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Charity Events – auch für den Caterer ein Ereignis

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Das candlelight dinner ist Ihnen zu langweilig? Zu romantic? (Romanus, «römisch», ist tatsächlich der Ursprung: Ändern Sie Ihr Römer-Bild!) Dann wählen Sie doch das crime dinner! Da geht es um crimina, «Verbrechen» (Singular: crimen), und action (actio, «Handlung») ist garantiert. Offensichtlich eine Wachstumsbranche, diese event-Gastronomie! Denn sie setzt auf das Besondere, den eventus, das «Ereignis». Auf dem Markt hat sich eine ganze Reihe von einschlägigen Unternehmen etabliert, u.a. eines mit dem schönen Denglisch-Namen dine-crime. Schade nur, dass es bei den Betreibern mit dem richtigen Englisch nicht zum Besten steht: Sie werben auf ihrer homepage (pagina, «Seite») damit, dass «wir Dinner Krimi's produzieren». Den so gesetzten Apostroph werten wir als crime gegenüber der englischen und der deutschen Sprache.

Eine experience (experiri, «erfahren») wird Ihnen allerdings bei der event-Gastronomie kaum erspart bleiben: Sie werden dort ordentlich abgecasht. Was zumindest die Latin lovers unter Ihnen trösten sollte: cash, das «Münzgeld», ist aus capsa hervorgegangen. So nannten die Römer einen ursprünglich zylinderförmigen Behälter, in dem Buchrollen aufbewahrt wurden. Wie sehr sich die capsa später zu einem Behälter ganz allgemeiner Art weiterentwickelte, darunter eben auch zum Geldbeutel, zeigt neben cash auch das deutsche Lehnwort «Kapsel».

Sollten Sie sich zur society (societas, «Gesellschaft») oder auch nur zur snobiety zählen, so müssen Sie sich ab und zu bei einem anderen event sehen lassen: Ihre presence (praesens, «gegenwärtig») bei dem einen oder anderen charity event ist unabdingbar. Denn damit demonstrieren Sie in der Wohltätigkeits-scene (scaena, «Bühne»), dass Sie eine christliche Kardinaltugend praktizieren – die der caritas, «Nächstenliebe» (carus, «lieb»). In der Regel werden solche charity events von einem einschlägig vorbelasteten local hero – manchmal auch einer heroine – organisiert, worüber sich auch der mit ihm bekannte caterer freut, der den Häppchen-supply sicherstellt. supplere heißt «auffüllen» und ist ein schönes altes lateinisches Wort. Deutlich jünger ist das erschließbare, aber nicht belegte accaptare, das dem caterer zu seiner Berufsbezeichnung verholfen hat. ad und captare sind die Bestandteile, «zu-greifen» und damit «kaufen» stand am Anfang. Dass der moderne caterer eher beim Verkaufen kräftig «zulangt», wollen wir ihm nicht verübeln. Er gilt ja als Garant für ein kulinarisches pleasure, das beim charity event eine – sagen wir freundlich: nicht unwesentliche – Rolle spielt. Das lehrt auch ein Blick auf die Etymologie: placitum ist das, was «gefallen hat» und «zusagt» – und damit wohl auch die charity in Form von money spending ordentlich beflügelt (moneta, «Münze»; expendere, «ausgeben»).

Der local hero ist der am locus, «Ort», ansässige Politiker, Industrielle oder Adlige, die heroine in der Regel – wir sagen es wegen der fehlenden political correctness ungern (politicus, gLw, «den Staat betreffend»; correctus, «richtig») – seine Frau. Die heroischen Römer haben sich den heros, «Helden», erstaun licherweise von den Griechen geborgt. Die heroine haben sie vermutlich gar nicht gekannt, nehmen jetzt viele in Erwartung «typisch» römischer Frontstellung gegen political correctness an. Error (error, «Irrtum»). Sie kannten sowohl die heroine als auch die herois. Und was bei Ihnen vielleicht noch größeren surprise auslöst (super+prehendere, «über-greifen»): Ovid hat sogar ein Werk mit dem Titel «Heroides» hinterlassen. Es enthält fiktive Briefe von Heroinen des Mythos an ihre Männer.

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