleidungswerke in München mit 2000 Beschäftigten. Die Firma Eduard Dressler entwickelte sich in Großostheim zu einem großen Betrieb mit circa 1000 Beschäftigten. Die Kleiderfabrik Leineweber in Herford hatte 1300 Beschäftigte, und der Bruder von Wilhelm Vordemfelde August hatte einen stolzen Betrieb in Aschaffenburg mit 800 Beschäftigten.